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Samstag, 19. Oktober 1968 Kitzbüheler Anzeiger SeIte 15 Rentnerausflug Kitzbiihel Aber man kann gut schlafen und hat Es ist halt furchtbar schwer, es jedem in der Früh keine „Glasscheiben- recht zu machen. Der Rentnerverband hat einen Ausflug Samstag-Sonntag gemacht. Zwei Mariacher-Busse haben uns über den Reschenpaß nach Südtirol gebracht. Die versteckten Schnapsei sind gar nicht lang in die Tascheln drinn' geblieben. Und diese gute Medizin hat das Stim- mungsbarometer schne11 höher getrieben. Zuerst ging's durch bis Landeck, dann wurde kurz halt gemacht, Wer Hunger oder Durst hatte, dem wurde das Nötige gebracht Dann fuhren wir weiter bis nach Ster- zing, da wurde das Mittagessen serviert, Und alle haben mit Heißhunger das üppige Menü konsumiert. In einem sehr schönen Hotel in Meran haben wir das Nachtquartier be- kommen. Die „Braven" sind schlafen gegangen, wir haben einen Ausreißer ge- nommen. Das Südtiroler Weint ist dabei in rau- hen Mengen geflossen, Und ein jeder hat, was er vertragen konnte (oder nicht), hinter die Binde gegossen. Wir sind teilweise wohl ein wenig „an- geschlagen" dann zu unserem Hotel gewackelt, Mit einem kleinen Äffchen über die Stiege zu unserem Zimmer ge- stackelt. Der gute, naturbelassene Wein steigt ja schon ein wenig in die Stirne, bot der Ausübung des Handwerks im weiteren Umkreis (ausgenommen in St. Johann). Vor allem aber enthielt es eine ge- wisse bürgerliche Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit, die die Stadt aus dem Landgericht herausgenommen hat. Die Selbstverwaltung lag in der Hand des zuerst 1338 erwähnten Rates der „Ge- nannten". Seit 1444 ist an seiner Spitze ein Bürgermeister bezeugt. Die Selbst- verwaltung betraf vor allem die Ein- haltung der markt- und gewerbepolizei- lichen Bestimmungen, die öffentliche Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit und die Verwaltung des Gemeindever- mögens, zu dem, der landwirtschaft- lichen Komponente älteren städtischen Lebens entsprechend, Holz- und Alm- rechte am Schattberg und am Ernbach gehörten. Der Rat besaß das Recht der Ab- handlung der Verlassenschaft seiner Bürger, und der Stadtschreiber schrieb und besiegelte mit dem Stadtsiegel Ur- kunden von Personen, die nicht selbst Siegel besaßen. Das Siegel, zuerst 1362 nachweisbar, zeigt auf einem Dreiberg eine steigende Gemse nach rechts. Das redende Wappen berücksichtigt nicht birne". In der Früh haben wir unsere Mägen mit einem guten Kaffee an- geschwemmt, Die „gewisse" Sorte hat natürlich einen Wein schon geschlemmt. Hindurch durch die Weinberge und durchs Sarntal haben wir in Sarn ein wenig gehalten, Da sahen wir noch die Originaltrachten, bei den Jungen und den Alten. Bei uns muß entweder ein Platzkonzert oder irgend eine Festlichkeit sein, Sonst schlieft weder er noch sie in das schöne Trachten gwandl drein. Bei einem schönen G'stell ist ja ein Minirockerl nicht schlecht, Leider sieht man auch oft Haxen, wo man sich sagt, „da paßt er nit recht". Ein solchen Ausflug zu organisieren, diese Aufgabe ist wohl nicht ganz klein, Und die, die das bewerkstelligen, kön- nen nur große Idealisten sein. Die Robatscher Kathi und der Hof er Sepp haben wieder diese Sache übernommen. Dafür sollen sie im Namen aller Teil- nehmer ein herzliches Vergelt's Gott bekommen. Die zwei ausnehmend netten Chauffeure haben uns wieder heil nach Hause gebracht. Darum werden auch sie mit einem herzlichen Dank bedacht. Klar haben bei einem solchen Ausflug einige etwas zu raunzen, da kann man nur lachen. die Herkunft vom Personennamen Chizzo. Der Rat war aber auch Umstand und Urteiler im Stadtgericht, das den Burg- frieden der Stadt umfaßte, und zustän- dig für alle Rechtsfälle, außer jenen, die mit dem Tod bestraft wurden. Dem Stadtgericht saß ein vom Stadtherrn auf Vorschlag der Bürger ernannter Richter vor. Auch für den vom Rich- ter bestellten Schergen stand der Stadt ein Vorschlagsrecht zu. Der Stadtrich- ter war auch Richter des umliegenden Landgerichtes Leukental, doch mit ei- nem anderen, eben diesem Bezirk ent- nommenen, vornehmlich bäuerlichen Umstand (Urteilerkollegium), vor dem auch die todwürdigen Fälle aus dem Burgfrieden abzuurteilen waren. Die städtischen Privilegien und die in der Praxis gewonnenen Rechtssätze wurden um die Mitte des 14. Jahrhun- derts in zwei Rechtsbüchern nieder- gelegt. 1503, kurz vor dem Uebergang des Gebietes von Bayern an Oester- reich, trat ihnen eine neue umfang- reiche Satzung, die sich insbesondere mit den Markt- und Gewerbesachen befaßt und verschiedene Bruderschafts- ordnungen enthält, zur Seite. Die städ- Schön war der Ausflug für jede lustige Frau und jeden fröhlichen Mann. Und als „Nachschlag" kommt hier noch die mitgenommene 2-Liter-Flasche dran. Wenn ich nun das Glasl mit dem Rest des Südtiroler Weinls erhebe, Wünsche ich mir, daß ich einen solchen Ausflug noch recht oft erlebe P. H. Sonntagsdienst der Ärzte im Bezirk Sonntag, 20. Oktober 1968 Kitzbühel: Dr. Hans Tsehurtschenthaler, TeL 2465, Privat Tel. 2794. Kirchberg-Brixen: Dr. v. Lichem, TeL (0 53 57) 237. Hopfgarten-Westendorf: Ob,-Med.-Rat Dr. Holinstelner, Westendorf, TeL (0 53 34) 205. St, Johann Fleberbrunn Waldring Kireh- dort: Dr. I8litzer, Fieberbrunn, Tel. (0 53 54) 283. Apothekenbereitschaftsdienst Kitzbühel von Montag, 21. bis Sonntag, 27. Oktober Stadtapotheke Mag. Oswald Vogi, Vor- derstadt, Tel. 2415. Tierärztlicher Sonntagsdienst für den Bezirk Kitzbühel: Dr. Karl Strele, Westendorf, Tel. (0 53 34) 271. Kämen und Schwendt: Dr. Erich VIII, Kufstein, Tel. (0 53 72) 24 18. tischen Gerichtsbarkeiten fielen erst mit der Rechts- und Justizverwaltungs- reform des aufgeklärten Absolutismus (1786 bzw. 1809) dem Landgericht zu. Die kirchliche Autonomie ließ viel länger auf sich warten als die welt- liche. Kitzbühel lag auf dem Boden der Altpfarre St. Johann und damit jenes Ortes, zu dem die Stadt in einer gewissen Rivalität erwachsen war. St. Johann ist, auch als Verkehrsplatz,, mindestens ebensoalt: hier kreuzte die oben genannte Nord - Süd - Linie den über den Grießenpaß herüberkommen- den und durch das Sölland (zwischen Kaiser und Hoher Salve) dem Inntal zustrebenden Verkehrsweg; an ihm ist 1262, also noch vor der Stadtwerdung Kitzbühels, von den Herren von Vel- den (Pinzgau) das Spital St. Nikolaus auf der Weitau errichtet worden. So ist die Kitzbüheler Andreaskirche lan- ge Zeit von St. Johann her betreut worden, erst 1435 erhielt sie einen Vi- kar, 1640-1780 wurde sie vom Domi- nikanerkonvent betreut, erst 1857 wur- den durch Erhebung zur Pfarrkirche die letzten Bindungen zur Mutterkirche St. Johann gelöst. Die Pfarrkirche blieb außerhalb der Stadtmauern; so ergab
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