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Samstag, 27. April 1968 Kitzhheler Anzeiger Seite 15 Professor Dr. Robert Stigler - 90 Jahre alt reifen lassen, den bedeutendsten som- merlichen Ausgleichssport, das Schwim- men zu forcieren. Immer wieder muß festgestellt werden, daß nur ein klei- ner Prozentsatz der ländlichen Jugend das Schwimmen erlernen kann. Durch die vermehrte Zahl von Schwimm- bädern in Tirol sollte es möglich sein, eigene Lehrkurse und später sportliche Bewerbe für die Landjugend zu ver- anstalten, die an Sommerabenden durch- geführt werden soll. Zum Unterschied von anderen Bundesländern hinkt Tirol bei dieser Aktion zur Gesunderhaltung der Jugend schwer nach. Das Kuratorium Schöneres Tirol hat zu einem Leistungswettbewerb der Ge- meinden in der Verschönerung unserer Orte aufgerufen. Der Jungbauernschaft, die bereits da und dort Dorfverschöne- rungsaktionen und insbesondere Ent- rümpelungen vornahm, erwächst auch hier eine große und schöne Aufgabe. Ueber die besonderen Veranstaltun- gen im Bezirk referierte wieder Ing. Staffner. Die Waidarbeitswettbewerbe finden im Herbst statt, das Landjugend- treffen soll am Horn abgehalten wer- den. Quizveranstaltungen in Reith und Hopfgarten gehören zum Programm wie die zahlreichen Jungbauernbälle. Neben einem Schießwettbewerb in St. Ulrich soll im Raum Kitzbühel—Joch- berg das Traktorgeschicklichkeitsfahren abgehalten werden. Eine wertvolle An- regung sind die vorgesehenen offenen Volkstanzstunden. Die Mädchen besprachen unter Füh- rung von Wirtschaftsberaterin Leni Schermer ihre Arbeitsaufgaben für den Sommer, soweit sie über das Pro- gramm der Burschen hinausgehen. Ueber die wirtschaftliche und politi- Plastik-Gießkannen 4 Ufer . . . . S 26.- 6 Liter . . . . S 35.- 9 Liter . . . . S 45.— und 12 Liter LUDWIG FUCHS Kitzbühel, Jochberger Tor, Tel. 2477 sehe Situation des Bauernstandes be- richtete in offenen und ungeschmink- ten Worten Nationalrat Paul Land- mann, der über die Vorschläge zur Re- gelung des Milchmarktes, über Fragen des Getreide-, Vieh- und Holzpreises ausführliche Erklärungen abgab. In einer offenen Diskussion wurden vor allem Bildungsfragen besprochen. Fortbildungsreferent Ing. Schermer äu- ßerte sich anerkennend über die Mit- arbeit der bäuerlichen Jugend an Fach- und Bildungsfragen. Obmann Aufschnai- ter schloß die Versammlung mit dem Dank für die bisherige Mitarbeit und einem Aufruf zur Zusammenarbeit zur Verwirklichung des reichhaltigen Som- merprogramms der Jungbauernschaft. Am 18. April 1938 vollendete der oö. Professor D:. med. Robert Stigler, Kirchberg, :n bewundernswerter ge:- stiger und körperlicher Verfassung sein 90. Lebensjahr. Seine Freunde in un- serem Bezirk und seine engsten Verwandten, unter denen sich h:- he Militärs, hDhe Beamte, bedeu- tende Aerz:e, Techniker und Wis- senschaftler tefinden, bereiteten ihm und seiner Gattin, Grete, vergangenen Samstag beim StaLgiwirt in Going eine Geburis:agseier. Seine Natur- liebe und seine Begeisterung für den Alpinismus haben ihn dazu bewogen. nach seine: 1947 erfolgten Pensionie- rung nicht mehr in die Großstadt zu- rückzukehren. Sein über 20 Jahre wäh- render Aufenthalt in Going gibt Zeug- nis von seiner Liebe zur Natur und von der Verbundenheit mit den dort lebenden Menschen. Tirol ist ihm eine zweite Heimat geworden, und von hier aus