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Samstag, 2. März 1968 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Großartiger Empfang (Fortsetzung von Seite 1) vier Jahren, als wir hier auf diesem Platz die Goldmedaille von Christi Haas. die inzwischen nach St. Jo- hann übersiedelte, feierten, hatten wir wenig Hoffnung, bei den X. Olympi- schen Winterspielen wieder eine Me- daille für Kitzbühel zu erringen. Um- so größer war unsere Freude, als wir am Bildschirm und im Radio verneh- men konnten, daß unser Herbert Hu- ber im Slalom, bei schärfster Konkur- renz, eine Silbermedaille erringen konn- te. Sein Kamerad Rudi Salier war wohl in der Olympiamannschaft, wurde je- doch nicht eingesetzt, obwohl se:ne Lei- stungen im Abfahrtslauf und im Rie- sentorilauf groß genug gewesen wären. Kit2bühel war seit 1956, als Toni Sai- 1er sämtliche Goldmedaillen erkämpfen konnte, im Medaillensegen verwöhnt. Der Bruder von Herbert Huber, Fritz Huber, heute sein Trainer, war der erste Kandaharsieger aus Kitzbühel. Es folgten die Siege von Christian Pravda, Anderl Molterer, Ernst Hinterseer und Hias Leitner. Herbert Huber schloß nun an diese glorreiche Tradition an, die ein Toni Sauer in der einmalig größten Art begonnen hatte. Vor drei Jahren wurde Herbert Huber erstmals Tirolar Ski- meister, wiederholte diesen Sieg 1966 und wurde in diesem Jahr auch öster- reichischer Slalomsieger. Er gewann in den letzten beiden Wintern zahirei- ehe internationale Trophäen und ent- wickelte sich zu einem erstklassigen Slalomspezialisten. Die Krönung seiner bisherigen Laufbahn war die Aufnahme in die Olympiamannschaft und die Sil- bermedaille im Slalom. Seine Erfolge kamen aber nicht von selbst. Er mußte viel an sich arbeiten und viel trainieren. Daß er an seinem Bruder Fritz den besten Trainer be- sitzt, ist eine besonders glückliehe Sei- te des Schicksals. Die großen Erfolge Kitztühels im Skirennlauf sind aber auch der Tätigkeit der Funktionäre des Skiklubs zuzuschreiben. Seit 66 Jah- ren arbeitet dieser Skiklub daran,Wett- läufer heranzubilden; heute können wir diesem Skiklub neuerlich zu den Erfolgen gratulieren. Herbert Huber und Rudi Sauer sind noch jung, sie tragen noch die Hoff- nung in ihren Herzen, weitere Siege erkämpfen zu können - diese beiden jungen Kitzbüheler sind das Beispiel für unsere Jugend. Skiklubpräsident Toni Sauer Lieber Herbert, lieber Rudi! Ihr wer- det verstehen, daß spezell wir im Kitzbüheler Skiklub besonders stolz sind, daß zwei von uns Mitglieder der österreichischen Olympia - Mannschaft sind. Mit großem Interesse haben nicht nur Kitzbüheler, sondern alle österreichi- schen Skifreunde die Rennen unserer Olympi ariannschaft in Grenoble ver- folgt. Der Kitzbüheler Skiklub ist unend- lich glücklich darüber, daß es Dir, lieber Herbert, gelungen ist, eine Me- daille zu gewinnen. Die sportlich in- teressierte Öffentlichkeit hat sehr wohl vernommen, daß Deine Zeit nur neun Hundertstelsekunden hinter der von Jean Claude KiUy lag. Du hast mit dieser hervorragenden Leistung nicht Winter-Schlußverkauf BOUTIQUE TYROL nur Deine Aufstellung im Slalom ge- rechtfertigt, sondern gleichzeitig be- wiesen, daß Du einer der besten Sla- lomläufer der Welt bist. Darüber bin ich besonders glücklich und wir in Kitzbühel gratulieren Dir zu diesem großartigen Erfolg. Dieser Medaillengewinn in Grenoble ist zweifellos der bisherige Höhepunkt in Deiner sportlichen Laufbahn, in der Du bereits auf die schönsten Erfolge zurückblicken kannst. Du, lieber Rudei, warst das erstemal dabei und ich freue mich besonders darüber, daß es nun schon das dritte- mal einen 5 a ii e r in der österreichi- schen Olympiam annschaft gegeben hat. Die guten Plätze, die Du in den letzten Jahren