Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. Juni 1968 Zur Trachtenweihe der Bundesmusikkapelle Jochberg „Trachtenpflege ist Selbstzweck" sagte Kapellmeister Fritz N e um a y- er beim Konzert der Jochberger Mu- sik am Sonntag, 2. Juni 1968 anläßlich der Weihe der neuen Tracht. „Wir, die Träger dieser Tracht, finden in ihr, genau wie im Lied, im Spiel und Tanz, eine der zahlreichen Möglich- keiten, durch die unser Volk aus einem neuen Blickwinkel betrachtet werden kann. In unserer neuen Tracht ist eine neue Lebensform geprägt." Die Musikkapelle Jochberg wurde seit ihrem Bestehen fünfmal neu ein- gekleidet. Um 1880 bestand eine Ver- einsuniform, durch Photographien nachgewiesen, bestehend aus einem einheitlichen Rock und einem mit einer Geierfeder geschmückten Hut. 1884, bei der zweiten Gründung, tru- BOUTIQUE TYROL DIRN DLPARADIES Mieder-Dirndl mit Bluse und Schürze ab $ 300.— gen unsere Musikkameraden die glei- che Tracht wie später die Kitzbühe- 1er Jungmusik, deren wichtigster Bestandteil das weiße Hemd, der grüne Hosenträger und das Brixen-. taler Geinzl mit der weißen Hahnen- feder waren. 1891 wurde zum „Kai- sertag" erstmals eine komplette Berg- mannstracht eingeweiht. Diese lehnte sich - zum Unterschied aller anderen Bergmannstrachten - an die böhmi- sche Bergmannstracht an. Der Unter- schied besteht darin, daß am Rock- kragen kein Kragenspiegel vorhanden war, dafür aber die Tschakos wieder Schilder hatten, welche bei den übri- gen Bergmannstrachten nicht zu se- hen waren. Durch die Ereignisse des ersten Weltkrieges und der damit verbun- denen Textilnot fiel auch diese Berg- mannstracht den Sparmaßnahmen zum Opfer. In der Nachkriegszeit konnte an keine Erneuerung gedacht werden. Dazu kam für Jochberg ein weiteres Unglück auf: „Der Berg wurde ge- schlossen!" Der Musikkapelle Jochberg - die nicht mehr eine stolze Knappen- kapelle sein konnte - fehlte es wohl nicht am Nachwuchs. Der damals erst 18jährige Kapellmeister Robert Mayr vulgo Scherivertei sorgte für eine be- achtenswerte Fundierung des musikali- schen Lebens der Kapelle. Im Jahre 1926 war es der Kapelle unter großen persönlichen Opfern der Musikanten wieder möglich, eine einheitliche Tracht anzuschaffen. Diese bestand aus braunen Röcken mit grünen Auf- schlägen, einem Turnerhut, geschmückt mit dem Adlerkiel. Diese „Vereins- uniform" wurde jedoch wieder durch die Ereignisse des zweiten Weltkrieges „ausgelöscht". Durch den enormen Aufschwung der Wirtschaft und durch den vorhandenen Idealismus der Musikanten und der zielstrebigen Führung durch Kapell- meister Anton Mayr und Schuldirek- tor Josef A n t r e t t e r gelang es we- nige Jahre nach dem Krieg wieder eine neue Uniform anzuschaffen. Un- ter großen Opfern der Freunde un- serer Musikkapelle, der Bevölkerung und der Gemeinde konnte wieder eine neue Bergmannstracht erworben wer- den. Beide Uniformen, die Bergmanns- tracht bzw. die braunen Röcke wur- den von der Kapelle erhalten und lau- fend ergänzt. Viele Leser werden sich nun fragen, warum die Musikkapelle Jochberg auf den Gedanken zur Anschaffung einer neuen Nationaltracht gekommen ist, nachdem sie bereits zwei verschiedene Garnituren einer Vereinkleidung be- sitzt? Haben denn die Jochberger so- viel Geld, oder wollen sie immer etwas Anderes, etwas Besonderes? Nein! Für die Neuanschaffung der Tracht sprachen mehrere Gründe. Zunächst war es, daß die Vereinsuniform (an sich eine Kärnt- ner Bürgerkleidung) in einem der- artigen Zustand ist, daß der größte Bestand davon hätte erneuert werden müssen. Die Bergmannstracht als allei- nige Vereinskleidung zu allen Ausrük- kungen zu verwenden, wäre wirt- schaftlich untragbar gewesen, nach- Möbelhaus Leimer St. Johann i. T. Salzburger Straße beFMobiI-Tankstelle 14 Schaufenster :spezialwerkstöne für Innenausbau] dem eine solche Tracht gegen die Stra- pazen zu empfindlich ist. Es bestand auch allseits der Wunsch, sich am Gut unserer wertvollen Nationaltrachten zu beteiligen. Jochbergs Musikkapelle hat sich also für eine Nationaltracht entschlossen und ist mit diesem Entschluß gut bei der Bevölkerung angekommen. Dies bekundeten die großherzigen Spenden, die im Vorjahr und auch heuer gege- ben wurden. Dies bekundete auch der alte Gemeinderat unter Bürgermeister Hans N e u p e r wie auch der neue unter Bürgermeister Arthur L a r- c h e r. Die Gesamtkosten betrugen 190.000 Schilling, einen hohen Betrag konnte die Musikkapelle Jochberg aus der Vereinskasse beisteuern. Die neue Tracht: Brauner Rock, wie ihn die Wintersteller Schützen tragen, Lederbundhose, weiße Stutzen, schwar- ze Haferlschuhe, rote Weste mit grü- nem Hosenträger, schwarzer Hut mit doppelter Hahnenfeder. Möge sich die Bevölkerung an der Musikkapelle und an der Tracht stets erfreuen. Sie ist auch „ihre" Tracht, da viele Spenden gegeben wurden. Die Bergmannstracht bleibt weiterhin erhalten und wird zu besonderen An- lässen getragen. Präg Dir's ein - es ist sehr wichtig, Farben-Bodner ist für Farben richtig! Tirolerinnen und Tiroler! Seit ich die Aufgabe des Fürsorge- referenten innerhalb der Landesregie- rung übernommen habe, ist es mir stets ein besonderes Anliegen, mich um die Belange der Blinden und ins- besondere der Zivilblinden des Landes zu bemühen und mich für sie einzu- setzen. Trotz der erfolgreichen Bestrebungen seitens der Tiroler Landesregierung, durch gesetzliche Maßnahmen die Le- bensverhältnisse dieses schwer ge- prüften Personenkreises zu verbessern, kann in der Blindenbetreuung auf die Privatinitiative keinesfalls verzichtet werden. Die Aufgabe, die durch den Besuch der Pflichtschulen, höherer Schulen, die Berufsausbildung und Unterbringung der Blinden, die Be- treuung Altersblinder, die kulturelle Förderung, die Beschaffung von Hilfs- mitteln für Beruf und Freizeitgestal- tung und vieles andere entstehen, sind so vielfältig und individuell ver- schieden, daß sie von Amts wegen nicht gelöst werden können. Dies ist der Grund, weshalb die Ti- roler Landesregierung den in der Blin- denbetreuung tätigen heimischen Or- ganisationen alljährlich zur Beschaf- fung der hiefür notwendigen Mittel eine Landessammlung für die Zivil- blinden bewilligt. Es ist mir als Für- sorgereferent des Landes ein Bedürf- nis, die gesamte Bevölkerung Tirols aufzurufen und zu bitten, gerade der Landesblindensammlung, welche im Monat Juni durchgeführt wird, ihr besonderes Augenmerk zu schenken. Mögen alle Tirolerinnen und Tiroler durch eine großherzige Spende be- weisen, daß ihnen das Geschick ihrer blinden Mitbürger nicht gleichgültig ist und daß sie das kostbare Geschenk des Augenlichtes dankbar zu schätzen wissen. Der Landessozialreferent: LHStV. Dr. Karl Kunst
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