Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 24. August 1968 - Kitzbüheler Anzeiger - Seite 5 baracken, ein Küchen- und ein Stall- gebäude errichtet. An militärischen Ob- jekten standen damals sechs Baracken, eine Beschlagschmiede und ein Flug- dach. Die Gemeinde sowie die Vermieter des Schießplatzes erklärten sich unter günstigen Bedingungen bereit, den Ver- trag vorzeitig zu lösen. Die Vertrags- auflösung wurde am 10. Oktober 1908 durch den damaligen Kriegsminister Feldzeugmeister Franz Freiherr von Schönaich genehmigt und am 19. November 1908 meldete das 14. Ar- meekorps den Vollzug der Auflösung des Artillerie-Schießplatzes Hochfilzen. In der Folgezeit war die Verwendung des Geländes Schüttachgraben als Trup- penübungsplatz nicht mehr feststellbar. Erst 1938 wurde der Platz durch die Deutsche Wehrmacht wieder seiner ehemaligen Bestimmung zugeführt. Im Jahre 1936 wurde die Barbara- kapelle durch die Besitzer des seiner- zeitigen k. k. Schießplatzes Johann Per- terer, Schipfbauer, und Stefan 1-1 e i n, Bechibauer, dem Krieger- und Kame-' radschaftsverein Hochfilzen übergeben. Eine grundbücherliche Eintragung er- folgte nicht. Der Kriegerverein Hochfil- zen führte die erste Erneuerung der Kapelle durch. Am 2. August des glei- chen Jahres fand die erste Wiederweihe statt. Die Weihe wurde von Feldkurat Stemmer von Saalfelden durchgeführt. Unter den Teilnehmern befanden sich die Krieger- und Heimkehrerkamerad- schaften der Nachbarorte, die Land- sturmkompanie Fieberbrunn und die Schützenkompanie Fügen. In all diesen Jahren hat die Heim- kehrerkameradschaft Hochfilzen ihr Versprechen, die Kapelle zu erhalten, getreulich eingehalten. Die extremen Witterungsverhältnisse aber haben die Kapelle im Baubestand stark in Mitlei- denschaft gezogen und sie renovier- bedürftig gemacht. Anläßlich der Jahreshauptversamm- lung im November 1967 habe ich mit Freude vernommen, daß die Kamerad- schaft neuerlich bereit ist, die zweite Renovierung bzw. Erneuerung durch- zuführen und zwar gemeinsam mit uns Soldaten des Truppenübungsplat- zes. Gemeinderat Ing. Petrey stellte, kostenlos den Plan zur Verfügung und so konnte das Werk neu erstehen. Heute danke ich allen jenen Männern recht herzlich, die uns bei der Renovie- rung unterstützt haben. Die Kapelle trägt den Namen „Sankt Barbara", denn diese Heilige ist die Schutzpatronin der Artillerie und in Hochfilzen bestand ja ursprünglich ein Artillerieschießplatz. St. Barbara ist auch die Schutzpatronin des Bergbaues, der durch die Oester- reichisch-Amerikanische Magnesit AG in Hochfilzen wieder erstanden ist. Im Mittelalter bürgerte sich der Brauch ein, für jede Zunft und Innung, für je- den Berufsstand einen Schutzbeiligen zu erwählen. Auch die Truppengattun- gen suchten sich solche Heilige. So wählte sich die Reiterei den ritterlichen St. Georg und das Fußvolk den hl. Martin. Die Artillerie, die gegenüber der Reiterei bzw. dem Fußvolk erst spät auf den Plan getreten ist, fand keinen heiligen Artilleristen und so wurde St. Barbara erkoren, die zu Leb- zeiten zwar keine Ahnung von einem Geschütz haben konnte, geschweige da- damit umzugehen wußte. Diese Heilige wird in der Legende (Die Wissenschaft verwies die hl. Barbara in das 10. Jahr- hundert und auch in das Reich der Fabel) mit Blitz und Donner abgebil-. det. In anderer Version auch mit einem Palmenzweig. Die Jungfrau von Niko- medien ist die deutsche Adventsbotin und der an ihrem Gedächtnistag, 4. De- zember, ins Wasser gestellte Kirsch- zweig blüht am Weihnachtsmorgen auf. Die St.