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Samstag, 17. Mai 1969 Trachten und ganz besonders durch die Präzision der Generaldecharge. TIROLER ARBEITERZEITUNG: Die Männer hatten sich rote und weiße Nelken zu den Hahnenfe:dern auf die Hüte gesteckt. Die Herzen der Photo- graphen schlagen schier Purzelbäu- me. Die Kameras klicken, die Film- apparate für Wochenschau und Fern- sehen surren. Eine bessere GratisL reklame in aller Welt kann sich Ti- rol gar nicht wünschen. Es folgte der Radetzkymarsch und dann das Abrücken der Ehrenforma- tion zum Landhaus. Die Schützen er- lebten nach dem Empfang ein eigen- artiges Bild. Die Presseleute flogen im Eilmarsch an ihnen vorbei, zum Bus, der sie zur Europabrücke führen soll- te. Die Journalisten, die englischen wie die österreichischen, waren an diesem Tag die geplagtesten Menschen. Während die Königin zur Europa- brücke und zum Isserhof in Sistrans geführt wurde, marschierte die Ehren- formation zurück zum neuen Land- haus. Nach kurzer Pause erfolgte der Ausmarsch zur Maria-Theresien--Stra- ße und zwar in der Reihenfolge wie am Nachmittag die Defilierung zu er- folgen hatte: Stadtmusik Wilten, Win- tersteller Ehrenkompanie, Zillertaler Schützen, Speckbacher Schützen und Oetztaler Schützen, in die Herzog- Friedrich-Straße. Dort wurde von al- len l- 1en Schützen Spalier gebildet, nicht zur Freude der vielen Zuschauer. Die- se wollten nicht die rauhen Rücken der Schützen sehen, sondern einen Blick in das Antlitz der Königin tun. Ungewollt hatten hier die Schützen die Aufgabe der Polizeigewalt übernom- men. Es hätte auch eines großen Auf- gebotes bedurft, um den Platz freizu- halten und das 'Publikum von der Königin abzudrängen. Die Königin erschien zu Fuß wäh- rend der Innsbrucker Bläserchor un- ter der Leitung von Professor Vinzenz Weber alte Weisen spielte. Hier erfolg- te auch die Vorstellung des Stadt- senats durch Bürgermeister Landtags- präsident DDr. Alois L u g g e r und die Vorstellung von Wintersportlern. Die Königin begab sich dann durch die Hofgasse zur Hofkirche, von dort in das Hotel Europa, wo die Common- wealt'h-Staatsbürger, die in Tirol ihren Wohnsitz aufgeschlagen haben, emp- fangen wurden. Gegen 13 Uhr wurde die Königin vom Landeshauptmann vom Südtor der Hofburg in den Gar- desaal geleitet, wo 'sie nach kurzer Besichtigung das Frühstück einnahm. Dieses wurde im TRiesensaal gegeben. Es war aber ein richtiges Mittagsmahl. Unter den Servierkräften befand sich der Kitzbüheler Hotelierssohn Wolf- gang H a g s t eine r, Schüler der Hotel- fachschule Villa Blanka. Im Jahre 1960 war es sein Vater, der einem gekrön- ten Haupt, dem 'Schah von Persien, Kitzbüheler Anzeiger auf der Hungerburg 'Dienste leistete. Hagsteiner Senior hatte damals die ehrenvolle Aufgabe, das „Kaisermenü" zuzubereiten. Indessen wurde das Schützenspalier in der Herzog-Friedrich-Straße zusam- mengezogen. Alle Schützenkompanien rückten in die Klosterkaserne zum Mit- tagessen ein. Heute führt diese Kaser- ne den Namen „Fennerkaserne". Die Fennerjäger, genannt nach dem Gene- ral Fenner, der 1809 bei der Verteidi- gung vom Paß Strub dabei war, wa- ren die Vorläufer der berühmten Kai- serjäger. Zum Mittagessen gab es für die Schützen gebratenes Fleisch und reich- lich Zutaten und je zwei Flaschen, Bier, die jedoch von den wenigsten ausgetrunken wurden. Der Durst war nicht so groß und es galt ja noch, die Defilierung gut zu überstehen. Pünktlich um 14 Uhr wurde aus der Kaserne ausmarschiert. Diesmal nah- men die Formationen den Weg über die Kaiserjägerstraße und die Karl- Kapferer-Straße zum Rennweg, wofür die Königin vor der Hofburg eine De- filierungstribüne errichtet wurde. Die Defilierung erfolgte in folgender Reihenfolge: Stadtmusikkapelle Wilten, Bundesschützenfahne mit Landeskom- mandant Schützenmajor Hofrat Dr. Jo- sef Schumacher, Bundesmajor LA Hans Schweiger und dem Bundes- hornisten; Ehrenkompanie des Winter- steher Schützenbataillons Kitzbühel; Kompanie des Zillertaler Schützenregi- ments; Kompanie des Speckbacher Schützenbataillons; Kompanie des Otz- taler Schützenbataillons. Wiederum pünktlich nach dem Pro- tokoll begann der Vorbeimarsch vor der Königin. Praktisch bildete wieder- um die Ehrenkompanie des Winterstel- ler Schützenbaons die Spitze. Es war die größte „Schützenmacht", die hier gezeigt wurde, und mit diesem ein- drucksvollen Aufmarsch ging das Pro- gramm zu Ende. 