Kitzbüheler Anzeiger

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Sanitag, 30. November 1988 Kitzbtiheler Anzeiger Seite 17 Ab 1929 drückten die beiden Expo- nenten der Kitzbüheler Theaterwelt Ludwig Obermoser und Artur Dreier ihren Stempel auf; einerseits als Charakterdarsteller und anderer- seits als Spielleiter (Obermoser) und als Bühnenbildner (Dreier). Große Er- folge und ausverkaufte Häuser gab es bei den Stücken „Falsche Liab", „Die drei Dorfheiligen", „Der Ehestreik" (mit sechs Aufführungen), „Der Narren- zettel", „Der Judas von Tirol", „Hei- ratsnärrisches Volk", „Der Dorfbader" und „Das sündige Dorf". Im Theaterjahr 1931 wurden auf- geführt „Der letzte Kniff" (auch in St. Johann), „Die 5 Karnickel"; „Um Haus und Hof" (dieses Stück als Fest- vorstellung anläßlich des 70. Geburts- tags des großen österreichischen Dich- ters Franz Kranewitter (1860-1938), „Der wundertätige Antonius", „In der goldenen Hochzeitsnacht", „Der dürre Baum" und „Liebe in den Bergen". Zur Franz-Kranewitter-Feier am 7. August 1931 schrieb der Chronist: „Bekanntlich hat das Bauerntheater in Kitzbühel anläßlich des 70. Geburts- tags Franz Kranewitters eine Fest- vorstellung im großen Stadtsaal Vor kurzem erschien im Universi- täts-Verlag Wagner als Folge 23 der Schriftenreihe „Tiroler Wirtschafts- studien" eine Sammlung von 35 Le- bensbeschreibungen von Ernst Attl- mayr unter dem Titel „TIROLER PIONIERE DER TECHNIK". Es ist dies gewiß ein verdienstvolles Werk, gebührt es doch in weit höherem Maße der Technik und ihren führenden Männern, denen wir Glück und Wohl- stand verdanken, in die Geschichte ein- zugehen, als alle Kriege und deren Feldherrn, die der Welt nur Not und Elend brachten. Einer der bedeutendsten Männer, de- ren Leben in diesem Werk besprochen wird, war der Fieberbrunner Erfinder des Viertakt-Motors Christian Reith- mann. Wir freuen uns daher, mit freundlicher Genehmigung des Ver- lages als Probe dieser Lebensbilder den betreffenden Abschnitt abdrucken zu können. CHRISTIAN REITHMANN Geboren in St. Jakob bei Fieberbrunn am 9. Februar 1818, gestorben in Mün- veranstaltet. Das Stück des gefeierten Tiroler Bauerndichters ‚Um Haus und Hof' wurde h:ebei wirkungsvoll auf- geführt. Die vorzüglichen Leistungen der Spieler und die hohe künstlerische Darstellungskunst des Bauerntheater- Ensembles wui den inzwischen wieder- holt anerkannt und fanden schon aus- führliche Würdigung. Der Autor Franz Kranewitter schrieb persönlich einen Brief, in welchem sich seine Freude über die Ehrung durch das Bauern- theater Kitzbühel wiederspiegelte." „Soeben von einer kleinen Reise zu- rück finde ich in meiner Heimat und Sommerfrische Nasserreith, verspätet Ihren Brief, so daß ich Ihrer lieben Einladung nach Kitzbühel zu kommen, nicht mehr folgen kann. Seien Sie für die Ehrung, die Sie mir mit der Auf- führung ‚Um Haus und Hof' zu mei- nem 70. Geburtstag antun, aus tief- stem Herzen bedankt. Mit der Bit-,e, allen Mitwirkenden in meinem Namen die Hand zu drük- ken und Sie zu grüßen, verbleibe ich Euer Franz Kranewitter." Leider, und tausendmal leider, ist der Brief, der heute eine Rarität bedeuten würde, nicht erhalten. chen am 2. Juli 1909. Christian Reithmann lernte bei sei- nem Vater, der Landwirt und neben- bei auch „Mühlarzt" und Uhrmacher in St. Jakob bei Fieberbrunn war, die Uhrmacherei und andere Handwerke. Er stillte seinen