Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 36 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. November 1968 Vom Nährstand zum Zehrstand Eine Bauernballade, zwar im Fasching verfaßt, die aber weit besser zur Fastenzeit paßt Kaum ein Geschäft geht heut so flau, wie die Viehzucht und der Ackerbau; auch Schweinemästen hat kein' Zweck, denn wer ißt heut noch Speck? Längst schon ist die Zeit vergessen, wo man dachte nur ans Essen. Heute redet man vom Glück, wird der Mensch nicht all zu dick. Jeder Stand auf seine Weise, nährt sich von der Hände Fleiße; nur dem Bauern will's nicht gelingen, sich selbst das täglich Brot zu bringen. Längst schon ging's ihm an den Kragen, nur die Gutheit sozusagen der andern schafft ihms Gnadenbrot und rettet ihn vorm sichern Tod. Er werkt auch jetzt von früh bis spät mit Weib und Kind, so gut es geht. Doch sagt er was von Arbeitsiohn, dann endet jede Diskussion. Er wird belehrt, daß schon Millionen verausgabt sind für Subventionen, und was auch nach dem „Grünen Plan" noch für den Bauern wird getan. Was irgendwie den Bauern nützt, wird fest gefördert und gestützt: die Milch, das Korn, der Handelsmist, und was noch sonst dergleichen ist. Viel Leihgeld zur Verfügung steht für Landmaschinen, Hausgerät; doch alles das hat wenig Reiz, die Töchter gehen in die Schweiz. Und auch die Buben kaum entwachsen, machen sich schleunigst auf die Haxen. Ihr Ideal und Lebenszweck: „Nur weg von Kuh- und Schweinedreck." Wenn in allen andern Zweigen ständig Lohn und Preise steigen; was berührt es Bauern schon, die kriegen ja - Subvention. Selbst beim Einsturz seiner Hütten kann er's auf biun mit Krediten; nur einen Haken hat dies Geld, es Haus und Hof zum Bürgen wählt. Auch die Waldbauern, hör ich sagen, brauchen nicht viel Holz zu schlagen, obwohl überall, wohin man schaut, nach Leibeskräften wird gebaut. Doch das Holz kommt jetzt vom Osten; nicht weil's dort soll wenig kosten - das ist mit Nachdruck zu betonen: nur um den Bauernwald zu schonen. Eigenes Kapital zu bilden, ohne zu schuften wie die Wilden, gelingt bei Handel und Industrie, aber bei einem Bauern doch sicher nie. Das Wort „Agrarinvestitionen" führt somit nu7 zu Illusionen. Nicht der Agrarier groß und klein, der Verbraucher steckt dies ein. Denn von andern schönen Dingen ist ja alles zu erschwingen: Das Fernsehen, der Personenwagen, da ist der Prei' nicht zu beklagen. Doch, was Milch und Brot verschlingen, diese Summe aufzubringen, kann kein Haushalt mehr erschrtaufen, drum hilft der Staat, es einzukaufen. So gelten h-zut im Volkes ganzen die Bauern nur als „Wohlfahrtswanzen", die im modernen Zeitgeschehen bloß hinderlich im Wege stehen. Auch Mansholt von der EWG sagt: „So we ich die Dinge seh, sind sieben Millionen Bauern zuviel, ich muß dies sehr bedauern." Nur Farmbetrieb oder Kolchos erzeugt Nah-ungsmittel en gros, doch wir Mittleren und Kleinen alle ganz verloren scheinen. Darum ihr Bauern aller Länder, dankt der Großmut eurer Spender und begreift die große Wende: die Bauernzeit, sie geht zu Ende. Knecht und Magd sind längst davon. Es geht die Tochter, geht der Sohn. lind wie lange mag's noch dauern, bis auch gehen die alt'n Bauern. Nährte sich einst das ganze Land vom großen Fleiß der Bauernhand. So heißt es auch in diesem Fall vielleicht schon bald: „Es war einmal.. Und doch fremd ist das Wort: „Verzage" für uns Bauern vom alten Schlage, denn eines gibt uns noch die Kraft, der Ausbau der Genossenschaft! Drum halten wir ihr volle Treue und schwören Mitarbeit aufs neue. Dazu noch Qualität erzeugen, dann wird uns auch die Zeit nicht beugen. Georg Kogler, Ritzerbauer, Waidring 40 Jahre Molkerei Kitzbühel Zur Einweihung des neuen Molkereigebäudes Milchkannen, Anticorodalkannen liefert Fa. Peter Widschwendter Maschinen 6300 WörgI, Poststraße 3, Telephon (05332) 2540
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