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Samstag. 17. Mai 1969 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 „Leider werden viele Maßnahmen, die die OeVP-Regierung getroffen hat, erst im Laufe der JoJhre spürbar werden. Vieles geschah in diesen Jahren auf dem Wirtschaftssektor, große Aufgaben stdhen noch bevor. Noch erkennen vie- le Leute nicht, was wirklich diese Maß- nahmen bedeuten, wie wichtig sie für die Zukunft unseres Staates waren. Weg vom Versorgungsdenken - hin zum Leistungsdenken. Nur eine gesun- de Wirtschaft kann die Arbeitsplätze garantieren. Erst wenn diese Einsicht überall durchgedrungen ist, wird man verstehen, daß die Wirtschaftswachs- tumsgesetze und anderen wirtschafts- fördernden Maßnahmen durchaus nicht für die Wirtschaftstreibenden allein be- schlossen wurden, sondern daß sie für alle arbeitenden Menschen notwendig waren. Ohne gesunde Mittelbetriebe, ohne eine gesunde Wirtschaft wäre die Freiheit für alle bald dahin. Bemühen wir uns daher um das Verständnis un- serer Mitarbeiter in unseren Betrieben, zeigen wir ihnen wie es wirklich steht." Mit diesen Worten schloß Nationalrat Dr. Luis Bassetti sein Referat auf ei- ner Wirtschaftsbund-Versammlung in Kirchberg, zu der Ortsobmann Bürger- meister Ing. Paufler neben vielen Wirt. [I3AI1I P ropangas 1 Telephon 2992 schaftstreibenden aus Kirchberg und dem Referenten noch Bezirksobmann LA KR Huber, Bezirkssekretär Kü- chenmeister sowie Funktionäre aus den Nachbargemeinden Brixen und 'We- stendorf begrüßte. NR Dr. Bassetti hatte einen Ueber- blick über Oesterreichs Wirtschaft ge- geben, zu den Maßnahmen gespro- chen, die seitens 'der OeVP-Regierung auf dem Sektor der Wirtschaftspolitik gesetzt wurden, dabei 'besonders die verschiedenen Kreditmöglichkeiten an- gezogen und auch auf die Notwendig- keit einer laufenden 'Schulung und Wei- terbildung der Gewerbetreibenden hin- gewiesen. Dem mit viel 'Beifall aufgenomme- nen Referat folgte eine lange Diskus- sion, an der sich rund 20 Versamm- lungsteilnehmer beteiligten. - Einmal mehr stand die Trage der Ueberstun- denbesteuerung resp. der Steuerprogres- sion zur Debatte, wurde eine Abände- rung des neuen Tankwagengesetzes verlangt, Fragen der Landwirtschaft angeschnitten, Fragen um den Wohn- bau vorgebracht, Klage über die hohe Belastungen der Sozialversicherung ge- führt und eine Berücksichtigung der Eigenheiten in den einzelnen Ländern bei der Wursterzeugung im Zusammen- hang mit dem Lebensmittelkodex ver- langt. Ortsobmann Bürgermeister Ing. Pauf- 1er ersuchte Dr. Bassetti seitens der Vertreter Tirols im Nationalrat Fi- nanzminister Dr. Koren verstärkt auf die Forderungen und Wünsche des Fremdenverkehrs hinzuweisen und warnte vor einer einseitigen Unter- stützung der Industrie. Tirol als Er- holungszentrum der umliegenden In- dustrieländer ist einer großen Konkur- renz ausgesetzt und muß daher alles tun, um den Gästen den Aufenthalt noch attraktiver und angenehmer zu gestalten. Daher muß man in Tirol auf eine verstärkte Förderung und Berück- sichtigung des Fremdenverkehrs drän- gen. In der gewohnt offenen Art, ohne etwas zu beschönigen, nahm abschlie- ßend Dr. Bassetti zu den verschiedenen aufgeworfenen Fragen Stellung. Zu den Steuerfragen sagte Bassetti, daß man keine Gruppe - ob Selbständige oder Unselbständige - einseitig bjevorteilen, durfte