Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. Juli 1968 4500 Besucher beim „Gaudi Erstmals seit zwei Jahren konnte, das Kitzbüheler Seefest „Gaudi am See" programmgemäß an dem Tag abgehalten werden, an dem es ur- sprünglich angesetzt war. Der Wetter- gott hatte mit den Mitgliedern des Vereins „Die Kitzpichler" ein Einsehen und ließ es am Abend des 13. Juli ausnahmsweise nicht regnen. Umso er- freulicher war dann auch das Inter- esse von seiten der Fremdengäste und Einheimischen für das Fest am See. Zirka 4500 Besucher scharten sich trotz Platzkonzert in der Innenstadt im städ- tischen Strandbad am Schwarzsee, tran- ken Bier, Wein, Schnaps und Limonade, ließen sich Bratwürstl und Grillhendl gut schmecken und tanzten eifrig. Eine zwölf Mann starke Blasmusik aus Ter- fens, „Die lustigen Buam", unterhielt die unternehmungslustigen Gäste mit schneidigen Weisen. - Richtige Fest- stimmung! Musik lag in der Luft, und der Duft von Hendl und Bratwürstl drang bis zu den entferntesten Nasen- flügeln. An den Schießbuden zeigten ambitionierte Amateure und geübte Schützen ihr Können und holten eine Rose nach der anderen von der Wand. Beim Heurigen, in der Schnapsbude- und chnapsbude und bei der Whisky-Bar wurden neue Bekanntschaften angeknüpft. Ältere Leute setzten sich gemütlich an das Ufer des Sees, genossen die Stimmung des hereinziehenden Abends und er- freuten sich an der bunt schillernden Seebeleuchtung. Je später es wurde, umso mehr Gäste strömten an das Ufer des Schwarzsees und umso ausgelas- sener wurde die Stimmung. Die „Be- zirksmeisterschaft im Wettsagln", das „Sackhupf'n für Damen" und ein tur- bulentes „Sektspiel" ergötzten Zuschauer wie Beteiligte in gleicher Weise. Da gab es spannende Positionskämpfe beim Sackhupf'n und manch einen Versager beim Wettsagln - ganz zum Gaudium der Hunderte Zuschauer, die heftig Bei- fall klatschten und vor Freude jauchz- ten. In den Pausen und hernach bis zwei Uhr in der Früh spielten die „Lustig'n Kitzbühler" auf dem zweiten Tanzboden ebenfalls mit schneidigen Melodien auf; das „Tanzparkett" war bald überfüllt. Um zirka 22 Uhr krach- ten dreimal Böller durch das Brixen- und Achental - das große Feuerwerk begann! Eine Rakete nach der anderen stieg in den Himmel und zerbarst in Hunderte bunte Sterne. Oh -, ah -, schöön - konnte man es aus aller Munde hören. Großes Gelächter, als ein „Weißer Riese" winkend vom Him- mel schwebte und in den Fluten des Sees versank. Nach zwanzig Minuten buntschillerndem Feuerwerk begeister- Kitzbüheler Seefest am See" ter Applaus für die Veranstalter. „Das tollste Feuerwerk seit langem!" Erst um zirka drei Uhr, als die Nacht immer kälter wurde und die Aufräum- kommandos schon lange am Werk wa- ren, verließen die letzten Nachtschwär- mer den Festplatz. Ein gelungenes See- fest fand sein Ende. - Abschließend stellt man fest, daß das heurige Seefest mit seinem relativ niedrigen Eintrittspreis von 10 Schil- ling für alle Gäste viel Unterhaltung brachte. Feuerwerk, Wettspiele, zwei gute Musikkapellen, Gratis-Tanz und mäßige Getränkepreise wurden dan- kend aufgenommen. Wie es überhaupt erfreulich ist, daß sich in Kitzbühe doch immer wieder Gruppen von Idea- listen zusammenfinden, die sich trotz mancher Hindernisse (Nörgler und pas- siv eingestellte Cliquen) nicht davon abhalten lassen, Feste und Veranstal- tungen durchzuführen. Ob dies nun das Seefest, große Sportveranstaltungen, der Jahrmarkt, Ranggln, Curling oder das Kitzbüheler Fest waren -‚ der Fremdenverkehrsort Kitzbühel braucht solche Feste! Die Gäste unserer Stadt wechseln fast jede Woche und wollen etwas geboten bekommen. Müßten so- che Veranstaltungen vom Fremden- verkehrsverband, von der Gemeinde oder einem privaten Unternehmen ver- anstaltet werden - es wäre fast un- möglich und nur unter größtem