Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. Februar 1967 Römer wurde das Leukental, das ur- sprünglich von Jochberg bis Kössen reichte, zur Provinz Norikum des Rö- mischen Reiches geschlagen. Im 6. Jahrhundert hat dann der ger- manische Volksstamm der Baiwaren oder der „alten Baiern" das gesamte Alpengebiet des Inn und der Salzach besetzt und besiedelt. Hier im Leuken- tal sind aber im Unterschied zum Inn- tal fast keine Ortsnamen illyrischer oder romanischer Wurzel festzustellen, sondern eben nur solche deutscher Sprache und daher ist anzunehmen, daß hei der Niederlassung der „alten Baiern" von der älteren Bevölkerung nur ein geringer Rest zurückgeblieben ist und die Baiern das Gebiet neu heurbart und besiedelt haben. Seither gehören also Jochberg und Aurach im Leukental der Sprache und der Volksart nach dem bairischen Stamme an. Demgemäß hat auch staatlich das Leukental seit dem 6. Jahrhundert zum Herzogtum Baiern und mit diesem seit dem 8. Jahrhundert dem fränkischen und dann dem deutschen Reich angehört. Das Herzogtum Baiern zerfiel damals in eine Reihe von Grafschaften und so erscheint um das Jahr 1100 die Graf- schaft Leukental (comitatia in Leuchen- tal) als Besitz der Grafen von Fa 1k e n- t ei n, die am Inn, südlich von Rosen- heim, ihren Stammsitz hatten. Als Gren- zen der Grafschaft Leukental werden in einer Urkunde von Kaiser Heinrich IV. vom Jahre 1073, in welcher dem bairi- schen Kloster Rott am Irin dessen Be- sitz (das Pillerseetal betreffend) bestä- tigt wird, der Streichen, d. i. die Enge an der großen Ache nördlich Kös- sen (auch Entenloch genannt) bis zum Jochberg angegeben. Ebenso in der Urkunde über die Errichtung des Bis- tums Chiemsee vom Jahre 1216. In die- ser aber mit dem Beisatz „bis zur Höhe des Berges Jochberg" (usque in summi- tatem montis Jochperch). Anfänge der Siedlung. Das sind die ersten Erwähnungen des Namens .Jochberg und zur selben Zeit werden auch urkundlich einzelne Sied- lungen genannt und zwar vorwiegend Schaighöfe (in den lateinischen Urkun- den „vaccariae", d. h. wörtl. Kuhhöfe). also Höfe, auf welchen hauptsächlich Rinderzucht und Milchwirtschaft ge- trieben wurde und die daher an ihre Grundherren Käse, und zwar jeder Hof jährlich 300 kleine Käselaibe, zu zinsen hatten. Solche Höfe besaßen in Jochberg laut ihres Urbars aus der Zeit um 1.150 die schon genannten Grafen von Falkenstein. Ein Ritter Konrad von S t e f e n k i r eh e n in Baiern schenkte um 1180 dem Stifte Herrenchiemsee ei- nen solchen Schwaighof „in Monte Jochberg in loco Tahse", das ist Taxen. Ein anderer Adeliger schenkte das Gut Wildalpe bei Aurach im Jahre 1180 demselben Kloster (mon. Boica Bd. VII, 5 442 und Bd. II. S 345 und 346). Ein Ritter Wernher von Le n gen - v e 1 t, wohl auch in Bayern, stiftete im Jahre 1238 der von ihm erbauten Kirche zu Freimos das Gut R e u t am Berge Jochberg. Die ältesten urkundlichen Erwähnun- gen zeigen also als Grundherren in Jochberg bayrische Grafen und Adelige, von welchen dann manche Güter an Klöster übergegangen sind. Nach dem Aussterben der Grafen von Falkenstein um 1240 übernahmen deren Grafschaft und Urbarbesitz im Leukental die Herzöge von Bayern, nunmehr aus dem Haus Witteisbach, in ihre unmittelbare Verwaltung und setz- ten hiezu eigene Pfleger und Landrich- ter ein, die bis 1290 noch nach einem Orte, wohl einer Burg namens „Leu- chenstein", seither aber nach Kitzbü- hel itzbü- he1 benannt werden. In dem Güter- verzeichnis (Urbare) des Herzogtums Oberbayern vorn Jahre 1280 (gedruckt monum. Boica Bd. 36-1 S. 244 f) wird auch deren Güterbestand im Leukental näher verzeichnet. Darunter sind wie- der hauptsächlich Schwaighöfe mit je 300 Käsen Zins und einem Saum We i n genannt. Dieser Wein ist wohl nicht in Jochberg selbst gewachsen, sondern mußte von den bäuerlichen Besitzern der Schwaighöfe gegen Vieh oder Milch- erzeugnisse eingehandelt