Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbtlheler Anzeiger Samstag, 30. November 1968 Winterarbeit fde ür Ma""dchenhauptschule- genehmigt: Auch im Sondertrakt wird weitergebaut - Firstfeier für Turnsaalbau Dreivierteijahresreehnung der Stadtgemeinde Kitzbühel neue Betriebsstätte, die Grau- und Tempergießerei, errichtet. Die Firma „Gebr. Grundmann" setzte ihren erfolgreichen Aufstieg fort und gehörte im Jubiläumsjahr 1962 nicht nur zur ältesten, sondern wiederum zur größten Schlosserwarenfabrik Oester- reichs. Ihre Erzeugnisse unter der welt- berühmten Marke GEGE gehen in über 50 europäische und außereuropäische Länder. Zur Grau- und Tempergieße- rei kam noch eine Leichtmetallgieße- rei, die selbst in den hochindustrieali- sierten Ländern wie Deutschland, Ita- lien und der Schweiz auf Grund der besonderen Qualität erfolgreich im Kon- kurrenzkampf besteht. Den sozialen Einrichtungen wandte der Seniorchef KR Ernst Grundmann schon zu einer Zeit sein Augenmerk zu, als diese noch als „Fleißaufgabe" galten. Schmucke Personalhäuser, Gar- tenanlagen und Sportplätze mit geheiz- ten Schwimmbecken gehören zum 10 ha großen Fabriksgelände. Bei seinen Arbeitern und deren Familien war der Verstorbene nicht nur der auf allen Gebieten der Erzeugung und der Ver- waltung gewiegte Chef, sondern auch der hilfreiche Nächste. So war es auch nicht zu verwundern, daß es die Arbei- ter waren, welche Kommerzialrat Ernst Grundmann sozusagen aus den Händen der russischen Besatzungsmacht ent- rissen. Als Inhaber eines Rüstungs-Teil- betriebes geriet der Seniorchef in de- ren Hände und wurde zu den härte- sten körperlichen Arbeiten eingesetzt, nicht nur das, auch zu den heikelsten und übelsten, wenn man bedenkt, daß darunter auch die Tätigkeit eines Schin- ders getreten war. Hier bewies der Verstorbene seine hohen Charakter- eigenschaften und seine Selbstverach- tung, wenn er lächelnden Antlitzes zur Vergrabung von verendeten Tieren oder zum „Häuslraggern" schritt. Nichts ver- mochte ihn zu erschrecken und nichts zu demütigen bis schließlich auch die Russen davor kapitulierten; nicht un- wichtig ist dabei auch, daß sich schon damals unter dem wissenschaftlichem Gut des Verstorbenen Aufzeichnungen in russischer Sprache befanden. „Du großer Wissenschaft - du gut!" Damit kommen wir zu einem Kapitel im Leben des Verstorbenen, das dem Namen Grundmann Ewigkeitswert ver- liehen hat. In seiner Jugend war Komm.-Rat Ernst Grundmann ein eifriger Jäger und Heger. Kein Wunder, ihm stand ja auch ein eigenes Revier zur Verfügung. Ein eigenartiges Jagderlebnis, in dessen Mittelpunkt ein Jagdgast und ein Reh- kälbchen standen, vergrämten ihm die Jagdlust auf Lebenszeit. Geblieben ist ihm aber der Forschungszweig der Entomologie, der Wissenschaft der Kerbtierkunde, die sein zweiter Lebens- inhalt wurde. Auf diesem Gebiet eroberte er sich Nach ausführlicher Berichterstattung durch Bürgermeister Hermann Reisch über den Fortgang der Arbeiten beim Bau der Doppelhauptschule, dem Mäd- chentrakt, dem Sondertrakt und der beiden Turnsäle, entschloß sich der Gemeinderat, auch diesen Winter die Bauarbeit zu forcieren. Diese Woche konnte im Mädchentrakt bereits mit der Verglasung der Fenster begonnen werden. In diesem Trakt wird bis zum Einbruch der kalten Jahreszeit die Zen- tralheizung eingebaut sein, so daß die Winterarbeit ohne weitere Baumaßnah- men möglich ist. Der Sondertrakt wird behelfsmäßig geschlossen; ebenfalls die Turnsäle, jedoch diese erst zu einem späteren Zeitpunkt. Eine Unterbre- chung nterbre chung des Baues ist auf keinem Fall beabsichtigt. Die Mittel aus der pro- duktiven Arbeitslosenfürsorge, die durch die Winterarbeit frei werden, fließen der Gemeinde zu. Sämtliche Leistungen und Lieferungen wurden bereits ver- geben. Die noch nicht erfüllten Auf- träge sind jedoch in dem Maße zu ver- geben, als das noch zur Verfügung ste- hende Baukapital von 3,5 Millionen