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Seite 18 Kitzbüheier Anzeiger - Samstag, 30. November 1068 bühler Theaterwesens geschehen, ver- mutlich waren auch parteipolitische Hintergründe die Ursache. Gespielt wurde aber auf mehreren Bühnen. Es gab in diesen Jahren in Kitzbühel wohl an die hundert aktive Spieler. Aber auch Autoren. Von Sebastian P r a x m a i r als Autor haben wir schon berichtet. Dieser schrieb bekanntlich unter dem Pseu- donym „Toni Willi", und seine Werke leben heute noch auf den Volksbühnen Tirols. Sein Stück „Die Tochter des Wilderers" wurde 1967 vom Scheffauer Volkstheater aufgeführt. Ein weiterer Autor aus Kitzbühel war E. Frank. Unter diesem Namen ‚versteckte" sich niemand anderer als der Lokalpolitiker und Realitäten- vermittler Christian Mit t er er. Uns ist jedoch nur sein Erstlingswerk „Das letzte Spiel" bekannt, das 1925 von der Theatergesellschaft im katholischen Vereinshaus aufgeführt wurde. Ob sich Mitterer noch in weiteren Stücken ver- sucht hat, konnte bisher nicht eruiert werden. Aus seiner Feder stammt auch eine interessante Schulchronik, die in den alten „Kitzbüheler Nachrichten" erschienen ist. 1936 war im Rahmen eines Landes- trachtenfestes vor dem Sparkassen- gebäude eine Freilichtaufführung zu sehen. Gespielt wurde das Stück „Ti- roler Volkserhebung 1809" des Kitz- büheler Autors und akad. Malers Ma- ximilian Erle r, der bei diesem Stück auch als Spielleiter und als Bühnen- bildner fungierte. Erler ist der dritte Reithmann in einen gerichtlichen Streit um die Priorität gezogen, der leider zu keinem klaren Ergebnis führte. In erster Instanz wurde Reithmann auf Grund des Sachverständigen-Gutach- tens von Prof. Schröder und verschie- dener Zeugenaussagen die Priorität zu- erkannt. Kurz nach Fällung dieses Ur- teils schlossen die Deutz-Werke mit Reithmann einen Vertrag, mit dem die- ser alle im Falle eines definitiven Pro- zeßgewinnes aus der Vorbenutzung zu- stehenden Rechte an Deutz übertrug, während Deutz sich verpflichtete, ihm „sofort nach Beendigung des Prozes- ses", wie immer dieser ausgehen möge, 25.000 Mark auszuzahlen, ein Betrag, der heute etwa 350.000 DM entspricht. (Damals betrug der Jahreslohn eines guten Handwerkers zirka 700 Mark.) In einer gleichzeitigen Niederschrift hat Reithmann die öffentliche Vorbenutzung verleugnet, an der verschwiegenen (die Otto nicht schaden konnte) aber fest- gehalten. Durch diesen Vertrag war Reithmann wirtschaftlich am Gewinn des Prozesses nicht mehr interessiert, wohl aber mußte ihm, den Schulden drückten, sehr daran gelegen sein, eine möglichst rasche Beendigung des Pro- zesses zu erreichen, um bald in den Besitz der Vertragssumme zu gelangen. uns bekannte Kitzbüheler Theater- autor der neueren Zeit. Eine bekannte Kinderdarstellerin war Hilde Engl. Mit 11 Jahren schon wirkte sie bei den „Jedermannspielen" in Kitzbühel mit. Einige Male brachte es der Zufall mit sich, daß ihre Mutter, Resi Engl, die Mutter und sie das Kind darzustellen hatten. Noch einige Besonderheiten: Das letzte ‚Apostelspiel" wurde 1926 unter der Leitung von Gustav Aust auf- geführt. In diesem Jahr fand auf der Seidlaim auch das letzte uns bekannte Kuhstechen statt. Ein „Mysterien- spiel" wurde 1928 aufgeführt. An der Spitze standen bei diesem Ensemble Baumeister Lutz G e r z a b e k, Fräulein Margit R e y m an n und Dr. Max Blachfelner. Als Theatermaler so- wie als Gastspieler wurde früher auch mehrmals der St.-Johanner Theater- experte Peter Thaler engagiert. 1930 traten in Kitzbühel die damaligen Wie- ner Theaterlieblinge Gretl Holm und Bert S liv in g auf, und zwar auf der Stadtsaalbühne; weiters das Ensemble des Gärtnerplatztheaters München im damaligen Casino Reisch mit der Ope- rette „Weißes Rößl". 