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Seite 6 Kltzbüheler Anzeiger, Samstag, 16. November 1968 Willen der Mitglieder zu erfüllen, wis- sen die meisten von ihnen. Es war wohl Kommerzialrat Georg E r h a r t, Geschäftsführer des Milch- wirtschaftsfonds, der eine leise Hoff- nung erweckte, eine Investitionsbewilli- gung zu erlangen, als er mir bei einer Vorsprache sagte, wenn, dann nur ein reiner Emmentalerbetrieb! Wir wollten zwar einen Vollbetrieb, klammerten uns aber doch an diesen Strohhalm und begannen zu planen. Zuerst versuchten wir, billig wegzu- kommen und beschlossen 1964, den al- ten Betrieb umzubauen. Doch mußten wir bald erkennen, daß eine größere Investition nicht zu verantworten wäre. Also mußte an einen Neubau gedacht werden. Da kam ein Wink von Dipl.-Ing. Adolf Kirchner: „Wenn Ihr bauen wollt, dann müßt Ihr Euch vor dem Winter entschließen. Im Winter haben wir Zeit zum P1nen!" Das war der unmittelbare Anstoß zum Beschluß der Generalversammlung am 8. Dezember 1965, den Neubau in An- griff zu nehmen. Auf dieser General- versammlung schätzte Dir. S c h w a i g- h of er einen Neubau auf 17 Millionen Schilling. (Und tatsächlich hat der Neu- bau diese Summe gekostet!) Er erklär- te auch, die Genossenschaft müßte die Hälfte des Baukapitals selbst aufbrin- gen. Daher wurde auch beschlossen, daß die Mitglieder tausend Schilling pro Kuhanteil und darüber hinaus einen Abzug von 10 Groschen je Kilogramm Milch tragen müssen. Nun ging es Schlag auf Schlag. Alle Stellen unterstützten uns, der Genos- senschaftsverband erreichte in sehr kur- zer Zeit die Investitionsgenehmigung für einen Emmentalerbetrieb auf der Grundlage von 5000 Kilogramm Milch pro Tag. Das ERP-Gesuch des Verban- des wurde mit Hilfe von Ministerialrat Dr. B er g er (ERP-Stelle) bald bewil- ligt. Mit diesem Kredit von 8,8 Millio- nen Schilling war die Finanzierung im wesentlichen gesichert. Bei der tber- brückung war uns die Raiffeisen-Be- zirkskasse Kitzbühel behilflich. Die Raiffeisenkasse hat unser Vorhaben un- terstützt und ich spreche hiermit dem Obmann des Vorstandes Paul H e ehe n- b er g e r und Direktor Erich Ober - r e ß 1 den Dank aus. Dipl.-Ing. K ire h n er projektierte den Bau und Dipl.-Ing. N 0W a k die Ma- schinenausstattung. Man kann es nicht beschreiben, wie viel Arbeit daran hängt, bis ein Projekt ausschreibungs- reif ist, bis alle Wünsche und alle Be- dürfnisse erfüllt sind und an die Auf- träge und Vergaben geschritten wer- den kann. Wie sehr sich bei dieser Ar- beit Direktor Josef 5 all mutter trotz seiner angegriffenen Gesundheit ein- geschaltet hat, war fast übermenschlich. Er wollte den Wunsch der Mitglieder erfüllen! Es ist besonders zu bedauern, daß er den fertigen Bau nicht erleben konnte. Wir vermißten seine Mitarbeit sehr, war doch niemand so eingeweiht wie er. Er hat bei der Maschinenverga- be, gemeinsam mit den Diplom-Inge- nieuren N o w a k und Schmoll vom österreichischen Molkerei- und Käse- verband, um jeden Schilling gerungen. Thomas H a u s b e r g e r, der neue Be- triebsleiter, mußte sich nun in die Auf- gaben des Geschäftsführers, aber auch in die Baufragen, förmlich hineinbeißen. Spontan stand uns Direktor Dipl.-Ing. Hai d der Molkerei Wörgl bei und stell- te uns sein umfassendes fachliches Wis- sen zur Verfügung. Dies war eine große Beruhigung für uns. Immer wieder kam Dipl.-Ing. Kirch- ner nach Kitzbühel, um mit Dipl.