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Seite 20 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. Februar 1967 Melk in Niederösterreich ein solcher Jochberger Roggen festgestellt werden. Die Jochberger Huinmeln Noch bei der Zuchtviehausstellung 1925 in Kitzbühel war Jochberg noch mit einem Stier, einer Kuh und einem Kalb dieser biologisch sehr interessan- ten Rinderrasse vertreten. Das horn- lose Jochberger Rind, nach welchem Namen diese Rasse im Viehkataster aufscheint, wird heute in Jochberg nicht mehr gezüchtet. Diese Rasse steht noch im Stall des Hallerwirts in Aurach und in naher Zukunft ist darüber eine wis- senschaftliche Betrachtung zu erwar- ten, da sich vor allem das Landwirt- schaftsministerium dafür interessiert. Dieser Publikation wird mit Recht In- teresse entgegengebracht. In einer topographischen Beschrei- bung und Statistik des Tiroler Anteils der Erzdiözese Salzburg aus dem Jahre 1834 heißt es u. a. im Kapitel Jochberg: „Der Haupternährungsgewinst ist si- cher die Viehzucht, welche hier wohl Statt finden kann. Das Rindvieh groß, meistens weiß semmelfärbig, auch oft ohne Hörner und hat viel Aehnlich- keit mit dem ungarischen Schlag. Betreff Schafe unklar und unbedeu- tend; zwey große Herden Ziegen, so viel sie auch die Waldungen Schaden thun, werden sogar auf der Ebene er- laubt, die übrigen müssen die Hoch- alpen besteigen. In bester Kraft und Fetten kommen sie zurück. Bey den Rindvieh findet auch die Schweinzucht wohl statt, alle Jahr werden Herden nach Bayern und Etschland getrieben. Nebst etwas schlechteren Zugpferden werden erzogen. Die Jochberger Käse sind lang und weit herum bekannt, sie gingen als Schweitzer ins Ausland. Sind letten- formig, wohl Y2gradig mit einer gelben Pergamenthaut und dauerhaft, reinlich fest und wohl schmackhaft, ganz rein von allen Safaranzusatz, weit besser als itzt von den Schweitzern gemacht werden." Weiter wird geschrieben: Der Ruf der Reinlichkeit des Jochberger Zieger erhebt diesen über dem fabriksmäßigen. Die Jochberger Käser kauften nicht nur die Milch von den Bauern, sondern kauften ganze Almen. ifl älteren Zei- ten kamen Komissionen nach Jochberg, um die Käsewirtschaft zu studieren. Ein Teil der Bewohner lebt auch vom Bergbau. Der Ackerbau ist gering. Es werden Gedreide, Flachs, ja sogar Heu eingeführt. Nur Käse, Schmalz und Häute sind Handelsware. Der Obstbau wurde schon damals kultiviert, aber auch die Kartoffeln waren schon be- kannt. sen, stark und fleischig und tragen ei- nen langen braunen Rock und gras- grüne hohe Hüte. Sie sind Jutten, Milch und Schmalzkost gewohnt. In ihren Sitten haben sie vieles von den alten Deutschen und vorherrschend ist der Zug der Gastfreundschaft, der Freigebig- keit und der natürlichen Freundlichkeit gegen alle Fremden. In Jochberg ist ein schöner patriotischer Zug zu fin- den. Kommt man in ein Haus, so hört man die Worte Vater oder Mutter, auch die Ehegatten selbst nennen sich so. Auch von den Kindern, den Knechten und Mägden, den Verwandten und des guten Beispiels wegen auch die Aus- wärtigen gebrauchen den Vater- bzw. Mutternamen z. B. „Der Wirtsvater, der Thennervater haben dieses und dieses gesagt". Die ältesten Angaben über die Jagd im Landgericht Kitzbühel bringt das Urbar von 1400. Dernach war das Ge- jaid auf Gemsen, Marder, Fuchs und Eichhorn dem Landesfürsten und des- sen Landrichter vorbehalten. Diese ver- pachteten auch die Jagd gegen einen Zins. Das Gejaid auf Bären und Wölfe vergab die Landschaft an einen be- stimmten Jäger. Der Richter erhielt von jedem Bären das Haupt und die rechte Hand. Das Federspiel war auch der „Herrschaft" vorbehalten und wur- de nach einzelnen .