und daher den Weg der Sen- kung der Lohn- und Einkommensteuer- gegangen inkommensteuer gegangen sei, eine Milderung der Pro- gression durchgeführt habe und so al- len gleichermaßen die Senkung nütz- te. Daß der 10prozentige Zuschlag zur Lohn- und Einkommensteuer nötig war (10 Prozent der Steuer), machten die in den ersten sechziger Jahren be- schlossenen Gesetze nötig. Im Staats- haushalt mußte eine Bilanz hergestellt werden. Eine Befriedigung für die Wirt- schaft kann hier aber nur die Mehr- wertsteuer bringen, denn erst diese kann den Wettbewerb neutral gestalten. Zu den angeschnittenen Fragen um das Tankwagengesetz meinte er, daß der Gesetzentwurf von der Berufs- vertretung erstellt wurde, die vorge- brachten Fehler daher schon im Ent- wurf hätten korrigiert werden kön- nen. Sicherlich sei es jetzt schwerer, Aenderungen herbeizuführen, er werde sich jedoch darum bemühen. Die Frage des Milch- und Butter, überschusses sei zwar etwas gemildert worden, es müsse aber noch verstärkt darauf gedrungen werden, daß am flachen Land wieder vermehrt zur Fleischzucht übergegangen werde. Tirol selbst habe keinen Ueberschuß, im Gegenteil, hier muß eingeführt werden. Jedoch die Tatsache, daß alle angelieferte Milch bisher zum Fixpreis übernommen wer- den mußte, trage Schuld an dieser Entwicklung, die bereits eingedämmt wurde, doch noch nicht endgültig be- friedigt sei. Zu den Klagen, die OeVP-Regierung habe am sozialen Sektor zu viel getan und damit neue Belastungen gebracht, meinte Bassetti: „Es sei zwar richtig, daß am sozialen Sektor unter der OeVP-Alleinregierung mehr getan wur- de als je zuvor, dies aber politisch un- bedingt nötig war. Die Aufwendungen des Staates am sozialen Sektor stiegen in den drei Jahren von 16 auf 22 Mil- liarden. Die Löhne stiegen in diesen, Jchren ebenfalls pro Jahr durch- schnittlich um neun Prozent. Es ist zwar eine schwere Hypothek für die Wirtschaft, doch die OeVP-Regierung hat damit Behauptungen, sie würde nur für die Unternehmer arbeiten, Lü- gen gestraft. An uns liegt es jetzt, un- sere Arbeitnehmer und die Pensioni- sten auf diese Tatsachen hinzuweisen, ihnen zu zeigen, daß das Gegenteil eingetreten ist." uaeNkeiue MARIACHER & BASTEN Ruf 49198 (0 53 52) Zur Frage Dr. Gattinger sagte NR Bassetti: „Gattin ger habe sich nicht selbst bereichert, dies wurde im Pro- zeß festgestellt; er hat nichts anderes getan, was andere Wohnbaugesellschaf- ten ebenfalls tun. Nur Gesellschaften, die über Kapital verfügen, können laufend Gründe für neue Wohnbauten kaufen. Der § 25 sei äußerst problema- tisch, das Urteil wirtschaftsfeindlich." Dazu gab auch 'LA Huber einen kur- zen Ueberblick über die Situation im Wohnbausektor und teilte mit, daß die Wohnbauförderung sehr gut sei, im Einzelfall 150.000 bis 200.000 begünstigt dem Wohnbauenden zukommen. Die Versammlung schloß der Ob- mann der OeVP Herbert Jordan mit dem Dank an Nationalrat Dr. Bassetti und LA Huber und ersuchte die bei- den Politiker, in den zuständigen Gre- mien dafür einzutreten, daß endlich für eine entsprechende Information und Aufklärung seitens der OeVP gesorgt werde. Man muß nicht nur Leistun- gen erbringen, sondern diese auch ver- kaufen können. ..l • J .. 1. g de ts.iia4ei! mit Sonnengold Pflanzensiften von SIEBERER in der Gänsbachgasse
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