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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 31. Mai 1969 Josef Hilscher, St.Johenn, ein Fünfundachtziger Am 30. Mai 1909 vollendete der Kauf- mann Josef H ils c 11 e r in St. Johann sein 85. Lebensjahr. Bei der Feier des Jubilars durch seine Berufskollegen aus dem ganzen Tiroler Unterland hielt sein jahrzehntelanger Mitarbeiter in öffentlichen Dingen, insbesondere in den Innungen und in der Wirtschafts- kammer, der Kitzbüheier Alt-National- rat Max Werner, folgende Ansprache, welche er freundlicherweise der Re- daktion zur Verfügung stellte. Man ist versucht, zu behaupten: was Wer- ner für Kitzbühel., war in vielen Be- langen Hilscher für St. Johann. Sie haben beide vieles gemeinsam im Auf- bauwillen, in der Familientreue und als Patrioten. „Unser Jubilar ist noch immer in seiner Eisenwaren-, Haus- und Kü- chengerätehandlung in St. Johann tä- tig. Die Familie Hilscher entstammt einer Weberfamilie aus Fulnek im Su- detenland. Ein Vorfahre machte die Völkerschlacht bei Leipzig mit. Sein Vater Josef Hilscher 1. erlernte von 1886 bis 1896 in, seinem Heimatort den. Kaufmannsberuf bei 10 Gulden Jah- resgehalt bei freier Station. War dann in Ungarn tätig, 'später in Baden bei Wien und in Salzburg. Im Mai 1881 pachtete der Vater un- seres Jubilars in St. Johann das Ge- schäft Sebastian Maurachers. Ein Jahr später holte er sich aus seiner Heimat die Frau, die ihm eine treue Kamera- din und Mutter fvon vier ‚Kindern. wurde. Nach Ablauf des Pachtes bei Maur- acher kaufte Hilscher das wegen Bau- fälligkeit aufgelassene Schulhaus iin, der Dechant-Wieshof er-Straße Nr. 18 aus zweiter Hand rum 2800 Gulden. Dieses' Haus ist bis heute der Sitz des Unternehmens geblieben. Unser Jubilar war ider Erstgeborene und ehelichte am 12. Juli 1927 seine Wilhelmina, die ihm zwei Kinde schenkte. Pepi ist als Nachfolger be- stimmt und ist heute als Teilhaben tätig. Die Tochter verehelichte sich mit dem Zahnarzt Dr. Baffl. Die Hilscher in St. Johann sind im ganzen Bezirk ein Begriff, sowohl in der Kaufmannstätigkeit wie auch als' Mitarbeiter in der Oeffentlichkeit. Jo- sef Hilscher 1. brachte 'aus dem Su- detenland eine neue rArt des Kunden- dienstes ins Land. Eine Anekdote sagt: Ein Bauer hörte, daß es in St. Johann. ein Geschäft ‚geben 5olle, in welchem alles zu ‚haben wäre. In Hilschers La- den angekommen, ‚redete er lange her- um daß man da halt doch nicht ha- be, was gerade er benötigen würde, und er halt doch anderswo hingehen müßte, um seinen iBedarf zu befriedi- gen. Er ‚wollte nämlich, um es kurz zu sagen, k,A Melei Schottn" und da- mit hatte 2r den gewiegten Kaufmanr doch liegen. Josef Hilscher II., unser Jubilar. wurde am 30. 'Mai 1884 in St. Johann geboren. Er ‚trat 1898 in Bregenz die Lehre an, war dann zur Erweiterung der Berufskenntnisse in Stuttgart tä- tig und trat 1904 als Mitarbeiter bei seinem Vater ins eschäft ein. Er machte 1914 bis 1918 den ersten Welt- krieg mit. Als sein Vater 1937 starb, übernahm er das eschäft, das er dann in ein Fachgeschäft für Eisenwaren und Küchengeräte ‚umbaute. 