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Seite 16 Kitzbiihcier Anzeiger Samstag, 29. März 1969 In pioniiiiI1iit'J ['Iu'FI 1kMatthias Nach langer Krankheit verschied in seinem Innsbrucker Heim am Sams- tag, 22. März 1969 der hochw. Herr Pfarrer in Ruhe Professor DDr. Mat- thias Mayer im Alter von 85 Jahren. Der Leichnam des verstorbenen Prie- sters und Gelehrten wurde im Pfarr- hof G i g aufgebahrt und das Re- quiem am Mittwoch, 26. März, um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche Going gefeiert. Anschließend fand die Beerdigung am Ortsfriedhof statt. Der Diözesankonser- vator Prof. Dr. Johannes Ne u h a r d hielt ihm folgenden ehrenvollen Nach- ruf: Die i.ecidihe ltaruckkirchevol do1n henerbergt heute ein letztes Mai einen Mann, der fast ein Menschenalter lang ficker dieses Heiligtums gewesen ist: unseren liebenhochw. I-1ern Pfarrer Professor DDr. Matthias Mayer. Auf dem Altar, worauf tausende und aber- tausende Male auf sein Wort hin der König der Ewigkeit in Brotsgestait herabgestiegen ist, da wird Leute das kostbare Erlöserbiut vergossen, um aus- zutilgen, was an irdischer Gebrechlich- keit seiner unsterblichen Seele FI' )ch anhaften könnte. Aber sind es nIcht zu ei unversdbn-- flehe Gegensätze: diese liehtdurchiiu- tete Heiiigkreuzkirche mit ihrem lierenden Barock und das ernste Schwarz unseres Trauertages? Zwei Komponenten, die scheinbar gar nicht zueinander passen? Und doch scheint uns darin die ganze dynamische Span- nung eingefangen zu sein, die jedes echte Christenleben, auch das Leben unseres teuren Verstorbenen prägt: Das düstere schwere Erdenleid, das als Fol- ge der Urschuld jeden von uns zeit- lebens überschattet, hat ja der HERR auf Kalvarla auf sich genommen und grundsätzlich gelöst. Dem Auge de gläubigen Menschen bietet sich daher auch das furchtbar dunkle Tor des To-4 des im Lichte des giorienumstrahiten, sieghaften Kreuzes war, an dem das Heil der Welt gehangen. Wenn sich nun in wenigen Augen- blicken das Grab über der sterblichen Hülle des hochw. Herrn Pfarrers ge schlossen haben wird, da mag wohl die Frage berechtigt erscheinen: Was: wird von diesem Manne bleiben? Wel- ches waren die tragenden Leitmotive, die sein Priester- und Forscherleben gezeichnet haben? Ein Dreiklang hat sich wie ein Grundakkord durch die ganzen achteinhalb Jahrzehnte seines Erdendaseins gezogen. ein Grundakkord, den ich in die Worte fassen möchte: Seine Liebe gehörte der Kirche Seine Treue gehörte dem Vaterland Sein suchender Forschergeist gehörte der Wahrheit. Seine Liebe gehörte der Kirche. Die g:itige Fügung der göttlichen Vorsehung hat Sie, lieber Herr Professor, in ein Land und eine Familie hineingestellt. in denen Glaube und Religion die be- stimmenden Faktoren des praktischen Lebens waren. Erst recht trugen Ihre Schuljahre im 1-lause Ihres Onkels, des als Stiftskanonikus von Mattsee 1911 verstorbenen hochw, H. Dekans Georg Mayer dazu bei, die Liebe zur Kirche in Ihrem Kinderherzen Wurzel schla gen zu lassen. Was Wunder, daß Sie den Ruf des Herrn: „Komm, folge mir nach!" nicht überhörten, und dem Weg zum Priestertum folgend, 1894 im erzb. Borromäum in Salzburg Ihr Studium begannen. Die großen Gaben Ihres Gei- stes ließen sie den gestellten Anfor- derufigen nicht nur spielend entspre- chen, sondern ebneten ihnen den Weg zum Studium der Theologie in Rom. wo Sie als Alumnus des Coiiegiurn Germanicum 1910 die Hl. Priesterweihe erhielten und am Allerheiligentag die- ses Jahres das erste hl. Meßopfer dar- brachten. Wie oft mag es Ihnen ge- gönnt gewesen sein, die fromme Ge- stalt Plus' X. zu sehen, der gerade mit den Dekreten über die Oft- und Früh- kommunion so wesentlich in die For- mung des christlichen Lebens einge- griffen hat. Dieser außergewöhnliche Studiengang, abgeschlossen mit der Dok- torwürde der Theologie und schol. Phi- losophie, bestimmte Ihre zukünftige Laufbahn. ‚Komm, folge mir nach!" wie oft hat der Bischof dieses Wort in Ihren 58 Priesterjahren an Sie gerich- tet und Sie haben es befolgt als käme es aus dem Munde Christi. Im Dienste der Priesterbildung harrte Ihrer die erste große Aufgabe Ihres Lebens: zwölf Jahre als Präfekt und Verwal- ter im Knabenseminar Borromäurn zu wirken. Allzeit hat Sie ihr gesunder Realismus mit beiden Füßen auf dem Boden der Wirklichkeit bleiben lassen. Aber fast ein Menschenalter lang war Ihnen dann diese Pfarre Going Schall und Rauch. Es werden wohl wenige Gläubige hier sein, die nicht im sakramentalen Bereich Ihrer priester- lichen Wirksamkeit Ihre väterliche Hir- tensorge erfahren durften, denen sie nicht irgendwann einmal Gutes getan haben. Wer von uns möchte sich denn da heute ausnehmen und nicht mithel- fen mit seinem fürbittenden Gebet, auf daß ihnen der ewige Frieden in dem unaussprechlich herrlichen Leben (es dreifaltigen Gottes bald zuteil werde! Durch die zunehmenden Beschwerden (es Altei's gezwungen, mußten Sie 1957 die Pfarre Going jüngeren Kräften (hergeben und sich selbst in den Ru- hestand zurdckziehen, dcn in einigen beschaulichen Jahren zu verbringen Ihnen in Innsbruck gegönnt war. Of- Leisen Auges haben SIe sich auf die letzte große Wirklichkeit dieses Le- bens vorbereitet. Wie oft haben Sie mir in irau.ten Shunden des BeIsammen- seins klar zum Ausdruck gebracht, daß Sie gelaßt sind auf dieses letzte Karin, folge mir nach!" Ihres Herrn und Meisters; daß Sie sieh auf (105 Sterben vorbereitet haben wie auf das Zelebrieren Ihrer hl. Messe - ja wahr- haft der Tod war das letzte große Mcii- opfer Ihres Pcicsterlebens, Die Liebe zur Kirche - die Treue zur Heimat war der zweite Wesenszug unseres teuren Verstorbenen. Zeichnet nicht eine lebensfrohe, weltaufgeschlos- sene Art, hingebende Treue zu Grund und Boden, die Verbundenheit mit der Heimat die Tiroler Unterländer im all- gemeinen aus? Aus dieser Verwachsen- heit mit der Scholle kam sein Inter- esse für jedes Haus und jeden Hof, für die geschichtlichen Zusammenhänge der Besiedlung und die unzähligen Sonder- formen volkskundlichen Kulturgutes, das sich im Unterland und seinen Sei- tentälern noch lebendig erhalten hat. Ja nicht nur das - Prof. Mayer wuß- te nur zu gut um die ideellen Werte' der Heimat, daß sie für die gesunde Entwicklung eines Menschen beinahe so wichtig ist wie der Mutterschoß. Wehe dem unbehausten Menschen, we- he dem Menschen, der keine Heimat hat!" Deshalb gehörte es zeitlebens zur tiefsten Ueberzeugung unseres Toten, daß über die Liebe zur Heimat, ihrem Brauchtum, ihrer Geschichte, ein gang- barer Weg zur Kirche führt, ja daß ohne Kirche auch alle Schönheit und aller Wert heimatlicher Kultur ver- loren ist. Seine Liebe der Kirche - seine Treue der Heimat - sein suchender Forscher- geist der Wahrheit. Und wir möchten
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