'Königin Elisabeth II. und ihr Gefolge fuhren im Wagen zum Hauptbahnhof und 'zur vorgesehe- nen Minute rollte der Zug in Richtung Salzburg aus dem Bahnhof hinaus, nachdem sich die königlichen Gäste vom Landeshauptmann freundlich ver- abschiedet hatten. Unsere Schützen warteten in der Maria-Theresien-Straße auf die Wilte- ner Stadtmusik, bis diese ihre Aufgabe als Defiliermusik erfüllt hatte. In Inns- bruck wurde nicht mehr lange herum- gestanden, Alle waren mit dem Vor- schlag einverstanden, „unterwegs" zu- zukehren. Dies erfolgte im „Landhaus" im Unterinntal. Gegen 19 Uhr war An- kunft in Kitzbühel, wo die Gewehre versorgt wurden und wo jeder von je- dem Abschied nahm. Froh war jeder um Adolf Na g iii e r als Kommandan- ten, das gibt Verlaß! Er wiederum war diesmal froh um seine Schützen, denn die haben ihn auch nicht verlassen Seite 3 Die Ansprache der Königin im Rie- sensaal der Hofburg: .‚Herr Landeshauptmann, Herr Prä- sident! Es ist vielleicht für Sie und für die Menschen, die in Tirol leben, schwierig, den überwältigenden Ein- druck zu ermessen, der es zum ersten- mal sieht. Dazu kam noch der außer- ordentlich herzliche Empfang durch so viele Leute dieser altehrwürdigen Stadt Innsbruck, daß Sie sicher verstehen werden, wenn ich sage, daß für un dies ein äußerst eindrucksvolles Erleb- nis war. Schon in der Römerzeit lag Tirol an der Hauptverkehrsstraße, die Nord- und Südeuropa verband, und es wür- de die alten Römer nicht überraschen, wenn sie heute sehen könnten, daß das, was sie begannen, durch die Bren nerstraße und die Eröffnung der groß- artigen Europabrücke, die wir heute morgen bewunderten, auf den neuesten Stand gebracht wurde. Die Römer ha- ben möglicherweise ihre Verbindungs- wege für militärische Zwecke verwen- det, heute geben diese Straßen jeder- mann die Möglichkeit, herumzureisen und stellen eine Gelegenheit für die Völker Europas dar, einander kennen- zulernen. Mit besonderem Interesse habe ich heute morgen den Kenotaph Kaiser Maximilians 1. in der Hofkirche be- sichtigt. Es war 'zu seiner Zeit, daß die ersten regelmäßigen diplomatischen Kontakte zwischen unseren beiden Ländern aufgenommen wurden. Er muß überhaupt ein Mann von beson- derer Urteilskraft gewesen sein, ent- schied er sich doch dafür, sich mit sei- nem Hof in Innsbruck niederzulassen und hier ein Zentrum des Lernens, PAm HEIZÖL T.I. 2992, 2993 und der Kultur zu schaffen. Ich habe gehört, daß aus Anlaß seines 450. To- destages eine Ausstellung veranstaltet wird, daher wünsche ich mit 'besonde- rer Wärme den Veranstaltern jeden nur möglichen Erfolg. Ich freue mich auch, daß ich endlich die Möglichkeit hatte, das Land An- dreas Hofers zu sehen, dessen Wirken und tapferer Widerstand ihn zu einem internationalen Helden machten. Herr Landeshauptmann, Herr Prä- sident, ich danke Ihnen für Ihre herz- liche Aufnahme und großzügige Gast- freundschaft. Ich werde die Erinne- rung an meinen allzu kurzen Besuch in Ihrer schönen, von Bergen umgebe- nen Stadt immer bewahren. Besonders aber werde ich mich an. die Herzlich- keit ihres Willkommens und die Hei- terkeit und spontane Zuneigung der Tiroler Bevölkerung erinnern. Eis war ein solch interessanter, farbenfroher Vormittag - mit den berühmten Ti-
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