Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 24. August 1968 Kitzbtib1er Anzeiger Seite 13 Hans Ebersberger, Kössen, 70 Jahre alt Am 3. August 1968 vollendete der Be- zirksobmann der Sägeindustrie Hans E b er s b e r g e r, Kössen, sein 70. Le- bensjahr. Aus diesem Anlaß fand am Vortag im Gasthof Auffinger in Wörgl eine Feier statt, bei welcher dem Ju- bilar vom Fachgruppenvorsteher Land- tagsabgeordneten Dr. Rudolf S eh w a 1- g er für seine Verdienste die Kammer- medaille in Bronze überreicht wurde. Ebersberger feierte gleichzeitig sein 50- jähriges Berufsjubiläum als Sägewer- ker und Bauer. Dr. Schwaiger gab den Anwesenden Kollegen einen Ueberblick über das arbeitsreiche Leben des Ju- bilars. Hans Ebersberger wurde am 3. Au- gust 1898 in Kössen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und der ge- werblichen Fortbildungsschule absol- vierte er die Handelsschule in Schwaz sowie das Holztechnikum in Rosen- heim. Am 1. Mai 1916 rückte er zum 1J Tiroler Kaiserjägerregiment - dem tra- ditionsreichsten Regiment des Landes - ein und machte deren Kämpfe mit Während des 2. Weltkrieges machte er den Einsatz im Sudetenland mit, den Polenfeldzug und wurde weiters 1943 zum Volkssturm nach Gossensaß und 1944 zum Volkssturm nach Sterzing einberufen. Da sein Vater schon 1915 starb, wur- de unser Jubilar schon mit 18 Jahren für volljährig erklärt und ihm oblag schon in jungen Jahren die Führung der väterlichen Betriebe: dem Säge- werk, einer Elektro-Bäckerei, der Müh- le, einem Elektrowerk und der Forst- und Landwirtschaft. Er erlernte alle Gewerbe, bestand alle Gesellenprüfun- gen und alle Meisterprüfungen. Während des 1. Weltkrieges wurde er für einige Zeit enthoben, da das Säge- werk voll in Betrieb stand und die Hand des Nachfolgers benötigte. Ihml wurde von der Forst-. und Domänen- direktion die Verarbeitung der arari-, sehen Holzlieferungen übertragen, au- ßerdem die Milchlieferungen an das Marktamt Innsbruck. Der Jubilar ist das einzige noch tä- tige überlebende Vorstandsmitglied von denen, die in den zwanziger Jahren un- ter dem LA Johann Schermer von Bri- xen im Thale und des Geschäftsführers Hofrat Graf Cesny den damaligen Sä- gereiverband geführt haben. Auch heu- te ist er noch auf der Holzbörse in Ro- senheim tätig, wo er auf Einladung des Vorsitzenden Bauer bereits vor 20 Jah- ren und jetzt wieder auf Einladung des Vorsitzenden Stadtrat Just (der nun auch jeden Winter die Pferderennen in Kössen besucht) Vorträge über die internationale Marktlage auf dem Holz- sektor hält. Diese seine Referate wur- den auf Grund seines hervorragenden Fachwissens und seiner Rednergabe stets mit großem Beifall aufgenommen. 120 wurde Ebersberger zum Ober- schützenmeister ernannt. Er erneuerte den ruinierten Schießstand und rief die Schützengilde Kössen, deren uralte Tra- dition bekannt ist, wieder ins Leben. Tirols Schützen ehrten ihn 1963 durch die Ueberreichung der goldenen Me- daille des Bundes der Tiroler Schüt- zenkompanien für 25 Jahre Tätigkeit als Oberschützenmeister und 54jähriger Mitgliedschaft. Photo Chalus, Kössen 1922 wurde er Obmann des damaligen Schulvereins Kössen und damit Förde- rer aller Belange des Schulwesens. Am 29. Mai 1924 erfolgte seine Wahl zum Vorstand und Obmann der kollek- tivgenossenschaftlichen handwerksmä- ßign Gewerbe der Gemeinden Kössen und Schwendt. Diese Genossenschaft wa: damals die einzige gesetzliche Ge- we:beorganisation des handwerksmäßi- ger Gewerbebestandes in diesen Ge- rnenden. Diese Stelle hatte er bis zur Gründung der entsprechenden Fach- genossenschaften inne. 1925 trat er der Ortsgruppe Kössen des Handels- und Gewerbebundes bei, wurde zuerst in den Ausschuß und 1927 zum Obmann gewählt. 1926 erfolgte seine Berufung in den Bezirks-Handels- und Gewerberat; außerdem in den Lan- deshauptverband der Gewerbeverbän- de und Gewerbegenossenschaften Ti- rols, in den Tiroler Handels- und Ge- werbebund und in den gewerblichen Fortbildungsschulausschuß. 1928 erfolg- te seine Wahl in den Gemeinderat 1.928 gründete er die Ortsstelle St. Johann des Tiroler Jagdschutzvereins und wurde auch zum Obmann gewählt. Er ist Ehrenmitglied und Träger des goldenen Ehrenzeichens dieses Verban- des. 1947 wurde er als Delegierter in den Tiroler Jägerverband berufen. Als Heger und bekannter Waidmann hat er die nach zwei Weltkriegen aus- geschossenen Reviere wieder auf die normale Wilddichte auf gehegt. Als Land- und Forstwirt hat er stets die Interessen der landwirtschaftlichen Kultur und des Waldes vertreten. Er hat in seinem Revier seit vielen Jahren den Schutz der Forstkulturen durch Verwitterung mit Werg mit bestem Erfolg durchgeführt und viele Jagd- reviere ahmten dies nach. Von forst- licher Seite erhielt er dafür den an- erkennenden Dank ausgesprochen. Wieder 1928 gründete er mit gleich- gesinnten Männern den Pinzgauer Zuchtverein und bis zum Jahre 1947 gehörte er diesem als Vorstandsmitglied an. Da stellte er auf Braunvieh um und gründete in der Folge 1950 den Braunviehzuchtverein Kössen, der ihn auch zum Gründerobmann wählte. Schon 1948 hatte er als erster und mit bestem Erfolg in seinem Viehbestand die künstliche Besamung eingeführt und erzielte züchterisch eine bedeu- tende Qualitätsverbesserung, nachdem er alle Infektionskrankheiten ausmer- zen konnte. Bei den Züchtertagungen trat er stets für die Tbc- und Bang- bekämpfung ein. Seine Züchterleistun- gen wurden durch Diplome und Ehren- gaben der Landeslandwirtschaftskam- mer anerkannt. Er ist seit vielen Jahren Vorstandsmitglied des Tiroler Braunviehzuchtverbandes und bekannt als vorbildlicher Braunviehzüchter in der Unteren Schranne. 1925 gründete Ebersberger den Trab- rennverein Kössen und wurde dessen erster Obmann. Auch als 1965 erneut der Pferdesport eingeführt wurde und der Trabrennverein seine Wiedererste- hung erlebte, wählten die Kössener Pferdefreunde den bewährten Vereins- gründer zu ihrem Präsidenten. Unter ihm und durch die Mithilfe eifriger Funktionäre konnten nun wieder all- jährlich mit Erfolg Pferderennen ab- gehalten werden. 1950 wurde er zum Obmann der Wald- ach - Niederachenau - Weideinteressent- schaft Kössen gewählt. Er setzte sich erfolgreich ein und scheute keine Mü- hen und Kosten, daß die 50 Hektar Weideland kultiviert und in Grünland- felder umgewandelt wurden. Er setzte es auch durch, daß der kurvenreiche Kappellbach begradigt wurde, was eine erfolgreiche Entwässerung dieser Ge- biete zur Folge hatte. Vor zehn Jahren erfolgte seine Ein- tragung in die Ehrenchronik des Hand- werks in Österreich bei der Österrei- chischen Nationalbibliothek und zwar aus Anlaß seiner 36jährigen verdienst- vollen Tätigkeit als Bäckermeister. Das Bäckereigewerbe erlernte er von 1922 bis 1925 bei Meister Dominikus Stem- berger.
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