Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 29. März 1969 KitzbüheIer Anzeiger Seite 7 Thaler „Präludium heroicum" durch die Stadtmusik erhöht. Nach diesem Programmpunkt über- gab der Bürgermeister an die anwesen- den Jungbürgerinnen und Jungbürger das neue Tiroler Jungbürgerbuch. Soeben haben wir aus den Händen unseres Herrn Bürgermeisters das Ti- roler Jungbürgerbuch erhalten. Dieses Buch, ein zu einem Dokument gewor- denes Indiz unserer Vorfahren, ein. Stück unseres eigenen Geistes, denn in ihm lebt das Vermächtnis der Ahnenl fort. Wir danken der Stadtgen-beinde Kitz- bühel für dieses wunderschöne Werk. Geben wir diesem auch jer.en Platz in unserem Heim, der seinesgleichen wür- dig ist. Wir werden heute auch noch das Jungbürgergelöbnis leisten, aber sind wir uns schon alle bewußt, was wir damit auf uns laden? Wir schwörer der Stadt Kitzbühel, dem Land Tirol und unserem Bundesstaat Oesterreich die Treue zu halten. Heute, in einem Jahrhundert der Intrigen und des Strei- tes möchte man meinen, Treue gäbe es bald nicht mehr. Dabei möchte ich aber behaupten, daß die Treue einen sehr wichtigen Faktor in der großen Rechnung der Zeit darstellt. Begann es doch mit der Treue und der Liebe zu unseren Eltern, jetzt sind wir so weit, daß wir einem Menschen, ja sogar einem Staat die Treue hal- ten sollen. Wie i,st das möglich, wenn wir uns nicht einmal besinnen, was Treue überhaupt bedeutet? Treue kann man nicht aus Büchern lernen, nein! Sie ist etwas, was jeder junge Mensch von den Eltern mitbekommen hat. Am kürzesten und sinnvolisten, glau- be ich, formulierte der Dichter Dou- plas den Begriff Treue, wenn er sagt: „Der ist in tiefster Seele treu, der sei- ne Heimat liebt wie Du!" Wollen auch wir uns diesen Ausspruch zu Herzen nehmen. Aber nicht nur die Treue gehört zu unseren Aufgaben. Wir werden uns auch allen anderen Pflichten nicht ver- schlossen zeigen. Leben wir doch heu- te in einer Zeit der Umwälzungen, der Mondflüge und des Computers. Wir dürfen nicht glauben, daß wir mit der Denkweise wie vor vier Jahrzehnten schritthalten können. Wir müssen uns heute ganz beson- ders im klaren sein, daß sich die Welt bis jetzt auf rechts und links versteifte. dabei aber vergaß, daß es auch ein Oben und Unten gibt. In unsere Hände ist es gelegt, ob wir versuchen, den Strukturwandel un- serer Zeit zu bremsen, oder ob wir be- reit sind, mit einem Geist, der von Die Worte des Jungbürgers sprach Josef Ober h a u s e r jun., und es mach- te einen besonders guten Eindruck, daß dieser in der Musiktracht zum Redner- pult kam. Wahrheit erfüllt ist, unser Handeln auf ein größeres Ziel zu richten. Nicht aber durch Streiks oder durch Haßparoien, die wir durch die Straßen plärren, nein, sondern durch einen ge- sunden Geist, durch Leistung und Pflichtbewußtsein. Nur so werden wir, fähig sein, das zu vollenden, was von: unseren Vätern aufgebaut und von uns fortgeführt werden soll. Jetzt wird sich so mancher sagen: „Sollen denn wir allein die ganze Verantwortung tragen?" Ja, wir wer- den es müssen und wir werden es ger- ne tun. Wir werden die Verantwortung tragen für unsere Familie, für unsere Stadt und unser Land und für unser Oesterreich. Davon können und wollen wir uns nicht lossagen, denn es lastet die ganze Geschichte der Vergangenheit unserer sowie der unserer Väter darauf, und die Geschichte ist unser Gewissen. Wer dies leugnet, wer