werden. Als Ortsnamen für diese Schwaighöfe ,kommen vor: Jochperch,Pernpu- chel, Gevälle (Gföll), Dahsach(Ta- xen), Walde und Niedernwalde. Diese liegen alle im Bereich der Ge- meinde Jochberg. Aurach: Sm alneche (Schmalneck). Hangenmoos, Purgau, Narzen. Kitzbühel: Griessenau, Hental, Luegegg, Keglau, Welfshofen. Maurach. Hegel, Schapperch. Mit dem Landgericht Kitzbühel ka- men auch Jochberg und Aurach im Jahre 1504 vorn Herzogtum Bayern an die Grafschaft und das Land Tirol und damit an Oesterreich. Seit 1849 bzw. seit 1869 führen die dem alten Landgericht entsprechenden Aemter Bezirkshaupt- mannschaft und Bezirksgericht, von 1038 bis 1945 Landrat bzw. Kreis und Amts- gericht und seither wieder Bezirks- hauptmannschaft bzw. Bezirksgericht. Die am Beginn aufgezählte Eintei- lung der Gemeinden Aurach und Joch- berg in die fünf Werchate entsprach dem Steuerkataster von 1775. Diese bei- den Gemeinden wurden jedoch trotz- dem stets als eigene Kreuztrachten und Dörfer, also als selbständige kirchliche bzw. wirtschaftliche Gemeinde, bezeich- net. Bei der Einteilung der politischen Gemeinden, wie sie seit der Wiederver- einigung Tirols mit Oesterreich 1815 ge- troffen wurde, erhielten auch die Ge- meinden Jochberg, Aurach. Kitz- bühel-Land itz- bühe1-Land die Anerkennung als eigene Gemeinden. Damit verlor die Einteilung in Werchate ihre Bedeutung, insbesondere auch als 1856 sich die Ka- tastermappe an die Gemeindegrenzen von 1815 (als Tirol durch Bayern wieder an Oesterreich zurückgegeben wer- den mußte) hielt. Zur Wirtschaftsgeschichte im alten Jochberg Durch das Jochberg-Tal und über den Paß Thurn führte seit alters her ein Verkehrsweg, nicht nur als näch-' ste Verbindung zwischen dem Leuken- tal und dem Pinzgau, sondern auch als Fortsetzung über den Matreier und den Kaiser Tauern ins Drautal und damit im ganzen von Tirol bzw. Deutschland nach Italien. Daß in Kitzbühel 1271 eine Stadt entstanden ist, war eine Folge dieses nordsüdlichen Verkehrs- zuges, der sich auch vor und nach dem Paß überdies noch mit je einem west- östlichen kreuzt. Im heurigen Jahr fin- det diese alte Nord-Süd-Verbindung ih- re natürliche Festigung mit der Eröff- nung der neuen Felbertauernstraße, die auch Jochberg zu einem neuen wirt- schaftlichen Aufschwung führen wird. In Kitzbühel war um 1400 eine Zoll- stätte der Herzoge von Bayern, die auch hauptsächlich den Verkehr über den Paß Thurn und über den Felber Tauerri im Auge hatte. Die Stadt Kitzbühel besaß in Jochberg zu St. Oswald das Recht auf eine Ta f e r n e. Dieses Recht wurde der Stadt 1482 durch den Herzog Georg von Ober- und Niederbayern verliehen. (Urkunde im Heimatmuseum Kitzbühel - ebenfalls eine Wirtsord- nung aus dem Jahre 1632.) Seit 1873 sind die Hoch Iii z er Besitzer dieser Taferne, das damit den Namen „Gast- hof Schwarzer Adler" erhielt; vorher waren die 0 p p a c h e r Bestandwirte. Die Paß-Thurn-Straße wurde in den Jahren 1836 bis 1848 vom Kaiserhaus Oesterreich neu gebaut und als Reichs- straße erklärt. Sie zählte zu den mo- dernsten Straßen der Monarchie. Hinsichtlich der Landwirtschaft ist für das Gebiet von Aurach und Joch- berg die Rindviehzucht und die Käse- rei seit alters her an erster Stelle, wie dies die zahlreichen Schwaighöfe, die seit dem 12. Jahrhundert als Anfänge der Siedlung urkundlich erwähnt sind, zeigen. Der Jochberger „Z je g e r" wur- de sogar im Tiroler Landreim von 1550 als besonders gute Gabe gerühmt und in den Akten der nachfolgenden Jahr- hunderte wird „das ganz gut und fett Käsen" im Landgericht Kitzbühel und besonders in Jochberg hervorgehoben. Die Regierung wollte das Käsen zeit- weise einschränken, um die Erzeugung von Butterschmalz nicht zu verringern (s. Stolz, Schwaighöfe S 74-79). Bekannt war auch der „Jochberger Roggen" und noch vor wenigen Jahren konnte von den Mönchen des Klosters
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