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Seite 2 ihm auch für die bisher geleistete Unterstützung, vor allem bei der Be- hebung der Hochwasserschäden im Spertental und in Aschau vom Jahre 1965. Sein Dank galt auch Obmann Jordan und sein Antrag auf Wieder- wahl wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Zu seinem Stellvertreter wurde der Ortsbauern- obmann Josef Aufschnaiter ge- wählt. Landeshauptmann Wailnöfer wies in seinem Referat darauf hin, daß er nicht oft genug sagen und beweisen wolle, daß er nicht allein für das Ober- land oder das Unterland da sei, für das Gebiet im Außerfern oder für Osttirol, sondern für das ganze Land Tirol. (Beifall!) In seinem politischen Refe- rat erinnerte er an die harte Arbeit der Regierungsbildung vom Frühjahr 1966, an der er selbst mit Erfolg für Tirol mitwirken konnte. Die Regierung konnte bisher Erfolge zeitigen, so durch das Industriegesetz für die ver- staatlichten Betriebe, in der Wohnungs- frage, in der Steuervereinfachung und bei der Schaffung der Wachstums- gesetze. Die Regierung mußte aber auch unpopuläre Maßnahmen ergrei- fen, die aber notwendig waren, und das sind die Erhöhung bei den Bahn- tarifen, die Korrektur der Postgebüh- ren und die Korrektur von Stützungs- aktionen, die eine Erhöhung des Milchpreises für den Konsumenten mit sich brachte, ohne dem Bauern selbst auch nur einen Groschen einzubringen. Die Erhöhung der Bahntarife galt dem täglichen Defizit von 20 Millionen. In atemloser Spannung folgten die Kirchberger Versammlungsteilnehmer dem Landeshauptmann bei seinem Re- ferat über Südtirol. In dieser Angele- genheit wurde nicht umsonst verhan- delt. Erreicht wurde das Arbeitsvor- trittsrecht, durch das die italienische Unterwanderung kontrolliert werden kann, das Wohnungsrecht und das In- dustriegesetz. In allen Verhandlungen wurde stets auf das Unrecht der Grenze hingewiesen. Die Tür zu wei- teren Verhandlungen bleibt nach vorne offen! Die Erschwernisse des Hochwassers werden das Budget des Landes Tirol noch viele Jahre treffen. 300 Millionen wurden 1966 für die Gutmachung der Schäden des Hochwassers von 1965 auf- gebracht, von denen 1966 wieder 200 Millionen hinweggeschwemmt wurden. Die geplanten Maßnahmen zur Gene- ralregulierung werden eine glatte Mil- liarde verschlingen. In Osttirol wird heuer täglich 'eine Million verbaut. Der sogenannte Bauskandal, wie er in der Auslandspresse ausgeschlachtet wurde, fügte dem Ansehen Tirols schweren Schaden zu. Demnach wäre er nicht ein Landeshauptmann gesit- teter Menschen, sondern ein Räuber- hauptmann. Bis heute aber konnte in dieser Angelegenheit noch gegen kei- itzbüheler Anzeiger nen einzigen Tiroler der Nachweis ei- ner Unredlichkeit erbracht werden. Das große Geschrei verebbte, zurück blieb aber eine gewisse Unsicherheit, die sich für den heurigen Straßenbau nachtei- lig auswirken muß. Erreicht muß wer- den, daß für den Straßenbau auch von ausländischen Firmen Anbote ein- geholt werden. Als Beispiel gilt die TAL, die für den Bau der Ölleitung über Osttiroler, Salzburger und Nord- tiroler Gebiet von einer ausländischen Firma einen Bauvertrag erhielt, der um 125 Millionen Schilling niedriger war als der österreichische Bestbieter. Verlangt wird auch die Errichtung ei- ner II. Instanz bei der Vergebung von Straßenbauten. Um der Gefahr der Umfahrung Ti- rols über die Schweiz begegnen zu können, sind unsere Forderungen im Straßenbau. berechtigt. Die Brenner- Autobahn, die mit einem Aufwand von 2 Milliarden Schilling errichtet wird, kann 1969 dem Verkehr übergeben werden. Vergeben wurden die Baulose für die Inntalautobahn von Innsbruck bis Wattens. Hier wird versucht, auch die Baulose bis Schwaz vergeben zu können. Tirol ist auch angestrengt da- hin tätig, daß die Mailänder über das Stilfser Joch bauen und nicht über ei- nen Schweizer Paß. Die Verkehrszustände auf der Bri- xentaler Bundesstraße