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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. Dezember 1968 Cädlienkonzert der Stadtmusik neuer Höhepunkt Auch die Proben waren stets stark besucht, trotz aller anderen Verpflich- tungen und Leistungen, trotz Weih- nachtsvorarbeit und unter Verzicht auf die Freizeit. Das Cäcilienkonzert der Stadtmusik am Samstag, 14. Dezember 1968 in der Tenne Guido Reisch - dem 15. in die- sem gastlichen Haus - war wiederum sehr gut besucht, und es mußten Zu- schauer wegen Platzmangel außerhalb der Tenne im Restaurant Platz nehmen. Obmann Paul 1-1 och filz er begrüßte als Ehrengäste Bezirkshauptmann Hof- rat Dr. Hans v. T ren t in a g ii a, Bür- germeister Hermann Reisch, die Vize- bürgermeister Hans B r e t taue r und Gebhard H ä r t in g, die Stadträte Pe- ter Sieb er er (Ehrenmitglied der Stadt- musik) und Josef F o i dl sowie die Gemeinderäte Josef Oberhauser, Georg Berger, Friedhelm Capellari, Josef Lindebner, Dr. Otto Wend- 1 in g, Gerhard Resch und Fritz Tschurtschenthaler; weiters Pfar- rer Geistl. Rat Johann Dann in g er, Altnationalrat und Ehrenobmann des Fremdenverkehrsverbandes Max Wer- ner, er- ner, den neuen Obmann des Fremden- verkehrsverbandes Karl Koller, den Obmann des Verkehrsvereins der be- freundeten Stadt Schladming Franz K a s e r e r und die Abordnungen der benachbarten Musikkapellen sowie die Familie Kurt Helberg aus Frankfurt mit dem besonderen Hinweis, daß Herr höfen überall gestanden sind. Im Fried- hof stehen übrigens auch noch einzelne schmiedeiserne Kreuze des berühmten Kitzbüheler Schlossermeisters Witting, der 1781 auch das viel bewunderte Altargitter in der benachbarten Lieb- frauenkirche geschaffen hat. Vom Gottesacker aus erhebt sich auch der „Große Turm", dieses ge- waltige im Jahre 1566 durch Meister Wilhelm Egartner In mühevoller Arbeit errichtete Bauwerk, ein Wahrzeichen der Bergwerks:stadt. So war es gemeint und so blieb es bis zum heutigen Tag. Der Turm birgt den Stolz Kitzbühels, eine 116 Zentner schwere Glocke, die ‚große Marienglocke" genannt. Der Gußrneister läßt sich nicht mit Sicher- heit festlegen. hat doch Tirol gerade im 16. Jahrhundert über hervorragende Erzgießer verfügt, wie Godi, Lenden- streich und Alexander Vittoria von Trient, der auch in der Lagunenstadt im Auftrag der Dogen prachtvolle Meisterwerke schuf. An den Turm lehnt sich die Liebfrauenkirche an. Die 6300 Kilo schwere Glocke war ur- sprünglich für die St.-Jakobspfarr- kirche in Innsbruck bestimmt. Die Inns- brucker Bürger wiesen sie aber wegen eines Gußfehlers zurück. In die Guß- form war unbeachtet von den Gesellen ein Ziegelstein eingerutscht, dessen Ab- druck im Mantel der Glocke heute noch deutlich zu sehen ist. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß die Glocke Kurt Helberg, der im Vorjahr zufällig dem Cäcilienkonzert beiwohnte, infolge des unvergeßlichen Eindrucks beschlos- sen habe, nun jedes Jahr dieses Kon- zert der Stadtmusik zu besuchen. Dem Hausherrn Hotelier Guido Reisch überreichte Obmann Hochfilzer im Na- men der Stadtmusik ein Bildrelief als äußeres Zeichen des Dankes und aus Anlaß des 15. Cädiienkonzerts in der Tenne und stellte weiters fest, daß Herr Guido Re i c h zu den bedeutend- sten Gönnern der Stadtmusik zähle. Der Geehrte erklärte daraufhin spon- tan, daß er der Stadtmusik immer zu- geneigt sein werde und auch über sei- nen Tod hinaus einen jährlich wieder- kehrenden Geldbetrag stifte, worüber zur Bekräftigung ein Notariatsakt an- gelegt werden solle. Dem Konzert gingen an die zwan- zig wan- zig Proben voraus. Stadtkapellmeister Sepp G a st e 1 g e r, der das Programm zusammengestellt hatte, machte schon bei den zahlreichen Proben die erfreu- liche Feststellung, daß die Mitglieder der Stadtmusik die einzelnen Pro- grammstücke unverzüglich akzeptier- ten. Die positive Einstellung