Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. Mai 1968 -- Kitzbt%heler Anzeiger Seite 15 Konzentrierte Pistenpflege vermindert die Zahl der Sportunfdlle LZ Aus der Arbeit der Bergrettung im Winter 1967/68 604 Bergungen - Größte Rettungsstelle in den Ostalpen Seit Jahren ist man parallellaufende Steigerungszahlen bei den Winterfre- quenzen hinsichtlich Nächtigung, Lift- anlagen und Sportunfällen gewohnt. Der Skisport ist ein Massenvergnügen geworden. Das Netz der mechanischen Aufstiegshilfen wird erweitert und ver- dichtet, die Unfallchirurgie hat einen ungeahnten Aufschwung und eine enor- me fachliche Verbesserung erreicht. Kitzbühel hatte im vergangenen Win- ter eine Nächtigungsziffer von rund 385.000 gegenüber rund 320.000 im vor- hergegangenen Winter, die Anlagen al- lein der Bergbahn und ihrer Tochter- gesellschaften beförderten 5,339.119 Per- sonen (Vorjahr 4,282.445), beides be- deutet eine enorme Steigerung. Dazu ist im Verhältnis eine Ziffer nur schwach angestiegen, die gewisse Be- rechtigung zur Sorge in sich bergen könnte: Trotzdem mehr als eine Million mehr Fahrten allein bei der Bergbahn gezählt wurden, stieg die Zahl der nach Unfällen von der Bergrettung gebor- genen Personen nur von 582 auf 604. Diese doch erfreuliche Entwicklung entnehmen wir der Bergungsstatistik der Ortsstelle Kitzbühel der Bergret- tung. Auf die einzelnen Abfahrten ent- fallen folgende Ziffern. Horn 112, Maierl 61, Skiwiese 59, Fleck 45, Streif 41, Bichlaim .8, Stein- bergkogel 38, Jufen 34, Pengelstein 33, Kaser 29, Resterhöhe 28, Asten 23, Hag- stein 15, Silberstube 14, Kampen 13, Gigling 11, Gaisberg 9 und Brunn 1. Im abgelaufenen Winter waren 18 hauptamtliche Bergrettungsmänner un- ter Einsatzleiter Alois Koidl beschäftigt, an Sonn- und Feiertagen dazu jeweils mehrere freiwillige Helfer. Gerade durch ihren Einsatz war es möglich, auch an den Spitzentagen eine schlag- kräftige Mannschaft zu stellen. Der ra- sche Einsatz ist das Ziel der Bergret- tung, in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle wurde dieses Ziel auch er- reicht. Wie rasch die Hilfe in extre- men Fällen mit etwas Glück sein kann, beweisen zwei Beispiele: Am Pengelstein befiel eine ausländi- sche Skifahrerin eine Muskelstarre, die nur durch eine Injektionsspritze zu be- heben war. Durch den Einsatz der Bergbahnbediensteten, des Fundienstes, des Bergrettungsarztes und der Ret- tungsmannschaft konnte die Sritze in- nerhalb einer halben Stunde verabreicht werden. Bei einem von den zwei Lawinen- einsätzen wurde der Alarmfall sofort nach Innsbruck gemeldet. Binnen einer halben Stunde flog Rettungspilot Re- vierinspektor Eduard Bodem einen La- winensuchhund ins Einsatzgebiet. Im abgelaufenen Winter gab es zwar einige Fälle mit sehr schweren Ver- letzungen, die eine Ueberführung in ein Unfallkrankenhaus notwendig machten - die Zusammenarbeit zwischen Berg- rettungsortsstelle und Flugrettung ist ausgezeichnet -‚ nur in einem einzi- gen Fall war ein an einem Herzschlag verstorbener Skifahrer abzutransportie- ren. Die geringe Steigerung der Unfall- zahl bei der starken Zunahme an Ab- fahrten läßt sich unzweifelhaft auf die großen Anstrengungen bei der Pisten- bearbeitung zurückführen. Der Einsatz zahlreicher Maschinen, die „Skiauto- bahnen" herstellen, ist im Zeichen des Massensports Skilauf ein Gebot der Stunde. Die Zusammenarbeit zwischen der Bergrettung und dem zentralen Pistendienst der Bergbahn unter Ing. Adolf Chlup ist beispielgebend, wenn er auch im ersten Jahr in einer gewis- sen Erprobung stand. Durch den for- cierten Einsatz von Pistengeräten wa- ren etwa im Horngebiet trotz leicht erhöhter Frequenz auf den Bergbahn- anlagen um rund 14 Prozent weniger Unfälle. Das beweist mit aller Deut- lichkeit, daß sich dieser enorme Ein- satz lohnt. Traditionell eröffnete die Bergret- tung ihr Winterarbeitsprogramm mit einer Schulung und der Lawinenein- satzübung am Horn, bei der sich auch L].1IiiIe 11 Uit i'diSiI DIRN DLPARADIES Mieder-Dirndl mit Bluse und Schürze ab S 300.