Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 26. April 1969 Kitzbüheltr Anzeiger Seite 5 Gemütlicher Nachmittag der Kitzbüheler Bäuerinnen ‚Sie werden eingeladen zu einem fröhlichen Beisammensein dm Bäuerin- nen im Gasthof Eichenheim am Sonn- tag. 13. April." Diese Einladung flat- terte uns ins Haus und viele kamen, neugierig der Dinge:, die sich da tun, sollten. Und wir wurden nicht ent- täuscht, es wurde für alle ein erleb- nisreicher und unterhaltsamer Nach- mittag und Abend. Eine ganze Menge Uebeiraschungen gab es für uns zu erleben, es war alles bis ins kleinste von unserer Orts- bäuerin und ihren Mädchen vorberei- tet worden. Alle fühlten wir uns gleich heimisch und wohl im blumenge- schmückten Saal und als uns unsere Landesbäuerin eine Gratisj ause von Kaffee und Kuchen ankündigte., 'da waren wir doch alle sehr überrascht und ließen es uns gut schmecken. Ein, Hoch den Spendern! Für Unterhaltung und gute Laune sorgten abwechselnd das Musikduo. Gasteiger-Mitterer, als Sängerinnen die Pöll-Dirndln, mit Musik und 'Gesang die Unterleiten-Dirndln. Der Höhe- punkt aber war wohl die Jungbauern- Plattlergruppe, die uns eine Probe ih- res Könnens aufs Parkett legten. Alle Darbietungen wurden von uns mit gro- AM Bi rketts P Telephen 2992 ßem Applaus bedacht. wir waren stolz und gerührt darüber, daß all dies Schö- ne nur für uns Bäuerinnen dargebracht wurde. Stolz dürfen wir 'aber auch ganz besonders auf unsere 'Kitzbühe- 1er Bauernjugend sein, die 'es so gut versteht, in Gemeinschaft bäuerliche Kultur zu pflegen und z.i erhalten. Sie haben mit der 'Gestaltung des ge- mütlichen Nachmittags nicht nur en Beweis ihres Könnens erbracht, son- dern damit. auch bewiesen, daß ihre Gesinnung klar und positiv zum Bau- ernstand ist. Zwischendurch wurden uns dann Lose angeboten, die reißenden Absatz fanden. Waren doch auf einem extra Tisch die Gewinne aufgebaut. Und was es da alles zu gewinnen gab! Die Stimmung stieg auf den Höhepunkt, als die Landesbäuerin mit lustigen Kommentaren das Gewonnene ver- teilte,. So verging der Nachmit:ag viel zu schnell für uns alle und nach und nach trafen dann unsere Männer ein, um uns abzuholen. Das Heimgehen ging aber doch nicht so schnell, dafür sorgten die unermüdlich spielenden Musikanten. Eine Ueberraschung wurce uns zum Abschluß noch zuteil, jede Bäuerin bekam einen blühenden Blumenstock zum Heimnehmen. Auch dafür hatte sich ein großzügiger Spender gefun- den - herzlich „Vergelt's Gott!" Be- danken möchten wir uns bei allen, die mitgeholfen haben, diesen Tag so schön für uns Bäuerinnen zu gestalten: den Wirtsleuten in Eichenheim, den Sän- gern und Musikanten, der Piattler- gruppe, der Raiffeisenkasse, dem Jagd- ausschuß und ganz besonders unserer Ortsbäuerin Anna Obernauer mit ih- ren Dirndln und unserer Landesbäue- rin Anna Hechenberger. Wir würden uns alle freuen, wenn wir uns im nächsten Jahr wieder zu einem gemütlichen Beisammensein der Bäuerinnen treffen könnten. Eine Teilnehmerin IflEOTEIPflU zum L HAI J _L Die Arbeit ist herrlich, die Arbeit ist schön, die Arbeit, die kann nur ein Arbeiter verstehn, drum geht ein Problem mir nicht aus dem Sinn und dieses Problem ist die Arbeit mithin. Ich will nichts bekritteln, nicht politisieren, nicht fragen, nicht klagen, nicht raisonieren, ich will nur berechnen ganz einfach und klar, wie lang so ein Arbeiter wohl arbeit' im Jahr? Der Arbeiter ist fleißig, der Arbeiter ist schlau, er arbeitet täglich acht Stunden genau und acht Stunden täglich, ist schreibe und sag' genavest gerechnet ein Drittel vom Tag', Ein Drittel vom Tag ist ein Drittel vom Jahr und jetzt ist uns allen das Eine schon klar, der Arbeiter, der arbeit' in Mühe und Plage in einem Jahr rund hundertzweiundzwanzig Tage. Von den hundertzweiundzwanzig Tagen kommen auf einen Fleck vor allem einmal die zweiundfünfzig Sonntage weg, und jetzt ist die Summe schon nicht mehr so groß, denn jetzt bleiben nur siebzig Tage mehr bloß. Am Samstag zu arbeiten ist auch kein Genuß, da machen die meisten zu Mittag schon Schluß und zweiundfünfzig Halbtage geben einmal, ganze sechsundzwanzig Tage als Zahl. Die sechsundzwanzig werden jetzt abgeschrieben von den siebzig, die mir übriggeblieben. Und jetzt ist die Summe, das steht außer Frage, in einem Jahr nur mehr noch vierundvierzig Tage. Zwölf christliche Feiertage zu halten, ist uralter Brauch, und die neun jüdischen, die halt' man doch auch, denn trennt man auch sonst israleitisch von arisch, im Feiertaghalten sind wir solidarisch, die zwölf und die neun zusammen addiert sind rund einundzwanzig, die jeder kapiert. Die hab' ich von den vierundvierzig Tagen jetzt abzuschreiben und seh', daß nur mehr dreiundzwanzig übrigbleiben. Und von den dreiundzwanzig, die ich noch hab', da gehn vierzehn Tage vom Urlaub doch ab, denn kann man das ganze Jahr schuften und rennen? die vierzehn Tag' Urlaub, die muß man sich gönnen. von dreiundzwanzig vierzehn ab, bleibt richtig und klar, zur ehrlichen Arbeit bloß neun Tag' im Jahr. Die neun wären herrlich, die neun wären fein, aber acht Tag' im Jahr muß man krank doch auch sein und zieh' ich die acht ab jetzt von den neun, so bleibt mir ein einziger Tag nur allein. Und der einzige Tag, den die Rechnung ergab, der einzige Tag, den zur Arbeit ich hab', der einzige Tag, auf den ich mich so freu, DER EINZIGE TAG, DAS IST DER 1. MAI! Hans V., frei nach Oskar Kanitz
< Page 4 | Page 6 >
< Page 4 | Page 6 >