Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 3. Mai 1969 Kitzbüheter Anzeiger Seite 3 ,privat zu betrachten und danach zu handeln. Der königliche Prinz ließ sich unter dem Namen Earl of Chester ein- tragen. Er interessierte sich in Kitz- bühel für das Skilaufen, für Curling, Eishockey, Eislaufen und Schlitten- rennen. Als Skilehrer wurde ihm von der Skischule Kitzbühel Rudi N e u- m a y r zugeteilt. Es galt, dem hohen Gast einen ungestörten Aufenthalt zu bieten. „Der Prinz soll unbelästigt und unbehelligt die Freuden des Winter- sports und die Freiheit in den Bergen genießen", hieß es offiziell. Dieser Auf- trag gelang in Kitzbühel so vollkom- men, daß der Thronfolger schon im Sommer 1936 bekanntgeben ließ, den kommenden Winter wieder nach Kitz- bühel kommen zu wollen. Dazu kam es aber nicht mehr! Gleichzeitig mit dem englischen Thronfolger stiegen in Kitzbühel Prinz und Prinzessin Nikolaus von Rumänien ab; diese residierten in der Villa Schneeuhr. Genau wie die Ankunft gestaltete sich die Abreise des Prinzen ohne Förmlichkeit. Die Abreise erfolgte am 18. Februar. Die Öffentlichkeit in Eng- land wurde aber über jeden Schritt und Tritt des Prinzen in Kitzbühel aufs genaueste orientiert. Es fand den freundlichsten Widerhall, daß sich die königliche Hoheit in Kitzbühel wohl- gefühlt hatte. Der damalige Landeshauptmann von Tirol und heutige Landeskommandant der Tiroler Schützen Hofrat Dr. Josef Schumacher richtete an Bürger- meister-Amtsverwalter Altnationalrat Max Werner folgendes Schreiben: „Der königlich-großbritannische Ge- sandte hat in einem an den Bundes- minister für Äußeres gerichteten Schrei- ben mitgeteilt, daß er von seiner kö- niglichen Hoheit dem Prinzen von Wales beauftragt worden ist, der Österreichischen Regierung den wärm- sten Dank seiner königlichen Hoheit für die Freundlichkeit, das Zuvorkom- men und die Aufnahme auszusprechen, die ihm seitens der österreichischen Bevölkerung während seines Aufent- haltes in Kitzbühel erwiesen wurden. Seine königliche Hoheit habe alle sowohl in Kitzbühel als auch in Wien getroffenen Vorkehrungen „um das In- kognito seines Besuches zu wahren" sehr gewürdigt und war nicht nur von seinem Aufenthalt, sondern auch mit der ihm zuteil gewordenen Aufnahme sichtlich auf das höchste befriedigt. Der Gesandte hat schließlich der Bitte Ausdruck verliehen, den Dank Seiner königlichen Hoheit allen jenen Stellen auszudrücken, die zum aus- gezeichneten Gelingen des Aufenthaltes beigetragen haben. Der Prinz of Wales wurde 1936 nach dem Tode seines Vaters, Georg V., zum König von Großbritannien als Edu- ard VIII. gekrönt. Noch im gleichen geren Bruders, König Georg VI., ab. Die Kitzbüheler Nationalsänger unter der Leitung von Toni Praxmair hatten schon 1934 die hohe Ehre, am könig- lichen Hof in London aufzutreten. Nach dem Aufenthalt des Prinzen of Wales in Kitzbühel, der öfters die Tiroler Abende im CaM Praxmair be- suchte, gastierte die Praxmairgruppe im Mai 1935 neuerlich in London. Die Kitzbüheler Nationalsänger nahmen im Restaurant Hungaria Quartier und dort erfolgten auch die Vorstellungen. Der Prinz of Wales war schon bei der ersten Vorstellung anwesend. Seine erste Frage war jedoch nach dem Bas- sisten Hans Zimmermann. Dieser konnte die Reise nach England nicht mitmachen, weil damals in Kitzbühel ein großes Hotelprojekt 'in Schwebe stand und er als Betriebsleiter der Stadtwerke unabkömmlich war. Ein Telegramm an Bürgermeister Werner wirkte in diesem Falle Wunder. Zim- mermann durfte nachreisen. Am 18. Juni 1935 veranstaltete Toni Praxmair in London einen Kitzbüheler Ball. Die Hoteldirektion vom Hungaria bestand gleicherweise auf die Mitwirkung von Hans Zimmermann, der ursprünglich seitens der Stadtgemeinde nur einen befristeten Londonurlaub hatte. Nun schaltete sich in Sachen „Zimmermann" auch der Gesandte Exzellenz Baron G. Frankenstein ein: Zimmermann durfte bleiben, und zum Kitzbiihle'r Ball erschien nicht nur der Prinz of Wales mit Gefolge, sondern auch die damals in London weilende Königin von Norwegen. Der Erfolg gelang in allen Linien. Zimmermann brachte nach London als Erinnerung an die Stadt Kitzbühel an den Prinzen von Wales eine silberne Gams mit, welche auf dem Ball durch den Gesandten überreicht wurde. Kitzbühel - Tirol - Österreich war in diesen Tagen in London große Mode. Es wurden Kitzbüheler Hüte getragen, Kitzbüheler Janker (nach Entwürfen von Schneidermeister Ganzer und dem akad. Kunstmaler Maximilian E r- 1er) und Dirndlkleider aus Österreich. In diesem Jahr wurde auch in London unter der Patronanz von Exzellenz Baron Frankenstein und Dr. Str a f ella ein Österreichisches Reisebüro ein- gerichtet. Ein englisches Konsulat gab es in Kitzbühel wiederholt. Es wurde auch anglikanischen Bischöfen und Priestern in der Katharinenkirche das Recht er- teilt, in dieser Gottesdienste abzuhalten. Der Skiclub of Great Britain hat heute noch sein Winter-Hauptquartier in Kitzbühel, und Toni Kofler, Grand- hotel, besitzt die Ehrenmitgliedschaft von „The Army Ski Association", gleich wie sein Vater, Dr. Ekkehart K o f 1er, der diese Würde 1957 erhielt Der jet- zige Resedentofficer des SC of Great Britain, Mr. Kenneth, Hotel Tiefen- sehrtenskimeisterschaften 1966 in Bri- xen im Thale in der Gästeklasse einen Silberpokal. Im Jahre 1951 wurde in Kitzbühel erstmals der ‚ ‚Malcolm-MacGregor-Po- kai" ausgetragen, eine Stiftung MacGre- gors aus Thirsk, Yorkshire, England. Gestiftet zum Sinnbild der Treue zu Kitzbühel und den Bergen. Um den Pokal zu gewinnen, mußten in der Zeit vom 24. Dezember bis 30. März eine Reihe von Skiabfahrten nach- gewiesen werden. Der Pokal ist heute noch in der AV-Sektion Kitzbühel in Verwahrung, da er nur als Wander- pokal vergeben werden kann. Weitreichend 'sind die Beziehungen zwischen England und Kitzbühel und vielseitig. Der Erwähnung bedarf in diesem Zusammenhang die Hilfe des englischen Oberstleutnants H. W. To- bin, D. S. 0., welche dieser den bei- den Kitzbühelern Peter Aufs eh na i- ter und Professor Heinrich Harrer im Jahre 1944 bei ihrer Flucht aus dem Internierungslager in Dehra Dun, In- dien, nach Lhasa gewährte. Nach Eng- land wandern aber auch Winter für Winter Goldene Skibücher, Silberne und Goldene Schneesterne der Ski- schule Kitzbühel. Im Jahre 1888 weilte erstmals eine britische Herrscherin in Tirol. Es war dies Ihre Majestät Königin Viktoria, die Ur-Ur-Großmutter von Elisabeth II• welche nun am 8. Mai 1969 nach Inns- bruck kommt und vor welcher die Wintersteller Schützenkompanie Kitz- bühel am Hauptbahnhof die Gewehre zu präsentieren hat. Der Redaktion ist auch bekannt, daß in Kitzbühel schon seit Jahrzehnten eine edle Dame wohnt, deren unmittel- bare Vorfahren einem alten englischen Königshaus zuzuzählen sind. Die finanziellen Hilfen, welche den schwergeschädigten Tiroler Freiheits- helden von 1809 aus England zugeflos- sen sind, könnten in alten Gerichts- akten ausgeforscht werden. Nach dem Waidringer Gemeindeschreiber Millin- ger sollen es tausende Gulden gewesen sein. Von Josef Hirn weiß man nur, daß von Andreas Hofer mehrere Frei- heitskämpfer wie Huter, Eller, Schen- nacher und der Kitzbüheler Schützen- major Sieberer als Boten nach Eng- land geschickt wurden. Vom Gesand- ten B a t h u r s t ist der Ausspruch über- liefert: „Was! Die tapferen Tiroler sol- len an Geld leiden? Wir wollten sie oft unterstützen, aber es hieß immer, sie leiden keine Noth!" Die Redaktion grüßt bei dieser Ge- legenheit alle treuen Bezieher des „Kitzbüheler Anzeigers" in Großbritan- nien. Insbesondere Mr. Hermann B a er in London und wünscht ihm zum gro- ßen Londoner Sommerereignis, dem traditionellen Antiquitätenmarkt vom 11. bis 26. Juni 1969, dem schönsten und bedeutendsten Anlaß dieser Art Jahre dankte er zugunsten seines jün- brunner, gewann bei den Tiroler Ver- in der Welt, viel Erfolg!
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