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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. Juli 1968 Toni Haggenmüller - vulgo Haggei Toni - ein 60er Keiner konnte sie am vergangenen Samstag übersehen, die Bergfeuer am Niederkaiser und droben am Lärchegg, dem kühnen Kaiser-Randgipfel. Der weithin leuchtende „60er" am Kalk- stein wurde von allen bewundert. Nicht irgend ein Präsident, ein Poli- tiker oder gar ein Wirtschaftsmächtiger wurde gefeiert, nein, die Bergfeuer und der mit viel Mühe und Fleiß ausgesteck- te „60er" galten dem Haggei-Toni, der seinen 60. Geburtstag feierte. Jeder kennt ihn, der das einfache Bergwandern, die extreme Kletterei oder den Skilauf liebt. 20 Jahre lang hat der Haggei hier am Fuße des Wil- den Kaisers den Bergrettungsdienst ge- leitet. Viel Idealismus und echte Be- geisterung, aber auch mühevoll erwor- bene Bergerfahrung und wirkliches Können waren notwendig, um im här- testen Einsatz zahlreiche Bergungen durchzuführen. Nur gar zu schnell ge- hören solche Opfer der Vergessenheit an. Dieses langjährige, selbstlose und in jeder Beziehung vorbildhafte Wirken im gesamten Kameradschaftskreis der Bergsteiger ist nicht ohne Früchte ge- blieben. Für viele junge Bergsteiger, nicht nur in St. Johann, auch in der weiteren Umgebung, ist Haggei-Toni zum Idol geworden. Wenn sie aber an das heranzukommen versuchen, ver- langt es ein hohes Maß an Ausdauer, Bescheidenheit und ein Zurückstecken aller egoistischen Pläne. In unserer Zeit der tausend Möglichkeiten, wo die eige- ne (Bequemlichkeit oft einziges Ziel ist, muß man denen Anerkennung zol- len, die trotzdem ernst und unentwegt an sich arbeiten. Denn einfach wird es für niemanden sein. Der lange Weg, oder besser gesagt, der „Torlauf" in Tonis Leben war nicht leicht gesteckt. Obwohl er elf Geschwi- ster hatte, durfte er nie die Geborgen- heit innerhalb einer Familie genießen. Früh schon mußte er sein Leben allein meistern. Es waren harte aber gute Voraussetzungen für einen Start ins Leben. Als die Orkane der Weltkriege über Europa wüteten, alles entwurzel- ten und durcheinanderschleuderten und nichts als furchtbares Chaos und Ver- herung hinterließen, war es Toni auf Grund seines natürlichen, gesunden Empfindens gelungen, heil durchzu- kommen. Nun waren die Torstangen wieder weiter gesteckt, die Wetterfah- nen wendeten, ein neuer Himmel blau- te. Freudig und aufbauwillig nahm Hag- gei die letzte Strecke in gleicher Rich- tung. Durch seinen Kameradenkreis an- geregt, begeistert unterstützt, wurde die alte Bergsteigertradition weiter- gepflegt. Auch beruflich setzte er sich durch. Und so ist es ihm gelungen, sei- nen festen „Biwakplatz" auf einer schö- nen Parzelle in St. Johann zu errichten. Wawi, seine treue Gefährtin und liebe Frau, hat mit ihm daraus ein urgemüt- liches Heim geschaffen. An diesem Samstag, als die Berg- feuer noch glühten, fanden sich alt und jung dort ein. Früher die einen, später die anderen, die erst von den Bergfeuern kamen. Das Hütten konn- te bei weitem nicht alle fassen: die Alten, die alles miterlebten, die Jun- Auf Anregung der Bezirksgrupper Kitzbühel und Kufstein des ÖWB fand erstmals ein Tag der Wirtschaft des Tiroler Unterlandes statt, wobei die ÖWB-Bezirksgruppen Kitzbühel, Kuf- stein und Schwaz in Wörgl zusammen- kamen. Rund 600 Funktionäre der gewerbli- chen Wirtschaft, darunter 200 aus dem Bezirk Kitzbühel, waren zu dieser Ver- anstaltung des Wirtschaftsbundes zu- sammengekommen. Hauptgrund war zweifelsohne Finanzminister Prof. Dr. Koren, der ein Referat hielt und an- schließend zu Anfragen zur Verfügung stand. Davon wurde dann auch rege Gebrauch gemacht. 