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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Juni 1968 „Direttissima, Impressionen vom Bau der TAL von Triest nach Ingolstadt" Ein interessanter Farbtonfilm über den Bau der Pipeline in Kitzbühel vorgeführt Von einem gigantischen Bauvorhaben, wie es die Erdölleitung Triest—Ingol- stadt darstellt, keinen Film gedreht zu haben, wäre eine Pflichtvergessenheit gegenüber der Nachwelt. Die 13 Oel- gesellschaften, die als Bauherren der Pipeline auftraten, haben auf diesen Werbeeffekt nicht vergessen, handelt es sich doch bei dieser Leitung um die erste durch das Massiv der Alpen und gewiß um eine unwahrscheinliche technische Leistung, die auch in unserer schnellebigen Zeit den Charakter einer Pioniertat behalten wird. „Direttissima, Impressionen vom Bau der Transalpi- nen Oelleitung von Triest nach Ingol- stadt" heißt der Film, der unter Auf- wand von annähernd 2 Millionen Schil- ling gedreht worden ist. Der Film ist instruktiv, dynamisch und unter Her- anziehung der neuesten technischen Er- rungenschaften in den einzelnen Bau- etappen gedreht worden, die Musik ist köstliche Tonmalerei und Auswertung einer spritzigen Leitmelodie, der Schnitt rassig, der Kommentar treffend und kaum überheblich, obwohl die Schau der Technik dazu verführen könnte. Und über allem steht der Beherrscher der Technik, der Mensch, steht die Leistung der Firmen und Arbeiter aus vielen Nationen im Meer. im Gelände, im Moor, am Berg und im Berg. Die Erinnerung tut gut, denn vieles hat man schon wieder vergessen. Wenn auch noch nicht überall Gras über die Pipeline gewachsen ist. Einige Zahlen mögen das Gesamt- werk in Ziffern zu veranschaulichen suchen: Die Leitung ist 464 km lang, weist 40.000 Rohrstücke mit 10.000 Ton- nen Gewicht und 39.999 Schweißnähte, röntgenologisch geprüft, auf, sie durch- quert 30 größere Flüsse, 136 kleinere Gewässer, 154 Straßen und 25 Eisen- bahnlinien, auf 21 km durch Tunnels und zwar durch den Plöckenpafl, den Felbertauern und den Hahnenkamm. Die Leitung berührt den Besitz von 5500 Grundeigentümern. Die Ladung wird durch 1000 Großtanker pro Jahr nach Triest gebracht, das zum europäi- schen Oelhafen avancierte, das Hafen- gelände der TAL ist 12.000 Quadrat- meter groß, der Hafengrund wurde für den Bau der 15 Lager abgesogen. Der- zeit legt ein Großtanker pro Tag in Triest an, die tägliche Beförderung be- trägt bei Einsatz von 2 Pumpen be- reits 40.000 Tonnen pro Tag. Das ist soviel, wie in einem Vierteljahr mit Tankwagen über den Brenner geliefert wird, ein Drittel der Jahrestransport- leistung der Oesterreichischen Bundes- bahnen wird im derzeitigen Baustadium von der TAL in ihrer Leitung befördert. Nach dem Vollausbau auf 54 Millionen Tonnen pro Jahr wird die Jahrestrans- portleistung sogar die der Bundesbah- nen übertreffen. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf annähernd 5 Milliar- den Schilling. Die besonderen Schwie- rigkeiten des Bauvorhabens lagen in der Tatsache, daß drei Gesellschaften in drei Ländern gegründet werden mußten, und in der Notwendigkeit, die Alpen zu queren. Der österreichische Abschnitt im Eigentum der TAL- Oesterreich ist der schwierigste Lei- tungsteil mit der praktisch gesamten Alpenquerung. Zufolge ihrer Kapital- ausstattung ist die Gesellschaft unter die 20 größten in Oesterreich einzu- ordnen, in ihrem Bereich liegt auch die Anschlußstelle der Adria—Wien-Pipeline. Jede Gesellschaft ist rechtlich und finanziell selbständig, d. h., sie ist