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Samstag, 20. Dezember 1969 Kitzbüheler Anzeiger Seite 27 Unter- und Oberschweiber und der Häuser „in der Farmleiten" und „in der Wiesen gegen Pesendorf" (Färber- häusl). DER PESENDORFER ZEHENT Der Mairhof in Hopfgarten - nach Wolf Höger, der um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts den oberen Hof innehatte, heute beim Höger ge- nannt - besaß das Zehentrecht auf 19 Gütern am inneren Grafenweg und in Pesendorf. Daher die Bezeichnung Pesendorfer Zehient. Bis zur Zehentablösung im Jahre 1848 hatte der Hopfgartner Mairhof von den Gütern Ittenbichl, Egg, Schermfeichten, Vorder- und Hinter-Aschermoos, Unter- und Oberfeuersing, Brandl am obern Schwaiber, Bröckl, Streichen und Eben- thann, Geppen, Blasl, Weber; Dumer, Leitner und Fuchs (letzterer nach dem Brande 1894 nicht mehr aufgebaut) zwei Drittel Sackzehent einzufechsen, das letzte Drittel bezog der Pfarrer von Brixen. Grafenweg und Burgstätt Eine Weg- und Burganlage des Grafen von Wasserburg? Die Anlage des von Hopfgarten über Weichselden und Pesendorf nach Nie- derau führenden Grafenweges dürfte auf den Grafen Konrad von Wasser- burg - dem Bischof Siegfried von Regensburg im Jahre 1234 die Burg Engelsberg bei Hopfgarten mit den dazugehörigen Dienstmannen und Gü- tern auf Lebenszeit übergeben hatte, - zurückgehen. An die vom Grafen - der die bei Pinnersdorf am Hange des Bruggber- „Handschächte". Die gewaltigen Tiefen der Rerobichler Schächte imponieren noch mehr, wenn man weiß, daß sie bereits im 16. Jahrhundert in reiner Handarbeit mit Schlägel und Eisen bzw. durch Abmeißeln des Gesteins niedergebracht wurden und daß sie innerhalb weniger Jahrzehnte solche Ausmaße erlangten. Der Heiliggeist- Schacht erreichte in 55 Jahren seine volle Tiefe, der Daniel-Schacht in 44 Jahren. Man kann sich kaum vorstel- len, wie schwierig die Gesteins-, Was- ser-, Bewetterungs- und Förderungs- verhältnisse waren. Von den einzelnen Schächten aus führten in größeren Ab- ständen horizontweise Strecken in das angrenzende Gestein. Der Heiliggeist- Schacht wies 17 solche Läufe auf, die unter sich durch zahlreiche „Blind- schächte" vertikal verbunden waren. Dazu kamen die vielen Nebenstrecken, Zechen und Abbauorte, die alle ihre Namen hatten. In der besten Zeit des Bergbaues Rerobichi waren 1500 Mann beschäf- tigt. Es konnte aber in nur höchstens' neun Monaten des Jahres gearbeitet werden. ges gestandene Burg Werberg als freies Eigen besaß und im Jahre 1247 vom bayrischen Herzog vertrieben wurde - am Grafenweg angelegten Befesti- gungsanlagen erinnern der bei Weich- sölden vorfindliche und heute noch gebräuchliche Flurname Burgstätt. Im Jahre 1594 wird in einem Kauf- brief die ewige Erbschaft des halben Gutes Trapicht und Burgstätt und 100 Jahre später im alten Grundbuch ein „Ort Wald aus der frei ledig eigenen Burgstätter Holzgerechtigkeit, nächst bei der Wiese Burgstätt, bis an die Weichsöldner Holztrat" erwähnt und zwar den Wald anschließend an die Güter Kressenbichl (Pletzern) und Premstätt, die Wiese aber an die bei- den Güter Trapic:ht. Anton Flecksberger: Im Jahre 1297 bei der Wieder- (Rück-) lösung von den Velben war Malhausen und die sieben Güter im Dorf Sperten (Chamerlant, Hermanstat, Penkchen, Panzaun, Voringär, Thamorstat, Ui- dingär) und vermutlich auch die vier Güter am Kirchberg (Pösen- und Mi- cheirain, Obern- und Niederntann) ein von acht bzw. zwölf Bauleuten bebau- tes Gut Sperten mit E(hehaft) Taferne, Emühle und Eschmitten, mit