— diesmal die Zusammenarbeit zwischen allen uergsteigenden Vereinen bewähr- te. In Hinkunft sollen an der Schulung freilich nur mehr jene Helfer teilneh- men, die im Ernstfall auch sofort alar- miert werden können und die im Ein- satzgebiet ihren Wohnsitz haben. Be- kanntlich unterstützt die Stadtgemein- de diese Uebungen Jahr für Jahr. Gro- ße Lawineneinsätze waren auch im ab- gelaufenen Winter glücklicherweise nicht erforderlich, bei jedem kleinen Einsatz aber zeigt sich die rasche und über- legte Hilfe aller, die dazu gerufen wer- den. Ziel der Bergrettung ist es, die Kameradenhilfe für Lawinenunfälle im Tourengebiet vorzubereiten und ins- besondere die konzentrierte Mitarbeit der Skilehrer und des Personals bei den Bahnanlagen, auf der Piste und auf den Hütten zu erreichen. Nur ra- rasche Hilfe gibt eine echte Chance, Verschüttete im hochalpinen Gebiet le-, bend zu bergen. Die Geräte für den. Soforteinsatz sind am Berg, schon in der entscheidenden ersten Stunde kann Hilfe gebracht werden. Die Unterstützung durch den Frem- denverkehrsverband ist die finanzielle Basis der Bergrettung. Daneben leisten die Stadtgemeinde, die Bergbahnen und, die Betriebe große Hilfe. Die Funk- anlage in der Zentrale, deren Räume von der Stadt bereitgestellt werden, verbindet Berghotels, Berggasthöfe und Hütten mit der Bergrettung. Die Zu- sammenarbeit mit allen Helfern am Berg ist eine Freude und sichert den Erfolg. Die Bergrettung ist freilich keine. Wohlfahrtseinrichtung. Ausländ. Ver- sicherungen zahlen durchwegs die Ko- sten für den Abtransport durch die Bergrettung, das senkt in jedem Fall die tatsächlich vom Verletzten zu be- zahlenden Bergungskosten. Dem inlän- dischen Skifahrer ist eine ausgespro- chene Sportversicherung zu empfehlen. Der verwöhnte Skisportler von heute möchte den raschen Einsatz der Berg- rettung nicht mehr missen. Wer schon meckert, weil die Mannschaft nicht bin- nen weniger Minuten an jedem Platz sein kann, soll selbst einmal die Stra- pazen auf sich nehmen, die dieser har- te Einsatz erfordert. Noch immer fehlt die Unterbringung in einem heizbaren Dienstraum unmittelbar bei den Berg- stationen und die Gasthausatmosphäre ist nicht das richtige für den viele Stun- den im Einsatz befindlichen Mann, von dessen voller Leistungsfähigkeit Leben und Gesundheit anderer abhängt. Nutz- nießer der einsatzfähigen Bergrettung sind alle Sportler und alle Fremden- verkehrsinteressenten. Unsere Bergrettung erlebte auch in diesem Winter wieder internationale Anerkennung. Die BBC London drehte einen kurzen Farbfernsehstrejfen in und um Kitzbühel und beachtete aus- führlich die Arbeit der Bergrettung. Der Kommentar schloß mit dem Hin- weis, daß in Kitzbühel alles getan wird, um die technischen Voraussetzungen zu schaffen, die Unfallzahl zu senken, und daß der Verletzte mit rascher und wirkungsvoller Hilfe rechnen kann. Die- se Reklame für Kitzbühel kostete die BBC angeblich 800.000 Schilling, dem Fremdenverkehrsverband forderten die Aufnahmen bei der Bergrettung runde 400 Schilling ab. Die Filmgesellschaft wurde übrigens durch die oberöster- reichische Landesleitung der Bergret- tung nach Kitzbühel verwiesen. Auch in einer Reportage des Österreichischen Rundfunks wurde die Arbeit der Orts- stelle der Bergrettung gewürdigt. Sicherheit für den Gast, wie sie der, gut funktionierende Pistendienst und die einsatzbereite Bergrettung garan- tieren, ist ein unbezahlbarer Werbe- slogan für unsere Gesamtwirtschaft. Der planvolle Einsatz aller Mittel ist dafür gerechtfertigt, freilich der Mit-
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