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Samstag, 20. Jänner 1968 Kitzbüheler Anzeiger Seite, 5 Mit Befriedigung stellten wir im ver- gangenen Jahr endlich die Beseitigung der katastrophalen Straßenverhältnisse im Bezirk Kitzbühel, insbesondere auf der Brixentaler und Paß-Thurn-Straße fest. - Wenn auch diese Initiative hauptsächlich durch die bevorstehende Eröffnung der Felbertauernstraße aus- gelöst wurde, gebührt den hiefür ver- antwortlichen Herren, voran unserem mutigen Landeshauptmann Oek.-Rat Eduard Walinöfer, für die wirklich in Rekordzeit durchgeführten Arbeiten Dank und Anerkennung! Am 3. November 1967 besuchte der hohe Landtag den Bezirk Kitzbühel. Während des Mittagessens im Gasthof Goldener Löwe in St. Johann, wozu Bürgermeister Georg Oberleitner die hohen Gäste geladen hatte, referierte Hofrat Dipl.-Ing. Karl Enzenberg, Lei- ter des Baubezirksamtes Kufstein, über das Straßenbauprogramm in den Bezir- ken Kitzbühel und Kufstein für die nächsten Jahre. Als vordringlich be- zeichnete er sehr richtig die Umfah- rung von Kössen und die Weiterfüh- rung der Klobenstein-Straße über Schwendt, Gasteig, St. Johann. Ebenso vordringlich bezeichnete Hofrat Enzen- berg aber auch den Bau einer Brixen- taler Schnellstraße. Diese Erklärung gab jedoch in unseren Kreisen Anlaß zum Kitz ist bekannt für seine gemütliche Atmosphäre, aber weniger bekannt dürfte sein, wie auch oft mit Tieren herzlich umgegangen wird. Als ich vor Jahren erstmals hierher kam und vom Lebenberg einen anschei- nend sich verlaufenen Hund heimführ- te - es war der frühere Hund der Fa- milie Toni Sauer -‚ hörte ich mit Er- staunen, daß das Hunderl nur spazie- ren gegangen sei; er tue das zur Win- terszeit auch häufig per Sessellift; man wisse das schon hier. Im letzten Sommer machten mein Mann und ich erstmals von St. Johann aus die Wanderung auf das Kitzbüheler Horn. Gegen Ende des Weges, als der Blick immer großartiger und schwin- delerregend wurde, der Weg jedoch immer schmäler und gefährlicher, sa- hen wir plötzlich über uns „Gemsen". Bald schon waren ihrer ein Dutzend oder mehr zu unserer Begrüßung ver- sammelt, um wohl wie gewohnt, Lek- kerbissen in Empfang zu nehmen. Der unberechenbare Wettergott trübte nur die beiderseitige Freude, da beginnen- der Regen das Wegerl aufweichte, die Bergziegen ihren Teil dazu taten und so die letzte Viertelstunde der Wande- rung zwischen den vielen vor- und zurücklaufenden Tieren auf dem glit- Nachdenken! Unwillkürlich fragt man sich: Gerade wurde die Brixentaler Straße mit erheblichen Mitteln in ei- nen brauchbaren Zustand versetzt und natürlich wo es noch fehlt, gehört sie - besonders bei Bahnquerungen etc. - zeitgemäß und verkehrssicher ausgebaut, aber nun soll nach Abschluß dieser Arbeiten eine Schnellstraße so vordringlich sein? Die Annahme, daß eine solche In- itiative von den lokalen politischen Ver- tretern des Brixentales ausgeht, ist be- stimmt nicht falsch, darum soll nun die Zweckmäßigkeit einer solchen Schnellstraße gesamtwirtschaftlich ge- sehen objektiv und sachlich näher be- trachtet werden. Begründet wird sie damit, weil sie die kürzeste Zubringerstraße von der Inntalautobahn zum Felbertauern sei! Zugegeben, daß ein Autofahrer von Leukental bis Kitzbühel nach einem kostspieligen Bau einer solchen Schnell- straße durch das Brixental vielleicht zwei Minuten an Fahrzeit, gegenüber auf der Bundesstraße 1 über Söll. Eh- mau, St. Johann, einspart? Doch ist dies der Zweck unseres Straßenbaues, zu trachten, den Frem- den auf rascheste Weise durch unser Land zu schleusen? Hat