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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. Juli 1969 Ganz überraschend kündigte Landes- hauptmann Eduard Wa 11 n ö f e r für den 27. Juni seinen Besuch in unserem Bezirk an. Im Expreßstil wurde von LA Christian Huber und Bezirs- sekretär Dr. Fritz S c h e i r 1 n g ein Programm zusammengestellt. Es sollte im landläufigen Sinn ein zwangloses Zusammentreffen verschiedener Per- sönlichkeiten unseres Bezirks mit dem Landeshauptmann werden. Geboren wurde, zumindest für den Laindes:haupt- mann, ein arbeitsreicher „Fünf zehn stundentag'. Arbeitsreich, aber auch er- lebnisreich und vom Landeschef wurde in allen von ihm besuchten Orten mit Anerkennung über die erbrachten Lei- stungen in wirtschaftlicher und kul- tureller Hinsicht gesprochen. Der Besuch begann in Westendorf. Der Landeshauptmann kam in Beglei- tung von Landessekretär Dr. Robert F i a 1 a. Das erste Ziel waren die neue Haupt- und Volksschule und der Kin- dergartien von Westendorf. Vor der Schule hatten sich LA Bürgermeister Leonhard M a n z 1, Bürgermeister Jo- sef Schenacher mit einem Teil des Gemeinderates. Pfarrer Geistl. Rat Heinrich T h a 1 e r und der Obmann des FVV Georg Ager mit den Schuldirek- toren Josef B u r g e r (Volksschule) und Josef S ie b e r er, Hauptschule, einge- funden. Vor dem Hauptportal begrüß- te die Mädchenklasse der Hauptschule SR Olga Guggenbichler den Landes- hauptmann mit einem frisch vorgetra- genen Volkslied (Dirigent Direktor Bur- ger). Direktor Burger hieß den hohen Gast im Namen der Lehrer und der Kinder herzlich willkommen und be- zeichnete die stolzen Schulbauten als Schmuckstück der Gemeinde, das durch ein echtes Teamwork entstanden war. Landeshauptmann Walinöfer hielt ei- ne kurze Ansprache, in welcher er darauf hinwies, daß es ihm ein Her- zensbedürfnis wäre, trotz aller Regie- rungsgeschäfte hin und wieder „aufs Land zu fahren", um sich an Ort und Stelle zu informieren iund um alle Probleme kennenzulernen. Es inter- essiere ihn auch besonders, was die Lehrer und die Kinder tun. Angesichts der schönen Fassade des Schulhauses betonte der Landeshauptmann die groß- artige kulturelle Tat der jetzigen Ge- neration auf schulischem Gebiet. Das Schulhaus wird auch noch den kom- menden Generationen zeigen können, zu was die jetzige fähig war. Die ge- meinsame Arbeit für unsere schöne Heimat beweise auch die geistige Ein- heit Tirols. Es folgte der Besuch des Landes- hauptmanns in allen Klassen. Er fand in jeder Klasse herzliche Worte zu den Kindern und anerkennende zu den Lehrern. Frei, aber selbst sehr infor- miert. diskutierte er über den Wert der Volksschule. der Hauptschule und des Polytechnischen Lehrganges. Inder Klasse der Hauptschullehrerin Else Trompler stellte er die Frage zur Dis- kussion, ob die beiden Klassenzüge A und B nicht zusammengelegt werden könnten. Dafür hatten sich schon ver- schiedentlich Lehrkräfte ausgesprochen. Hauptschullehrerin Trom.pler vernein- te jedoch. Nach ihrer Meinung wäre es ganz unmöglich, in einer Klasse den Unterrichtsstoff für beide Klas- senzüge bewältigen zu können. In der Klasse des Polytechnischen Lehrgangs beklagte sich Hauptschul- lehrer Alois Brugger über die vielen,: Schulbefreiungen. Von seinen 12 Schü- lerinnen und Schülern wurden gleich acht vom Unterricht befreit. Dies könne nicht der Sinn des Lehrgangs sein. Angenehm überrascht war der Landeshauptmann auf seine Frage an die Schüler nach ihrer Berufswahl. Wie geschossen kamen die Antworten: Koch, kaufmännische Lehre der