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Samstag, 30. November 1968 R1tzbühe1r Aneigsr - Seite 9 Eggerwirtin Anna Hechenberger 90 Jahre Am 25. November 1968 vollendete Frau Anna Hechenberger geb. Haid- acher ihr 90. Lebensjahr. Zur Geburts- tagsfeier versammelten sich die Kinder mit ihren Familien, die Enkel und Ur- enkel um die Jubilarin, die sich noch recht rüstig zeigte, insbesondere gei- stig wie eine Junge wirkte. Sehr er- freut war sie über den Besuch und die Wünsche von Bürgermeister Hermann ileisch und des Nachbarn Stadtrat Pe- ter Sieberer. Auch ihre Freundin, die Naz'nmutter Anna Hechenberger, die heuer selbst zum „80er" aufsteigt und mit der die Jubilarin mit Freude ihre täglichen Spaziergänge zum Lebenberg machte, besuchte sie in der Villa Edel- weiß, wo sie nun schon bald 20 Jahre wohnt, umsorgt von der Tochter, Anna, - md vorn Schwiegersohn, Ernst Land- raf. Unsere Jubilarin wurde am 25. No- ember 1878 in Jochberg geboren. Sie war das jüngste von 18 Kindern der Eheleute Anton und Maria Haidacher geb. Scharnigg. Der Vater war Berg- knappe. Mit 13 Jahren kam Anna He- chenberger als Kindsmagd zu einem Bauern und mit 17 zu ihrer Schwester Philomena zum Gasthof Wendelstein bei Bayrisch-Zell, wo diese mit dem dortigen Wendelsteinwirt Johann He- chenberger verehelicht war. Auch ihr wurde ein Hechenberger zum Schick- sal. Ihr Gatte, mit dem sie am 21. Mai 1901 in Absarn den Bund der Ehe schloß, Anton Hechenberger, war auf dem Wendelstein bei seinem Bruder Hausmeister und Spediteur. Als Neu- wirtsohn in Kitzbühel und als gelern- ter Bräuer vereinigte er Wirtsqualitä- ten in sich, mit dem Ziel, diese auch selbständig einzusetzen. Auf dem Wen- delstein war ihr Gatte auch für den gesamten Transport für das umfang- reiche Wirtsgeschäft verantwortlich. Unsere Jubilarin war als Stubenrnäd- chen tätig. Heute erzählt sie noch la- chend und in guter Erinnerung von hrem Gatten (t 10. September 1951), daß dieser bei der Abrechnung auch gleich ihr Trinkgeld vereinnahmte. Der Beschluß gemeinsam zu sparen und zu hausen stand ja bei der Verlobung schon fest. Es gab harte Arbeit zu leisten auf dem Wendelstein, und es blieben nur wenige Stunden Ruhe. Im Jahr einmal wurde eine Wallfahrt unternommen, sonst gab es keinen Ur- laub und kein Vergnügen. Schon im Jahre 1900 machten sie sich in Kitzbühel selbständig und er- öffneten in der Villa Rosa am Horn- weg eine Kracherlerzeugung, und zwei Jahre darauf erwarben sie den heuti- gen Gasthof Eggerwirt. Damals eine unansehnliche und auch nicht beson- ders angesehene Wirtsstätte. Anton He- chenberger und seine junge resche Gattin säuberten aber mit einem „eisernen Besen" nicht nur die Lokale vom Moder, sondern auch vom Gesin- del. Sie renovierten und bauten, eröff- neten die beste Küche und kredenzten gepflegte Getränke, so daß ihr Ziel von einer gutbürgerlichen Gaststube bald erreicht wurde. Der Aufschwung wurde kurz durch den I. Weltkrieg unterbrochen, wo der Gatte zum Mili- tär mußte und in Italien schwer ver- wundet wurde. In dieser Zeit waren auch zwei seiner Brüder Gastwirte in Photo Wilhelm Angerer, Kitzbühel Kitzbühel. Johann, der vormalige Wen- delsteinwirt, hatte den Gasthof Jäger- wirt gekauft und der dritte Bruder den Gasthof Neuwirt. Nach dem Krieg gab es wieder viel Geschäft im Gasthof, in der Krachen- erzeugung und in der Bierniederlage. Durch diese kam Anton Hechenberger auch zu den Pferden und damit auch zum Trabrennverein. Mit seinen bei- den Trabern Cytrina und Urtl, die er vorn Tiefenbrunner Franz Walti kaufte, war er weitum auf den Winterbahnen zu sehen, auch in Kärnten und in Süd- tirol, und holte sich viele Preise. 