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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag 9 März 1968 Wunden geschlagen. Auf der weiteren Heimfahrt beobachte auch ich Kirch- berg, einen zerbombten Bahnhof. - Schließlich, in den späten Nachmittags- stunden in Kitzbühel angekommen, mischt sieh neben einer inneren Freude nach sechsjähriger Abwesenheit eine tiefe Mutlosigkeit. Die am Bahnhof wartenden Angehörigen staunen uns an, da welk und mager unsere Antlitze sind. Aber ein großes Glück lacht aus unseren Augen, als wir unsere väter- liche Heimstätte schließlich erblicken. Auch dort hat die schwere Kriegszeit ihre Andenken hinterlassen: Flüchtlinge im Haus, so daß für uns Heimkehrer kaum ein Bett frei ist, aber die alten Eltern sind trotz allem überglücklich, weil eben ihr Sohn nun endlich wieder daheim ist. Von nun an sind die Tage wieder ausgefüllt mit Arbeit und der junge Heimkehrer gibt wieder sein Bestes der Heimat. Anfang September flattert ein Brieflein ins Haus, gezeichnet vom Bauernbundobmann Muigg, der mich zu einer Aussprache nach Innsbruck bestellt. Am 10. September sitze ich ihm gegenüber. Nach anfänglichen kur- zen Berichten teilt Muigg mir mit. daß er beabsichtigt, die Bauernjugend ehe- stens wieder zu sammeln und zu orga- nisieren. Dr. Brugger, der Direktor des Bauernbundes, versteht es ausgezeich- net, die Notwendigkeit darzulegen. Sei- ne Parole „Die Bauernjugend muß vor allen anderen organisiert sein"! Nach einstündiger Ansprache steht fest, daß der erste Versuch im Bezirk Kitzbühel vor sich gehen soll. Drei Freunde der Bauernjugend versprechen sich, das Beste zu tun. 1947 - Sammeln und organisieren Der Winter 1946-47 wird noch bestens ausgenützt und am 9. Feber 1947 ist der erste von den Kitzbüheler Jungbauern organisierte Unterhaltungsabend ange- kündigt. Sie kommen alle, die Alten und die Jungen, bis von den höchsten Hö- fen; der Saal kann die Besucher nicht fassen und doch gibt es für jeden eine Möglichkeit, mit und dabei zu sein. Die Kitzbüheler Bauernjugend tut ihr Be- stes, jung und alt bestreiten ein aus- erlesenes Heimatprogramm. Und als am Ende der schönen Veranstaltung die noch volksschulpflichtigen Pölidirndin, von ihrem Vater auf der Gitarre be- gleitet, mit jugendlich hellen Stimmen das Lied „Wieder daheim auf meiner Alm" anstimmen, ist im Saal atem- lose Stille . . .‚ und nach dem Refrain .‚Jubelnd ruf ich weit hinaus, Alpen- kind ist nun zu Haus" bricht brausen- der Beifall los, wenn auch manche Träne weggewischt wird; denn viele aus dem bäuerlichen Kameradenkreis befinden sich noch fern der Heimat. Kitzbühels Jungbauerngeneralprobe ist bestens geglückt! Drei Freunde reichen sich die Hände und wollen voller Tat- kraft ans Werk gehen. Peter Retten- etten- w an d e r, Peter K 01 dl und mir fällt ein Stein vom Herzen. Der Anfang ist gemacht. Bereits am 23. Feber 1947 auf einer Bauernversammiung in Fieberbrunn, bei der Bundesobmann Muigg auch anwe- send ist, gelingt es, die Jungbauern zu sammeln. Am 30. März 1947 kommt es auf einer Bezirkskonferenz des Bauern- bundes nochmals zu einer eingehenden Aussprache über das Problem Jung- bauern. Wir alle gelangten damals zur einhelligen Auffassung, die Bauern- jugend ist zu sammeln. Auch die Orts- obmänner versprechen, ihr Bestes zu tun. im Bezirk folgt nun Besprechung auf Besprechung. Die alten Freunde sind bald wieder an der Arbeit, be- stens unterstützt von Präsident 0 b e r- m o s er und Bezirksobmann R a ß. Am 27. Juli versammeln sich Bauern und Jungl auern erstmals wieder am Kitzbühel( Horn zur Bergmesse. Lan- desobmanT. Muigg, Direktor Brugger und Beziri:sobmann Raß sind mit dabei; die Messe feiert Stadtpfarrer Schmid, der ein besonderer Freund der Jung- bauern ist. Am Alpenhaus wird Mit- tag gegessen, gesungen und gespielt; jedermann freut sich des herrlichen Sommertages und die Verantwortlichen beraten und besprechen die Form, in ier die Jugend erfaßt werden soll. Als sich dann am Abend unsere Gäste am Unterleitnerhof verabschieden, bleibt mir ein Notizblatt in der Hand mit Na- men einsatzbereiter Jungbauern aus al- len Bezirken Tirols. Auf 5. Dezember 1947 ist die erste Konferenz der Jungbauern nach Inns- bruck einberufen und sie kommen aus aU.en Bezirken: Bramböck von Kufstein, Prantl von Schwaz, Grubinger von Wat- tens, Jos. Steixner für Innsbruck, Hein- rich Köll von Pettnau, Besier für Reutte, Krabichler von Imst; Kitzbü- hel wurde durch mich vertreten. Di- rektor Dr. Brugger leitet die Bespre- chung, Bundesobmann Muigg legt seine Gedanken dar und spricht den Wunsch aus, daß es gelingen möge, Bauern und Jungbauern zu gemeinsamer Arbeit für den Bauernstand heranzuziehen. Nach reger Aussprache und offenem Mei- nungsaustausch scheiden am Nachmit- tag Freunde, die versprechen, für die Jugenderfassung das Beste zu geben. Am 29. Dezember 1947 werde ich zum Landesjungbauernobmann bestellt mit Sitz und Stimme in der Bundesvorste- hung. Erstmals in Tirol und in Oester- reich sitzen Bauern und Jungbauern am gemeinsamen Beratungstisch, bereit zu guter Zusammenarbeit für den Ti- roler Bauernstand. 1948 - Organisation und Zusammenarbeit 13. 13. Jänner 1948, der Landesbauernrat tagt in Innsbruck und der bestellte Jungbauernobmann ist mit dabei, denn die Frage der Jungbauernschaft steht auf der Tagesordnung. Mit etwas Herz- klopfen folgt der junge Obmann ge- spannt dem Verlauf und als Dr. Brug- ger zur Form der Organisation die Jungbauernsektion vorschlägt, gibt es keine allgemeine Zustimmung. Einig bleibt man sich aber darüber, daß die Jugend vorn Bund organisiert wird und daß der junge Obmann bei allen Be- ratungen dabei bleibt. Als Präsident Obermoser vorschlägt, es auch in den Bezirken so zu halten, gibt es allgemeki- ne Zustimmung. Der Weg ist frei! Die Jungbauern nützen ihn, es folgt Besprechung auf Besprechung im Lande, in den Bezir- ken; ein Sekretariat wird eingerichtet und erst provisorisch besetzt. Am 19. Feber versammeln sich die Jungbauernbezirksobmänner zu einer Konferenz in Innsbruck und am 20. Feber 1948, am Todestage Andreas Ho- fers, begehen die Jungbauern Tirols mit den Spitzen des Landes in der Hofkirche den Gedächtnisgottesdienst. Sie tragen die Bauernbuendfahne an das Grab des so vorbildlichen Landesvertei- digers und laut und deutlich spricht der Obmann das Gelöbnis. Am 4. Juli trifft sich die Jungbauern- schaft des Kitzbüheler Bezirkes wieder auf dem Kitzbüheler Horn zur Berg- messe; diesmal ist bereits der junge Sekretär Dr. Andreas Saxer mit dabei. In Osttirol treffen sich die Jungbauern am 1. August zu einem Schulungstag. Ortsversammlungen in vielen Orten folgen; davon fallen besonders auf: Reith bei Brixlegg mit Jungbauern- obmann Hans Astner und Hopfgarten in Tirol mit Obmann Manzl. Allerorten geht man begeistert an die Arbeit und am 10. Oktober bei der Jungbauern-Konferenz in Innsbruck drängt sich die Frage auf: Ländliches Fortbildungswerk oder Jungbauernak- tion? Die Tiroler Jungbauernschaft ent- scheidet sich für die intensive Mit- arbeit im Bauernbund und die wird ihr am Landebauerntag am 31. Oktober 1948 durch Verfassung der Bundessta- tuten garantiert. Der Direktor des Oesterreichisehen Bauernbundes Minister Graf gratuliert dem Tiroler Bauernbund zu dieser Ent- scheidung. Von nun an geht die ge- meinsame Arbeit zügig voran, bestens unterstützt von der Landeslandwirt- schaftskammer; besonders Dr. Lechner FM Einbauküchen KAUFEN SIE AM BESTEN BEI Möbel Maier Kitzbühel Inh. Ferd. Maier jun., Tischlermeister, Hamrnerschmiedstraße 3, Telefon (0 5356) 238
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