Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 KitzbtU.eLer Anzeiger Samstag, 24. Mai 1989 Dr. Oskar Ganster Kitzbuneier 005 1 00 Tierschutzpremiere in Zürich Fortsetzung Wir waren 29 Delegierte aus 15 Län- der.. Aus den Ostblockländern war nur Frau Fr. Hufnagel, eine Aerztin aus Dubrovnik, erschienen. Das möge aber keinesfalls ein Westurteil über den tierfreundlichen Stand der Ost- blockstaaten sein. Der Tierschutzgedan- ke •ist im Ostblock durch 'Gesetze, staatl. fundiert und 'wird wirksam, kontrolliert. Während in .'den west- lichen Ländern das 'wirtschaftliche Spe- kulantentum mit Schützenhilfe 'der zu- ständigen politischen Interessenvertre- tungen manchen tierschützerischen Fort- schritt durchkreuzen,, können in den: Oststaaten die Fachexperten sachliche Entsceidungen wesentlich einfacher realisieren. Durch die Tierschutzarbeit der so- genannten westlichen Welt zielst sich aber dieser rote Faden der puren Aus- beutung von Tieren bis zur Vernich- tung einzelner Tiergattungen. Als Mr. Davies, unser kanadisches Ratsmitglied, über seine weltberühmt gewordene Ex- pedition mit Dr. Simpsen zu den Hob- benmordplätzen berichtete, war es so still, daß man eine Nadel 'fallen ge- hört hätte. Denn "es ist eben ein we- sentlicher Unterschied, ob man nur davon liest, daß • Seehundbabies bei le- bendigem Leid die 'Haut abgezogen, wird. Daß diese Menschen, soweit sie p:Aim Flamol 1 Telephon 2992 diesen Namen verdienen, mit Hub- schraubern aus dem Himmel herab- stoßen und innerhalb kürzester Zeit mit dem Massenmord fertig sind. Ir- gendwie liest man das eben nur. Wenn man aber den Zeugen 'unter sich hat und seine schrecklichen Erlebnisse hört, bleibt man starr in seinem Sessel sit- zen. Mr. Davies ist keineswegs ein sentimentaler Mensch. Auch die Tier- ärztin Dr. Simpsen nicht. Beide sind moderne sportliche Menschen mit gro- ßer fachlicher Erfahrung. Der Welttier- schutzbund hat diese beiden 'Ratsmit- glieder zu der Expedition in die ka:-, nadischen Robbenmordplätze angesetzt. Es war dem Welttierschutzbund ge- lungen, zu dieser Expedition auch den kanadischen Fischereiminister zu ge- winnen. Als der Helikopter überfalls- artig mitten in so ein Massenmorden auf einer großen Eisscholle landete., mußte der kanadische Minister erbre- chen. Er hielt dann vor dem Unterhaus jene berühmt gewordene Brandrede gegen den barbarischen Robbenimord. Der Aufstand der Tierschützer begann. Ueber den Welttierschutzbund wurden alle Tierschutzvereine mit dem Tat- sachenmaterial. versorgt. 'Wenn auch - der Pelzhandel, der diesmal sprich- wörtlich seine 'Felle wegs.chwimmeai sah, mit 'allen Mitteln die Verfolgung der spez. Tierschützer betrieb, konnte er doch nicht die Lawine aufhalten:. In England wurden Damen in See- hundmänteln bespuckt. in Deutschland sind die 'Lagerhäuser voll mit Seehund- feilen. Das menschliche Gewissen hat über die Gewinnsucht gesiegt. In Ka- nada werden die Seehundbabies zumin- dest offiziell nur nach Betäubung mit Keulenschlägen abgehäutet. Nur im. in- ternationalen Eismeer geht der Rob- benmord frei weiter. Im sowjetischen Gebiet ist die Seehundjagd ausnahms- los verboten! Der Kampf des. Welttier- schutzbundes „Rettet die Robben" geht scharf und wahrscheinlich noch ver- schärft weiter. Große Aufmerksamkeit schenkt der, Welttierschutzbund dem Problem der herrenlosen Hunde und Katzen in der Welt. Vor einigen Tagen las ich in der Zeitschrift „Erwachet" Nr. 10 vorn 22. Mai auf Seite 31 eine Glosse darüber, daß ein britischer Pharmazeu- tik-Konzern Anti-Babypillen für Hunde herausbringen will. Unter dem Be- griff „FainfUenpta'nung für Hunde und Katze" macht man sich über ein Pro- blem lustig, welches bestimmt nicht in der Bibel steht. Der Welttierschutz- bund hat in dieser Ratssitzung be,- schlossen, einige CO2-Vergasungskam- mern nach Spanien zu senden. In Spa- nien gilt ein Tier weniger als ein Ses- sel oder sonst ein Ding. Ein