Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. April 1969 Junger der schwarzen Kunst im Heimatmuseum Museum auch Ziel eines Firmlingsausflues Das Kitzbüheler Heimatmuseum hat, obwohl die prähistorische Sammlung im 3. Stockwerk noch nicht gezeigt werden kann, in der Alfons-Walde- Ausstellung einen hochbeachtlichen Mittelpunkt. Dies geht immer wieder aus abschließenden Beurteilungen und Reden von begeisterten Besuchern her- vor. Besuchern, die gegenwärtig nicht so zahlreich erscheinen und daher durch den Museumsieiter die Möglich- keit bestünde, sich den einheimischen Besuchern besonders zu widmen. Der auswärtige Besucher der Walde- Ausstellung braucht eigentlich keine Führung. Jeder steht vor dem Bild zur Betrachtung, das seinen Sinnen am be- sten zusagt. Eine Erklärung bzw. eine Beurteilung durch einen Fremden ist da selten am Platze, ja manchmal un- erwünscht. Für ihn sind eventuell klei- ne lokale Geschehnisse, die mit einem Bild oder einer Zeichnung verbunden sind, von Interesse. Wie z. B. das erste Bild Waldes oder sein Letztes. Die er- ste Zeichnung, welche von Alfons Wal- de dem Heimatmuseum bekannt ist, befindet sich im Hüttenbuch des Hotels Alpenhaus am Kitzbüheler Horn, seit einigen Monaten im Bestand des Stadt- archivs. Es ist dies eine Bleistiftzeich- nung, darstellend das Alpenvereinsedel- weiß, die Kitzbüheler Grasberge in Richtung Hohe Tauern mit der Spitze des Großvenedigers. Darunter das Da- tum 8. September 1908. Walde war da- mals, siebzehnjährig. mit der bekannten Großindustriellen-Tochter Lisi Poehl- mann aus München am Horn. Poehl- mann war die beste Freundin seiner Schwester Berta Walde. Das letzte Bild- nis von Alfons Walde ist eine aquarel- lierte Bleistiftzeichnung, darstellend Walde selbst im Klinikbett der Sonder- station in Innsbruck, liegend, beschrif- tet mit den Worten: 5. September 1958 63,5 kg - Tiefstand. Die Hände un- ter der Tuchent gefaltet, den Blick hinaus über die Dächer Innsbrucks zu den Bergen und zu der „aufgehenden" Sonne. Ein rührendes Vermächtnis an seine Nachwelt. Handelt es sich aber um die Besich- tigung der noch provisorisch ausge- stellten Museumsgegenstände, dann ist eine Deutung durch den Leiter, ein Hinweis bzw. eine Erklärung wohl er- wünscht. Das sagten die am 18. April erschienenen Mitglieder der „Schwar- zen Kunst" unserer Zeitungsdruckerei Rudolf Grobstimm & Leo Heininger, die am späten Nachmittag in einer Sonderführung erfreulichen Einlaß fan- den. Alfons Walde war allen ein Re- griff. Fast jeder schätzte sich glück- lich, wenn auch kein Original, so doch eine Reproduktion zu besitzen. Die Viel- falt der ausgestellten Werke - insge- samt 157 - hinterließ einen nachhalti- gen Eindruck. Doch nun zum Museum selbst. Die prächtigen Balken an der Decke, die wuchtigen Steher, aus einer Zeit, in der die Zimmerer noch ohne Sägeblatt ar- beiteten, mit dem Handbeil sauber ge- putzt, in Jahrhunderten natürlich ab- gedunkelt, waren schon zu Beginn des Anschauens wert. Der Kraxentrager- stock mit seiner vielfältigen Verwen- dungsmöglichkeit, auch als Waffe (92,5 Zentimeter lange Stahlklinge), die Pfund- waagen, die Schwarzwälderuhr (um 1680), die .‚Königin von Tirol", ein Garns- krickerl mit 136 Punkten und zwei Goldmedaillen, die Schatztruhe der Stadt Kitzbühel aus dem Jahre 1505 mit dem gotischen Wappenbild, Waf- feleisen und alte Stein, die Steinschloß- gewehre und der rare Spazierstock von Holzastner, dem ständigen Begleiter Erzherzog Johanns, waren im 1. Stock zu bewundern. Im 2. Stock wurden die alten Skier, der erste Skibob, seinerzeit „Monogleith" genannt, eine Bratenmaschine (eine Er- findung von Leonardo da Vinci), die Lichtbilder von Josef Herold aus der Urzeit des Skilaufes, ein Schnitzwerk, das sich