in den internationalen Abf ahrts- und Riesentorläufen erkämpft hast, wa- ren die Belohnung für Deinen Platz in der Mannschaft. Wir waren alle sehr traurig, als wir nach Deinem glänzenden Abf ahrts- erfolg beim Lauberhornrennen hörten, daß Du Dich beim Slalomtraining so verletzt hast, daß. Du nicht mehr in der Lage warst, hier bei unserem l{ahnenkammrennen mitzufahren, um Dein Können erneut zu beweisen, denn das hat Dich bestimmt um die Chance gebracht, bei den olympischen Winterspielen eingesetzt zu werden. Lieber Herbert und lieber Rudi, ihr habt auf Grund Eurer Jugend alle Vorteile auf Eurer Seite und alle Chan- cen, auch noch bei den nächsten Welt- meisterschaften und olympischen Win- terspielen, vielleicht sogar mit ein oder zwei anderen Kitzbühelern, unseren Klub und die Schule würdig zu ver- halten. Bleibt wie Ihr seid und helft uns auch in Zukunft, den Namen Kitzbühel und Oesterreich auf den internationa- len Pisten als faire Sportler hochzu- halten. Nun trat Herbert Huber ans Redner- pult. Er machte es kurz. Er sagte „Liebe Kitzbüheler! Ich danke für den herzlichen Empfang, auch im Namen meines Kameraden Rudei. Ich sage euch: am schönsten ist es doch in Kitz- bühel." Hier überreichte der Bürger- meister im Auftrag des Vorstandes der Bergbahn AG Dipl.-Kfm. Fritz Tscholl an Herbert Huber eine Freikarte für alle Bergbahnbetriebe, gültig auf Le- benszeit! Der Leiter der Skischule Karl K ol- 1er brach in ein begeistertes „Ski Heil!" aus, während dessen kräftigste Skileh- rerarrne den Silbermedaillengewinnen Herbert Huber in die Höhe warfen. Die Stadtmusik unter Leitung von Stadtkapellmeister Sepp Gas teig e r spielte nun die Tiroler Landeshymne und anschließend die Bundeshymne. Dann erklärte der Bürgermeister den offiziellen Empfangsakt für beendet. Herbert Huber und die Ehrengäste wur- den sodann zum Rathaus begleitet. Etwas störend war bei der Feier die unzulängliche Lautsprecherüber- tragung. Es ist Anlaß darauf hinzuwei- sen, daß die derzeitige Anlage für eine so große und von so vielen tausend Personen besuchte Veranstaltung nicht mehr genügt. Im Sitzungssaal des Rathauses, wo sich Bürgermeister und Gemeinderat mit der Kitzbüheler Skifamilie versam- melten, gab es unter der Regie von Carl Planer ein ausgezeichnetes kaltes Büfett. In zwanglosen Ansprachen wurde noch- mals auf die Bedeutung des Tages hin- gewiesen. Bürgermeister Reisch wies auf be- kannte sportliche Ambitionen von Großvater Sebastian Huber hin, der heuer im August sein 89. Lebensjahr vollendet. Er war 'seinerzeit ein be- geisterter Reiter bei `den Skikjöring, war bekannt als Radfahrer und Schwergewichtseisschütze und war oft- mals Teilnehmer bei den Albertinischen Winterspielen bzw. den Altherren- rennen. Vater Fritz Huber trug sich in die Geschichte des Skisports ein, vor allem beim Kilometer1ance, als er 1933 in St. Christoph als erster Ski- sportler eine Geschwindigkeit von 134,5 Stundenkilometern erreichte, und ein Jahr darauf von dem Kitzbüheler Leo Gasperl, der es auf 135,8 brachte, in diesem Rekord abgelöst wurde. In der Familie Huber ist Sport Tradition. In diesen Jahren waren außer Fritz Huber in Kitzbühel noch Franz Palaoro, Thäus Schwabl u. v. a. erfolgreich. Fritz Huber d. J. ist heute als Trainer weit- bekannt. Abschließend begrüßte der Bürgermeister besonders die Familie Toni Sailer und wünschte Herbert Hu- ber und Rudi Sauer für die kommen- den Skijahre viel Erfolg. Karl Koller sprach unter dem Bei- fall der Anwesenden von einer „hagel- buchemen Familie Huber". Großvater Wast Huber, der mit 70 Jahren noch einen Kopfstand machte, Vater Huber als Skimeister der Berufsskilehrer und der Kitzbüheler Olympioniken
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