Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Mai 1968 Amtsführung viel Glück. Um die Auf- gabe eines Bürgermeisters erfüllen zu können, gehöre viel Wissen, aber auch viele menschliche Fähigkeiten. Er appellierte an die Bürgermeister, even- tuell gefallene harte Worte aus der Wahlzeit zu vergessen, aber auch Mehr- heitsbeschlüsse, die gegen den Bürger- meister gefaßt werden, demokratisch zur Kenntnis zu nehmen. Mit Sorge wies Hofrat Dr. Schu- macher auf die zunehmende Verschul- dung der Gemeinden hin. Im Durch- schnitt haben sich die Einnahmen in den Gemeinden um zirka 10 Pro- zent vermehrt, die Schulden dagegen um 16 Prozent. Im abgelaufenen Jahr wurden 238 Ansuchen für einen Dar- lehensbetrag von 295 Millionen Schil- ling eingebracht, vorwiegend zum Zwecke der Errichtung von Schul- gebäuden. Vom Land Tirol wurde ein Schulbau- fonds gegründet, durch den die Schul- baudarlehen der Gemeinden zinsver- billigt werden und zwar um 5 Prozent. Die Mittel dafür sind gesichert und es können alle Darlehen des Jahres 1966 berücksichtigt werden. Auch eine even- tuelle Budgetkürzung wird in diesem Falle keine Kürzung mitbringen. Hofrat Dr. Schumacher wies weiters auf die Wichtigkeit der Abhaltung von Jung- bürgerfeiern und von öffentlichen Ge- meindeversammlungen hin und schloß sein Referat mit der Feststellung, daß die Bezirkshauptmannschaften heuer ihr Hundert-Jahr-Jubiläum begehen. Im Mai 1868 wurden diese gegründet und haben seither im eigenen Wirkungs- bereich große Aufgaben zu erfüllen vermocht. (In unserer Ausgabe vom 2. März 1968 brachten wir von unserem Mitarbei- ter Anton Flecksberger, Kirchberg, be- reits einen Bericht über „Hundert Jahre Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel".) Unter „Allfälliges" folgten zahlreiche Anfragen der Bürgermeister. Stefan Reitstätter, Kössen, urgierte die neue Landesbauordnung und erhob Beschwerde über die Verteilung der Mineralölsteuer nach der sogenannten „abgestuften" Bevölkerungsziffer. Kös- sen besitze an die 70 Kilometer Ge- Präg Dir's ein - 's ist sehr wichtig, Farben-Bodner ist für Farben richtig! meindestraßen und an die 60 größere und kleinere Gemeindebrücken und werde bei der Verteilung dieser Steuer gleich behandelt wie eine Gemeinde, die auf dem Verkehrssektor fast keine Aufgaben zu erfüllen habe. Ing. Herbert Pauf 1er1 Kirchberg: Die Ursache einer Verschuldung der Ge- meinden ist hauptsächlich das neue Schulgesetz. Der Bund habe dieses Ge- setz geschaffen, der Bundesbeitrag für Schulbauten ist jedoch sehr gering. Ein Wunsch der Gemeinden wäre es, wenn die Jungbürgerbücher für die entspre- chenden Feiern vom Land Tirol gratis zur Verfügung gestellt würden. Pauf-. 1er beschwerte sich weiters über die geringe Dotierung im Landesstraßen- bau und über die große Belastung der Gemeinden. Josef Bergmann, Hochfilzen sprach zum Schulproblem. Hochfilzen habe vor drei Jahren die neue Volksschule ein- geweiht und in Betrieb genommen. Von der Schulbehörde wurde seinerzeit das Verlangen gestellt, den Ausbau der Volksschul-Oberstufe zu berücksichti- gen. Das Haus wurde demnach mit s e eh s Klassen geplant und ausgeführt. Gegenwärtig werden aber nur fünf Klassen benötigt und in einem Jahr, da immer mehr Kinder in die Haupt- schule Fieberbrunn geschickt werden, vielleicht nur mehr v i e r Klassen. Wenn anderswo zu klein gebaut