Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 6. April 1968 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Für den Naturfreund, aber auch für die Schulen ist der Aufsatz im Stadt- buch Kitzbühei, erster Band, von Univ.- Doz. Dr. Georg Mutschiechner inter- essant und lehrreich zugleich. Mögen in mer Kitzbüheler Patrioten und Freunde Kitzbühels dieses wertvolle Buch erwerben. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß dieses Buch nur 125 Schilling kostet. Dieser gün- stige Preis war nur möglich, weil die Stadt Kitzbühel es im Eigenverlag her- au sgegeben hat. Nachstehend einige be- sonders interessante Steiler: ‚Metadiabase, eine Felsar:, die trotz des feinen Korns noch dünne Feld- späte erkennen läßt, ist am südlichen Stadtrand von Kitzbühel, am oberen Erde der Hahnenkammstraße erschlos- sen. Derartiges Gestein ist auch östlich der Ache bei der Ebner Kapelle, öst- lich vom Stockerdörfl, zu sehen. Große Verbreitung haben ähnliche dunkel- grüne Gesteine an der Westabdachung des Pengelsteins gegen das Spertental. Einige Vorkommen von Diabasen stek- ken im Bichlach (im Rumelstein) und lassen sich von hier weit nach We- sten und über Wiesenschwang nach Osten in das Tal der Pillersee-Ache verfolgen. Auf der Ehrenbachhöhe (1802 Meter) kommt ein Gestein vor, das großenteils aus Hornblende besteht. Auch aus dem Auracher Graben werden Gesteinsarten mit viel brauner Hornblende neben Plagioklas (Albit) beschrieben. Die Wildschönauer Schiefer engeren Snnes bedingen die weichen, sanften Formen der Kitzbüheler Alpen. Das g:ößte geschlossene Verbreitungsgebiet im Raum von Kitzbühel erstreckt sich südlich von Aurach über Jochberg und dn Paß Thurn hinaus. Wirtschaftliche Bedeutung hatten schon in urgeschichtlicher Zeit und dann wieder in den letzten Jahrhunder- ten auch die in der Schieferzone stek- kenden Vererzungen mit K u p f e r und teilweise beträchtlichem Silbergehalt. Tieber der mächtigen Serie der Wild- s±önauer Schiefer folgen nicht unmit- telbar die das Landschaftsbild von Kitz- 1ihe1 durch ihre helle Farbe beleben- en Karbonatsteine (Dolomit und Kal- ke). Dazwischen liegt noch eine dünne Folge ausgesprochen dunker Gesteine: C-raphitschiefer, Kieselschiefer und Do- lomite. Erst darüber breiten sich die hellen, felsbildenden Dolomite und Kai- ke aus. Zwischen der Lachtaigrundaim im Pletzergraberi, 7 km östlich von Kitz- bühel und 5.5 km südwestlich von Fie- berbrunn un :1 der höhergelegenen Lach- talaim befand sich die bisher wichtig- ste Fossilfundstätte der Kitzbüheler Grauwackenzone. Serie der hellen Karbonatgesteine: Der Gesteimcharakter wechselt manch- mal von Berg zu Berg. Zuunterst trifft man häufig auf graugrüne, dünnschich- tige bis geschieferte Dolomite und Kal- ke, oben sind hellgraue, bräunlich anwitternde Dolomite mit feinem Korn zu finden. Beide Gesteinstypen enthal- ten Erze (Kupferkies, Schwefelkies, Fahlerz). Auch der längst aufgelasse- ne Bergbau Sinnwell im nordöstlichen Fuß des Hahnenkamms ging in einem solchen grauen dolomitischen Kalk um. Altersmäßig dürften diese grauen Do- lomite bereits dem tieferen Devon (320 bis 400 Millionen Jahre) angehören. Am Kitzbüheler Horn wurden über der dunklen Kalk-Dolomit-Serie, die hier in Schwefelkies umgewandelte Brachiopoden enthält, gelbliche, rötliche und graue, teilweise gebänderte und ge- schief erte, meist dolomitische Kalke festgestellt. Sie