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Seite 18 Kitzbüheer Anzeiger Samstag, 24. Mai 1969 Der Oesterreic.hischen Postrundsohau, Organ der Generaldirektion für die Post- und Telegraphenverwaltung, Mai 1969. entnehmen wir folgenden inter- essanten Artikel: Weun diese Ausgabe unserer Zeitung die Leser erreicht, scheint - hoffent- lich - überall die Sonne. Wenn wir trotzdem heute auf unserer Mittelseite ein mehr winterliches Thema bespre- chen, so geschieht dies deshalb, weil der Wintersport für Oesterreich über- ragende Bedeutung hat und weil die PuT.-Verwaltung nicht unwesentlich daran beteiligt ist, daß Oesterreich Wintersporttand Nr. 1 geworden ist. Wenn nämlich z. B. Kitzbühel heute in der ganzen Welt als Wintersportort bekannt und berühmt ist, so ist das nicht nur seinen schönen Abfahrten und seinen erfolgreichen Skirennläu- fern, sondern auch den Leistungen der PuT.-Verwaltung zu danken. Für die in- a.rid ausländischen Gäste sind näm- lich gut funktionierende Post- und Fernmeldedienste nicht weniger wich- tig als leistungsfähige Skilifte und Seil- bahnen. Die PuT.-Verwaltung hat der Bedeu- tung des Fremdenverkehrs für die österreichische Wirtschaft von Anfang an Rechnung getragen und wichtigen Fremdenverkehrsorten sowohl bei der Automatisierung wie auch beim Neubau von Postämtern den Vorzug eingeräumt. Dies gilt unter anderem für Kitzbühel. Der bekannte Wintersportort hatte be- reits 1955 einen vollautomatisierten Te- lephonverkehr. Seit 1957 können auch die Ferngespräche mit der Bundes- repubik Deutschland, mit der Schweiz und mit Liechtenstein vollautomatisch abgewickelt werden. Bereits 1956 konnte in Kitzbühel ein mo- dernes Postamtsgebäude. das im An- schluß an den Wählamtsneubau errich- tet worden war. dem Betrieb über- geben werden, Für den Postamtsneu- bau hatte die Gemeinde kostenlos das Grundstück zur Verfügung gestellt. FAST MEHR GÄSTE ALS EINHEI- MISCHE Die Beliebtheit Kitzbüheis als Win- terspo:tzentrum ist vor allem auf die Erschließung der umliegenden Berge und Hänge durch 39 Seilbahnen und Skilifte, aber auch auf die leistungs- fiüsigen Hotels, Gasthöfe und Pensio- nen zurückzuführen. So ist es keine Selten:hei. daß in der Hochsaison den 8100 Einwohnern von Kitzbühel 7000 gemeldete Gäste gegenüberstehen, die in den 155 Hotels, Gasthöfen und Pen,- sionen mit 5300 Betten und 330 Privat- unterkünften mit 2000 Betten nächti- gen. Dazu kommen noch etwa 2000 In- und Ausländer, die in Kitzbühel eigene Wohnungen haben. Von den Winten- sportgästen sind rund 80 Prozent Aus- länder. von denen der überwiegend Teil aus der Bundesrepublik Deutsch- land kommt. In welchem Maße der „Andrang" in Kitzbühel zugenommen hat, zeigt die Entwicklung der, Näc.iz- tigungsziffer,n. Während im Winter, 1958-59 246.398 Nächtigungen gezählt wurden, waren es im Winter 1968-69 417.600. Sehr stark ist auch die Som-. mersaison. was nicht zuletzt auf die Bademöglichkeit im Schwarzsee und im neuen Hallenbad zurückzuführen ist. So gab es In Kitzbühel im Sommer 1958 159.592 Nächtigungen und im Som-. mer 1968 doppelt so viel, nämlich 315.595. Dabei sind die Verkehrsanforderun- gen an das Postamt 'Kitzbühel ein ge- treues Spiegelbild der allgemeinen Auf- wärtsentwicklung des weltbekannten Wintersportortes, da es kaum einen Gast gibt. der wä'hrend seines Urlaubs nicht wenigstens einmal die Dienste der Post in Anspruch 'nimmt. 1Jan den Verkehrsansturm zu be- wältigen. mußte die Zahl der Bedien- steten von 35 im Jahr 1953 auf gegen.- wärtig 55 erhöht werden, von denen unter anderem fünf im Kassendienst, acht im Umleitungsdienst und 23 im Zustelldienst eingesetzt sind. Von den, Zustellern sind 10 Ortszusteller. fünf Landzusteller und 6 Eil- oder Paket- zusteller. Diese Bediensteten um Amts- direktor Erharter haben über Arbeits- mangel nicht zu klagen. Da Kitzbühel nicht nur ein bekann- tes Wintersportzentrum ist, sondern auch eine starke Sommersaison hat - der Wertzeichenerlös ist im August genauso groß wie im Februar - gibt es nur wenige Wochen ohne Post.- arbeit". Die Kitzhüheler PuT.-Bedien- steten haben sich schon daran ge- wöhnt. daß es im Winter grundsätz- lich keinen und im Sommer nur spo- radisch Urlaub gibt. SCHWiERIGE ZUSTELLUNG Einen Eindruck vom Postanfall ver- mittelt die Höhe des Wertz;eichenerlö- ses: im Februar und August belaufen sich die Markeneinnahmen auf über eine halbe Million Schilling. Dieser Be- trag ist für den Laien allerdings we- niger eindrucksvoll als die Tatsache., daß täglich Berge von Briefen und Postkarten bewältigt werden müssen. Ohne den Einsatz elektrischer Stern- pelmaschinen und weitgehender Moto- risierung - das Postamt Kitzbtihel verfügt über einen VW-Transporter. ein Paketzustellfahrzeug. 5 Moped.s 'und einen ‚Büffel" -- wäre dies nic.ht mög- iic.h. Mit dem Jenba,-,her Büffel wird die Post siebenmal zum Bahnhof und dreimal zu Postautokursen transpor- tiert. Sehr stark ist auch der Postspar- kassendienst; in manchen Monaten werden allein aus deutschen;Postspar- büchern Sparguthaben in der Höhe von eine.r halben Million Schilling rückgezahlt. Aber nicht nur der Kassendien.st, auch der Zustelldienst verlangt in Kitz- bühel besondere Fähigkeiten. Von den 5 Landzustellern müssen zumindest 2 gute Skifahrer' sein. Zu ihrem Rayon gehören die Bichlaim und der Hahnen- kamm. Der Landzusteller, der Tag für Tag den Hahnenkamm ‚.ersteigt", ist der 20jährige VB Nothegger, der nach 16 Monaten Militärdienstzeit wieder. im Postdienst gelandet ist. Im Winter, schultert Nothegger täglich nicht nur' seinen umfangreichen Rucksack, son- dern auch ein Paar Ski. Zuerst fährt er mit der Seilbahn auf den Hahnen-. kamm, wo er seine Ski anschnallt und die ersten Kunden seines großen Ray ons besucht. Weiter geht es dann mit dem Waldelift. den Liften Streiteck 1 und II. Zwischendurch machen Ab- fahrten, aber auch mühsames Steigen den „Post-Skizirkus" vollständig. Die am höchsten gelegene Abgabestelle ist MARIACHER & RASTEN Ruf 49 198 (0.53 52) die Schutzhütte auf dem, Steinberg,- kogel, von dem eine mitunter etwas steinige Abfahrt wieder zum Lift Streiteck II führt. Nach, einer Liftfahrt auf die Ehrenbachhöhe rast der Zu!- steIler dann über die bekannte „Asten- Abfahrt" nach Kitzbühel zurück. Diese Abfahrt bewältigt er in 5 bis 6 Mi- nuten. Wenn Nothegger über die Hänge we- delt. mag mancher der Urlaubsgäste denken, daß der Zusteller des Post- amts Kitzbühel onen herrlichen Dienst hat. Er übersieht dabei. daß das schwe- re Gepäck am Rücken das Skifahren nur zum halben Vergntigen macht. Ganz arg wird es außerdem. wenn bei Schucesturm und Nebel die Lifte ein- sind. Dann muß sich der Zu- steiler durch den oft hüfthohen Schnee quälen, wobei er trotz Ortskenntnis noch Gefahr läuft. im Nebel die Orien- tierung zu verlieren. Der zweite alpine Zustel-ler, Post- expeditor Jöchl, fährt nach der Zu1- steilun bei den an der Bergseite verL. streut iegenclen AbgahesteUen mh dem Secsc'lift zum 1730 in hoch gelegenen Berghotel ..Bichialm", der in diesem Gebiet höcintgelegenen Abgabestelic. Die Abfahrt ins Tal erfolgt mit Skiern. da cc noch weitere hochgelegene Ab- gabe nAlei erreichen m.uß. £ - auc4 eissess P4si$4iie4s Am Beispiel von Kitzbühel: Die Leistungen unserer Zusteller im winterlichen Hochgebirge - Ein blühender Wintersportort ohne einen klaglos funktio- nierenden PuT.-Betrieb undenkbar - 300 Journalisten wollen telephonieren oder fernsehreiben
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