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guum a Samstag, 6. April 1968 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 für den Zusammenschluß der beiden Gemeinden bestehe, für alle Fälle aber :li€ Eingemeindung des betreffenden Gebietes als sicher gelte. Bevor überhaupt irgendwelche Ver- handlungen stattgefunden hatten, er- schien im Tiroler Anzeiger und in den Unterinntaler Nachrichten ein Artikel, Möbelhaus Leimer St. Johann i. T Salzburger Straße bei Mobil-Tankstelle Preiswerte Möbel der den Zusammenschluß in ein kri- tisches Geleise brachte. Bei der von der Bezirkshauptmann- schaft einberufenen ersten Zusammen- kunft der Vertreter von Kitzbühel Stadt und Land in Anwesenheit des Vertre- ters der Landesregierung Hofrat Ba- ron Dr. 0 d ei g a gab Bürgermeister Herold den Standpunkt des Stadtrates bekannt: Wird die Stadtgemeinde zur Erbauung des Schlachthauses gezwun- gen, besteht sie auf die Eingemeindung des betreffenden Ortsteiles. Die Gren- ze ist die Bundesbahn, beginnend bei Ecking, hinaus bis zur Bahnüberset- zung nach Reith, von dort an ist die G:enze die Bruggergasse bis Hinter- brugg, dann der Weg durch die Felder des Walderbauern hinüber nach Haus, weiter durch das Hausertal bis zur schwarzen Brücke. Von dort wieder bis zur Eisenbahn bis herauf zum Un- terlauf des Ehrenbaches. Also ein- schließlich des Lebenberggebietes und des Schwarzsees. In diesem Gebiet be- stehen nur acht reine Landwirtschaf- ten, nur 16 gemischte Betriebe, deren Einkommen zum Großteil aus nicht- landwirtschaftlichen Zweigen besteht. Außerdem sind in diesem Gebiet noch 115 Objekte, weiche mit der Landwirt- schaft in keiner Weise in Zusammen- hang stehen und die zum Großteil dem F:emdenverkehr dienen. Nun ist es ei- ne bekannte Tatsache (so führte He- rold in seiner Begründung weiter aus), daß die Landgemeinde nhht in der Lage ist, auch nur das geringste für Weganlagen, Staubfreimachung, Be- leuchtung, Kanalisierung usw. zu tun und der Landgemeinde-Bürgermeister erklärt ja bei jeder Gelegenheit, daß die Lrndgemeinde außer der Grundsteuer keine Einnahmen habe und infolge- dessen auch kein Geld für irgend- welche Zwecke des Fremdenverkehrs ausgeben könne. Nun ist aber gerade das Gebiet des Schwarzsees das aller- wichtigste für den Sommerfremdenver- kehr und die Betreuung dieses Gebie- tes umso wichtiger, weil der Sommer- fremdenverkehr in den letzten Jahren schon soweit zurückgegangen ist, daß eine Besserung unbedingt notwendig erscheint und dies sicher auch im In- teresse der Bauernschaft liegt. Darüber hinaus hat Herr Graf Schlick die ganzen Gründe um Schloß Leben- berg herum zum Verkauf ausgeschrie- ben, vier davon sind schon verkauft und es wird am Lebenberg dasselbe Durcheinander geschaffen wie auf der Sonnseite, wo man, ohne sich um die Zukunft zu kümmern, darauflos gebaut hat und heute ohne Straße, ohne Licht, ohne Kanalisation ist und bei der Land- gemeinde vergebens um die Einführung dieser wich:igen Einrichtungen vor- spricht. Es ist nicht schwer auszurech- nen, daß die Anlage einer ordentlichen Straße und die Straßenbeleuchtung am Sonnberg, wo in den letzten fünf Jah- ren 42 neue Häuser gebaut wurden, ebenfalls die Kanalisierung dieser Frak- tion an die 100.000 Schilling verschlin- gen würde und daß die Landgemeinde wohl kaum in der Lage ist, diese Auf- wendungen für das Sonnseitviertel zu machen. Es wird nicht lange dauern, so entsteht im Schwarzseegebiet und am Lebenberg der gleiche Zustand. Nachdem dort heute schon die Zahl der nichtbäuerlichen Objekte so groß ist und sich in ganz kurzer Zeit be- deutend vergrößern wird. Gegenwärtig sind vier Neubauten in Arbeit und wei- tere vier Bauplätze verkauft. Die ge- schilderte Gefahr ist daher in aller- nächster Nähe. Wenn die Stadtgemeinde die Ein- verleibung in- ver1eibung dieses Gebietes fordert, so tut sie das nur im allgemeinen In- teresse des Fremdenverkehrs, wobei sie sich wohl bewußt ist, daß sie auf eine Reihe von Jahren für die Verschöne- rung dieser Ortsteile große Mittel auf- wenden muß. Es ist deshalb schwer zu verstehen, daß die Landgemeinde, die kaum jemals in der Lage sein wird, größere Aufwendungen zu machen, sich dieser Einverleibung so entgegensetzt und es ist aber noch unbegreiflicher, daß Männer, die darauf Anspruch er- heben, ernstgenommen zu werden, sich für diesen Kampf Mittel bedienen, die sonst nur „Revolerj ournalisten" vor- behalten bleiben. Würde auf allen Sei- ten Vernunft Platz greifen, wäre die Angelegenheit längst erledigt. Schließlich wird noch auf folgenden Beschluß des Stadtrates hingewiesen: Antrag an die Landesregierung auf Ent- hebung der Verpflichtung zur Errich- tung eines Schlachthofes, womit sich alles andere von selbst regele bzw. al- les beim alten verbleibe. Begründung: Die Stadtgemeinde ist in geordneten finanziellen Verhältnissen. Ihre Einkünfte sind hinreichend, um allen Verpflichtungen nachkommen zu können. Falls jedoch die Landesregie- rung auf dem Bau des Schlachthauses bestehe, verlange die Stadtgemeinde die Regulierung der Grenzen wie angege- ben, zuzüglich einer Grenzberichtigung am Hahnenkamm. Eine Abtretung auch nur des klein- sten Gebietes an die Landgemeinde wird unter allen Umständen abgelehnt. (Die Landgemeinde verlangte als Gren- ze vermutlich das Jochberger Tor.) Abschließend können wir feststellen, daß die seinerzeitige Zusammenlegung der beiden Gemeinden sich wohltuend auf die Entwicklung der Stadt Kitz- bühel auswirkte.
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