als Lederpresse entpuppte, und manche andere Dinge wurden ehrlich bewundert. In einer Truhe das frap- pierende Geheimfach, in einem Schrank alter, aber edelgeformter und mit Schnitzereien verzierter bäuerlicher und bürgerlicher Hausrat, rundete ein ge- wisses Bild ab. Ausnahmsweise konnte auch ein Blick in den „prähistorischen" Stock getan werden. Wer kennt nicht die drei- tausend Jahre alte Schnitzerei von sei- nen früheren Museumsbesuchen her, den Fichtentrog, die Holzmesser, mit welchen die Illyrier die Keramik form- ten, die Bronzemesser, Schwerter, Na- deln und die wunderschöne Holznadel. Bewundert wurden auch die Reste ei- nes Holzeimers, der Quirl, heute noch wie vor dreitausend Jahren in Amt und Würden, die Holzlöffel und Holz- schaufeln und Funde von 1964 bei den Ausgrabungen im Garten des Dr. Ma- thew Meilon am Lehenberg. Der Wis- sensdurst der Besucher wurde so groß, daß der Museurnsieiter zu tun hatte, nachzukommen. Am Sonntag, 20. April wurde das Heimatmuseum auch von Firmungen besucht. Ein Zeichen, daß es nun, nach dem gelungenen Umbau, wieder popu- lär wird. hinüber ins Salzburgische. Die Katholi- ken dieser Gebiete betrachten den Salzburger Dom als ihren Dom, zu dem sie gehören und an dem sie alle- zeit mitgebaut haben. Sie wissen sich auch dem kulturellen Leben Salzburgs irgendwie nahe, seiner Universität, seinen Schulen, seiner Musik und sei- ner Festspieitradition. Die Tiroler Ka- tholiken wallfahren nach Maria Plain und Maria Kirchental ebenso gerne wie nach Absam oder Georgenberg Es wäre ein Verlust, wenn dies alles, was durch Jahrhunderte gewachsen und geworden ist, abgerissen würde um einer größeren Vereinheitlichung willen, die zuletzt einer kulturellen Verarmung gleichkäme. Die Kirchen des Tiroler Unterlandes, die großen ein- und zweitürmigen Stadt- und Dekanatskirchen, die hübschen Dorfkirchen und Kapellen, die statt- lichen Widumsbauten und Wirtschafts- gebäude sind als kirchliche und künst- lerische Bauwerke ein Ruhmesblatt der Diözese und des Landes zugleich. Sie sind nachhaitiger Ausdruck vom Glau- ben eines kulturell aufgeschlossenen und begabten Volkes, das immer wie- der die notwendigen Impulse und Mit- tel aufgebracht hat, um seine Siedlun- gen und Landschaft in so eindrucks- voller Weise zu prägen. Dabei ist es fast selbstverständlich, daß in Ver- gangenheit und Gegenwart hier immer vorzüglich einheimische Künstler und Architekten am Werke waren und daß für alle Bauvorhaben auch heute in erster Linie Handwerk und Industrie- potential Tirols herangezogen werden; oft genug haben Tiroler Künstler und Kirchenrestauratoren auf diese Weise auch über ihr Land hinaus Aufträge erhalten. Es sei auch verwiesen auf die Strahlungskraft der Tiroler Pas- sionsspiele in Thiersee und Erl, die unter der Patronanz der Salzburger Erzbischöfe stehen und standen; sie sind ganz aus der Geschichte. dem Glauben und der Spielfreude des Ti- roler Volkes gewachsen und haben auch in neuester Zeit im süddeutschen Raum ihre Geltung gewahrt und ge- festigt. Immer mehr Menschen aus al- ler Welt haben gerade dieses Land als ihr Erholungsland in unserer Zeit so lieben und schätzen gelernt. Es wäre müßig darüber zu rechten, ob all die- ser Reichtum mehr dem Land Tirol oder der Salzburger Diözesanzugehö- rigkeit zuzuschreiben sei. Auf jeden Fall sind die Kirchen des Tiroler Un-, terlandes mit ihrem reichen Kunsterbe und in ihrem gegenwärtigen Glanz ein beredtes Zeugnis dafür, daß dieses Stück österreichischen Landes in Ge- schichte und Gegenwart keineswegs vernachlässigt wurde. sondern vielmehr ein besonders reiches Erbe künstleri- schen und kulturellen Lebens zu ver- walten und zu hüten hat. U'ortsetzung folgt!
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