Schilling ausreicht. Zur Eidfinanzie- im Laufe der Jahrzehnte, die für ihn neben seiner Tätigkeit ab Wirtschafts- führer ein intensives Sammeln und For- schen beinhalteten, einen Namen von hoher Bedeutung. In einer für den Wissenschaftler vor- bildlich angelegten und in allen Einzel- heiten katalogisierten Sammlung von 150.000 Exemplaren aus 16.000 verschie- denen Arten hat er ein Lebenswerk hinterlassen, das in seiner Art ein- malig ist. In der Sammlung befinden sich exotische Exponate von der Größe einer Faust und von der Kleinheit ei- ner Nadelspitze. Sein besonderes Lieb- lingsgebiet war die Chlaeniiae, eine Spezialgruppe der Läufer. Darüber er- schien Ende der fünfziger Jahre aus seiner Feder eine Monographie. Ein, zweites bedeutendes Werk dieses Wis- sens- und Forschungszweiges ist gegen- wärtig in Wien in Druck. Für die Samm- lung selbst interessiert sich nun das Naturhistorische Museum in Wien. Komm.-Rat Ernst Grundmann wurde vom Bundesministerium für Unterricht auf Grund seiner Kenntnisse zum Kor- respondenten des Naturhistorischen Mu- seums, der Wiener zoologisch-botani- schen Gesellschaft und der kgl. ento- mologischen Gesellschaft in Brüssel be- stellt. Grundmann vermochte diese Auf- gabe in acht Sprachen zu erfüllen: in deutsch, italienisch, lateinisch, grie- chisch, französisch, englisch, spanisch und holländisch. (In russisch, das wir er- wähnten, und anderen Sprachen, be- diente er sich eines Dolmetschers.) - rung müssen die Beiträge der Spren- gelgemeinden herangezogen werden. Die Doppelhauptschule kostet nach den vorliegenden Rechnungen einschließlich Einrichtung 29,300.000 Schilling, jedoch ohne Grundpreis und ohne Architek- ten- und Ingenieurhonorare. Der Ku- bikmeterpreis kommt auf 790 Schilling zu stehen und dieser Preis wird von Fachleuten als normal bezeichnet. Er- höhungen gegenüber den Anboten wa- ren nicht zu verzeichnen. Im Fürsorgereferat genehmigte der Gemeinderat auf Antrag von Vizebür- germeister H ä r t in g den Ankauf wei- terer Einrichtungsgegenstände für die beiden Heilgymnastikräurne. Vizebür- germeister Hans B r e t t a u e r machte darauf aufmerksam, daß derartige Auf- wendungen nach dem Behindertengesetz vom Amt der Tiroler Landesregierung rückzuvergüten sind. Hauptpunkt der Tagesordnung war der Bericht des Finanzreferenten Stadt- rat Walter H i r n s b e r g e r bzw. von Rechnungsrat Georg Geiger über die Dreivierteijahresrechnung. Hierüber be- richten wir in unserer nächsten Aus- gabe. - Schon damit konnte er wie kaum ein anderer entscheidend für die Forschung in diesem Zweig der Naturwissenschaf- ten beitragen. Kollegen aus aller Welt erschienen bei ihm und staunten. Komm.-Rat Ernst Grundmann war Mitglied des Oesterreichischen Natur- schutzbundes, der Zoologisch - botani- schen Gesellschaft und des Vereins der Freunde des Naturhistorischen Museums in Wien, der deutschen Entomologi- schen Gesellschaft und der Societe Royale D'Entomologie de Belgique und „Altherren h. c." der Universitätssän- gerschaft Baden in Wien. Der Herr Bundespräsident verlieh ihm den Titel Kommerzialrat und die Kammer der gewerblichen Wirtschaft von Nieder- österreich die Silberne Ehrenmedaille. Sein Freundeskreis in Kitzbühel be- fand sich vorwiegend im Akademi- kerbund. Die Mitglieder dieses Bundes veranstalteten zu Ehren des nun Ver- storbenen zu dessen 70. Geburtstag ei- ne großartige Feier. Sie versammelten sich am Abend des Sonntags, 10. No- vember 1957 beim Schloß Lebenberg und marschierten unter Vorantritt der Stadtmusik und im Lichte der bren- nenden Fackeln zum Hause des zu Feiernden und brachten ihm die Glück- wünsche dar. Unter den Fackelträgern befand sich auch Mutter Hinterseer, die es sich nicht nehmen ließ, dieserart ihrem Nachbarn zu gratulieren. Gute Nachbarschaft zu halten war Sinn des Verstorbenen, ein hoher Sinn und dar- um auch Ehre übers Grab hinaus.
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