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Samstag, 16. November 1968 Kitzbtheler Äneiger Seite 5 Am 9. November 1968 wurde von Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Da n- n ing e r das neue Gebäude der Mol- kerei Kitzbühel eingeweiht. In einer kurzen Ansprache begrüßte Obmann Bürgermeister Hermann Reisch die zahlreich erschienenen Ehrengäste und Mitglieder, worauf der Hochw. Herr Stadtpfarrer die Gebete sprach und den Segen für das Haus und alle Per- sonen, die darin als Funktionäre, Mit- glieder, Lieferanten, Besitzer und Be- nützer tätig sind, erflehte. In seiner Pre- digt wies er auf die Bedeutung einer kirchlichen Weihe hin und stellte den Satz in den Vordergrund: Wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Baumeister vergebens. Das Gebet des Bauern sprach Toni Laucher, der Sohn des Gründerobmanns Georg Laucher zu Exenweid. Nach dem Dank des Obmanns an den Pfarrherrn schritt dieser durch alle Räume, um auch den gesamten Betrieb in den Segen einzuschließen. Über zweihun- dert Bauern, Bäuerinnen und Ehren- gäste waren bei der Einweihung an- wesend. Bei der anschließenden Festversamm- lung in der Tenne Guido Reisch, die entgegenkommenderweise eigens zu diesem Zwecke und an diesem Tag eröffnet wurde, hielt der Obmann Bür- germeister Reisch die Jubiläums- ansprache, die von den Anwesenden mit großem Beifall aufgenommen wur- de. Diese Ansprache ist eine auf- schlußreiche Chronik dieser wichtigen Genossenschaft, weshalb wir sie un- seren verehrten Lesern im Wortlaut wiedergeben. Am Beginn stand die Begrüußng der Ehrengäste. Insbesondere begrüßte der Obmann Stadtpfarrer Johann D a n- ninger, Präsident und Ehrenbürger Kommerzia]rat Johann 0 b e r m o s e r, die Bürgermeister der Einzugsgemein- den und zwar Franz II ö c k, Obern- dorf, Alois Ritter, Reith, und Josef Au f s c h n a i t e r, Aurach, Nationalrat Paul Landmann, Vizebürgermeister Hans B r e t t au e r, die Oberrevisoren Ambrosi und Schaller, von der Landeslandwirtschaftskammer Ing. Egon S eh u 1 e r und die Landesbäuerin Anna Hechenberger, von dejBezirksland- wirtschaftskammer den Obmann LA Bürgermeister Leonhard M a n z 1 und Ing. Josef W ö r götter, vom Milch- wirtschaftsfonds Dipl.-Ing. B a 1 d au f, vom Tiroler Sennereiverband den 'Ob- mann Bürgermeister K r o n t h a 1 e r und Prokurist Steiger, den Obmann der Molkerei St. Johann Vizebürger- meister Georg Oberleitner und Di- rektor B e rk t ol d, von der Molkerei Wörgl den Obmann Johann Georg Maier und Dipl.-Ing. Haid, aus Rot- holz Bürgermeister Sebastian Thaler, den Obmann der Raiffeisen-Bezirks- kasse Paul Hechenberger und Di- rektor Erich Ober r e ß 1, Ing. Hof in- ger von Radio Tirol, die Gründungs- mitglieder Josef Au berger, Auberg- bauer in Jochberg, Andrä B a c hl er, Kircherbauer, Franz P 1 e t z e r, Brander- bauer, Peter Koidl, Bacherbauer, und Sebastian Ha gs t einer, Schmalegg- bauer, alle Aurach, Peter Retten- w an d e r, Neuhausbauer, Kitzbühel, und Andrä Oberhauser, Talbauer in Jochberg, den Altfunktionär Bartl Auf schnait er, Kirchberg, die Jubi- lare unter der Gefolgschaft T s chur t- schenthaler, Mayerhofer und Eberharter und von den Firmen Baumeister Dr. Ing. Architekt Luis Meise, Elektromeister Ludwig Pf u r t- scheller, Ing. Kokor und Ing. Flet- z e r der Firma Jurany & Wolf rum, PAM Propangas Telephon 2992 Prok. Ing. Waldhauser und Schön- b au e r und die Vertreter der Firmen Astra Alfa-Laval, Wien, und Bertsch, Bregenz. Den Projektanten Dipl.-Ing. Adolf Kirchner vom Milchwirtschaftsfonds sowie Bauleiter Dipl.