-Barbarakapelle, nach mo- dernen Gesichtspunkten erstellt, trägt wesentlich zur Verschönerung des Truppenübungsplatzes Hochfilzen bei. Mit ihr wurde eine würdige Stätte zur Verehrung der großen Schutzpatronin der schweren Waffen geschaffen. Zum Ehrentag der hl. Barbara ent- biete ich allen Artilleristen, allen Freunden der Artillerie und den Pio- nieren kameradschaftliche Grüße. Wenn es gilt, mit unseren Geschützen den anderen Waffenbrüdern zu helfen, dann packe jeder mit aller Kraft an. Getreu dem Ruf : „In Barbaras Na- men" - „Zugleich!" Der Obmann der Heimkehrerkame- radschaft Otto Mair sprach den Sol- daten der Garnison Hochfilzen sowie seinen Vereinskameraden für die ge- leistete Arbeit sowie Kommerzialrat Hermann G a i s b ich 1er für die Unter- stützung den Dank aus. Jene Vereins- kameraden, die in der Lage sind, Holz beizustellen, ersuchte Mair, Blochholz zu spenden. Die Stämme werden von Mitgliedern abgeholt. Bürgermeister Josef Bergmann wies in seiner Ansprache darauf hin, daß der von Gemeindevorstandsmitglied Ing. Walter P e t r e y verfaßte Reno- vierungsplan von der Generalversamm- lung der Heimkehrerkameradschaft vom 5. November 1967 einstimmig ge- nehmigt wurde. Hochfilzen begrüßte es freudigst, daß sich der Kommandant des Truppenübungsplatzes Major 1l o- riggl der Initiative der Heimkehrer angeschlossen hat. In Zusammenarbeit zwischen Bundesheer und Heimkehrer- kameradschaft wurde nun dieses Vor- haben verwirklicht. Es ist für Hoch- filzen ein besonderer Anlaß, wenn die Bevölkerung bei der Segnung der um- gebauten Kapelle und einer so schönen militärischen Feier beiwohnen kann. Es ist mir eine Ehre, Ihnen, sehr ge- ehrter Herr Oberst, der hochwürdigen Geistlichkeit, den Ehrengästen, Ver- einen, Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten sowie allen Festteilnehmern die Grüße der Gemeinde Hochfilzen zu entbieten. Nun, da der Truppen- übungsplatz Hochfilzen wieder aus- gebaut und eingerichtet wurde, hat die Gemeinde Hochfilzen das größte Inter- esse, daß alle Probleme im guten Ein- vernehmen gelöst werden. Die gemein- same Arbeit bei der Renovierung der Kapelle soll den guten Willen bekräf- tigen. Allen, die mitgeholfen haben, gilt der öffentliche Dank der Gemeinde. Die Bundesgebäudeverwaltung, in de- ren Eigentum die Kapelle übergegan- gen ist, bitte ich, diesen neuen Besitz auch für die Zukunft schön zu erhal- ten. Möge die Schutzpatronin St. Bar- bara den Soldaten des Truppenübungs- platzes Hochfilzen und den Bergleuten der ÖAMAG eine gute Beschützerin sein. Oberst d. G. Ing. Ludwig Ehm „Euer Hochwürden, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Fest- gäste, Soldaten! Als Militärkomman- dant des Bundeslandes Salzburg sage ich allen Gästen, die zu der feierlichen Zeremonie der Wiederweihe der Bar- barakapelle am Truppenübungsplatz Hochfilzen uns die Ehre geben, meinen geziemenden Dank für die Teilnahme. Ich bin glücklich, daß die Renovierung dieser Kapelle in so ausgezeichneter und hervorragender Weise gelungen ist, so daß wirklich eine Stätte der Besin- nung und der Andacht entstanden ist. Es ist keineswegs antiquiert, seinen Glauben zu bekennen und zu prakti- zieren. Der christliche Glaube ist im abendländischen Kulturkreis seit jeher ein entscheidender Bezugspunkt für echtes Soldatentum. Gerade in der heutigen Zeit, wo ein gewisser kleiner Teil der Jugend glaubt, ohne Autorität, ohne geregelte Ordnung und dabei auch ohne höhere sittliche und moralische Bindung aus- kommen zu können, da hat die Zeit des Wehrdienstes mit ihren ernsten Fragen manchen jungen Soldaten dazu gebracht, über den Sinn des Lebens nachzudenken und die Entscheidung über das >Ja zum Staate und das Ja. zur Kirche in der innersten Stelle zu suchen. Und gerade heute, wo anderswo der sehr begrüßenswerte Neuerungs- und Vorwärtsdrang zu teuflisch mißgelei- tetem Übermut ausartet, welcher den betreffenden Ländern schwere wirt- schaftliche Sorgen und jedem einzel- nen zusätzliche finanzielle Belastungen beschert, da sind Stunden der Besin- nung und der Einkehr notwendiger denn je. Es ist daher für unser Vater- land von eminenter Notwendigkeit, daß das Wehrverständnis unserer Sol- daten einen Maßstab hat, daß Glaube und Religion auch bei uns ihren be- wußten Standpunkt finden. Sittliche, geistige und seelische Kräfte bestim- men, mehr noch als fachliches Können allein, den Wert eines Soldaten in Krieg und Frieden. Ich bin daher sehr dankbar, daß es gelungen ist, die St.-
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