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Seite 8 Kiebühelsr Anzeiger Samstag, 18. Mai 1968 rat Max Werner sen., Stadtrat Walter Hirnsberger und Stadtrat Peter Siebe- rer, Gemeinderat Anton Kahlbacher, Direktor der Sparkasse der Stadt Kitz- bühel Wilhelm Kindi, die Herren der Kur- und Moorbad AG Vorstand Ba- ron C. v. Menshengen und Direktor Dipl.-Vw. Michael v. Horn, die Herren Vorstände der Bergbahn AG Dipl.--Kfm. Fritz Tscholl und Ing. Adolf Chlup so- wie zahlreiche Unternehmer und lei- tende Damen und Herren von Unter- nehmungen sowie, und diese Tatsache ist besonders erwähnenswert, zahlreiche Interessenten aus den Nachbarbezirken Zell am See und Kufstein, nebst den Akademikerbundmitgliedern. Der Wunsch nach einem neuerlichen wirtschaftspolitischen Vortrag auf einer anderen Ebene war stark spürbar und Prof. Dr. Andreae kam der Bitte, wie- der einmal nach Kitzbühel zu kommen, gerne nach. Otto v. Habsburg Manch einen, der sich ein politisches Skandälchen oder Sensatiönchen ver- sprochen haben mag, hat wohl der traditionsreiche, gerüchte- und geheim-, nisumwitterte Name des Habsburgers zu einer der fünf Veranstaltungen während der letzten Apriltage im Be- zirk Kitzbühel angelockt. Doch weit gefehlt: man fand in dem Staatswis- schaftier und Soziologen Dr. Otto Habsburg einen nüchternen, korrekten Realpolitiker von freundlich-kultivier- ter Wesensart vor, der weder monar- chistische noch nationalistische Ideen oder auch nur Tendenzen vertrat oder anklingen ließ und weder auf ein Na- tionalratsmandat noch auf das höchste Amt im demokratischen Staate Ambi- tionen hat (das ihm übrigens gesetz- lich verwehrt ist). Ja, er befaßte sich in seinen Vorträgen nicht einmal vor- nehmlich mit innerösterreichischen Problemen, die dem Bürger hier und jetzt besonders am Herzen liegen müs- sen. Sein Thema war Europa: die zu- künftigen Ueberlebenschancen der europäischen Völkerfamilie zwischen den viel zielstrebigeren Supermächten. Die Zukunft hat schon begonnen - eine für uns bedrohliche Zukunft. Wenn wir Europäer in diesem Stil und Tempo so weitermachen, bespielweise auf dem geistig-wissenschaftlichen Sek- tor oder im Ausverkauf unseres wis- senschaftlichen Potentials. Der Redner versuchte in dreiviertel- stündigen Vorträgen Interesse zu wek- ken für diese Fragenkomplexe, die doch schon höhere Anforderungen stel-' len, und aufzurütteln. Es gelang ihm. Das zeigten die jeweils etwa andert- halbstündigen anschließenden Diskus- sionen. Sein umfassendes und profun- des Wissen, seine Vielseitigkeit, seine Beherrschung zahlloser Einzelheiten, seine Belesenheit, seine Kontakte mit maßgebenden Staatsmännern und Po- litikern - und seine ungewöhnliche Redegewandtheit kamen dabei seinem Anliegen sehr zu statten. Jedesmal hatte er bald die bemerkenswert un- geteilte Sympathie seiner Zuhörer- schaft, auch der skeptischen, und er- hielt häufig Beifall, gelegentlich spon- tan und auch minutenlang. Die fünf Veranstaltungen, von den jeweiligen Ortsgruppen der „Aktion Oesterreich—Europa" (früher Monar- chistische Bewegung) und vom Landes- obmann Dr. Florian organisiert, in den vollbesetzten oder überfüllten Sälen in Eilmau, St. Johann, Oberndorf, Kitzbühel und noch- mals in St. Johann verliefen stö- In Hopfgarten fand im Rahmen der Kulturtage, welche von der Tiroler Arbeiterkammer und dem ÖGB ver- anstaltet wurden, ein sehr interessan- tes Kulturgespräch über „Gesellschaft - Staat - Kirche" statt. NR Ing. Josef Kunst begrüßte da- bei als Vertreter der Kirche Herrn Dr. Hanisch, für die SPÖ Gemeinderat Dr. 5 a ich er