16 Vertreter der Wirtschaft aus den Bezirken des Unter- landes meldeten sich zu Wort und brachten in teils sehr offener Sprache ihre Bedenken und Wünsche vor. Aus unserem Bezirk sprachen die Vertreter der Bezirksleitung des ÖWB Wolfgang Hagsteiner (Fremdenverkehr), LAbg. KR Ch. Huber (Handel) und Kammer- rat Ing. Berger (Gewerbe). Weiters meldeten sich aus unserem Bezirk Alt- Nationalrat Max Werner (Kitzbühel), Kammerrat Rudolf Witzmann (Kitzbü- hel), Herbert Jordan (Kirchberg) und Hetzenauer (Brixen) zu Wort. Hagsteiner forderte die Sicherung der Klein- und Mittelbetriebe, beson- ders auf dem Sektor des Fremdenver- kehrs als einer der Säulen unserer Wirtschaft, LAbg. Huber sprach zum Kartellgesetz, gab seine Bedenken zur Art der Einhebung der Alkoholika- steuer kund und forderte eine Inten- sivierung und einen Ausbau der Kre- ditaktionen für Klein- und Mittel- betriebe. Ing. Berger kritisierte die schlechte Zahlungsmoral des Bundes bei öffentlichen Aufträgen, forderte eine Befreiung der Überstunden von zusätzlichen Steuerleistungen und Be- freiung von sozialen Abgaben (die Leu- te wollen arbeiten, die hohen Steu- ern und Abgaben machen jedoch Über- stunden uninteressant) und forderte ei- ne Aenderung des Vergabemodus bei öffentlichen Aufträgen. Alt-Nationalrat Werner forderte eine rasche Klärung auf dem Sektor des Genossenschafts- gen, die schon wissen was es gilt, und die „Neuen", die erst in dieser sponi- tanen Würdigung erkannten, daß es weder Orden noch Titel braucht, um sich die Liebe und den Dank der Mit- menschen zu verdienen, sondern daß einzig allein Opferbereitschaft, Mut und Kameradschaft zählen. An dieser Stelle spricht der Jubilar selbst seinen innigen Dank allen je- nen aus, die mitgeholfen haben, das Fest für ihn zu einem unvergeßlichen Erlebnis zu gestalten. Ing. Luis Vigl wesens und forderte, auch die Taxiun- ternehmer von der 10o/o Pkw-Steuer, auszunehmen, da diese ja das Auto zum Betrieb und nicht zum Vergnügen brau- chen. KR Witzmann machte auf die Tatsache aufmerksam, daß die neue Al- koholsteuer die Steuerprogression be- einflussen werde und daher eine Aen- derung unvermeidlich sein werde, soll- ten nicht die Gastgewerbetreibenden hier zweimal belastet werden. Jordan kritisierte die schlechte Information der Oeffentlichkeit durch die ÖVP und Het- zenauer verlangte eine Ausweitung der Pauschalierung. An der Debatte betei- ligten sich unter anderem auch so pro- minente Wirtschaftspolitiker Tirols wie Landesrat Komm.-Rat Lackner, Präsi- dent Komm.-Rat. Menardi und Präsi- dent Fink. Waren die Worte der Debattenredner, oft hart gewesen, so ließ Finanzmini- ster Prof. Dr. Koren in seiner Beant- wortung keinen Zweifel daran, daß er gewillt ist, mit allen Mitteln seine „Ge- sundungspolitik" fortzusetzen und durchzuführen. Diese Beantwortung war zweifelsohne der Höhepunkt der Ver- sammlung und findet in der gesamten österr. Presse einen interessanten und großen Widerhall. So schreiben die „Salzburger Nachrichten" u. a.: „Finanz-. minister beindruckte durch Klarheit", und weiter „Finanzminister Dr. Koren hatte einen Großkampftag vor 600 De- legierten aus den Bezirken Kitzbühel, Kufstein und Schwaz" „... nicht das Re- ferat e ferat beindruckte am meisten, sondern die Beantwortung der Anfragen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen". So wurde der „Tag der Wirt- schaft des Tiroler Unterlandes unter Vorsitz der drei Bezirksobmänner LAbg. KR Huber (Kitzbühel), LAbg. Komm.- Rat Moser (Kufstein) und LA Dr. Schwaiger (Schwaz) zu dem, was est sein sollte: einer ehrlichen und offenen Aussprach mit dem Finanzminister. Die Veranstaltung war von den Be- zirkssekretariaten Kitzbühel (Bez.-Sekr. Küchenmeister) und Kufstein (Bez.- Sekr. Kobald) bestens vorbereitet, ledig- lich der Saal wäre dem Ansturm bei- nahe nicht gewachsen gewesen. Finanzminister Prof.Dr.Koren sprach auf dem „Tag der Wirtschaft des Tiroler Unterlandes"
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