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Samstag, 21. Dezember 1068 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Schilderung aufgezeigt wurden. Wenn unsere Forderungsliste auch lang er- scheint, ist sie aber nur dann zu ver- kürzen, wenn mit dem Ausbau im ein- zelnen begonnen wird. Ich muß deshalb feststellen, daß die Landesstraßen im Bezirk Kitzbühel sehr im argen lie- gen und ersuche alle zuständigen Stel- len des Landes, mehr Mittel als bisher zur Verfügung zu stellen. Schließlich darf ich nochmals mit al- lem Ernst und Nachdruck auf die Vor- dringlichkeit des Ausbaues der Fie- berbrunner Straße hinweisen und die Landesbaudirektion bitten, ehest das Notwendige hinsichtlich Ausbau und Verbesserung des Landesstraßen-Netzes im Bezirk Kitzbühel zu veranlassen. Für einen Fremdenverkehrsbezirk mit etwa 2,7 Millionen Nächtigungen pro Jahr sind eben Straßen echte Lebens- adern. Ich muß deshalb auch noch auf einige Vordringlichkeiten bei den Bun- desstraßen hinweisen. Allem voran steht die Kitzbüheler Westumfahrung als vorrangige Notwendigkeit. Dieses Baulos hat für die Stadt Kitzbühel eine lebenswichtige Bedeutung. Weiters ist der raschere Ausbau der Brixentaler Schnellstraße für dieses Tal von gro- ßer Wichtigkeit. Die Verkehrszählung im August 1968 auf der Paß-Thurn-Straße mit einem Ergebnis von 12.641 Fahrzeugen ist, so glaube ich, selbst redend für die geän- burg. Sie teilten sich in den Reichtum, der aus dem Röhrerbühel in 500 Klaf- ter tiefen Schächten gegraben wurde. Man sagt, es war der tiefste Schacht ganz Europas. Sehr böse Grubenwetter gefährdeten oft das Leben der Knap- pen. Die Gefahr war nur durch die Flamme des Grubenlichtes erforschbar. Die Kerze machte in der gesunden Luft eine Feuerzunge von eineinhalb Zoll. Sobald tote Luft kam, veränderte die Flamme plötzlich ihre Farbe; sie wurde länger und länger, und wenn sie zweieinhalb Zoll erreichte, war die Gefahr der Entzündung am größten. Alles mußte aus den Schächten flüchten. Das ehemalige Silber- und Kupf er- bergwerk zwischen Kitzbühel und Oberndorf wurde der Sage nach von drei leidlichen Rauschkugeln entdeckt. Michael Rainer, Christian Gasteiger und Georg Brucker, drei Bauern aus der Gegend, hatten am Kirchweihtag des Jahres 1539 schwer aufgeladen. Als sie spät nachts heimtorkelten, waren sie nicht nur vom Wein, sondern noch mehr vom Schlaf schwer. über den Röhrerbühel kamen sie nicht mehr hin- aus. Sie ließen sich in das Feld fallen und begannen zu schnarchen. Der weinselige Schlaf war ein besonders glücklicher, denn die drei Kirchtags- gäste hatten alle den gleichen Traum. Er gaukelte ihnen vor, daß sie auf rei- chen glitzernden Erzlagern ruhten, de- ren Adern sich weit in das Gebirge derte Situation dieses Gebietes durch den Felbertauernverkehr. Eine neue Situation hat die vor einem Jahr auf bayrischer Seite eröffnete Klobensteinstraße gebracht. Vom 1. Jänner bis 3L Mai haben diese Grenz- straße 76.721 und in der Zeit vorn 1. Juni bis 31. Juli 1968 71.972, also in sie- ben Monaten zusammen 148.693 Fahr- zeuge passiert. Weiters wurden beim Grenzübergang nach Reit im Winkl, das ist die Bundesstraße 171 a, im Jahre Die Bedeutung eines Wirtschaftszwei- ges wird in der Regel dadurch am be- sten wiedergc geben, daß man feststellt, wievielen Menschen er den Arbeits- platz sichert und welcher Wert an selbständigem und unselbständigem Einkommen durch ihn hervorgebracht wird. Gestatten Sie, daß ich dementspre- chend den Tiroler Handel skizziere Anfangs August 1968 beschäftigte der Handel Tirols 17.531 Unselbständige. Davon waren 5423 Arbeiter, 10.535 An- gestellte und 1573 Lehrlinge. Die Ge- samtzahl ist gegenüber dem Vorjahr um ein knappes Prozent, nämlich von 17.375 auf 17.531, angestiegen. In 3221 Arbeitgeberbetrieben und in zogen. Erwacht und