dies verneint, der nimmt unserem Volk die Luft weg, reißt ihm das Herz aus dem Leibe. Er selbst wird zum gewissenlosen, vater- landslosen Individuum. Er bildet die Streu, die vom Winde verweht wrd und in der eigenen Intrige umkommen muß. Seien wir uns also bewußt, daß wir uns die Heimat selbst erwerben, für sie arbeiten, für sie ringen, für sie op- fern und sie verteidigen müssen, sonst wird sie niemals ein Stück unseres ei- genen Ichs, dann tragen wir nie Hei- mat in uns. Es war bei der Schulfeier zum Tag der Fahne 1961, da wurde von der Hauptschule Kitzbühel das „Österreich- Spiel" aufgeführt. R. Romay ist der be- kannte Lehrerdichter aus Absam mit dem bürgerlichen Namen Roman Lau- ßerrnayer. Als Spielleiterin fungierte seine Tochter Maria Laußermayer, damals Hauptschullehrerin in Kitzbühel; ihre Schwester Frida Ingeborg unter- richtete an der Volksschule Kitzbühel. Maria Laußermayer traf die Auswahl der Mitspieler und leitete auch die Her- stellung der Requisiten im Handarbeits- unterricht. In dieser Tätigkeit sowie in der Buchillustration war ihr künstle- risches Talent zu erkennen. Das Öster- reich-Spiel wurde ein Jahr darauf bei Sorgen wir selbst dafür, daß die heu- tigen Ausnahmen nicht Dekadenzen werden, und seien wir bereit, diese De- kadenzen, wenn es würdig ist, auch zu bekämpfen. Allen Menschen, die uns heute schlecht gesinnt sind, uns nicht ver- stehen, seien wir ihnen nicht böse. Sa- gen wir ihnen immer wieder wie schon Goethe sagte: „Mag sich der Most noch so absurd, gebärden, es muß ja einmal Wein dar- aus werden." Erst dann werden wir unsere Auf- gaben als gemeistert ansehen können, wenn unsere Kinder hier sitzen und sagen können, wir sind stolz auf un- sere Eltern, auf unser Kitzbühel, unser, Tirol, unser Oesterreich! Ich bitte euch nun, mir das Gelöbnis nachzusprechen: Ich gelobe, meinem Vaterland Oesterreich, meinem Heimatland Tirol und meiner Heimatstadt Kitzbühel die Treue zu halten! Ich gelobe, meine Rechte als Bürger eines demokratischen Staates zu wahren, meine staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen und meinen Mitmenschen in Not beizustehen! Den Schlußakt bildete die Auffüh- rung der Landeshymne und der Bun- deshymne; alle Anwesenden erhoben sich von den Sitzen. Bürgermeister Reisch dankte sodann der Stadtmusik für die Verschönerung der Feier und den beiden Rednern und lud die Jungbürger im Namen der. Stadtgemeinde zum Frühschoppen ein. Es war dies die dritte Jungbürger- feier in Kitzbühel, die bisher die Jahr- gänge 1944, 1945, 1946, 1947 und 1948 um- faßte. der Ehrung aus Anlaß des Uebertrittes in den Ruhestand von Bezirksschul- inspektor Regierungsrat Franz Kaler aufgeführt, wobei wiederum Maria Lau- ßermayer Regie führte. Beide Lehrer- schwestern traten vor einigen Jahren ihren Wirkungsort in Innsbruck an, und nun finden wir Maria Laußermayer als Maria Romay, welchen Namen sie aus Liebe und Verehrung für ihren Vater annahm, bei einer Ausstellung in Lienz. Das städtische Kulturamt Lienz hat die Künstlerin eingeladen, in der städ- tischen Galerie ihre Arbeiten auszu- stellen. Lienz ist ja die Geburtsstadt der jungen Künstlerin, wo sie auch die ersten Schulklassen und zwei Gymna- sialklassen (bis zur Uebersiedlung der Worte eines Jungbürgers von Josef Oberhauser jun. Ausstellung von Maria Romay in Lienz
< Page 6 | Page 8 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen