Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. April 1969 schiedeten uns noch die Kirchenglok-' ken und eine freundliche Gruppe von Mitbürgern am Dorfplatz. Bei etwas trübem Wetter ging die Fahrt durch das Söllandl nach Wörgl und Innsbruck und über die giganti- sche neue Autobahn zum Brenner, wo die Abfertigung höflich und schnell vonstatten ging. Entlang der schönen Obstgärten und der mühevoll gepfleg- ten Weinkulturen fuhren wir durch Südtirol bis nach Verona, wo der erste Aufenthalt zum Abendessen gemacht wurde. Gestärkt wurde die Fahrt in der Nacht fortgesetzt. Auf der herr- lichen italienischen Autobahn kamen wir zunächst bis Florenz. Dort mach- ten wir einen Abstecher in das Stadt- innere zum unwahrscheinlich großen, durch seine großartigen Außenfassaden bekannten Dom. Schon etwas vorbe- reitet auf die übernatürlichen Dimen- sionen der römischen Bauten fuhren wir auf die Autobahn zurück, die uns direkt zu unserem Ziel führen sollte. Nach einer kurzen Schlafeinlag ka- men wir etwas müde aber ohne Zwi- schenfälle und Aufenthalte um 8 Uhr morgens im römischen Quartier an. Herzlich empfangen und von Beginn unseres „Urlaubs" nett umsorgt, fühl- ten sich alle gleich wohl in der neuen Umgebung, was Voraussetzung für je- den Aufenthalt in der Fremde ist. Am Nachmittag stiegen wir schon auf den mächtigen Petersdom, von wo man ei- nen endlosen Ausblick auf die fast drei Millionen Einwohner zählende Stadt genießt. Zu Füßen des Domes, der in Pi% M Koks u. Kohlen Telephon 299? seinem Ausmaß und seiner Sauberkeit wohl unübertroffene Petersplatz sowie der Blick in die kunstvoll angelegten Vatikanischen Gärten vermittelten schon am ersten Tag einen gewaltigen Eindruck. Aber auch an den drei fol- genden Tagen sahen wir gigantische Bauten und Anlagen, die einfach be- geisterten. Sei es das Nationaldenkmal, die Engelsburg, das Kolosseum, das Forum, die durch ihre imposant schö- nen Innenfresken bekannten Großkir- chen wie die Pauluskirche oder La- teran, oder die romantischen Katakom- ben entlang der Via Appia. Ein beson- ders großes Erlebnis war, daß wir an der Grabstätte der heiligen Cäcilia ein Amt feiern durften und unser Chor- gesang fand durch die ausgezeichnete Akustik am Grabmal und in den Ka- takomben einen wunderbaren Nieder- schlag. Bestechend waren vor allem die gepflegten Grünanlagen und unter den Bäumen der heranreifenden Oran- gen und unter den herrlichen Palmen ließen sich schöne Spaziergänge ma- chen. Nette Episoden gab es auch mit den Souvenirhändlern, die überall be- reitstanden, schon bevor man aus dem Bus stieg. Unterkunft als auch Bedie- nung und Verpflegung waren vortreff- lich, ebenso der Wein, dieser insbeson- dere in Frascati und nachher in Ster- zing. Es nimmt daher wohl niemanden wunder, wenn wir am Donnerstag abends um dreiviertel neun von Rom etwas schwer Abschied nahmen. Wir hatten in diesen vier Tagen nachhaltige Eindrücke und Erinnerungen gesammelt. Auf dem Rückweg fuhren wir durch die endlose und meist unproduktive Poebene zum vielbesuchten Gardasee wo wir auf einer kleinen Anhöhe das Frühstück einnahmen. Auch die Rück- fahrt verlief klaglos; aber dennoch wa-, ren wir alle froh, als wir am Brenner, wieder Heimatluft atmen konnten. Um 19 Uhr des 21. März war glück- liche Ankunft in Aurach. Es bleibt mir nur noch nach dem vollkommenen Gelingen dieser Pilger- fahrt allen zu danken, die irgend ei- nen Beitrag •dazu geleistet haben. An Am 1. April 1969 vollendete in Kirch- berg der Hansischuster und hinter- gebene Schösserbauer Bartlmä Auf- schnaiter uf- schnaiter sein 75. Lebensjahr. Wir gratulieren! Der Jubilar wurde am 1. April 1894 als sechstes von zwölf Kindern des Hanserbauern Ulrich Aufschnaiter und dessen Gattin, Katharina geb. Nieder- straßer vom Neuhausenhof zu Gund- habing geboren. Aufschnaiter entstamm- te einem alten, seit 1670 auf dem Han- s enhof zu Klausen erbeingesessenen wappenführenden Bauerngeschlecht, das „von der Aufschnait" in Schwendt im Kohlental bei Kössen seinen Ausgang genommen hat. Als im Jahr 1920 Vater Ulrich Auf- schnaiter seinen umfangreichen Bau- ernbesitz in Klausen an seine drei Söh- ne übergab, erhielt der älteste, Ulrich, den Erbhof Hansen, von den beiden Zwillingsbrüdern erhielt Josef das Zu- lehen Petern und Bartlmä das Zulehen Schösser. Bartlmä Aufschnaiter heira- tete im Jahre 1930 die Erbin des Hansl- schustergutes im Dorf, Katharina Waich vom Scherrhof zu Spertendorf, die aber schon im Jahre 1937 starb. Die einzige Tochter, Kathi, ist seit 1958 mit einem Neffen des früheren Staatssekretärs im Landwirtschaftsministerium und Lan- deshauptmannstellvertreters von Salz- burg Bartlmä Hasenauer, Bartlmä Höl- 1er, verheiratet. Schon während des ersten Weltkrie- ges mußte Bartlmä Aufschnaiter, der 1913 den Gemeindesekretärkurs absol- vierte und wegen einer schweren Knie- verletzung, die er mit 16 Jahren bei der Holzarbeit erlitt, nicht zur Armee einberufen wurde, nicht nur auf dem großen Hof, sondern auch in der Ge- erster Stelle danken wir den Bewohnern unseres Heimatdorfes und der Gemein- de herzlichst, die finanziell die Voraus- setzungen schafften. Ganz besonders gilt jedoch der Dank unserem Reise- leiter Hochw. Herrn Pfarrer Erich Ha s lauer für die mustergültige Vor- bereitung und die geschickte Führung. die bei der großen Teilnehmerzahl, dem eminenten Ausmaß von Rom und des- sen nervenaufreibenden oft fünfspuri- gen Einbahnverkehr wahrlich keine Kleinigkeit war. Zu danken ist auch der Familie Schreder und dem zwei- ten Chauffeur, die uns mit ihrem neu- en, modernst ausgestatteten Omnibus überall sicher hingebracht haben. Un- bedingt muß auch noch der überaus harmonische Verlauf dieser einmaligen Reise erwähnt werden; jung und alt4 fanden zu einer netten Gemeinschaft zusammen, Frohsinn und Gesang ka- men niemals zu kurz. Wir haben da- mit direkt ein Stück kirchliche und weltliche Geschichte kennenlernen dür- fen; nochmals allen besten Dank. A. A. meinde, bei der Raiffeisenkasse und bei der Freiwilligen Feuerwehr seinen Mann stellen. Seit 1918 gehörte Bartl- mä Aufschnaiter zu den engsten Mit- arbeitern des damaligen Landtagsabge- ordneten Johann Schermer, Jagerbauer und Sägewerksbesitzer in Lauterbach. Als Schermer 1933 sein Landtagsman- dat zurücklege, wurde im Bezirks- bauernrat neben Johann Obermoser aus Waidring und Leonhard Huetz aus Fieberbrunn auch Bartlmä Aufschnaiter aus Kirchberg als Kandidat für das freigewordene Landtagsmandat vorge- schlagen. In der ersten Republik (1918-1938) war Bartlmä Aufschnaiter Orts- und Gebietsobmann des Tiroler Bauernbun- des, Ortsobmann der Tiroler Volks- partei, Gemeinderat und Bürgermeister- stellvertreter der Gemeinde Kirchberg, Obmannstellvertreter der Raiffeisen- kasse Kirchberg und Vorstandsmitglied des Tiroler Genossenschaftsverbandes, Zuchtbuchfübrer und Obmann des Pinz- gauer Viehzuchtvereins Kirchberg und Ortsführer der Tiroler Heimatwehr. In der zweiten Republik (seit 1945) Ortsgeschäftsführer des Tiroler Bau- ernbundes, Ortsobmann der Oesterrei- chischen Volkspartei, Obmann des Fremdenverkehrsvereins Kirchberg, Ob- mann der Waldgenossenschaft, Vor- standsmitglied der Molkereigenossen- schaft Kitzbühel und Aufsichtsrat der Bezirkswarengenossenschaft St. Johann. Heute noch ist Bartlmä Aufschnaiter Schriftführer der Freiwilligen Feuer- wehr Kirchberg (seit dem ersten Welt- krieg mit Ausnahme der Jahre 1938- 1945), Obmann des ersten Brixentaler Volkstrachten-Erhaltungsvereins Kirch- Bart! Aufschnaiter, Kirchberg - ein Fünf undsiebziger
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