Transporteur von Mineralöl gegen Ent- gelt und muß aus dem Beförderungs- entgelt die anfallenden Kosten bestrei- ten. Da TAL-Oesterrreich die Trans- portleistung für ausländische Kunden erbringt, handelt es sich um einen Dienstleistungsexport, der mit Devi- sen bezahlt wird. An Zinsen und Ab- schreibungen fallen bei TAL-Oester- reich täglich 650.000 Schilling, d. s. jähr- lich 240 Millionen Schilling an. Für die Instandhaltung wird ein Jahresauf- wand von 30 Millionen Schilling ver- anschlagt. Jede der drei nationalen Ge- sellschaften muß in ihrem Bereich etwa die Betriebsüberwachung und Instand- haltung durchführen, Erweiterungsbau- ten und Verbesserungsarbeiten organi- satorisch abwickeln sowie die Verwal- tung besorgen. Die Pipeline ist also nicht der ein- mal in die Erde versenkte „Wurm" von Triest bis Ingolstadt, der als tot zu bezeichnen wäre, sondern eine sehr lebendige Einrichtung, die ständiger Ueberwachung bedarf. Nur für den Un- eingeweihten mag über der Trasse auch im übertragenen Sinn „wieder das Gras wachsen". Sicherheit ist das Ziel der Gesellschaften, um Versorgungsunter- brechungen hintanzuhalten, die für die angeschlossenen Raffinerien eine schwe- re Schädigung wären. Sicherheit wurde in allen Bauphasen angestrebt und da und dort mußten dafür Millionen in- vestiert werden, durch den Bau von Tunnels oder Wildbach- und Lawinen- sperren. Es wurde mit dem Bestreben nach möglichster Sicherheit gebaut, aber eine volle Sicherheit gibt es leider nicht. Die Gesellschaft weist darauf hin, daß bisher in Europa mehrere hundert Mil- lionen Tonnen Oel in Leitungen trans- portiert wurden, bei denen es zu keinen nennenswerten Oelaustritten und Ge- fährdungen von Menschenleben kam. Die TAL ist freilich die erste Leitung durch die Alpen, eine Pioniertat, mit größter Sorgfalt gebaut, aber ein menschliches Werk in einer unbere- chenbaren Natur. Das Entstehen des gigantischen Wer- kes zeigt in aller Realistik der 40 Mi- nuten dauernde Farbtonfilm, der vor kurzem erstmals in Lienz gezeigt wur- de, und nun auch geladenen Gästen in Kitzbühel vorgeführt werden konnte. Die Vorführung mußte vom Hotel Klausner in den Kinosaal verlegt wer- den, da eine sehr große Zahl von Gä- sten nur dort unter optimalen Verhält- nissen der Aufführung beiwohnen konnte. Unter den Gästen sah man die Spitzen der Behörden von Bund und Land, Abgeordnete, Gemeindevertreter und zahlreiche Grundbesitzer mit lei- tenden Herren der TAL-Oesterreich. Nach einer kurzen Einführung durch Geschäftsführer Dr. Büchlmann wurde der Film gezeigt, der allgemein aus- gezeichnet gefiel. Im Anschluß an die Vorführung waren die Besucher Gäste der TAL bei einem kleinen Imbiß im Hotel Klausner. Der Film „Direttissima, Impressionen vom Bau der Transalpinen Oelleitung von Triest nach Ingolstadt" wird von :len Auftraggebern in den internationa- en Verleih gebracht und stellt, da der Großteil der Aufnahmen aus Oester- reich stammt, auch eine bedeutende i'remdenverkehrswerbung dar. Es gibt neben den rein technischen Aufnah- men nämlich auch Einblendungen von Volkstum und Landschaft, vor allem Osttirols und Oberkärntens. Der Ein- satz relativ gigantischer Mittel hat einen Film entstehen lassen, der es verdient, in weiten Kreisen und noch lange von einer gigantischen mensch- lichen Leistung zu berichten. h. w. Ein neues Programm exclusiver Einbau- köchen erwartet Sie! lhrBesuch lohnt sich 4 M ØB EIS AUS Josef Troppmeir St. Johann in Tirol Simedweg 6
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