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Seite 10 Kitzbüleler Anze:ger Samstag, 21. Dezember 1988 Landtagsabgeordneter Christian Huber, Weidring Z rReferat zur Budget-Debatte im Hohen Tiroler Landtag 'vom 12. Dezember 1968 zur Gruppe 6: Landesstraßen! Wenn im Jahre 1968 in Österreich das millionste Auto zum Verkehr zu- gelassen wurde, ist das sehr erfreulich Lind spiegelt das Bild eines befriedi- genden Lebensstandards, an dem wir Tiroler sicherlich auch entsprechend teilhaben. Daß unsere Gäste nach Tirol zu einem sehr hohen Prozentsatz mit eige- nem Auto oder mit Omnibussen kom- men, ist eine Tatsache, beides zusam- men ergibt aber, daß der berechtigte Ruf nach schnellerem Ausbau unserer Straßen ein echtes Erfordernis ist. Gestatten Sie mir deshalb für den Bezirk Kitzbühel folgende Ausbaufor- derungen als vordringlich darzustellen: Vorausschicken darf ich, daß der Be- zirk 37 Kilometer Landstraße 1. Ord- nung und 68 Kilometer solche Il. Ord- nung, also insgesamt 105 Kilometer Landstraßen aufweist! Auf einige Besonderheiten auf dem Gebiet dieser Straßen muß ich geson- dert verweisen. Die Landesstraße 1. Ord- nung von Hochfilzen nach Fieberbrunn dient bekanntlich nicht nur dem Bin- nenverkehr, sondern hat die Funktion einer Durchzugsstraße zu übernehmen, weil auf der Salzburger Seite der End- 3. Fortsetzung Den Leuken- und Brixentalern rühmt man nach, daß sie ein besonders klu- ges Völklein seien. Das beweist auch die Geschichte von Kitzbühel. Seine Bürger wußten immer das Butterbrot zu erhaschen. So auch im Streit der Bayernherzoge untereinander. Heinrich von Niederbayern bestätigte ihnen alle ihre Rechte und Freiheiten nach dem Vorbild von Landshut; Ludwig, der Kaiser, zubenannt der Baier, wieder gemäß dem Stadtrecht von München. Ihm hatte ein Kitzbüheler Fähnlein selten tapfer auf dem Schlachtfeld zu Mühldorf geholfen. Dazu erhielt die Stadt sogar noch die Steuerfreiheit ausgenommen zwanzig Pfund Münch- ner Reichspfennige, zu einem Gulden. sieben Kreuzer und zwei Pfennigen. Die bürgerlichen Händel leitete ein aus der Mitte der Bürger gewählter Ma- gistrat, Weisheit betitelt, nach der Buchsage, einer 1346 zum Landesgesetz erhobenen Vorschrift. Der Blutbann allein war ausgenommen und oblag dem Landgericht. Damit steht Kitz- bühel an der Spitze der Demokratie Tirols, der ältesten Europas. Dieser ausbau diser Straße 1969 vollendet sein wird, und der Raum Zell am See sowie Saalfellen für diese Durchzugsstraße gerade2u ansprechend i Also eine Photo J.1inek, St. JcIann demokratiEchm Bauernfreiheit sind wir ja auch schon im Weiler Hof bei Bri- xen im Tal begegnet, wo das Recht der Zehentverten bis in unsere Tage ge- golten hat, eine Merkwürdigkeit in Nordtircl, die wir sonst nur in den SchildhEfen Südtirols kennen und im oberen Gericht um Landeck. Kauf- geschäfta durften nach der Buchsage nur auf den Wochen- und Jahrmärkten in der Stadt betrieben w€rden. Als Kitzbthil dann unter Kaiser Maximi- lian zu Österreich kam, bestätigte er dies ausdrücklich, ebenso wie für Kuf- stein und Rattenberg. Die Stadt verlor ihre eigene Geriehtsbareit erst im Jahre 1786 durch die Merkwürdgkeit, daß Kitzbühel unvermögend war, einen rechtskundigen M agistra tsbeamten zu besolden. Dadurch gingen alle Rechte an das Landgericht, rr nicht das Grund- und Verf achbuch. Dies ging erst 1;06 verloren. Die bayerische Buch- sage selbst hörte 1B16 mit der Geltend- mchun g des allgemeinen bürgerl.chen Gesetzbuches in Dsterre:ch auf. Die Buchsage ist damit eine rechtshistori- sehe Merkwürdigkeit und Kostbarkeit, die in Tirol kein Gegenstück mehr , besitzt, veUeicht sogar nicht einmal Straße mit großer Bedeutung auch als Zubringer von Salzburg nach Tirol. Der Einsatz konzentrierter Mittel ist hier unaufschiebbar. Im weiteren ist zu betonen, daß die Landesstraße von St. Johann nach Fie- berbrunn und von dort durch das P11- lerseetal nach Waidring Träger eines echten Kreisverkehrs ist. In ähnlichem Sinne ist auch die Schwendter Straße von St. Johann über Schwendt nach Kössen zu bewerten sowie die Reither Straße, die die Verbindung von Kitz- bühel über Reith nach Going herstellt und in einem wirklich sehr schlechten Zustand dadurch ist. Sie ist nicht nur sehr schmal und kurvenreich, sondern fristet als Schotterstraße ihr altes Da- sein. Für die Gemeinden Fieberbrunn und Hochfilzen hat der derzeitige Zustand der Landesstraße ein besonderes Er- schwernis auch deshalb, weil die Zu- fahrt von St. Johann höhen- und die über das Pillerseetal tonnagebeschränkt ist. Daß der Ausbau der Landesstraßen von Kirchberg nach Aschau, von Hopf- garten nach Itter, von Westendorf in die Windau und nicht zuletzt jene von Hopfgarten in die Kelchsau ebenfalls dringend sind, sei hier besonders de- poniert. Der Bezirk Kitzbühel hat nicht nur viele, sondern auch dringende Forde- rungen, die durch die eben erfolgte im gesamten Herrschaftsbereich der Habsburger. Der alte Pfleghof in Kitzbühel stammt ebenfalls aus der Zeit Maxi- milians. Kaiser Max überließ 1506 dem Bischof von Gurk und späteren Erz- bischof von Salzburg, Matthias Lang von Wellenburg das Gericht Kitzbühel um 40.000 Gulden. Von dieser Summe erhielt der Bischof 3000 Gulden vom Kaiser zurück. Dafür baute er ein Amtshaus, besserte die Befestigungen aus und verbesserte sie und erbaute den bis heute erhaltenen Pfleghof, in dem sich jetzt eine Drogerie befindet, und der in seiner ursprünglichen Ge- stalt aus der Burg des edlen Marquard von Kitzbühel stammt, dem Ursprung der einstigen Berg- und Handelsstadt und heutigen Fremdenverkehrsmetro- pole. Zu den Kostbarkeiten des Heimat- museums von Kitzbühel zählen die Funde vom Röhrerbühel, mit den Mu- sikanten von Jochberg, wenn sie als Bergknappen ausziehen, die einzige Er- innerung an die erzene Hochblüte der Stadt im 15. und 16. Jahrhundert. Da- mals wie heute versammelte sich die Haute couture der Welt in der Garns- stadt; nur die Namen und Berufe ha- ben gewechselt. Die Kaisermacher und großen Bergherren ihrer Zeit waren damals Hans Ligsalz und die Böheims in München, Melchior Ilsing, Hanns Rosenberger und die Fugger von Augs- i)ieaCec mee4waedi4eiieii 4dae ite Vom Brixental nach Kitzbühel Von Franz Keller, Innsbrtck
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