‚Genistern" der Wild- vögel unterschieden. Auf dem Jochberg gab es früher zwei Habichtgeniste auf dem Trattenbach und auf der Pat- nachen und je ein Sparbergenist im Sintersbach, auf der Patnachen, zu Wie- seneck und im Aubach. Die Jochberger und Auracher Sippen- namen aus der Getreidebeschreibung von 1615: Aperger, Aschp erger, Astkharer, Auer, Auperger, Brobst, Enntstrasser, Erber, Exenperger, Fux. Gasteiger, Geiger, Geisler, Gfölier, Grueber, Gschwendter, Hacher, Hackher, Haller, Hariander, Hauser, Hechenperger, Hertrich zu Linzegg, Hirtl, Hochkogier, Högler, Jäger, Jegeregger, Keusler, Kieninger, Knistler, Koidl, Kürcher, Lid, Milauer, Miterer, Neuthenner, Niederperger, Oberaigner, Oberhauser, Oberhofer, Obermoser, Obernaner, Obrist, Pach- 1er, Perger, Plaickhner, Plener, Pöll, Prandter, Pronner, Raizinger, Reepich- 1er, Reiter, Rues, Schwesswandter, Schnaitl, Schratl, Seereiter, Seibold, Stamer, Stampffer, Stannger, Taller, Taxer, Taxisteter, Thenner, Trategger, Treitel, Tuminger, Velderer, Veter zu Oberwald, Vierstadler, Vilzer, Wach- steter, Wanndter, Weger, Weissacher, Wibenauer, Wibmer, Winkhler, Ympper und Zeindl. es 1591. Die weiteren Volkszählungen: (Nur mehr Jochberg ohne Aurach und Henntal von Kitzbühel-Land.) Einwohner Häuser 1840 914 131 1890 939 157 1910 925 287 1934 1130 1967 1351 336 Der Rückgang der Einwohnerzahl von 1890 bis 1910 dürfte auf die erste Auflassung der Bergwerksbetriebe im Jahre 1909 zurückzuführen sein. In der Zählung der Häuser ergibt sich gegen- über früheren Jahren ein Unterschied. Seinerzeit wurden auch alle Almhütten und sonstige teilweise oder überhaupt nicht bewohnte Objekte mit einer Hausnummer bedacht. Die Häuserzahl von 1967 stellt die tatsächliche Anzahl der bewohnten Häuser dar. Von den heute in Jochberg befindlichen 336 Häusern wurden allein in den letzten zwanzig Jahren 135 neu errichtet. Der Skisport in Jochberg Schon in Sehrig's Skiführer werden eine Reihe von Skiabfahrten im Ge- meindegebiet Jochberg beschrieben. Zu den ersten Skifahrern zählt der 1956 im Alter von 75 Jahren verstorbene Jochbergerwirt Josef Ho c h f ii ze r. Er erbaute sich auf eigenem Grund und Boden den ersten Skilift Tirols. Bei einer Skifahrt verlor er ein Auge. Rechts der Jochberger Ache wurden schon vor dem ersten Weltkrieg die Abfahrten vom Tor, dem Tristkogel, dem Schusterkogel und vor allem vom Kuhkaser gefahren. Eine sehr schöne und lohnende Abfahrt vom Großen Schütz (2069 m) und vom Geißstein, mit 2366 m der höchste Berg der öst- lichen Kitzbüheler Alpen. Links der Jochberger Ache: Stein- bergkogel, Giggling über den Bären- bühel in den Saukasergraben, Pengel- stein-Süd, aus der Senke zwischen dem Schwarzen Kogel und dem Kleinen Rettenstein über die Sparchen- und Neuhütte:nalm, von der Talsenhöhe und von der Wurz-. und Wagstättaim. Von der Resterhöhe, dem Tanztörl, dem Latschingkogel und dem nördlich der Trattenbachalm befindlichen Mugel (2005 m), heute „Zweitausender" ge- nannt. Am 6. Dezember 1959 wurde der Wagstättlift in Betrieb genommen und einige Jahre später der Hausleiten- Schlepplift. Der Sessellift „Wagstätt" hat eine Stundenleistung von 400 und der Hausleitenlift eine solche von 720 Personen. Beide Lifte sind im Besitz der Kitzbüheler Alpenseilbahngesell- schaft im Verbande der großen Seil- bahnmutter, der „Bergbahn AG Kitz- bühel". Die II. Teilstrecke des Wag- stättlifts auf die Wurzhöhe wird heuer gebaut. Im Viertel Jochberg, also einschließ- Der Jochberger Menschenschlag lieh der Werchate Aurach und Henn- Die alten eigentlichen Jochberger Ge- tal lebten im Jahre 1615 1464 Leute. sehen (Geschlechter) sind groß gewach- Nach einer Aufstellung von 1770 waren
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