-Ing. Architekt Robert St am p f er die Pro- bleme zu besprechen. Architekt Stamp- fer hatte die örtliche Bauleitung über- nommen und unsere Interessen bestens gewahrt. Mit den beauftragten Firmen hatten wir durchwegs eine gute Wahl getrof- fen, sonst wäre auch diese kurze Bau- 1 PAM Flamol Telephorl 29 92 zeit nicht einzuhalten gewesen: Beginn am 23. Mai 1966 und Aufnahme des Be- triebes am 5. Dezember 1967. Durch den Einsatz des Henseler-Käse- fertigers mit seiner tuchlosen Abf üllung und automatischen Pressung gelang es. eine hervorragende Qualität zu erzeu- gen, wie sie bisher keinem anderen Be- trieb gelungen ist. Ohne wesentliche Anfangsschwierigkeiten wurden Em- mentaler mit fast hundertprozentiger I. Klasse erzeugt. Auf Grund der guten Erfahrungen haben wir eine zweite Käsepresse be- stellt, die schon im Mai voll ausgelastet wurde. Es war uns damit möglich, mit nur zusätzlichen 550.000 Schilling die Produktion von Emmentaler zu ver- doppeln, also täglich 12.000 Kilogramm Milch zu verarbeiten. Durch das Ver- ständnis der Milchlieferanten konnte diese Menge s i o freie Milch ver- arbeitet werden. Wir hatten das Glück, mit Fritz Ob e r n au er einen Schwei- zer zu bekommen, der es nicht nur versteht, gut zu käsen, sondern auch auf die Milchlieferanten guten Einfluß zu nehmen. Unsere Aufgabe der Versorgung füh- ren wir nun nicht mehr mit unseren Detailgeschäften aus, aber wir beliefern im ganzen Einzugsgebiet die Handels- geschäfte und die Großverbraucher mit Milch- und Milchprodukten. Unsere Genossenschaft hat Ausschuß- mitglieder, die mitleben und mitarbei- ten. Der Vorstand war gleichzeitig auch Bauausschuß und kam jeden Samstag zusammen, meist waren auch die Mit- glieder des Aufsichtsrates mit anwesend. Nachdem ich mich wenig kümmern konnte, trug die Hauptlast Obmann- stellvertreter Sebastian F o i dl. Er war fast t ä glich am Bau. Er leitete die Instruktionsfahrten ins salzburgische Käsereigebiet, ins Allgäu und in die Schweiz, wo er auch den Henseler Käsefertiger ausfindig machte. Es ist eine Freude, in unserer Ge- nossenschaft zu arbeiten, mit Mitglie- dern, die treu zu ihrer Molkerei halten, mit einem Ausschuß, auf den man sich verlassen kann und mit einer Gefolg- schaft, die vorbildlich arbeitet. Wir alle sind stolz auf unseren neuen Betrieb und hoffen und wünschen, daß mit ihm eine glückliche Zeit für unsere Genos- senschaft und damit für unsere Mit- glieder beginnt und der Gemeinsinn gestärkt wird." Der Festrede des Obmanns folgte starker Beifall der Anwesenden. GLÜCKWUNSCHADRESSEN Der Obmann der Bezirkslandwirt- schaftskarnmer und Bundesobmann- stellvertreter des Tiroler Bauernbundes LA Bürgermeister Leonhard Man z 1 überbrachte die Grüße von Landes- hauptmann Eduard Wailnöf er und vom Präsidenten der Landeslandwirtschafts-. kammer LA Astner •und gratulierte dem Obmann sowie der Genossen- schaft zum guten Ablauf der Jubi- läumsfeier. Er anerkannte in treffen- den Worten den Idealismus der Funk- tionäre der Molkereigenossenschaft Kitzbühel und den Zusammenhalt der Mitglieder. Nur dadurch konnte die heutige Spitze in der Leistung erreicht werden. An die Bauern richtete Manzl den Appell, in Zukunft auf das Abkal- ben der Kühe insofern Einfluß zu neh- men, daß dieses auf das ganze Jahr gleichmäßig aufgeteilt ist, um dem jährlich im Herbst eintretenden Milch- mangel entgegenzutreten. Dieser Ap- pell ist vor allem von jenen Bauern leicht zu erfüllen, welche ihre Kühe auf dem Hofgut behalten. Nationalrat Paul Landmann sprach als Mitglied der Genossenschaft den Vorstandsmitgliedern mit Obmann Reisch und dem Aufsichtsrat den Dank aus. Auch darüber, daß sie trotz vieler Angriffe stets den geraden Weg gegangen sind. Das Werk des Neubaues wurde mit frischem Mut begonnen und glücklich vollendet, was auf eine er- freuliche Einheit in der Genossenschaft schließen läßt. Den Mitgliedern dankte er für die Lieferung hochqualifizierter Milch, denn nur dadurch ist es schließ- lich möglich geworden, Emmentaler erster Klasse herzustellen. Auf die Qualität wird ab 1. Jänner 1969 noch mehr geschaut werden, denn ab die- sem Zeitpunkt erfolgt die Auszahlung des Milchpreises nicht mehr nach Mengen, sondern nach der tatsäch- lichen Qualität. Der Obmann des Tiroler Sennerei-
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