1934 wurden auch sogenannte „Pfingstspiele" aufgeführt. Unter der Spielleitung von Fritz Fröh- lich wurde als Freilichtaufführung das Spiel „Meier 1-Ielmbrecht" gegeben. Als bester „Kranewitter-Darsteller" der dreißiger Jahre galt in Kitzbühel und weitum Hans überall. Nach dem Umbruch 1938 wurden vorerst sämtliche Theatergesellschaften Wohl deshalb erklärte nun sein Anwalt vor der 2. Instanz, Reithmann könne sich nicht mehr daran erinnern, wann er den Viertaktbetrieb aufgenommen habe. Wie nicht anders zu erwarten, hat das Obergericht darauf das Urteil 1. Instanz aufgehoben und das Priori- tätsrecht Otto zugesprochen. Diesem Urteil 2. Instanz kann jedoch, da der zwischen Kläger und Beklagtem ge- schlossene Vertrag einen schweren Ein- griff in das schwebende Gerichts- verfahren darstellt, keine Bedeutung in der Frage der tatsächlichen Priori- tät beigemessen werden. So ist die Frage heute noch strittig, ob Otto oder Reithmann als Erfinder des „Otto- motors" anzusehen ist. Christian Reithmann machte noch eine Reihe anderer Erfindungen, ins- besondere auf dem Gebiete der Uhren- Herstellung, für die er 1837 auf der Pariser und 1873 auf der Wiener Welt- ausstellung Auszeichnungen erhielt. Im Alter von 80 Jahren schuf er noch den Entwurf zum Glockenspiel am Münch- ner Rathaus. Getreu der heimatlichen Tradition pflegte er das Schützenwesen; er war durch viele Jahre Schützeurneister der Kgl. privilegisierten Hauptschützen-Ge- aufgelöst. Ludwig Obermoser kam in seiner Theaterleidenschaft auf eine erfolgreiche Idee. Er stellte sich hinter die „Schützen"! Die Kitzbüheler Schüt- zen waren damals der einzige Ver- ein, der vor der behördlichen Auf- lösung verschont geblieben war. Also traten er und Fritz Fröhlich dort ein und es konnte wieder gespielt werden. Es wurden Bunte Abende gegeben und unter dem Namen Heimatbühne und dem Titel „Wehrmachtsbetreuung" Aufführungen inszeniert. In den ersten Kriegsjahren wurden von der „Heimatbühne Kitzbühel" in fast allen Orten des Bezirks Auffüh- rungen durchgeführt. 1941 waren es insgesamt 84 Aufführungen mit 19.632 Besuchern. In der Spielleitung wechselten sich wiederum Obermoser und Fröhlich ab, denn zuerst war Obermoser im Kriegseinsatz und dann wieder Fröhlich. Mit einem Holzgaser- Lastauto und dem Chauffeur Karl Haas. In der Kaserne in St. Johann wurden am 10. Juli 1941 bei der Auf- führung „St. Pauli in St. Peter" 444 Besucher gezählt. Die Heimatbühne Kitzbühel war die einzige Bühne im Bezirk, welche zur „Volksbetreuung" bzw. „Wehrmachts- betreuung" eingesetzt wurde. Die neue Theaterchronik wird seit 1949 von Paula 5 a v o y geführt. In diesem Jahr wurde das Kitzbüheler Theaterleben wieder aktiviert und zwar mit dem Spiel „Der Paragraphenschu- ster". Fortsetzung folgt! sellschaft und konstruierte eine Punkt- Meßmaschine, die durch Jahrzehnte all- gemein Verwendung fand. Im Jahre 1874 wurde ihm der Titel eines königlich bayrischen Hofuhr- machers und 1906 anläßlich der Grund- steinlegung des Deutschen Museums das Verdienstkreuz des königlich bay- rischen Michaels-Ordens verliehen. Über Auftrag dieses Museums stellte er eine genaue Kopie seines ersten Vier-- taktmotors her. Der Originalmotor steht heute im Deutzer Werksmuseum. Christian Reithmann, der auch Di- striktvorsteher und Armenpfleger in München war, erfreute sich wegen sei- nes stets offenen Charakters und sei- ner Bescheidenheit allgemeiner Beliebt- heit. Am 30. Juni 1909 starb Reithman'i. Oljälirlg, nachdem er bis in seine letz- ten Lebensjahre unermüdlich an ver- schiedenen neuen Konstruktionen gear- beitet hatte. Zu seinen Ehren haben die Städte Innsbruck und Wien je eine Straße nach ihm benannt. Seine technische Begabung vererbte sich auf seinen gleichnamigen Sohn. der sich mit Optik. Photographie und Kunstuhrenbau beschäftigte und unter dem Namen „Spitzweg der Erfinder' bekannt wurde.
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