wurde, in Hochfilzen wurde zu groß gebaut, aber die Gemeinde trifft die Schuld nicht. Johann Simair, St. Ulrich, beklagte sich über die Steuerbefreiung der Neu- bauten, denn nicht nur Wohnhäuser,' sondern auch Herrschaftsvillen, ja so- gar Wochenendhäuser sind viele Jahre steuerfrei, wodurch den Gemeinden Einnahmen entgehen. St. Ulrich plane Petri Heil! Ein für die Fischereiverhältnisse am Schwarzsee ganz besonderer Fang glückte am vorigen Samstag gegen 19 Uhr dem Kitzbüheler Petrijünger Wido S 1 e b e r e r. Nach einem vier- stündigen Kampf landete er einen 91 Zentimeter langen und 4850 Gramm schweren Hecht. Das Raubtier zerfetzte dabei aber das Angelzeug und Casher. Photo Helmut Diez, Kitzbühel die Errichtung eines neuen Schulhauses Weitere Anfragen wurden noch von Bürgermeister Josef 5 eh w a i g e r, St. Jakob (Erhaltung von Gemeindewegen), Josef Schenacher, Westendorf (Schneeräumung von Güterwegen), Andre M a r i a c h e r, St. Johann (Aas- verbrennungsanlage), Franz Po d e 5 S e r, Brixen (Wildbachverbauung), Alois Ritter, Reith (Straßenbau), Johann Fuchs, lIter (Bezirksfürsorgeverband, Postauto und Schulbus) gestellt. Bür- germeister Hermann Reisch, Kitz- bühel, warf das Problem der Aasver- brennungsanlage in St. Johann auf. Hiezu gab der Bezirkshauptmann be- kannt, daß dieses Problem in einer Vollversammlung der betreffenden Verwaltungsgemeinschaft, die als eige- ner Gemeindeverband anzusehen ist, gelöst werden müsse. Aufklärung gab der Herr Bezirks- hauptmann auch in bezug auf den Straßenbeitrag der Gemeinden für den Ausbau der Landesstraßen (30 O/o), über die Verpflichtung der Gemeinden in der Wegerhaltung und über das Schulpro- blem. In den kommenden beiden Jahren ist mit keinem Lehrernachwuchs zu rechnen. Die Folge wird sein, daß Schu- len kleinerer Nachbargemeinden zu- sammengelegt werden müssen. Man denke in diesem Falle an St. Ulrich, und St. Jakob, jedoch nur als 1 e t z t e n Ausweg. Auf jeden Fall soll St. Ul- rich sein Schulprojekt noch um einige Jahre zurückstehen. Hofrat Dr. Schumacher: Die neue Ti- roler Landesbauordnung ist im Entwurf fertiggestellt. Ob die Bürgermeister da- mit eine große Freude haben werden, ist fraglich. Ueber den Straßenbeitrag beim Bau von Landesstraßen habe er mit dem Gemeindereferenten Landesrat Adolf Troppmair mehrmals referiert. Die Forderung um Aufhebung dieses Beitrages stieß bisher auf härtesten Widerstand. Kürzlich aber habe Lan- deshauptmann Eduard Wallnöfer ver- sprochen, diesen Beitrag wenigstens um zehn Prozent zu kürzen. Bei der Aus- führung von Projekten der Wildbach- verbauung habe nicht die Gemeinde, sondern die Wasserbaubehörde ein Um- lagerecht. Die Anfrage von Bürgermei- ster Podesser, bis zu welcher Grenze die „normale" Verschuldung einer Ge- meinde reiche, antwortete Hofrat Dr. Schumacher mit der internat. üblichen Faustregel: die Gesamtschulden dürfen nicht höher sein als die Einnahmen eines Jahres bzw. soll die Summe der Tilgungsraten nicht mehr als 10 Pro- zent der Haushaltssumme betragen. Abschließend dankte Bezirkshaupt- mann Hofrat Dr. Hans v. T r e n t i n a- g 1 a dem Referenten Hofrat Dr. 5 c h u- rn a c h e r sowie allen Bürgermeistern für die Mitarbeit und schloß die Konfe- renz mit dem Hinweis, daß im Herbst eine weitere Konferenz stattfinden werde.
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