einer gemeinen Tanzlauben und einer gemei- nen Padstuben und der Alben Sperten in der Gerlos im Zillerthal, die 1400 mit sechs Kreuzer zum Amt Itter diente. Zum Gut Sperten gehörte 1297 auch Am 24. September 1774 wurde auf Grund einer Hofresolution die Auflassung des zuletzt auf den Heiliggeist-Schacht be- schränkten Bergbaues Rerobichl ange- ordnet. Max von Isser schrieb dazu: „Gewiß mit schwerem Herzen. hat Kammergraf von Hechengarten über, seine heimatlichen Gruben (er begann seine bergmännische Laufbahn am Re- robichi als Förderjunge) den Stab ge- brochen." Nach der Auflassung durch das Aerar bewarben sich in der Nähe wohnende Knappen um die Genehmigung zur Fortsetzung des Betriebes auf eigenen Gewinn und Verlust und schlossen sich zu einer Gesellschaft zusammen. Diese Gesellschaft bestand anfänglich aus 57 Personen. 15 Jahre haben diese Leute noch in den obersten Horizonten des Heiliggeist-Schachtes nach Erzen ge- sucht. Die' Ausbeute reichte kaum für die bescheidensten Ansprüche. Aus der Knappengeselischaft bilde- ten sich „Kompanien" Haldenkutten- arbeiter, um mit 12 Mann die Halden des Heiliggeist-Schachtes und mit 18 Mann jene des Gsöllenbau- und Ruedl- waldbauSchachte•s nochmals nach erz- Das frei eigene Gut Burgstätt scheint also zertrümmert worden zu sein. Die drei zu den Gütern Obing (Weichsel- den), Prem und Platzaber (Krössen- bichi) gehörigen Wiesen „Burgstätt" und die ötz „Burgstette" sind bis Weich- selden am Gange des Bruggberges ge- legen. Von den vier halben Weichselde*i waren Liendi und Rothart Lehen der Bischöfe von Regensburg (später der Bischöfe von Salzburg) und Pernkraz und Obing Freies Eigen der Besitzer (später der Grafen von Stachelburg). Auch die zwei ganzen (Geppen und Dumer) und vier halben (Blasl, Weber, Leitner und Fuchs) Güter Pesendorf waren Freies Eigen der Besitzer (spä- ter der Kirche Hopfgarten). das von den Grafen von Sponheim- Ortenburg erbaute Haus und das seines Herolds (Boten) auf dem (nachmaligen) Kirchberg. Vielleicht war der Bau der beiden Häuser Herold und Grafenhaus und der geplante Bau einer Burg Sper- ten auf regensburgischem Grund und Boden der Anlaß, daß es im Jahre 1240 zu einer Fehde zwischen dem Bischof von Regensburg und seinem Vogt, dem Pfalzgrafen Rapold von Sponheim- Ortenburg kam, der mit der Unter- werfung des Letzteren endete und an Stelle des geplanten Burgbaues zum Kirchenbau auf dem nunmehrigen Kirchberg führt. Die aus Kärnten (Schloß Ortenburg hältigen Rückständen (Pocherzen) zu durchsuchen. Diese Kompanien konnten ab 1791 bei der k. k. Hütte Litzifelden bis zur Auflassung derselben im Jahre 1811 folgende Mengen Pocherze zur Ein- lösung bringen: 118.536 Zentner, die Hei- liggeist-Schacht_Haldenkompanle und 141.213 Zentner die Gsöllenbau-Sch.acht- Haldenkampanie. Das Pocherz wurde in Litzfelden ver- pocht, geschlämmt und roh verschmol- zen und als Halbprodukt in das Hüt- tenwerk Brixlegg geliefert. Die Hütte Litzlfelden und das Pochwerk Brix- legg (aufgelassen 1843) waren die letz- ten zum Rerobichi gehörenden Be- triebe. 1812 vereinigten sich die beiden Kom- panien und begannen nun auch die Durchkuttung der Reinanken-, Mün- zerkluft- und Fuggerbau-Halden. Die- se Halden wurden innerhalb von 40 Jahren dreimal durchsucht. 1843 war auch dieser Haldenvorrat erschöpft. Die Gesamtausbeute am Rerobichi wird auf 100 Tonnen Silber und 20.000 Tonnen Kupfer geschätzt. Der einstmals so berühmte Bergbau Das Gut Sperten
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