Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 14. Dezember 1968 KitzhÜ1s.1er Änze(g.r Seite 5 Zur Wi des ze1Todestages von L Eröffnung der Gedächtnisausstellung im Kitzbüheler Heimatmuseum Von Bürgermeister Hermann Reisch Heute vor zehn Jahren, am 11. De- zember 1958, starb in Kitzbühel im Al- ter von 67 Jahren Professor Alfons Walde, unser größter Maler. Um sein Andenken zu wahren und um seine Werke zu bewundern, haben wir uns heute hier eingefunden. Beides fällt uns leicht und ist uns selbst die größte Freude, ja ein Bedürfnis; sein Anden- ken wird in Kitzbühel stets hochgehal- ten und seine Werke werden in seiner Heimatstadt stets die nötige Bewunde- rung finden. Unser großer Sohn wurde am 8. Fe- ber 1891 in Oberndorf, wo sein Vater die Schulleiterstelle innehatte, geboren. Sein Vater Franz Walde gehörte der ‚Brunecker Linie" der Walde an. Er starb am 1. Oktober 1951 im Alter von 87 Jahren. Von ihm spricht man in Kitzbühel vom „Lehrergenie", vom ‚Lehrerpoeten", insbescndere aber vom ,Künstlervater". Seine Mutter M a- :1 a geb. R i t z e r war die Tochter des ersten Kitzbüheler Druckereibesit- zers Martin Ritzer d. Ä. und starb am 29. Juni 1964 im Alter von 93 Jahren. Eer Vater war Ehrenbürger der Stadtgemeinde Kitzbühel und Eh- renmitglied des damaligen Verschöne- rungsvereins. Die Porträts der Eltern aus der Hand des Schärdinger Künst- lers Max Hirschmann schmücken heute euch die Ausstellung des Sohnes. Wir sind auch erfreut, hier die Schwestern Waldes, die verdiente Schullehrerin Berta Walde sowie die Tochter Guta Eva verehelichte Berger, in unserer Mitte zu sehen. Wir verdanken schließ- lich beiden die heutige Ausstellung, da bis auf drei Stücke alle hier zu sehenden Werke Eigentum der beiden Damen sind. Schwester Berta hütet das Vermächtnis ihres Bruders wie eine Mutter ihre liebsten Kinder, ohne die Liebe zu diesen „Bilder- kindern" wären sicher viele schon in der weiten und für uns unbekannten Welt. Wir ehren die beiden Frauen mit der tiberreichung von Blumen, denn Blumen waren es, welche in den letz- ten schweren Jahren des Künstlers Le- bensfreude waren. Du Jahre 1892, Alfons war noch keine zwei Jahre alt, wurde sein Vater Franz Walde mit der Leitung der Volksschule in Kitzbühel beauftragt. Die Familie Walde wohnte in den ersten Jahren in der Vorderstadt, Haus Kocourek, und hielt 1899 im heutigen al:en Schulhaus beim Pfarrhof Einzug und dieses Haus wurde Alfons zum Heim seines Le- bens. Hier verbrachte er seine Kindheit un Jugend und hier richtete er sein Atelier ein, welches ihm die Stadt- gemeinde Kitzbühel für Lebenszeiten überlassen hatte. Hier schuf er seine besten Werke, durch all die Jahre vom Abend bis in die frühen Morgenstunden an der Staffelei stehend und ohne Un- terlaß arbeitend. In seinem äußeren Lebensweg sind die Absolvierung der Realschule in Innsbruck und die Studienjahre an der Wiener Technik weitere Marksteine. Von Jugend an durch seinen kunst- liebenden Vater zum Zeichnen und Malen angehalten und von seiner Mut- ter, die mit einem ausgesprochenen Far- ben- und Formensinn begabt war, an- geeifert, beteiligte er sich schon seit 1910 an verschiedenen Ausstellungen in Innsbruck. In den Jahren 1912 und 1913 sehen wir Walde in Ausstellungen an der Wiener Sezession. Diese Ausstellun- gen im kaiserlichen Wien zogen die Aufmerksamkeit der damals führen- den Männer der neuen Kunst wie Egon Schiele, Gustav Klimt und Egger-Lienz auf sich. Diese seine Frühwerke brach- ten den damals Einundzwanzigjährigen in die vorderste Linie nicht nur der Tiroler, sondern der österreichischen Malerei. 