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Samstag, 17. Februar 1968 Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 Am 22. Februar 1968 vollendet in erstaunlicher Gesundheit und in Voll- kraft ihrer geistigen Fähigkeiten Frau Maria Laner, die drei Generationen an unserer Volksschule unterrichtete, das 90. Lebensjahr. Es ist ihr trotz ihres hohen Alters erlaubt, ihre ge- wohnten Spaziergänge zu unterneh- men, meistens begleitet von ihrer Nac -ibarin Maria Weixlbaurner, immer freundlich begrüßt von jung und all, voller verehrungsvoller Aufmerksam- keit. Die Jubilarin zog mit ihren Eltern 1884 nach Kitzbühel, ihr Vater, Franz Laner, geboren in Oberolang bei Brun- eck in Südtirol, verehelicht mit Maria Anna Theresia geb. Zimmermann aus Solbad Hall, wirkte noch bis zum 1. Weltkrieg als Beamter des Bezirks- gerichtes Kitzbühel. Maria Laner absolvierte 1897 in der Lehrerbildungsanstalt Innsbruck die Matura und wurde noch im gleichen Jahre am Schutzengelsonntag vom Ortsschulrat Kitzbühel als erste welt- liche Lehrerin probeweise angestellt. Bis zu Laner gab es in Kitzbühel nur Ehrw. Schwestern als weibliche Lehr- kräfte. Die Familie Laner wohnte im alten Traunsteinerhaus, heute CaM Langer, und übersiedelte erst nach dem Tode des Vaters 1919 auf Neuhaus in der Franz-Reisch-Straße. Ihre ersten Schü- ler, an die sie sich nach 70 Jahren noch gut erinnern kann, waren der nachmalige Bäckermeister Toni H öl z 1 und der nachmalige Pfarrer Hansi Nie der str aß e r. Die Volksschule lei- tete- damals Franz Walde und Bezirks- schilinspektor war Josef Rabalder. Die Kitzbüheler Volksschule wies 1897 435 Schülerinnen und Schüler auf; sie war fünf klassig, wobei die fünfte Klasse jedoch getrennt geführt wurde. Im Jahre 1899 erhielt unsere Jubilarin die def.nitive Anstellung. Bis zu ihrer ersten Pensionierung im Jahre 1935 unterrichtete sie durch 38 Jahre an den Kitzbüheler Schulen. Von 1897 bis 1920 und von 1926 bis 1935 in der Volksschule und von 1920 bis 1925 in der damals neugegründeten Bürger- schule, die dann 1927 von drei Klassen auf vier Klassen erweitert und zur heutigen Hauptschule umbenannt wurde. Zu diesen 38 Dienstjahren ka- men dann von 1939 bis 1945 weitere sieben und von 1945 bis 1967 noch 22 Jahre als Laien-Religionslehrerin, hauptsächlich in den beiden Erst- kommunionklassen. Das sind 45 Voll- dienstjahre und 22 Religionsdienstjahre, alsD insgesamt siebenundsechzig. Unsere Jubilarin erlebte den Neubau de heutigen Volksschule. 1905 wurden vom Gemeinderat beider Gemeinden die Pläne von Baumeister Huter ge- nehmigt und schon 1906, am 16. Sep- tember, fand die feierliche Einweihung statt. Den Bau- führte Baumeister Mayr aus Wörgl auf. Zu den Baukosten von insgesamt 180 000 Kronen steuerte die Gemeinde Kitzbühel-Stadt 100.000 und die Gemeinde Kitzbühel-Land 80.000 Kronen bei. Von der Stadtgemeinde Photo Anton l)thbihc d. \‚ Ktdjjhel gingen im Eröffnungsjahr 275 Kinder in die Schule und von der Land- gemeinde 237. Der Schulbau entstand unter Bürger- meister Franz Reisch auf den unteren Krautvierteln Ein sogenanntes .‚Kraut- viertel" gehörte zum Benefiziat der St. Katharinenkirche. Lehrerin Maria La- aer unterrichtete die 2. Klasse mit 21 Knaben und 22 Mädchen. Dazu leistete sie noch in der 3. Klasse den weib- lichen Handa:beitsunterricht. Im Schul- jahr 1911/12 wurde ihr die 1. Klasse zugewiesen, die am Schulbeginn 94 Kinder und zu Schulende über hundert Kinder aufwies. Schon im ersten Kriegsjahr wurde das Erdgeschoß der neuen Schule in ein Reserve-Lazarett umgewan- delt; zwei Klassen der Volks- schule wurden in den 2. Stock des Horngacherhauses in der hinteren Stadtgasse (heute Hinterstadt, Kino- gebäude) verlegt. Seit 1. Jänner 1912 verfügte die Volksschule Kitzbühel über zehn Lehrpersonen und zehn Schulklassen. Im zweiten Kriegsjahr (1915) wurder. Schüler im Alter von 12, 13 und 14 Jahren ab 1. April zur Ver- richtung von notwendigen Feld- und Hausarbeiten vom Unterricht befreit. Im Schuljahr 1915/16 unterrichtete Leh- rerin Maria 1,aner gleich zwei Klassen mit insgesarat 111 Schülerinnen und Schülern. Mi-. 4. Jänner 1917 wurde die sogenannte „Suppenanstalt" gegründet und mit deren Führung unsere Jubi- larin betraut. Diese Schülerausspeisung wurde mit Hilfe privater Spender zum Wohle der Kinder geführt und nach Kriegsende als „Amerikanische Kinder- ausspeisung" weitergeführt. Der Stolz der Schule war der herr- liche Turnsaal, der seinerzeit im Lande Tirol zu den schönsten zählte. Vor dem Bau der Volksschule wurde der Turnunterricht im Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr abgehalten. (Heute Betriebsgebäude der Stadt- werke.) 1920 wurde die dreiklassige Bürger- schule gegründet. Die ersten Lehr- kräfte dieser Schule waren Franz Walde, Hans Hatzl und Maria La- ner. a- iier. Als prov. Direktor wurde der da- malige Bezirksschulinspektor Albert Winkler eingesetzt. Wegen Krankheit konnte er jedoch die Direktorstelle nicht ausüben und so wurde schon bald Franz Walde, auf dessen Initiative die Bürgerschule errichtet wurde, zum definitiven Direktor bestellt. Die Muttertagsfeiern, 1923 eingeführt. wurden bald eine Domäne von Maria Laner. Mit nur wenigen Ausnahmen organisierte sie diese Feiern bis vor wenigen Jahren und hat sich in dieser Beziehung weitum Achtung und Ver- ehrung erworben. Im Schuljahr 1925/26 kehrte Maria Laner wieder zur Volks- schule zurück. Im gleichen Jahr wurde sie als Vertreterin in den Ortsschul- rat gewählt und weiters auch, auf Vor- schlag der Universität in Innsbruck, mit der tbernahme der Wetterbeob- achtungsstation betraut. 1927 wurde der Direktor der Lehrer- bildungsanstalt in Bozen Engelbert Aukenthaler zum Bezirksschuldirektor von Kitzbühel bestellt. Unter Auken- thaler, der 1929 zum Landesschul- inspektor bestellt wurde, erhielt Maria Laner auf Grund ihrer Verdienste vom Bundesminister für Unterricht den Ti- tel „Oberlehrer" verliehen. Nachfolger von B ezirksschulinspektor Aukenthaler wurde Hermann Pegger. Volksschuldirektor Much W i e s er schrieb anläßlich der Titelverleihung von Maria Laner in die Schulchronik: „Ich freue mich darüber, ist und war doch Frau Maria Laner nicht nur eine höchst erfolgreiche Lehre- rin, sondern auch eine in Charakter aristokratisch-vornehme Persönlich- keit von seltenem Takt- und Fein- gefühl." In dieser Zeit erhielt die Volksschule Kitzbühel ein wertvolles Geschenk und zwar das schöne große „Dinges-Relief", gestiftet vom Schöpfer des Deutschen Museums in München Ing. Oskar von Miller, der damals Sommergast im Hotel Tennerhof war. Dieses Relief wurde als vorzügliches Lehrmittel ver- wendet. Im Jahre 1929 organisierte Maria La- Oberlehrerin Maria Laner im zehnten Jahrzehnt Zur Vollendung des 90. Lebensjahres der Kitzbüheler Ehrenringträgerin
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