besuchte er alljährlich Kongresse- der ongresse der Wissenschaft und von hier aus unternahm er seine Forschungs- reisen. Ncci vor wenigen Jahren machte er eine Reise nach Marokko und in die Sahara, nach Dalmatien und Kroatien und an. die Adria. Der Jubilar wurde als Nachkomme einer alten Apothekerfamilie am 18. April 1878 in Steyr, Oberösterreici-i, ge- boren. Er maturierte 1897 am Akademi- schen Gymnasium in Wien und an der Universität nuserer Bundeshauptstadt begann er.uch sein Medizinstudium und promov:erte nach einigen Studien- semestern an den Universitä:en in Kiel und in Bern im Jahre 1903 zum Doktor der gesamten Heilkinde. Schon 1905 entschied er sich endgültig für das Fach Phy&olcgie und wurde zuerst Assistent bei Zoth in Graz, wo er sich vor allem mit physiologisch optischen Untersuchungen befaßte. Seine Arbei- ten erregten die Aufmerksamkeit des weltbekannten Wiener Physiologen S. Exner, der ihn daraufhin an sein In- stitut berief. 1909 kam Stigler als jun- ger Schiffsarzt des Österreichischen Lloyds zum erstenmal nach Ägypten. Obwohl er mit einer schweren, para- typhösen Erkrankung, die ihm fast das Leben gekostet hätte, wieder nach Wien zurück mußte, hat ihn der ge- heimnisvolle afrikanische Kontinent nie mehr ganz losgelassen. 1911 habili- tierte Stigler sich für das Fach Hu- manphysiologie an der Wiener Uni- versität, vor allem auf Grund seiner Arbeiten über den von ihm entdeckten „Metakontrast". Damals lernte er den Wiener Architekten Kmunke kennen, der im Begriff war, eine Expedition nach Uganda auszurüsten und ihm die Stelle des Expeditionsarztes anbot. Der junge Dozent nahm mit großer Freude an. Die Expedition führte durch Kenia und Uganda an den Viktoriasee und von dort über teilweise noch un- erforschtes Gebiet an den Weißen Nil, wo dann die Rückreise über Khartum angetreten wurde. Sir Albert Cook, der große Pionier der Tropenmedizin, un- terstützte in Uganda Stigiers wissen- schaftliche Arbeit, ebenso wie der be- rühmte Österreicher Siatin Pascha. Etwa 30 anthropologische, tropen- medizinische und vor allem rassen- physiologische Publikationen waren die wissenschaftliche Ausbeute dieser Ex- pedition. Mitte der fünfziger Jahre folgte der berühmte Bergsteiger Ing. Moravec Stiglers Expeditionsspuren aus dem Jahre 1911 und konnte die Entdeckung der Franz-Josef-Spitze in Uganda durch Stigler bestätigen. Im Jahre 1913 fuhr Stigler noch zweimal nach Ägypten bis der Aus- bruch des ersten Weltkrieges weitere Studien verhinderte. 1915 wurde Stigler zum a. o. Professor für Physiologie ernannt und leitete auch während des ersten Weltkrieges die bekannte Wie- ner Krankenpflegeschule, wo auch sein Lehrbuch der Physiologie entstand. Be- sondere Anerkennung erwarb er sich durch die Erfindung der Gebirgstrag- bahre, die zuerst an der Dolomiten- front mit Erfolg eingesetzt wurde. Diese Stiglerische Gebirgstragbahre wurde auch im zweiten Weltkrieg ver- wendet und weiter entwickelt. 1919 wurde Stigler als a. o. Professor für Anatomie und Physiologie der Haustiere an die Hochschule für Bodenkultur berufen und dort 1921 zum oö. Professor ernannt. Hier konnte er zusammen mit dem Röntgenologen Dr. Czepa endgültig den Mechanismus des Wiederkauens aufklären. 1927 führte ihn eine Studienreise wieder einmal nach Afrikas diesmal nach Tu-
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