und für die FPÖ Ge- meinderat Mahnert. Als Gäste wur- den begrüßt: LAbg. Christian Horn- gacher, Kammerrat und Gemeinderat Ludwig Lechner und die Gemeinderäte Spitzenstätter, Unterleibniger und Plattner. Die Forumsredner brachten in Kurz- referaten ihren Standpunkt zum ge- stellten Thema zum Ausdruck, wobei Am Samstag, 11. Mai 1968, starb in Kirchberg der weitum bekannte akade- mische Maler und Kirchenrestaurator Michael Lackner im 70. Lebensjahre. Von einer schweren Magenoperation er- holte er sich leider nicht mehr. So lange er noch konnte, auch noch als kranker Mann, war er bis zuletzt un- ermüdlich in seinem geliebten Beruf tätig. Er mußte beide Weltkriege mit nachfolgender Gefangenschaft mitma- chen. Er heiratete Elisabeth geb. Anger- mann, die Schwester des Gollinger Pfarrers. Seine erste größere Kirchenrenova- tion war J o c h berg, die beim Tiroler Denkmalamt Aufsehen erregte. Er be- kam dann die Renovation der Elimauer Kirche in Auftrag, wo er schöne Fresken freilegte. Nun folgten viele Kirchenrenovierungen, die alle zur größten Befriedigung der zuständigen Stellen und auch der Bevölkerung aus- fielen. So die Kirchen von Söll, Ebbs, Going, Kirchbichl, Langkampfen, .4ngath. Hart irrt Zillertal, Kundl, Breitenbach, Brixlegg, Reith bei Brix- rungsfrei, pünktlich und geordnet - jedoch unter aktiver geistiger Beteili- gung der insgesamt gut elfhundert Zu- hörer. Sie hatten den Charakter und Stil guter demokratischer Bürgerver- sammlungen. Die letztgenannte hatte im Caf6 Klausner in St. Johann 280 Menschen zusammengeführt, darunter auffallend viel Junge Generation - wiewohl sie nicht einmal öffentlich be- kannt gemacht worden war. In ihr wurde aus Kreisen der Zuhörer dem offensichtlich allgemeinen Unwiller der Versammelten darüber Ausdruck verliehen, daß es Dr. Habsburg immer noch verwehrt ist, seine Kinder mit in die angestammte Hei- mat zu bringen. Alles erhob sich in stummem Protest. E. sie besonders die geänderte Situation, „Arbeiterschaft—Kirche" in den Mittel- punkt stellten. In einer lebhaften Diskussion wurde auch über die Schule und deren der- zeitige Lehrpläne diskutiert. NR Ing. Josef Kunst brachte nach dreistündiger Diskussion in seinem, Schlußwort seine Freude über die rege, Diskussion zum Ausdruck und stellte abschließend fest, daß es für alle Schichten unserer Bevölkerung besser sei, über bestehende Gegensätze zu reden, um so die Probleme des Partners verstehen zu lernen. Demokratie heißt miteinander reden, um gemeinsam das Schicksal unseres Vaterlandes zu mei- stern. legg, Alpbach, Gerlos, Brixen im Thale, Kirchberg, Oberndorf, Taxenbach, GoL- ling und die Bärnstättkapelie in Hin- terstein Er wurde auch in der Nachbardiö- zese Innsbruck berufen, so zur Reno- vierung der Kirchen in Jenbach, ' Solbad Hall, Strafl im Zillertal, Maria Brett- fall, Wildermieming und zuletzt noch nach Elbigenaip. Er besaß das volle Vertrauen des Tiroler Denkmalamtes und des Denkmalamtes von Salzburg. Michael Lackner erhielt auch für seine so gewissenhafte Tätigkeit in un- seren Kirrchen eine päpstliche Aus- zeichnung, die ihn besonders freute. Meister Lackner reißt eine große Lücke, aber seine: herrlich renovierten Kir- chen melden noch lange von seinem großen Können und seiner tiefen Gläu- bigkeit. Auch für ihn gilt das Sprichwort: .‚Ich habe die Zierde Deines Hauses geliebt, o Herr! Und der Herrgott wird ihm ein großer Vergelter sein!" Christian Gasser, Pfarrer, Brixen Bericht über das Kulturgespräch in Hopfgarten Kirchenmaler Michael LccknertJ
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