finan- ziellern Aufwand möglich. Sind doch zum Beispiel beim Seefest trotz inten- siven freiwilligen Einsatzes die Spesen für Musik, Feuerwerk, Montage der Beleuchtungskörper, Ersatz der mut- willig zerbrochenen oder gestohlenen Bierkrüge und vieles andere mehr ganz enorm! Die Mitglieder des Vereins „Die Kitzpichler" und die befreundeten frei- willigen Helfer erhielten hingegen für ihren geleisteten Arbeitseinsatz keinen Groschen Geld! Ihre Triebfeder ist der Idealismus und dieser wird bei uns leider manchmal nur mit Hohn, Spott und passivem Widerstand quittiert. Lei- der - denn es würde sonst bei uns noch so manch eine Veranstaltung ge- ben, die von verschiedenen Gruppen in der Vergangenheit durchgeführt wurde und Anklang bei unseren Gästen fand. Das Seefest wurde von den Kitzpich- ler nicht darum aufgezogen, um, den Mitgliedern des Vereins einen finan- ziellen Gewinn zu bringen, sondern um das Veranstaltungsprogramm zu berei- chern. „Die Kitzpichler" haben bisher versucht, alle Veranstaltungen ohne nennenswerte Subventionen durch- zuführen und nicht dem Fremden- verkehrsverband oder der Gemeinde auf der Tasche zu liegen! Im Gegenteil es wurden sogar aus den Einnahmen Spenden für das Krankenhaus ab- geführt, bunte Nachmittage für alte Leute im Kolpingsaal veranstaltet, zwei Kellnerrennen und die Faschings- umzüge (ohne Eintritt zu verlangen) durchgeführt. Nun liegt ein einhelliger Beschluß des Vereins „Die Kitzpichler" vor, aus den Einnahmen aller Feste bis zum Jahre 1971 eine Rücklage für die 700-Jahr-Feier der Stadterhebung Kitzbühels zu bilden und dann zweck- gebunden zu verwenden. Wohl der treffendste Beweis, daß hier Idealisten aus allen Schichten der Bevölkerung am Werk sind, die nur das Beste für ihre Heimatstadt Kitzbühel zu tun be- reit sind. ARBO Kitzbühel An die Radfahrer - und an die Eltern „kleiner" Radfahrer! Da der ARBÖ-Kitzbühel auch eine Reihe Rad- fahrer als Mitglieder be- treut (die übrigens ganz besondere Vorteile ge- ‚ nießen!), ), wird heute die- se Gruppe von Verkehrs- teilnehmern um besondere Vorsicht im Straßenverkehr gebeten. Auch für Rad- fahrer schläft das „Verkehrsteufelchen" nicht. Es scheint so, als ob es manchem Radfahrer ins Ohr flüstern würde: „Ver- kehrszeichen, die sind nur für Auto- fahrer da. Du bist ja mit deinem Rad so beweglich, fahr nur, fahr ruhig in die Stoppstraße ohne anzuhalten . . ." Auch Vorrangstraßen oder Fußgänger- übergänge werden von vielen Radfah- rern nicht beachtet. Sicherlich ist eine Geschwindigkeit von 70 km für den Radfahrer kaum von Bedeutung, aber Vorschriftstafeln, die auf eine Einbahn hinweisen oder Fahrverbote gelten auch für Radfahrer. Ganz besonders werden die Eltern von jugendlichen Radfahrern an ihre Haftpflicht erinnert. Erst kürz- lich kam mir als Autofahrer auf einer verkehrsreichen Straße eine 7jährige Radfahrerin auf der linken Straßenseite entgegengebraust. Ich hielt an und er- hob warnend den Zeigefinger, da nahm das Mädel die rechte Hand von der Lenkstange, lächelte und winkte mir zu - sie hatte offensichtlich mein Warn- zeichen mißverstanden! Gräßlich, wenn es zu einem Verkehrsunfall kommt und schrecklich, wenn daran ein Kind be- teiligt ist. Es muß daran erinnert wer- den, daß Eltern ihre Kinder auf öffent- lichen Straßen überhaupt nicht radfah- ren lassen dürfen und daß Jugendliche erst ab dem 12. Lebensjahr, bei Beach- tung aller Verkehrsvorschriften, öffent- liche Straßen als Radfahrer benützen dürfen. Gerade jetzt in der verkehrs- reichsten Zeit des Jahres möge die Warnung des ARBÖ nicht überhört werden: Das Verkehrsteufelchen nimmt auch auf Radfahrer keine Rücksicht! Feuerwerk und gute Stimmung begeistern Gäste. Verein „Die Kitzpichler" bildet Rücklage für die 700-Jahr-Feier der Stadt Kitzbühel.
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