Wissensdurst durch das Studium echnischer Bücher, die er mit dem bescheidenen Verdienst als Buchbinder und als Veranstalter von Kunstfeuerwerken kaufte. Mit 18 Jah- ren verschaffte ihm der Pfarrer von Fieberbrunn in Salzburg eine Lehr- stelle als Tischler. Nach Beendigung der Lehre wanderte er nach München, wo er zuerst als Tischler, dann aber in einer Uhrmacherwerkstätte arbei- tete. 1848 machte er sich als Uhr- macher selbständig und hatte im Jahre 1862 bereits so-ziel verdient, daß er in München das Haus Hofstatt Nr. 8 kau- fen konnte. Für seine Uhrmacherwerkstätte baute er sich verschiedene Maschinen, zu- meist nach eigenen Ideen, so eine mit elektromagnetischer Kraft angetriebene Zahnrad-Fräsmaschine, für die er auf der Münchner Industrieausstellung Die Darsteller der Tragödie „UM HAUS UND HOF": Der Klotzenbauer: Fritz Fröhlich - Hies, Sohn - Alois Wimmer - Franz, 2. Sohn - Siegfried Engt - Der Lotter: Rudolf Casagrande - Die Lotter Lena: Resi Engt - Kathi ihre Freundin: Pepi Mößner - Der Zaggter: Ludwig Obermoser - Anna, seine Schwiegertochter: Hanni Markt Maria, seine Ziehtochter - Maria Hau- ser - Dr. Garn perle, ein Winkel- advokat: Franz Rippel - Der Pfarrer: Franz Krois - Die Vorsteher: Paul Hochfilzer -Die Ursch: Maria Lentsch. Spielleitung und Souffleuse: Anna Höck Bühne: Alois Wimmer Musik: Kapelle Lyra, unter der Lei- tung von Schmalnauer, St. Johann Anna Höck, Fritz Fröhlich und Lud- wig Obermoser wechselten hin und wieder die Spielleitung. Die Theater- musik stellte durch Jahrzehnte das Or- chester der Stadtmusik unter der Lei- tung von Anton Rothbacher. Dazu lesen wir in einem Zeitungsausschnitt der Theaterchronik der dreißiger Jahre u. a.: „Papa Rothbachers Streichorchester ist über jedes Lob erhaben. Un- ermüdlich wirkt der verdiente Mu- sikveteran bei allen öffentlichen Ver- anstaltungen mit und führt seine wackere Schar, welcher nur eine größere Anzahl von Geigern zu wün- schen wäre, von Sieg zu Sieg." In den weiteren dreißiger Jahren war es um die Einheitlichkeit des Kitz- 1854 ausgezeichnet wurde; über diese Maschine konnte sonst leider nichts in Erfahrung gebracht werden. Auf der Suche nach einer geeigneten Antriebskraft für seine verschiedenen Werkzeugmaschinen machte er bereits 1852 Versuche mit einem Knallgas- motor, den er nach der Eröffnung der Münchner Gasanstalt (1858) für Leucht- gasbetrieb umbaute. Obwohl dieser mit zwei Flugkolben ausgestattete Motor recht brauchbar arbeitete, bemühte sich Reitham immer wieder, an ihm Ver- besserungen vorzunehmen. Dabei kam er auf den Gedanken, das Explosions- gemisch mit dem Arbeitskolben zu ver- dichten und den Motor nach dem Vier- taktprinzip arbeiten zu lassen, erreichte aber wegen der von ihm angewandten hiefür wenig geeigneten Flammenzün- dung keinen befriedigenden Betrieb. Er ließ daher seinen Viertaktmotor bald unbenutzt in seinem Betrieb stehen. Ungefähr um die gleiche Zeit hatte auch Dr. techn. h. c. N. A. Otto, einer der Mitbegründer der Deutz-Gas- motorenfabrik, völlig unabhängig von Reithmann das Viertaktverfahren er- funden und 1876 zum Patent angemel- det. Als Dritte im Jahre 1884 das Otto- Patent zu Fall bringen wollten, wurde Kitzbüheler Theaterchronik der neueren Zeit Gewidmet den Theaterjubilaren Franz LampLmajr und Ludwig Obermoser 3. Fortsetzung Tiroler Pioniere der Technik
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