Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Mai 1969 Das Land Tirol und Großbritannien Aus der Sicht des Kitzbüheler Lokalberichterstatters Zum Empfang Ihrer Majestät Elisabeth II. 1. 1, crtseLeun9 und Schluf3 Die ersten britischen Skimeisterschaften in Kitzbühel Kitzbühel galt seit eh und je als, Stadt der Skimeisterschaften. 1905 wur- den die ersten Tiroler, 1907 die ersten Oesterreichischen, 1925 die ersten (und auch letzten) Deutsch-Oesterreich'ischen und 1934 die ersten Niederländischen Skimeisterschaften in der alpinen und der nordischen Kombination ausgetra- gen. Aber auch die britischen und die- se schon im Winter 1908. Der Engländer Willy Rickmer-Rick- mers, von Franz Reisch gerufen, brach- te die Engländer nach Kitzbühel, ins- besondere die Mitglieder des von ihm mitbegründeten Skiklubs of Great Bri- tain und seine Skischülerinnen und Skischüler der Jahre 1901 -1905 der Schweizer Skiorte. Am 17. Feber 1908 fanden nun diese Meisterschaften unter der Leitung des ersten Präsidenten des Clubs E. C. Ri- eh a r d s o n und Rickmers statt. Die Briten verfügten aber nur über einen Springer und so organisierte Franz Reisch die Münchner Springer unter C. I. Luther und die Innsbrucker unter dem damals als „Skihäuptling" bekann- ten General Eccher von Marien- wert h und die Internationalität die- ser ersten britischen Skikonkurrenz war gewahrt. Die Kombination gewann Präsident E. C. R i eh a r d s o n. In London wurde dieser Erfolg in Kitzbühel sehr ge- würdigt: „All British skiruinners will weicome it as peculiarly appropriate that the first competition held by the club should be won by its President, who alike by his own enthusiasm has done more than anyone else to introduoe and popularise among us this fasei- nating sport." (Die Uebersetzung ist zwar überflüs- sig, da es in Kitzbühel kaum eine Fa- milie gibt, in welcher nicht ein Mit- glied der englischen Sprache mächtig ist. In unserem Falle stammt sie aber von Willy Riekmer-Rickmers selbst): „Alle britischen Skiläufer werden es als besonders geeignet willkommen heißen, daß die ersten Wettkämpfe, die von dem Club gehalten wurden, sein Präsident gewann, welcher durch seine Begeisterung mehr als sonst jemand unter uns getan hat, um die- sen faszinierenden Sport einzufüh- ren und populär zu machen." Die Damenabfahrt gewann Mrs. J. B. Wrougthon und die Herrenabfahrt Rickmers. Dieser Abfahrtswettbewerb war der erste Versuch der später berühmt ge- wordenen Downhillonly-Rennen. Es war ein kombiniertes Kurven- und Schnel- ligkeitsrennen. Im ersten Lauf wurden, je nach der Anzahl der gemachten Kurven, Noten zuerkannt; Anhalten und Fallen wurden abgezogen. Im zweiten Lauf erhielt die kürzeste Zeit dieselbe Anzahl von Noten wie der Gewinner des ersten Laufes. Die anderen erhiel- ten im Verhältnis eine kleinere An- zahl von Noten. Diese Noten eines je- den Wettläufers wurden für die zwei Läufe zusammengezählt und der Sie- ger ermittelt. Rickmer-Rickmers, der „Lilienfelder" und Apostel Zdarskys, siegte mit der bemerkenswerten An- zahl von dreißig Kurven und besiegte die Münchner, Innsbrucker und auch die Kitzbüheler. Es war dies eine der interessantesten Skiveranstaltungen der Pionierzeit. Bei der Siegerehrung im Hotel Hinterbräu war auch Cenci v. F i c k e r. die berühmte Kaukasus-Al- pinistin, welcher Fürst Dodeschkaiiani 11. 1 03 den Uschbagipfel zum Geschenk gemacht hatte. Die Einheimischen piat- telten. Auf einmal war einer der älte- sten Engländer unter ihnen, es war Archer T h o m s o n, der im nächsten Winter auszog, um Montenegro und die Türkei auf Skiern zu durchwandern. Ehe man sich's versah, war die ganze englische Gesellschaft unter den Tan- zenden. Sie zogen die Smoking aus und banden sich, damit es stärker patsch- te und weniger weh tue, Zeitungen über die. Hosen. Rickmers heulte dazu seine svanetischen Kriegsgesänge und allsamt lachten sich fast zu Tode. Die Skibegeisterung kannte keine Grenzen. Einer der bekannten Engländer, der zu dieser Zeit in Kitzbühel der eng- lischen Skikolonie angehörte, war der Weltreisende Major Bracken, Erst- besteiger auf Skiern der Bluemlisalp in der Schweiz am 10. Jänner 1908, dessen Sohn Bill 1935 dem Thronfolger Prinz of Wales privat als Skibegleiter diente. Bracken war es, der den absoluten Vorzug Kitzbühels, den Vorzug der Windstille, mit in die Welt verbreitete. Die Londoner Daily Mail schrieb 1908 wie seinerzeit die Times 1895 u. a.: „Man muß kein waghalsiger Prophet sein, um einen raschen Aufschwung Kitz- bühels zum größten Wintersportplatz Tirols vorherzusagen." Engländer waren es auch, die den Wunsch nach einer Curlingbahn und nach einer Bobbahn aussprachen. Eine Curlingbahn wurde beim Grandhotel errichtet und für die Bobbohn schlug Franz Reisch 1903 die ersten Stöcke. Die Kitzbüheler Bobbahn, die älteste in Tirol, wurde im Jahrbuch des Win- tersports 1912 auch als die schönste bezeichnet. Neben dem Skiklub of Great Britain. der in diesen Wintern in Kitzbühel sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, gründete Rickmers den geselligen Or- den der „Alten Kitze", Old Kids ge- nannt, dem die ganze englische Ge- sellschaft Kitzbühels beitrat. Es war dies eine der sonderbarsten Sportler- vereinigungen des Landes. Rickmers wurde zum Großmeister gewählt und erhielt die beiden Vornamen Goddarn Liebegott. Im Jahre 1925 gründeten Graf Franz Schlick und Baron Karl Menshen- gen in Kitzbühel einen neuen engli- schen Club und gaben diesem den Na- men,,Kitzbühel Sporting Club". Die Leitung wurde Major Watson über- tragen, der als Residentoffizier des SC of Great Britain vor allem für die Ski- touren verpflichtet war. Es wurden aber auch Skiwettbewerbe ausgetragen und Sieger waren meistens Major Wat- son bzw. Major Bracken. 1928 ging es in einer „straight race" um eine Ri- chardson Trophy, gestiftet von E. C. Ri- chardson. dem Gründerpräsidenten und ersten Skimeister des SC of Great Bri- tain, in seinen Kreisen „father of eng- lish skiing" genannt. Das 1931 in Kitzbühel gegründete in- ternationale Hahnenkammrennen ge- wann ein Engländer und zwar Mr. L. C 1 e a v e r vom SC Kandahar. In die Siegerliste der vorn Kitzbüheler Skiklub 1932 gegründeten Leistungs- fahrten um die Goldene. Silberne und Bronzene Gams trugen sich eine Rei- he von Engländern ein. 1935 wurde die Engländerin Evelyn Pinching als Mitglied des KSC Ti- roler Skimeisterin. In Kitzbühel wur- den in diesem Jahre weiters die Hol- ländischen Skimeisterschaften ausgetra- gen. In der Damenklasse siegte Baronin Grazia Schimmelpennink; die Mei- sterschaft von Großbritannien gewann damals in Kitzbühel Evely Pinching. Baronin Schimmelpennink gewann in diesem Jahre auch das H ah ne n - k a mm r e n ne n, im Abfahrtslauf, im Torlauf und in der Kombination mit der Idealnote 0! Im Dezember 1935 trainierte Bill Bracken in Kitzbühel die englische Ski-Olympiamannschaft. König' Eduard VIII. als Prinz of Wales in Kitzbühel Königliche Hoheit Prinz of Wales traf am 5. Februar 1935 mit dem An- bergexpreß in Kitzbühel ein und resi- dierte im Grandhotel. Der Thronfolger und erste Sportsmann von England be- fand sich in Begleitung von Lord Dudley, Baronet Gilby und Miss Simp- s o n, seiner späteren Gemahlin. in Kitzbühel galt der Besuch des hohen Gastes nur dem Skilauf. Prinz of Wales erlernte den Skilauf 1914 in Oslo. bei seiner Tante, der Königin von Nor- wegen, stand aber seither nie mehr auf den „Brettern". Die Behörden in Kitzbühel hatten strengen Auftrag, den Besuch des englischen Thronfolgers
< Page 1 | Page 3 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen