Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 15. Juni 1968 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Schmiedmeister Toni Pichler - zum Gedenken Am 28. Mai 1968 starb in der Univer- sitätsklinik in Innsbruck, wohin er einige Tage vorher wegen der Gelb- suchtkrankheit eingeliefert werden mußte, der Kitzbüheler •3chmiedmei- ster und Hausbesitzer Anton Pichler im Alter von 63 Jahren. Als die Nach- richt von seinem Tode in seiner Hei- matstadt bekannt wurde, bemächtigte sich der Bevölkerung große Trauer und Mitgefühl mit der Familie. In Toni Pichler verkörperte sich alles, was jemals bei einem Familienvater und Handwerksmeister an Liebe und Sorge- pflicht, an handwerksmäßiger Geschick- lichkeit und künstlerischem Verständ- nis, an Mut. Tapferkeit und Kraft im Leben offenbar geworden ist. Seine Beliebtheit kannte in dem Ber.ich sei- ner Bekannten keine Grenzen und stets wurde ihm die höchste Achtung der Mitbürger entgegengebracht. Toni Pichler entstammte einer alt- eingesessenen Schmiedmeistersfamilie und war selbst durch 37 Jahre als Schmiedmeister tätig. Er war als Be- schlagschmied ebenso bekannt wie als Werkzeugschmied und als Kunst- schmied. Von weit und breit kamen die Bauern mit ihren Pferden zu ihm, da- mit er diesen neue Eisen auf die Hufe nagelte, sie kamen mit Schlitten und Wagen, zur Ausführung von Schwer- gewichtsarbeiten für Neu- und Um- bauten und für die Ausführung von Entwürfen für Fenstergitter, Zäunen und schmiedeeisernen Stiegengeländern, wobei auch in dieser Hinsicht die eige- nen Ideen des Verstorbenen oft über jene von geschulten Planverfassern ge- stellt wurden. In seiner Wohnung konn- te er auch ein Schnitzwerk vorzeigen, ein Kruzifix, fast einen halben Meter hoch, das er selbst in jungen Jahren zu schaffen vermochte. Dieses Kruzifix schmückte dann auch die Leichenkapel- le während der Aufbahrung und wurde von den vielen Betern und Trauergä- sten bewundert Sein Begräbnis am Pfingstsamstag ge- staltete sich zu einer Trauerkunge- bung, wie sie die Bezirksstadt Kitz- bühel bisher selten zu erleben vermoch- te. Die Stadtmusik Kitzbühel, deren Mitglied der Verstorbene vor dem Kriege als Bassist war, faßte bei der Probe am Freitag spontan den Beschluß, dem Kameraden Pichler, dessen Sohn Toni ebenfalls der Stadtmusik ange- hört, die Ehre zu geben und ihm auf seinem letzten Wege Trauerweisen zu spielen. Die Stadtmusik führte auch den Trauerkondukt an, gefolgt von einem halben hundert Schmiedmeistern und Schlossermeistern aus dem Bezirk, den Nachbarbezirken und aus dem Lande Salzburg. Hinter den Schmie- den wurde an der Hand des Besitzers Klaus Niederstraßer der schwarze Tra- berhengst Rarido geführt, dem der Verstorbene noch kurz bevor ihn die Krankheit befiel, neue Eisen verpaßte. Hinter dem prachtvollen Hengst schrit- ten die Mitglieder des I. Nordtiroler Trabrennvereins Kitzbühel, dem Toni Pichler mit unschätzbarem Eifer und vorbildlicher Treue als Kassier die be- sten Dienste leistete. Dann folg- ten die Männer der Freiwilligen Feu- erwehr der Stadt Kitzbühel, das Stadt- kommando und das Bezirkskommando, der Skiklub und der Verwaltungsaus- schuß der Sparkasse der Stadt Kitz- bühel, an der Spitze Bürgermeister Her- mann Reisch. Die Korporation der In- nung der Siebenerlei Handwerker, die beim vorigen Florianikirchgang vom Verstorbenen als Obmann übernommen wurde, führte Altobmann Schlosser- meister Hans Graswander an. Im Trauerzug schritten die Mitglieder der Stadtparteileitung der Oesterreichischen Völkspartei, die Mitglieder des Wirt- schaftsbundes von Stadt und Bezirk, die Lehrerschaft von Aurach und die Belegschaften der Raiffeisen-Bezirks-- kasse und der Sportalm-Strickerei Willi Kruetschnigg sowie eine unübersehbare Menschenmenge. Beim Seelengottesdienst, der von Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Dan- finger zelebriert wurde und der auch die Einsegnung vornahm, spielte Pro- fessor Maria Hof er die Kirchenorgel und ein Bläserquartett der Stadtmusik spielte Totenweisen. Am offenen Grabe sprachen Altnatio- nalrat Max Werner im Auftrag der Schlosserinnung, Bundesobmannstell- vertreter Kommerzialrat Leopold Schraml. Salzburg. im Namen der Schmiedmeister Oesterreichs, Stadtpar- teiobmann Walter Hirnsberger im Na- men der Oesterreichischen Volkspartei, Max Werner jun. im Namen des I. Nordtiroler Trabrennvereins und Be- zirksfeuerwehrkornmandant Peter Wie- ser im Namen der Feuerwehrkamera- den. Toni Pichler war Träger des goldenen Ehrenzeichens des Kitzbüheler Skiklubs für 40jährige Mitgliedschaft, Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse der Stadt Kitzbühel, Mitglied und Kassier des I. Nordtiroler Trabrennvereins er gehörte mit Hauptmann Pischl und Franz Straßhofer zu den ältesten Mit- gliedern dieses Vereins - Obmann der Innung für das Siebenerlei Handwerk, viele Jahre Stadtobmann der Oester- reichischen Volkspartei, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Kitz- bühel, in deren Reihen er im zweiten Weltkrieg die großen Bergungseinsätze nach den Fliegerangriffen in München mitmachte, Mitglied des Oesterreichi- sehen Alpenvereins und Kenner des Wilden Kaisers, wo er auch eine Erst- besteigung mitmachen konnte, aktiver Mitarbeiter beim Gesellenverein und BOUTIQUE TYROL TRACHTEN KOSTUME beste Lodenquafltat, ab $ 480.- beim Meisterverein, durch Jahrzehnte war er auch Bezirksobmann der Schmiedeinnung. Er hat diesem wert- vollen Handwerkszweig Ehre gemacht, der Heimatstadt treu gedient, die Fa- milie geliebt und ist den Freunden voll Kameradschaft begegnet. Kitzbühel ist um einen teuren Sohn ärmer gewor- den, wird ihn deshalb aber nicht ver- gessen. 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