familiäres Verhältnis zwischen Mensch und Hund ist dort unbekannt. Die Städte sind dort voll von verwilderten herrenlosen Hunden. Wenn diese Hunde zur Plage werden, ei-schlägt man sie oder sie werden von den Behörden massen- weise eingefangen und in riesige Be- tonbehälter außerhalb der Städte ge- worfen. Dort wirft man mit Strychnin versetztes Fleisch dazu hinein.. Was nicht an diesen Giftködern elend krer piert. zerfleischt sich vor Hunger ge- genseitig. Der Welttierschutzbund hat sich unter dem Grauen dieser Tatsa- chen verpflichtet gefühlt, auf Antrag seiner spanischen Ratsmitglieder die GaskammeraktiOn freizugeben. Sie ist für unsere Begriffe nicht sympathisch. Sie ist aber die einzige gezielt anwend- bare Lösung und im Verhältnis zu den. geschilderten Zuständen eine huma- nitäre Tat. Wir moderne Tierschützem vertreten tatsächlich e'ine gewisse ..Fa- milienplanung" von Hunden, Katzen und vor allem dem Tauben.. Das ist ab- solut nicht lächerlich. In Mitteleuropa hat die moderne Veterinärmedizin durch die Sterilisierung der Katzen und Hündinnen, durch die hormonale Behandlung unerwünscht gedeckter Tiere und jetzt auch durch die Vei- wendung der „Pille" einen wesentli- chen Beitrag zu einem vernünftigen Verhältnis der Tierhaltung in unserer modernen Gesellschaft beigetragen. Die Schweizer Pharmazeuten haben jetzt endlich ein „Hormonfutter" zur Ein- schränkung der Taubenvermehrung in den Städten entwickelt. Hoffentlich ist dieses Futter finanziell tragbar. Es wäre endlich eine moderne, elegante Lösung eines Tierschutzproblems in den Städten. In den Pausen hatte ich mich mit den spanischen Freunden unterhalten. Die Zustände in den Schlachthäusern,. die Zustände des spanischen Tierärzte- standes müssen unglaublich sein. Ein Problem, welches ich nicht zu ahnen gewagt hätte. erfuhr ich über die grausame Hundehaltung in Japan. In Japan, diesem so feinsinnigen Land der Lotosblüten, ist der Hund 1ed'ig'r- lic,h eine lebende Alarmanlage. Der, Hund darf nie in die Wohnung. Er liegt vom ersten Tag an an einer kurzen. Kette in einem Hauswinkel. Der Hund wird elend ernährt und höchstens drei Jahre alt. Wenn er dermaßen ge- schwächt ist, erschlägt ihn sein eigener Herr mit einem Prügel. Wir sahen die- se Originalphotos, aufgenommen von unserem Direktor Dr. Carding. So wer- den in Japan jährlich zwei Millionen Hunde auf grausame Art umgebracht. Der Nachschub kommt vorzüglich aus England. Der Welttierschutzbund inter- veniert derzeit erfolgreich bei den eng- lischen Hundezuchtverbänden für eine Hundeexportsperre nach Japan. Mit Genugtuung nahm man zur Kenntnis, daß die europäische Trans- portkonvention zum besseren Schutz der Transporttiere bereits von einigen Staaten ratifiziert wurde. Leider hat, Oesterreich noch nicht unterschrieben. Dr. Mikulicz und ich haben daher bei der nachfolgenden Arbeitstagung der österr. Tierschutzvereine eine Resolution an die österr. Bundesregierung eingebracht. Nicht nur in Italien, sondern auch in Belgien wird 'der Vogelfang betrieben. In Belgien fangen jährlich 28.000 Li- zenznehmer 14 Millionen '(!) insekten- vertilgende Singvögel. Der verwerfliche Singvogelfang stellt bereits eine ernst- liche Bedrohung unserer 'Fauna dar. In Italien sind die diesbezügl. Verhält- nisse am schlimmsten. 'Mit großer Sor- ge und 'mit viel Nachdruck verfolgt der Welttierschutzbund 'die 'Schlacht- methoden in 'den einzelnen Staaten:. In vielen Ländern werden die Schlacht- tiere grausamst umgebracht. Der Welt- tierschutzbund hat in solche Staaten kostenlos Bolzenschußapparate einge- führt. Eine interessante Debatte wurde über die Intensivhaltung von Hühnern und die 'unnatürliche Kälber- und Schweinemast geführt. Aus den Ex- pertenbeiträgen war 'die interessante Feststellung zu Ynachen, daß diese Aus- wüchse der 'extremen Tierhaltung gar nicht von ' landwirtschaftlicher Seite
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