der In- strumentalisten ist die erste Voraus- setzung zum Gelingen des Konzertes. aus der Mühlauer Werkstatt des Mei- sters Löffler stammt, und daß der un- bekannte Meister nur deshalb auf eine Signatur verzichtete, weil dieser Feh- ler unterlaufen war. Noch ein Wort um die Totenbuchte in der ölbergkapelle, die offen gegen den Friedhof steht und eine gotische Ölberggruppe zeigt. Nach der Meinung des Volkes sind die armen Seelen be- sonders Freunde des Lichtes. Eine fromme und zugleich zweckmäßige Ein- richtung des Mittelalters waren die Lichthäuschen auf den Kirchhöfen, die zur Nachtzeit brannten. Sie sollten den Vorübergehenden und den Wan- derern in die Ferne die geweihte Stätte der Toten anzeigen und zugleich den Verstorbenen als „ewiges Licht" leuch- ten. Die „scala coeli", die Himmels- stiege, die erstmals 1483 zu Straßburg gedruckt erschien, gibt eine Erzählung wieder, deren Ursprung vermutlich noch viel älter ist. Darnach soll ein Ritter nie verfehlt haben, wenn er an einem Freithof vorbeiritt, vom Roß zu steigen und für die armen Seelen zu beten. Sie lohnten ihm diesen Dienst. Als er eines Tages, von seinen Feinden hart bedrängt, in eine Kirche flüchtete, erhoben sich die Toten aus den Grä- bern rings um das Gotteshaus und jagten seine Bedränger in die Flucht. Die sehr große, turmartige Lichtsäule schmückt die Ölbergkapelle von Kitz- bühel als das älteste und wertvollste Seit September gab es jeden Diens- tag und jeden Freitag eine Hauptprobe, und so konnten die Weichen gestellt werden. Das Programm wurde mit dem Marsch „Einzug der Gäste auf der Wartburg" aus der Oper „Tannhäuser" von Richard Wagner begonnen. Beson- ders für Blasmusik geeignet wurde dieser Marsch auch flott gespielt und auch alle schwierigen Stellen gemei- stert. In der Etsch, dem großen drei- teiligen Werk von Sepp Thaler in Auer bei Bozen war Sepp Gasteiger als Diri- gent in seinem Element. Er konnte aus dem Vollen schöpfen, und die Zu- hörer vermeinten, auch die schwierig- sten Stellen würden geboten, als hätte jeder Musiker seine Stimme „im klei- nen Finger". Mit diesem Stück schon zogen Dirigent und Kapelle die Zu- hörer in ihren Bann. Deutlich erkenn- bar bei den Kunstpausen, bei denen atemlose Stille herrschte. Nur ein Pu- blikum, das dankbar, diszipliniert und hingerissen von den Leistungen ist, ist so solch guter Haltung fähig! Die „Etsch" wurde dadurch zu einer na- türlichen Voraussetzung zur Erreichung eines neuen Höhepunktes im Kunst- Denkmal dieser Art in Tirol. Das Land ist damit um •einen sinn- und stim- mungsvollen Brauch ärmer geworden. Andreas- und Frauenkirche am Hü- gel bilden das weithin sichtbare Wahr- zeichen der Stadt, deren eigentümlicher Reiz das unproportionierte Verhältnis der beiden Kirchen und ihrer Türme zueinander ist. Die Liebfrauenkirche die unter ihrem mächtigen spätgoti- schen Turm fast verschwindet, glie- dert sich in einen Unter- und einen Oberbau. Für die bedeutend ältere Unterkirche, die „Gruft", wurde schon 1373, ebenfalls im Zusammenhange mit dem Friedhof, ein Licht gestiftet, „daß es im Totensarich vor die Totenpain ewig brinnen soll". In dieser zwei- teiligen Gruft sind bis in unsere Tage so manche volkskundlich wertvolle re- ligiöse Denkmäler erhalten geblieben, wie sie uns schon öfters in Toten- kapellen und Leidensstätten als Merk- würdigkeit oder Kostbarkeit begegnet sind. Das wertvollste der Unterkirche ist jedoch eine schöne spätgotische, sit- zende Madonna mit dem Kinde aus der Zeit vor 1500. Rechts davon an der Wand die Statuen des heiligen Stephanus und des heiligen Sebastian, ebenfalls aus der Zeit der Gotik. Die Oberkirche ist durch ein sehens- wertes schmiedeisernes Gitter in zwei Räume getrennt. Leider ist der größere Hauptraum seiner gotischen Ursprüng- lichkeit entkleidet und reichlich barok-
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