'Fast in jedem Jah: erfolgte ein Ausbau, SO daß das Unternehmen heute als ein Schmuckstück des Ortes gilt. Der Jubilar ‚ist auch im vöffentlichen Leben seiner Heimatgemeinde und des Bezirks eine bekannte Persönlichkeit. In seiner Jugend war er ein führender Sportler, ein erfolgreicher Turner und bekannter‚Bergsteiger, auch 'der extre- men Richtung, ein :Gletschergeher und einer der ersten Skifahrer von St. Jo- hann sowie einer der ersten Motor- radfahrer „des ‚ganzen Bezirks. 1946 gründete jer zusammen mit Altbürger- meister Rudolf Scheider die Alpen- vereinssektion „Wilder Kaiser", 'denn EIPAM Telephon 2992 früher gehörten die 'Alpenvereinsmit- glieder von, ‚St. Johann einmal der Sek- tion Fieberbrunn und einmal der Sek- tion Kitzbühel ai. 'Er war viele Jahre aktives Mitglied der Freiwilligen Feu- erwehr, entfaltete eine 'fruchtbare Tä- tigkeit im Verschönerungsverein der Hilscherpark bezeugt den Opfer- willen der ‚Familie 'Hilscher -‚ eine ebenso rege im 'Skiklub, vertrat mit viel Erfolg die Interessen seiner Be- rufskollegen im Tiroler Gewerbebund und gehörte als „Vertreter des Dorfs" viele Jahre ‚dem Gemeinderat an, wo seine Stimme große 'Beachtung gefun- den hatte, ‚denn seine Ideen und Vor- schläge fußten auf 'Heimatliebe und Treue ‚zu den Mitbürgern. Besonders' seine Tätigkeit für :die Ortsverschöne- run,g, für die 'Entwicklung des Frem- denverkehrs ‚und ‚sein 'Eintreten für die ‚erste Kanalisierung sollten nicht vergessen ‚werden. Beachtliches leistete der 'Jubilar als Schriftführer der Trinkwasserinteres- sentschaft, welche ‚1907 die Rhen.ta1- Hochdruckwasserleitung erbaute, ‚die für den Ort von maßgeblicher Bedeu- tung wurde. Diese 'Interessentschaft wurde 1938 aufgelöst und die Anlage ging in das Eigentum der Gemetnde über und leistet heute noch, nach mehr als sechzigjährigem Gebrauch, gute Dienste. Stets nahm der Jubilar. dem man in seiner Strammheit das hohes Alter gar nicht ansieht, regen ünd aktiven An- teil am öffentlichen Leben. Er war noch in jüngster Zeit Sprecher beil den Versammlungen des Fremden- verkehrsverba.ndes, der Bergbahn-Korn- manditges eilschaft. bei Gewerbever- sammlungen und auch bei privaten Diskussionen, durch welche oft 'die fruchtbarsten Ideen erwachsen. In all den 140 'Jahren sind die Hil- scher in der Marktgemeinde St. Jo- hann öffentlich tätig gewesen. Sie stan- den nie abseits, wenn es für das Ge- meinwohl etwas zu tun gab. War es hei fachlichen Organisationen, im Ge- meinderat, bei der Freiwilligen 'Feuer1 wehr. im Alpenverein, im Turnverein, im Skiklub und 'wie sehr der greise. MARIACHER & BASTEN Ruf 40198 (05352) Jubilar unter seinen Berufskollegen Achtung und Freundschaft genießt, zeigt, daß diese aus 'dem ganzen Tiro,- 1er Unterland alle da 'sind, um ihm zu gratulieren. Wir wünschen diesem 'Senior 'des Kaufmannstandes, dem Ehrenmitglied des Skiklubs, dem Träger 'der Golde- nen Medaille der Freiwilligen Feuer- wehr und des Alpenvereins gute Ge- sundheit, der Familie glückliche Tage und der Firma 'Hilscher weiterhin Er- folg und Ansehen." Die Heimatzeitung schließt sich mit Freude diesen Glückwünschen an.
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