erstaunt über die Gleichförmigkeit ihrer Geschichte, scharrten sie die Erde auf und ent- deckten mit großer Freude die erz- hältigsten Gänge, fast zu Tage aus- stehend. Ähnich wie beim Goldrausch in Kalifornien verbreitete sich die Kunde vom silbernen Reichtum rasch, und schon zwei Jahre später hausten so viele Bergleute am Röhrerbühel, daß eine eigene Gesetzgebung notwen- dig wurde, den Wochenmarkt zu re- geln. Die Fugger, die Silber und Kup- fer bis nach Spanien und Ungarn ver- kauften, sorgten auch dafür, daß un- garische Mastochsen zur Atzung des Knappenvolkes nach Kitzbühel kamen. Selbst die Herzoge von Bayern hatten sich vom Silberfieber erfassen lassen. Um die Wende des 16. Jahrhunderte arbeiteten über tausend Knappen in den Gruben und förderten Kupferfahl- erze und Kupferkies, vermengt mit Silber. Ab 1630 begann der Bergsegen zu sin- ken. In der übergroßen Tiefe der- Schächte er Schächte nahm das Wasser immer mehr überhand; das Kupfer zeigte we- niger Silbergehalt und die Kosten für die Wassererhebung verringerten merklich den Vorteil der Ausbeute. Das Bergwerk am Röhrerbühel wurde bis 1750 von den Fuggern und später im Auftrag der Tiroler Landesregierung weitergeführt. Ähnlich wie in jüngster Zeit beim Kohlebergwerk in Häring 1967 407.511 Fahrzeuge gezählt. Für diese beiden Grenzübergänge ist der Sammelpunkt Kössen, deshalb auch hier das Erfordernis: schneller Ausbau der Ortsdurchfahrt Kössen sowie der Bundesstraße 171 von Kössen nach Erpfendorf. Abschließend ist noch zu urgieren: der Ausbau der Bundesstraße von St. Johann bis zum Furtherwirt in Kirchdorf sowie das Teilstück von St. Johann—Bacherwirt bis Going. gleichviel reinen Familienbetrieben werden 1968 ungefähr 12,6 Mrd. Schil- ling umgesetzt werden. Damit dürften als Beitrag zum Tiroler Volkseinkom- men von 19 Mrd. Schilling in diesem Jahr vom Handel knapp 2,4 Mrd. Schil- ling durch seine Wertschöpfung auf- gebracht werden. Er liegt somit als Einkommensträger zwar hinter Frem- denverkehr, Gewerbe und Industrie an vierter Stelle, rangiert aber z. B. vor der Landwirtschaft, dem Verkehr und der Energiewirtschaft, soweit er eben am Aufbringen der selbständigen und unselbständigen Einkommen teilhat. Was zumeist nicht sonderlich berück- sichtigt wird, ist die Investitionsbereit- schaft des Tiroler Handels. Zum Bei- wollten dann die Knappen den Betrieb selbst weiterführen als eine Art Werks- genossenschaft, bis das Bergwerk im Jahre 1774 ganz aufgelassen werden mußte. In den ersten drei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts suchten noch einzelne Unternehmer in den Abfallhalden nach Erz. Sebastian Vor- deregger, einer der letzten Berg- und Hüttenamtsverwalter, hat dann eine selten schöne und sehr lehrreiche Sammlung von Erzstufen aus den Erz- lagern des Tales der Großache angelegt. Aus den vielen Versteinerungen von Meerestieren, Muscheln und Krebsen, die in den Gesteinshalden gefunden wurden, leiteten manche Geologen ab, daß sich im Kaisergebirge Salzlager befinden müßten. Doch scheint ihre Ansicht unhaltbar. Man hat sie nicht weiter verfolgt. Eine Sonderschau des Kitzbüheler Heimatmuseums gehört dem Werk eines der bekanntesten tirolischen Land- schaftsmaler unserer Zeit, Alfons Walde, der mit Zeichenstift und Palette Kitz- bühel wohl gleich berühmt gemacht hat wie die Rennfahrer mit ihren Brettl-Künsten. Damit müssen wir aber nochmals zurück in die Vergangenheit. Wer erinnert sich noch daran, daß in Kitzbühel im 17. Jahrhundert eine ganze Malergeneration gelebt hat, de- ren Kunst damals Fürsten und Äbte begeistert hat und deren Werke in Mün- chen gleich wie in Wien zu finden sind, Zur gegenwärtigen Lage im Tiroler Handel" Von Christian Huber, dem einzigen Vertreter des Handels im Tiroler Landtag
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