man nicht die schigen Pfad direkt gefährlich wurde. Nach dem rettenden Gatter auf der freien Hornwiese atmeten wir auf und) unsere braunen Begleiter fanden nun Platz, um an den Wanderern hochzu- klettern und sich füttern zu lassen. Motto: Liebe Ziegen merkt euch das: Geht nichtden Pfad, bleibt brav im Gras Damit man leicht und ohne Müh' Euch fröhlich füttern kann ahlhie! Heuer zur Weihnachtszeit war ich nun Zeuge einer reizenden Hunde-Affäre. Ein großer schwarzer junger Neufund- länder hatte sich verlaufen und schloß sich draußen am Achenweg meinen Verwandten nebst Schäferhund an. Sorgenvoll beobachteten sie die bei- den Rüden, aber alles ging gut. Im Städtchen hatten sie dann den Ein- druck, daß der Hund jetzt daheim sei und verloren ihn aus den Augen. Einige Stunden später gingen wir ge- meinsam zum Lebenberg-Hotel. Als wir gemütlich Kaffee tranken, der gro- ße Schäferhund friedlich unterm Tisch lag, weiteten sich plötzlich die Augen meiner Cousine in grenzenlosem Er- staunen: der schwarze Hund kam her- ein! Hungrig und spielend bedrängte er die Gäste - er suchte also auch hier Autobahn Salzburg—Wien, sogar mit erheblichen Mehrkosten, über eine län- gere Trasse, über das Salzkammergut geführt, um auf den Reisenden schon durch Heranführung an dieses schöne und beliebte Feriengebiet den Anreiz zu vermitteln, auch als Gast abzustei- gen? Aus diesem Grund soll auch die Verlängerung der Klobenstein-Straße von Kössen über Schwendt, Gasteig geführt werden, um dem Fremden die Romantik des Wilden Kaisers auch von dieser Seite zu zeigen! Genau das Gegenteil soll nun aber mit dem Bau der Brixentaler Schnell- straße geschehen! Will man hier dem Babyausstattung Kinderwagen bei golifkeeiu . Johann fremden Autofahrer aus Lokalpatriotis- mus wohl das schönste Panorama, das Oesterreich besitzt (den Wilden Kaiser mit den Loferer und Leoganger Stein- bergen, den einmaligen Anblick des Kitzbüheler Horns etc. und das weite St. Johanner Becken), nun vorenthal- ten, indem man ihn von der Inntal- autobahn auf eine Schnellstraße ins Brixental abzweigt? Es sollen damit die Schönheiten des Brixentales kei- neswegs geschmälert oder herabgesetzt noch nach seinem Zuhause -‚ so daß ihn der Kellner mit in die Küche nahm. Als er bald darauf befriedigt wieder erschien, war die große Frage der Gäste: was nun? Meine Cousine schaute resolut die Hundenunimer nach und man erfuhr bald von der Polizei, daß der Hund nach Tinterlei- ten gehöre. Da teilte eine Dame mit, daß sie ein Taxi bestellt habe. sagten wir, „daß die Dame den Hund mitnimmt", denn es war schon dun- kel geworden. Als das Taxi erschien, gab's wieder eine Ueberraschung: die Dame fuhr nicht hinunter, hatte das Taxi eigens für den Hundetransport bestellt. Und dieser wollte nun nicht ins Auto, war wohl noch nie gefahren und hatte Angst, der Chauffeur auch ein bißchen. Da rettete meine Cousine die Situa- tion: mit energischem Badewannen- griff (mit dem sie ihren großen Schä- ferhund in die Wanne befördert) hob sie den schwarzen Hund schwupps in das Taxi und schloß die Tür. Den Fahrer warnte sie noch, ja nicht die Tür zu öffnen, bevor der Hund am Ziel sei; das gute Trinkgeld der Dame unterstrich alles Bemühen. Verzwei- felte Blicke des Fahrers und des Hun- des zum Abschied! Wie glücklich wer- den beide gewesen sein, als die Auto- tür in Unterleiten beim richtigen Haus geöffnet wurde! Gerda Miller Warum Brixentaler Schnellstraße? Eine Stellungnahme von Michael Ritsch, St. Johann Begegnungen mit Tieren in Kitzbühel
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