schließen örtlich dün- ne Lagen rötlicher Tonschiefer ein. Darüber erscheint dann am Gipfel des Horns ein 1aßrötlicher bis dunkelroter mitunter sehr eisenreicher, körniger Kalk, der Orthoceren enthält. Weiter südlich findet man graue Kalke in ei- ner Mächtigkeit von rund 100 m mit vereinzelten Korallen. Am Pfeiferkogel und in seiner Umgebung lagern weiße und hellgraue dolomitische Kalke und Dolomite. Sie zeigen isolierte Stielglie- der von Seelilien, die örtlich so ange- reichert sind, daß man von „Crinoiden- kalken" sprechen kann. Die lange und geschlossene Dolomit- zone bringt wertvolle Bodenschätze; im westlichen Abschnitt (im Süden und Südosten des Kitzbüheler Horns) war- ten noch viele kleine Barytvorkommen auf eine Verwertung, im östlichen Teil wird seit Jahren südlich von Hoch- filzen am Bürglkopf Magnesit gewon- nen. Die hellen Dolomite der Kitzbüheler Gegend entsprechen altersgemäß dem südlich des Inntals herrschenden unter- devonischen „Schwazer Dolomit". Mit den hellen Dolomiten endet die Reihe der sicheren paläozoischen Ablagerun- gen. Gesteine aus dem nächsten erd- geschichtlichen Zeitabschnitt, dem Kar bon (270 bis 320 Mio Jahre), fehlen. Entweder waren solche hier niemals vorhanden oder sie wurden wieder rest- los entfernt. Jedenfalls ist über den hellen devo- nischen Kalken und Dolomiten eine Unterbrechung in der regelmäßigen Aufeinanderfolge der Schichten festzu- stellen, die sich in der Schichtlücke äußert. Man kann dabei an einen Rück- gang des Meeres denken oder an eine Heraushebung des Meeresbodens, was auf dasselbe hinausläuft. Beides führt zur Abtragung und teilweisen Zerstö- rung des zum Land gewordenen Bo- dens. Dabei entstand Schutt und Lok- kermaterial verschiedener Größe. Das Alter der Dolomit- und Kalk- breccien am Hahnenkamm ist noch nicht geklärt. In Ermangelung von Fos- silfunden stellte man sie bisher an den Beginn des Trias (185 bis 225 Mio Jahre). Sie können aber bereits im Perm (225 bis 270) entstanden sein. Bei größerer Mächtigkeit verhalten sich die Breccien im Gelände wie kom- pakter Fels. Die Hahnenkammbahn führt auf die felsige Wandstufe dieses Gesteins, das jeder Betrachter aus der Ferne für Kalk oder Dolomit halten würde. Am nordöstlichen Hang des Schatt- bergs südlich der Stadt Kitzbühel wird in einem Steinbruch der ausnahms- weise bunte, lebhaft gefärbte und hübsch gemusterte „Schattbergstein" ge- wonnen. Er wurde früher hauptsäch- lich als Werkstein verarbeitet. Schon seit längerem wird dieses farbenfrohe Material in Kitzbühel und im Brixental gerne als Zierstein für Gartenmauern. Einfassungen u. dgl. gebraucht. Dabe: erweist sich das gut aussehende Ma- terial gegen Witterungseinflüsse wenig empfindlich. Dieser Kitzbüheler Stein. eines der wenigen Dekorationsgesteine Tirols, ist so typisch ausgebildet, daß man ihn unter anderen Steinproben so- fort wiedererkennt. Die größte Verbreitung und Mächtig- keit erreichen die Breccien, Konglome- Die Geologie der Umgebung von Kitzbu e"hel Von Universitats-Dozent Dr. Georg Mutschiechner (Erhältlich beim heimischer Buchhandel und im Eigenverlag der Stadt Kitz- bühel, Rathaus, Zimmer 3, Fritz Binder.) Der erdgeschichtlich bedingte Unterschied zwischen den Kalk- und Schiefer- bergen mit allen Auswirkungen auf die Gestaltung und Begrünung erhöht den Reiz der Kitzbüheler Landschaft.
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