-Ing. Robert Stampfer, Kitzbühel, die an der Teilnahme an der Festversammlung verhindert waren, jedoch zur Einwei- hung erschienen waren, begrüßte der Obmann ebenfalls. Vierzig Jahre sind nun seit der Gründung vorübergegangen. Wieso ge- rade ich, der ich aus einer Kaufmanns- familie stamme, bei der Gründung einer landwirtschaftlichen Genossen- schaft dabei war, ist mit meiner en- gen Bekanntschaft mit Georg Lau- eher au- cher zu erklären. Als begeisterter junger Landwirt holte ich mir bei dem fortschrittlichen Exenweidbauern Rat- schläge und lernte dabei seine weit- sichtigen Ideen und den Genossen- schaftsgedanken kennen und wurde durch ihn zur Mitarbeit gewonnen. So kam es, daß ich durch 40 Jahre mehr oder weniger das Auf und Ab unserer Genossenschaft miterlebte. Die Darstellung in der Festschrift, erschie- nen mit dem „Kitzbüheler Anzeiger" vom 2. November 1968, schildert den Weg der Genossenschaft sehr anschau- lich und man liest die Sorgen heraus, etwa in den Gründungsjahren, als die Produktion versagte und uns das glei- che Los prophezeit wurde, wie der er- sten Sennereigenossens chaft in Kitz- bühel von 1897. Oder das schwere Rin- gen in der Zeit der Weltwirtschafts- krise, in welcher viele Menschen ar- beitslos waren und sich nicht einmal die notwendigsten Lebensmittel leisten konnten; entsprechend sank auch der Absatz. Wir hatten ja nicht nur eine Sen- nerei, en- nerei, also einen Verarbeitungsbetrieb gebaut, sondern auch ein Mi 1 c h- sondergeschäft, nach dem Grund- satz von Georg Laucher, den er schon am 21. Jänner 1928 aufstellte: Den Bauern Gelegenheit zu geben ihre Milch besser zu verwerten, aber auch die Versorgung der Bevölke- rung sicherzustellen. Man kann sich heute schwer vor- stellen, daß es dazumal schwer war, ab Mitte August bis zum Winter ge- nügend Milch und damit auch Butter und Rahm herbeizuschaffen. Unsere Verkaufsgeschäfte haben ein echtes Bedürfnis erfüllt. Wir gründeten da- mals das Hauptgeschäft in der Josef- Pirchl-Straße und später die Filialen im Haus Schnepf, Jochberger Straße, und in der Badhaussiedlung. Langsam nur beruhigte sich das Ge- schäftsleben e schäftsleben - und schon kamen neue Sorgen: der Betrieb wurde zu klein, die Maschinen zu alt. Schon im Jahre 1939 mußten die Maschinen erneuert werden. Im Krieg waren Anlieferung und Absatz keine Probleme und es konn- ten auch die Schulden bezahlt werden. In der Nachkriegszeit waren die Schwierigkeiten der Versorgung groß. Aber auch diese Zeit ging vorüber. Die Milchanlieferung, welche in den Jah- ren 1951 bis 1955 zwischen 2,1 und 1,7 Millionen Kilogramm auf- bzw. ab- schwankte, begann ab 1956 rapid auf 3,1, 3,6 und 1960 bereits auf fast 4 Mil- lionen Kilogramm zu steigen. Jetzt sind es 6 Millionen! Damit begannen Absatzschwierigkei- ten; der Ruf nach Qualität wurde im- mer stärker und es wurde notwendig, an eine Verbesserung des Betriebes zu denken. Vor zehn Jahren wurde von einem Neubau eines Betriebes, gemeinsam mit St. Johann, gesprochen. Aber es kam zu keiner Vereinbarung. Ich weiß noch, wie wenn es heute wäre: als ich dem Ausschuß von einer Unterhaltung mit Präsident 0 b e r m o s er über eine Zu- sammenlegung berichtete, wie erregt die Mitglieder reagierten. Das Verlan- gen, selbständig zu bleiben, überragte alle Vernunftsgründe. Die Forderung, den eigenen Betrieb zu erneuern, nahm hnmer stärkere Formen an. Die Mit- glieder wußten, daß dies Opfer ver- langen wird, aber der Freiheitswille unseres Tiroler Schlages war nicht zu brechen. Daß es für den Vorstand ein langer, beschwerlicher Weg wurde, den 40 Jahre Molkerei Kitzbühel Zur Einweihung des neuen Molkereigebäudes Festversammlung in der Tenne Guido Reisch
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