1914 zog Walde als Kaiser- schütze an die Südtiroler Front. Der Krieg unterbrach nur zum Teil sein künstlerisches Schaffen. Er kämpfte als Leutnant jahrelang an vorderster Front und wurde mit hohen Tapferkeit- medaillen ausgezeichnet. Aus den schweren Kämpfen im hohen Gebirge nahm er aber auch tiefe Eindrücke für sein ganzes Leben in sich auf. Er schuf zahlreiche Kriegsbilder, von denen auch in dieser Ausstellung einige zu sehen sind. Darunter das Porträt des Kaiser- schützen auf dem Monte Piano, die Personifizierung - um nach Thoma zu sprechen - eines in Gletschereis kon- servierten Goten. Denen glaubt man, daß sie den Feind vier Jahre von den Grenzen fernhalten konnten. Nach dem Krieg trat er vorerst in die Reihe der Porträtisten. In der Kai- serschützenkapelle auf dem Berg Isel verewigte er seine Kriegskameraden. In unserer Ausstellung finden wir das ausgezeichnete Porträt seines Freun- des, des Dichters Alfons Petzold, der 1923 auf unserem Bergfriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Von duftigen Mädchenköpfen führte ihn der Weg zu jenen kernigen Bauerngestal- ten, die an die Figuren von Egger-Lienz erinnern. Jedoch nur aus dem Grunde, weil beide Maler die Auffassung ver- traten, daß die Bewegungen des heuti- gen Menschen nicht mehr natürlich, sondern eingelernt, modern sind. Das Leben und die Haltung der Bauern und Bäuerinnen aber noch voll Urkraft und Eigenart. Dies haben Walde und Egger-Lienz erkannt und in gleicher Meisterschaft auf die Leinwand ge- bracht. Alte Bauernhäuser, schnee- bedeckte oder felsgekrönte Berge, grüne Wiesen und dunkle Wälder bilde- ten den Hintergrund der belebten Per- sonenszenen. Nun wurden auch seine Beziehungen zur Landschaft immer engere, die, er schließlich so vortrefflich darzustellen verstand, daß der „Waldeschnee", ftr „Waldehimrnel" und die grüne „Walde- wiese" zu künstlerischen Begriffen wurden. Er hatte einen unübertreffli- chen Farbensinn. Wo andere nur ein reines Weiß oder ein reines Grau sa- hen, erblickte er warme Farben und sein „Grün" war das Produkt des Föhns und der Sonne oder des Mondes. Erst die Erkenntnisse der Farbphotographie haben alle gelehrt, daß er richtig sah und daß auch einfache Farben den Ton, den „Stich" ihrer Umgebung auf- nahmen. Nun entwickelte Walde seine Meister- schaf t eister- schaft in Volksszenen und Markthildern, vornehmlich im Jahrmarkt- und Fas- nachttreiben und im Gaßlrennen Kitz- bühels. Im Gemälde „Die Bergstadt" hatte Walde schon eine endgültige Form gefunden, die als Lösung einer landschaftlichen Aufgabe neben den Werken Schieles und Klimts und ver- wandt mit ihrem Geist, aber a 1 s gei- stige ei- stige Eigenleistung über den Wechsel der Kunststile hinaus Bestand hat. Für den bäuerlichen Menschen hatte Walde in der „Begegnung" eine eigene gültige Lösung gefunden. Die Bewegungserscheinung wird in verein- fachten Farbsilhouetten unfehlbar fest- gehalten. Das Behäbige dieser Men- schen kommt durch die vereinfachten kräftigen Farbflächen zum Ausdruck, aus denen die Figuren, aber auch der Hintergrund gebaut sind. Durch Ver- schmelzung der Landschaft mit dem bäuerlichen Menschen gelangte Walde zu jener dekorativen Landschaftsmale- rei, die in seinem späteren Schaffen die Oberhand gewann. Durch immer weitere Vereinfachung erreichte Walde schließlich eine Einprägsamkeit und Verständlichkeit, die sich oft schon dem Plakat nähert. Dies wurde die in der Welt bekannte Kunst Waldes, die im Reproduktionsverfa.hren schließlich auch zur Kunst des „kleinen Mannes" wurde. Als Dr. Camillo von Buschman Ende
< Page 4 | Page 6 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen