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Seite 26 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. Dezember 1968 Wein 01 d und Krippenpfleger Albert S c hw i t z er war für Kitzbühel ehrend und erfreulich zugleich. Dem Obmann der Krippenfreunde Volksschuldirektor Peter Brandstätter Wie alt ist der Fußballsport in Kitz- bühel? Die erste schriftliche Erwäh- nung finden wir im Sitzungsprotokoll des Gemeinderates vom 17. Mai 1921 unter Bürgermeister Hans Hirnsberger: „Gemeinderat Kooperator Josef Nail (t 17. Juli 1961 als Pfarrer i. R. in Lang- kampfen) teilt mit, daß der Gesellen- verein-Jugendhort unter der Leitung des Herrn Lehrer Lechner das Fuß- balispiel durchführen will und ersucht um Ueberlassung des Turnplatzes an bestimmten Tagen der Woche. Nach diesbezüglichen Wechselreden und län- gerer Beratung, wobei die Gefahren und Voraussicht von Streitigkeiten und Herbeiführung eines steten Kampfes besonders hervorgehoben wurde, wird Gemeinderat Nail ersucht, sich diesen Standpunkt zu überlegen, sein Ansu- chen abzuändern, einen anderen Plan ausfindig zu machen und bei der näclii- sten Sitzung einen diesbezüglichen An- trag zu stellen." Soweit das Protokoll. Bei der Durch- sicht der folgenden Sitzungsprotokolle durch Jahre hinaus konnte nichts mehr vom Fußballsport entdeckt werden. Kooperator Nail kam 1922 als Provisor nach Wald im Pinzgau. Die nächste „Fußballnachricht" bringt uns Hugo Beimpold in den „Kitzbühe-. 1er Bezirksnachrichten" vom 6. Juni 1924: „Ein neuer Tennisplatz (der erste wird bereits 1899 erwähnt) wird jetzt neben dem Schloß Kaps angelegt. Not- wendiger wäre die Schaffung eines Fußballplatzds. Dieser Sport hat für Turner und die Jugend mehr Zukunft als das Tennisspiel." Auf diese Zeilen folgten folgende: „Wir sind froh, daß wir für dieses jugendverrohende Spiel keinen Platz haben." Aufzuhalten war jedoch der Fuß- ballsport nicht. Sportbegeisterte Per- sönlichkeiten setzten sich Ende der zwanziger Jahre mit dem Trabrenn- verein in Verbindung und pachteten auf dem Rennfeld den erforderlichen Platz. Am 25. November 1930 wurde der Sportverein Kitzbühel gegründet und ihm folgende Sektionen angeschlos- sen: Leichtathletik, Fußball, Boxen und Fechten. Als Uebungslokal erhielt der junge Verein von der Stadtgemeinde die Jugendherberge am Schattberg zu- gewiesen. Der erste Vorstand setzte und seinen Helfern gebührt Dank für die Pflege wertvollen religiösen Brauch- tums unserer Heimat, das bei jung und alt auch heute noch Herz und Gemüt erfreut. F. K. sich aus folgenden Sportlern zusam- men: Obmann Lutz Gerzabek, Stellvertre- ter Ernst Ganzer, Schriftwart Candido Graiff, Kassier Julius Stromberger, Sportwarte: Arno Richter, Leo Gas- ser (Fußball), Dr. Otto v. Zimmeter (Fechten) und Kuno Stern (Boxen). Bei der nächsten Generalversamm- lung übernahm Julius Thoma d. Ä. die Leitung des Klubs. Thoma, gebo- ren 1886, kam vor dem ersten Weltkrieg (von Taxenbach) als Stuer-Exekutiotis- adjunkt nach Kitzbühel und wurde 1921 von der Großdeutschen Volkspartei in den Gemeinderat von Kitzbühel-Land berufen. Julius Thoma ist der Schwieger- vater von Gemeinderat Toni Kahlbacher. Er gehörte diesem bis Herbst 1932 an, vor- erst als Gemeinderat, dann als 2. Vize- bürgermeister und von 1926 bis 1932 als 1. Vizepräsident. In diesen zwölf Jah- ren fungierte er als Finanzreferent, Kassenrevisor und als Obmann des Schulausschusses. Dieser bestand da- mals aus je vier Gemeinderäten von Kitzbühel-Stadt und Land. Die Land- gemeinde hatte am Schulaufkommen 54 und die Stadtgemeinde 46 Prozent zu leisten. Es wurde nun folgender Ausschuß gewählt: Obmann Julius Thoma, Stell- vertreter Josef Hochfilzer, Kassier: Her- mann Praxmair, Schriftführer Adalbert Radesinsky, Trainer Leo Gasser, Zeug- wart Gailberger. Im Winter 1930-31 wurde unter der Leitung von Trainer Leo Gasser im Haus der heutigen Oesterreichischen Brau AG ein Klublokal eingerichtet und dort in den Abendstunden Ball- behandlung gelehrt. Der Platz am Rennfeld war unhalt- bar, da für den jungen Verein zu teuer. Eine Vorsprache der Vereinsleitung bei Gräfin Martha Lamberg um Ueber- lassung der Wiese bei der Kapserbrücke zu einem Fußballplatz hatte Erfolg. Gräfin Lamberg überließ dem Verein die Wiese mit dem daraufstehenden Heustadl zum Umkleiden. Vorläufig unentgeltlich unter der Bedingung, kei- ne Steine einzuwalzen. Nun hieß es, den grob buckligen Wie- sengrund eben und spielreif zumachen. Vorerst mußte Obmann Thoma noch mit der Bahnmeisterei Saalfelden we- gen der Bahnnähe verhandeln und er- reichte im Frühjahr 1931 auch die Ge- nehmigung, die Bahnböschung abgra- ben zu dürfen. Die Planierungsarbeiten konnten beginnen. Der Verein besorgte sich vom Land Tirol aus dem damali- gen Lager St. Johann Geleise und Kipp- wagen. Die Planierungsarbeiten wur- den von den Vereinsmitgliedern in Abendstunden unentgeltlich durchge- führt. Thoma wurde von Toni Prax- mair, Leo Gasser und Adalbert Rade- sinsky kräftig unterstützt. Am Pfingstsonntag 1931 wurde der neue Fußballplatz feierlich eröffnet. Gegner war der Fußballklub von Rat- tenberg. Beide Klubs bedreßt mar- schierten, angeführt von Obmann Ju- lius Thoma und Stellvertreter Josef Hochfilzer unter Vorantritt der Klei- nen Stadtmusik, vom Schulhof durch die Stadt zum Fußballplatz, wo Ob,- mann Thoma eine Ansprache hielt. Der Tag wurde ein Bombenerfolg für Kitz& bühels Fußball; Rattenberg wurde 4:1 geschlagen. Kitzbühel hatte in diesem Jahr wei- tere schöne Erfolge zu verzeichnen. Es wurde nicht nur in Tirol, sondern auch im Ausland, u .a. in Reit im Winkl und in Kiefersfelden, gespielt. In Kie-. fersfelclen spielten 1931 außer einer Er- sten auch die Altherren-Mannschaft. Kitzbühel war in diesem Jahr bereits ein gefürchteter Gegner. Unter Obmann Thoma genehmigte der Gemeinderat unter Bürgermeister Ernst Reisch dem Sportverein das Tra- gen des Stadtwappens auf der Dreß. Noch im Jahr 1931 gelang es dem Verein, außer der Herrenmannschaft noch eine Reserve aufzustellen. Bei den Altherren spielten damals auch Dr. Ekkehard Kofler und der nach- malige Bürgermeister Dr. Camillo von Buschman. Dr. Kofler wurde zum größ- ten Gönner des Sportvereins. Er stellte das Grandhotel für die Abhaltung ei- nes großen Sportballs zur Verfügung und vom Erlös konnten vorerst neue Dressen, die dann das vom Gemeinde- rat genehmigte Stadtwappen erhielten, angeschafft werden. Die alte Dreß wurde der zweiten Mannschaft über- lassen. Unter meiner Mannschaft, so berich- tet Thoma, sind mir noch folgende Fußballspieler des ersten und zweiten Teams bekannt: Leo Gasser, Albert Radesinsky (gefallen in Rußland und nach dem Heldentod für seine Tap- ferkeit mit dem Ritterkreuz ausgezeich- net), Erich Bertschler, Toni Praxmair, Hermann Praxmair, Hans Mariacher, Max Holzer, Julius Thoma d. J., Wal- ter Doucha, Frommer, Erwin Lutz, Fred Neumayr, Franz Lipp, Peter Gart- ner, Josef Kerscher, Josef Weiß, Franz Neubauer, Berger (bei Eisenwerner), Josef Motz, Peter Heim, Julius Strom- berger (aus Innsbruck), Leo Werner, Arno Richter, Emanuel Hartmann, Fe- lix Kunstowny, Hermann Heim, Peter Kollenz und Adalbert Radesinsky. Der erste Kitzbüheler Schiedsrichter im Fußball war Felix Kunstowny. Kitzbüheler Fußballchronik 19214932 Nach Aifzeichnungen von Julius Thoma d. Ä. und anderen Quellen
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