sind skandalös. Davon konnte ich mich heute wieder selbst überzeugen. Für den Raum K lt z b ü hei ist heuer ein großes Stra- ßenbauprogramm vorgesehen. Fertig- gestellt wird das letzte Stück der Wie- ner Bundesstraße im Raum Söll und für die Paß-Thurn-Straße von St. Jo- hann bis zur Landesgrenze Salzburg wird eine Schwerdecke aufgebracht. Das Baulos Hopfgarten der Brixen- taler Bundesstraße ist ein „harter Brocken" und wird an die 200 Mil- lionen erfordern. Bautenminister K o t- z in a und Handelsminister Bock sind gemeinsam der Auffassung, daß ein Zehnjahresprogramm zum Ziele führen wird. Zur Kapitalbeschaffung für den Straßenbau sind jährlich Darlehen bis zu 1 Milliarde aufzunehmen und durch den Benzingroschen zu verzinsen. Wenn die Statistiker Recht bekom- men, dann zählt Tirol im Jahre 2000 anstatt jetzt 500.000 750.000 Einwohner. Darauf müssen Politik und Wirtschaft Rücksicht nehmen. Gewaltig sind die Anforderungen, die an alle Berufe und Wirtschaftszweige gestellt werden, ins- besondere aber in der Landwirtschaft. Was dort in Zukunft an Arbeitskräften übrigbleibt, das müssen hochqualifi- zierte Arbeiter sein. Der Fremdenverkehr ist unser gro- ßes Glück. Er darf aber nicht dazu verleiten, daß unsere wertvollen Grün- de verschleudert werden. Verkaufen wir gut und gerne unsere landschaft- liche Schönheit, unser gutes Wasser Samstag, 18. Februar 1967 und unsere gesunde Luft und nutzen diese Dinge. Sehr begrüßt habe ich den Zusammenschluß der Kirchberger und Jochberger Bergbahnen mit jenen von Kitzbühel. Der Fremdenverkehr darf aber nicht ausschließlich unser Bestre- ben sein. Die Jugend soll, bevor sie den Beruf als Hilfsskilehrer ergreift, zuerst ein Handwerk erlernen, denn dieses hat immer noch einen goldenen Boden. Wir müssen auch bestrebt sein, einer gesunden Industrie den Boden zu schaf- fen. Ich denke da an eine „chemische" in Osttirol sowie an Objekte im Be- zirk Reutte, wo immer noch Menschen gezwungen sind, bis zu 30 Kilometer weit zur Arbeit zu fahren. Im Schulwesen sind wir bestrebt, je- dem Bezirk eine Mittelschule zu geben. Der Bezirk Kitzbühel hat nun in St. Jo- hann ein schönes Bundesrealgymnasium erhalten. Auch Handelsschulen sind not- wendig und notwendig war die Errich- tung einer technischen Fakultät in der Landeshauptstadt: „Lassen wir den Ti- roler nicht vertrotteln!" © AUTO-PLETZER 1V TEL. 05358/28101 Trotz der gewaltigen Aufgaben des Landes in bezug auf die Hochwasser- schäden ist es gelungen, ab 1. Jänner 1967 für Schulneubauten in den Ge- meinden Zinsenzuschüsse bis zu f ü n f Prozent zu geben. Wäre das Hochwas- ser nicht gewesen, könnte das Land auch bare Zuschüsse erteilen. Hartnäckig wird in Wien um die Wohnungsgelder „Krieg geführt" und ich bin deshalb in Wien nicht am be- sten angeschrieben. Für das Wohnungs- wesen muß für Tirol ein Zuteilungs- schlüssel erreicht werden, der unserem Bedarf entspricht. Acht Tiroler Natio- nalräte sind in Wien eine Macht, die nicht mehr übergangen werden kann. Was unseren Patriotismus betrifft, so muß ich leider feststellen, daß die Schweizer, unsere Nachbarn, besser zu ihrem Staat halten. Kürzlich konnte ich mit einem Schweizer Gemeindemanda- tar sprechen, einem Italiener, und es ergab sich nach dem Gespräch sein Aus-- spruch: ..Die Schweiz ist der beste Staat der Welt." Eine solche Heimatliche möchte ich auch meinen Tirolern wün- schen. Abschließend streifte der Lan- deshauptmann zwei Probleme, die nur das Tiroler Unterland und Osttirol be- treffen. Er sagte: „Nicht glücklich bin ich, und das könnt Ihr Brixentaler mir glauben. über das geteilte Tirol. Hier regiert der Salzburger Erzbischof in allen kirchlichen Belangen und in Ost- tirol regiert in allen Belangen des Bun- desheeres die Gruppe III in Graz. Ich achte Tradition und tberlieferung, aber nochmals: glücklich bin ich darüber nicht."
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