1931 übergab er das Geschäft seinem Sohn Hans, der ihm aus Dankbarkeit und Verehrung neben der Haustüre ein Marmorporträt, ein Werk des Kitz- büheler Bildhauers Stefan Silberber- ger, anbringen ließ und das heute noch hoch in Ehren gehalten wird. Große Tage gab es beim Eggerwirt während des Besuchs des Prinzen of Wales in Kitzbühel (5. bis 18. Februar 1935). überraschend trat der königliche Gast beim Eggerwirt ein, wo in Auf- regung beraten wurde, was der Maje- stät nun anzubieten sei. Die junge Wirtin Sophie schlug einen „Bauern- schmaus" vor und die Bestellung nahm der Gatte unserer Jubilarin entgegen, der, obwohl er schon übergeben hatte, gerne geholt wurde. Der Prinz fragte den Eggerwirts-Senior, was das wäre, Bauernschmaus? „Das ist die Kost, die unsere Bauern essen", antwortete Toni. Der Prinz akzeptierte und ließ sich den ersten Bauernschmaus seines Lebens schmecken; ebenfalls sein Ge- folge, und es blieb nichts mehr auf den Tellern. Der Prinz unterhielt sich freundlich mit dem alten Eggerwirt Sie sprachen von den Pferden, den Bergen und auch vom Krieg. Als der Prinz seinen eigenen Fronteinsatz er- wähnte, meinte der Eggerwirt: „Ja, da wären wir beide nicht weit vonein- ander weg gewesen!" (Gestimmt hat es nicht, aber das war dem Eggerwirt gleich, die Hauptsache es war unter- haltend.) Eine kleine Episode noch, die unsere Jubilarin gerne erzählte. Gab es ein- mal einen großen Maskenumzug in der Stadt. Bäckermeister Toni Hölzl schminkte und „putzte" den Egger- wirt täuschend ähnlich als Baumeister Huter heraus. „Schaut's, da Huter", riefen die Leute aus, als der Zug kam. Um den Kreis vom Huter waren da- mals der Bichiwirt. der Tiefenbrunner. Pichler Naz, Tierarzt Franko, Hans Tscholl u. v. a. und natürlich auch der Eggerwirt. Die Gaudi wurde dann beim Grieswirt gefeiert. Unsere Jubilarin kannte sich vor Arbeit und Geschäft nicht aus und schickte wiederholt, aber vorerst vergeblich nach dem Wirt, bis sie dann sehr streng dem Hölzl Toni Post tat: „Wenn d' man den Toni nit bald bringst, kauf' i dir koa Brot mehr ab!" Das wirkte. Im Hause ist unsere Jubilarin im- mer noch recht rührig. Sie interessiert sich über alles, liest gerne Zeitungen und „ihren" Roman und sehr verläß- 1ich am Samstag unsere Heimr- zeitung. Als ihr Schwiegersohn Ern:-L einen Fernsehapparat aufstellen ließ. sah Mutter Hechenberger auch das erste Fußballspiel ihres Lebens. „Sagts mir, wenn a Tor g'fall'n is", gell!- Das elU Das runde Leder hatte ja in ihrem Leben keinen Platz. Nun wünschen wir ihr auch von dieser Steile aus das Beste zum hohen Geburtstag und noch viele schöne Jahre im Kreise ihrer Lieben. Hauptversammlung des Tiroler Kaiserjögerbwides Kameradschaft Kitzbühel und Umgebung Die Kaiserjägerkameradschaft Kitz-- bühel und Umgebung lädt ihre Mit- glieder bzw. Kameraden zu der am Sonntag, 1. Dezember 1968 um 10 Uhr vormittags im Gasthof „Harisch" statt- findenden 30. Jahreshauptversammlung zur zuverlässigen Teilnahme herzlichst
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