Kitzbüheler Anzeiger

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Seite iz Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. November 1968 Einleitung: Kitzbühel feiert 1971 die Stadterhe- bung vor 700 Jahren. Aus diesem An- laß setzt die Stadtgemeinde mit der Herausgabe mehrerer, Werke, auf de- nen die Worte stehen: „Stadtbuch Kitzbühel", ein literarisches Denkmal. Einer der Mitarbeiter ist der Liienzer Theaterwissenschaftler Doktor Norbert H öl z 1. Dieser schrieb kürzlich an un- sere Redaktion u. a.: Mit meiner Arbeit über Kitzbühel erlebte ich eine große Ueberraschung. Nach den bisher von mir in den Ar- chiven aufgefundenen Unterlagen weist Kitzbühel auf dem Gebiet des Passionsspiels in ganz Tirol die meisten Spieltage auf. Keine Stadt, einschließlich Südtirol, kann auf die- sem Gebiet ähnliches nachweisen. Auch die Spieldörf er Erl und Th i er- s e e, die sich auf ihre Tradition so viel zugute tun, kommen - auch wenn man alles einschließlich 1968 zusammenzählt - nicht einmal auf die Hälfte von Kitzbühel! Dazu kommt im Fall Kitzbühel das ver- mutlich älteste Spielhaus Tirols, in dem einheimische Kräfte und Stücke auftauchen. Die Arbeit von Dr. Norbert Hölzl er- scheint im 3. Band (1969). Wir haben uns nun zur Aufgabe ge- stellt, aus Anlaß der Verleihung der Ehrenzeichen durch den Landesver- band der Tiroler Volksbühnen an Lud- wig Obermoser und Franz Lampl- m a y r die neuere Theatergeschichte zu verfassen, nach dem Motto von Karl Simrock: in Rom, Athen und bei den Lappen, Da späh'n wir jeden Winkel aus, Dieweil wir wie die Wilden tappen Umher im eigenen Vaterhaus! Die Theatergeschichte der neuen Zeit in Kitzbühel ist untrennbar mit dem katholischen Gesellenverein bzw. dem Kolpingwerk verbunden. Wir besuch- ten kürzlich einen der ältesten Thea- terspieler Kitzbühels, den Goldschmied- meister Josef Messner: ‚Am Friedhof zu Kitzbühel war frü- her ein alter Holzstadel, und zwar dort, wo heute die Abfallgrube steht. Die alten Leute sagten dazu .‚Komö- die-Stadl", „Komödie-Hüttn" oder auch „Zimmer-Hütten". Der Stadi soll in alter Zeit für Passionsspiele und hei- lige Spiele verwendet worden sein. Später wurde er nur mehr zur Auf- bewahrung von Gegenständen für den Totengräber u. a. verwendet und soll dann den Namen Zimmer-Hütten er- halten haben. Zum Volksschauspiel: Die erste Theaterbühne in Kitzbühel wurde 1880 im Gasthof Obereigner, heute Harischs Hotel Goldener Greif, aufgestellt. Spielleiter war Sebastian M 0 UI t z er d. Ä.; Mitspieler waren u. a. mein Vater Michael Messner d.Ä., August Herold (der die Kulissen be- malte) und Maria Ganzer. Es wur- den damals der „Gmoadepp" aufge- führt und auch der „Tatzelwurm". Als 1883 der katholische Gesellen- verein gegründet wurde, errichtete die- ser Verein beim Bichiwirt, heute Ho- tel Weißes Rößl, im ersten Stock eine weitere Bühne. Vom Bichiwirt zog die Gesellenvereinsbühne zum Neuwirt und von dort, nach Errichtung des Ver- einshauses im Jahre 1905, in dieses. Diese Gesellenvereinsbühne wurde frü- ¶3 f*J< Photo Herta Waich, Kitzbühel LUDWIG OBERMOSER wurde am 22. Dezember 1903 in Jochberg geboren. Mit 3 Jahren kam er nach Kitzbühel und erlernte hier nach dem Besuch der Volksschule das Schlosserhandwerk. Von 1924 bis 1927 war er am Achen- seewerk beschäftigt; ebenfalls die bei- den Brüder Toni und Franz Hatzi. Auch in Jenbach wurde fleißig Thea- ter gespielt und zwar im Gast haus Prinz Karl sowie bei dem damals berühmten Pucher Bauerntheater. 1927 kam Lud- wig Obermoser als Maschinist zur Hah- nenkammbahn. Im Vorjahr trat er als Obermaschinist in den Ruhestand, aus- gezeichnet mit der bronzenen Ver- dienstmedaille der Tiroler Arbeiter- kammer mit Diplom. - Die erste „Sprechrolle" erhielt Obermoser 1920 im Stück „Im Zeichen des Kreuzes". her stets von dem amtierenden Präses geleitet. Es waren dies: 1883 Karl Egger (gestorben als Pfarrer in Kitzb.) 1884 Dr. Naschberger (Stlftska'nonikus von Seekirchen) 1884 Peter Jeglinger (Stiftskanonikus von Seekirchen) 1886 Ignaz Wach (Stadtpfarrer von Rattenberg) 1892 Matthias Ebner (Stiftprobst von Mattsee) 1893 Johann Grömer (Professor in Salzburg) 1894 Matthias Neumayer (Stadtpfarrer von Zell am See) 1896 Rudolf Ernst (Dekan, Stadtpfarrer von Hallein) 1898 Franz Hauser (Pfarrer in Oberalm) 1898 Ludwig Vinatzer (Pfarrer in Krispl) 1899 Jakob Lukasser (Stadtpfarrer in Radstadt) 1902 Simon Viehauser (Kaplan von Maria Stein) 1903 Maximilian Ringelgschwendtner (Pfarrer in Vigaun) Unter ihm wurde das Vereinshaus erbaut. 1913 Franz Mühlbauer (Kufstein) 1915 Paul Bramböck (Obmann der katholischen Union) 1918 Josef Nah (Pfarrer in Bramberg) 1922 Josef Kaltschmied (Pfarrer in Brandenberg) 1924 Franz Huber (Pfarrer in Mauterndorf) 1928 Josef Semmler (Dekan von Reith b. Brixlegg, 8. 10. 1968) Gründer-Senior war Anton Pichler, Sattler beim Pfarrmesner Anton Wör- gartner. Pichler zog nach einigen Jah- ren wieder in seine Heimat im Pinz- gau zurück. Weitere Gründungsdaten: 1885 Gesellenvereinsbühne 1894 Meisterverein 1905 Arbeiterverein 1932 Jungkolping 1948 Kolpingehor 1966 Kolpingfamilie Das Kolpinghaus wurde von Maurer- meister J e n e w e in erbaut. 1905 war auch das Baujahr der heutigen Volks- schule. Die Aufbringung der Baukosten machten Präses Maximilian Ringel- gschwendtner großes Kopfzerbrechen. Von Josef Messner wird dazu auch berichtet, daß die damalige Gesellen- vereinsbühne aus den Theatererträg- nissen zu den Baukosten beigetragen hat. Als es einmal mit dem Präses wegen der Aufführung des Stückes „Der siebte Bua" eine Meinungsver- schiedenheit gab, zog die Bühne wie- Kitzböheler Theaterchronik der neueren Zeit Gewidmet den Theaterjubilaren L'udw ig Obermoser und Franz Lamplrrtayr
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