beiden jungen Schüler und Schneiderin der zwei Schülerinnen. Nach der Besichtigung der Klassen- nebenräume und des schönen großen Turnsaals, der beiden Schulen, der Volksschule und der Hauptschule dient, wurde noch eine Lehrerkonferenz ab- gehalten. Hauptschuldirektor Sieberer bezeich- nete die gemischte Klasse als die Ideal- klasse. In ihr können die besten Lern- erfolge verzeichnet werden,. In zwang- loser Art wurden weitere Schulproble- me besprochen. So auch die mögliche Einführung einer Einheitsschule mit einer mittleren Reife. Die Hauptschule bezeichnete der Landeshaup.t4m.ann als besten Schultyp und bezogen auf We- stendorf lobte er die Harmonie unter der Lehrerschaft, die schönen lichten Räume und die Aufgeschlossenheit der Kinder, an denen Eltern, Lehrer und Gemeinde ihre Freude haben können. Das S.chulhausp.rojekt stand im Ge- meinderat bereits 1960 unter dem da- maligen Bürgermeister Johann E r h a r- t e r zur Debatte. Detr Baubeginn fiel, unter die Amtszeit von Bürgermeister Sebastian T r e i c h 1 und die Vollen- dung und Einweihung am 12. Jänner 1969 in die Amtszeit des jetzigen Bür- germeisters Josef S c h e n na cli e r. Das Projekt wurde vom Brixlegger Inge- nieur Hubert Posch ausgearbeitet, dem auch die Bauleitung übertragen wur- de. Der Bürgermeister mit dem Ge- meinderat, Schuldirektor Burger und Gemeindesekretär Strol sind in ihrer Gesamtheit stolz,, mit rund 700 Schilling pro Kubikmeter umbauten Raum den Rekord an Niedrigbaukosten erzielt zu haben. Als Besonderheit bei der Erstel- lung des Westendorfer Schulzentrums sei erwähnt, daß zuerst der Kinder- garten gebaut wurde, mit der bekann- ten „Mali-Million" und dann der Turn- saal. Dieser hat ein Ausmaß von 33& Quadratmetern und ist auch für Turn- veranstaltungen von größerem Ausmaß geeignet. Das Schulgebäude umfaßt insgesamt 20 Klassen. zwei Direktorenzimmer, zwei Konferenzzimmer, eine Schul- küche, einen Werkraum und einen Ma- schinschreibraum. Der kaufmännischen Schulung der Jugend wurde unter Di- rektor Burger schon 1956, zuerst inner- halb des landwirtschaftlichen Stütz- punktes. großes Augenmerk zugewen- det. Weiters besitzt die Schule einen Arztraum, einen Aufenthaltsraum für Fahrschüler und ein Zimmer für die Mütterberatung. In Planung befinden sich weiters ein Erweiterungsbau mit einem zweiten Haupttreppenhaus, in welchem der Physiksaal, der Zeichensaal und der Handarbeitssaal unterzubringen sind. Die Gesamtkosten betrugen bisher rund 16 Millionen Schilling. Die Finanzie- rung erfolgte durch die beiden Ge- meinden Westendorf und Brixen. Die Gemeinde Brixen wurde durch beider- seitigen Gerneinderatsbeschluß in den Pflichtschulsprengel einverleibt. Die Errichtung des Kindergartens ge- schah auf Grund der Spende des In- dustriellen Mali aus München. Er kommt besonders den berufstätigen Müttern zugute. Der Kindergarten um- faßt zwei Gruppenräume, einen Schlaf- raum für die Mittagszeit und die ent- sprechenden Nebenräume. Der Lan- deshauptmann wurde auch von den Kleinsten mit einem Lied empfangen und durch ein Gedicht, das mit den Zeilen „Lieber Herr von Tirol, Dein Anblick tut uns wohl!" endete. Von hier führte Pfarrer Thaler den Landeshauptmann zur derzeit größten Baustelle Westendorfs, der Pfarrkirche. Eine Kirche der Pfarre zum hl. Nikolaus in Westendorf wird schon 1408 erwähnt. Die gegenwärtige Kirche wurde am 25. Oktober 1777 ein- geweiht. Sie ist ein Bau des Kitzbü- heler Baumeisters Andre Huber, der auch die Pfarrkirche von Hopfgarten errichtet hat. Huber hat seinerzeit noch Reste des älteren Gotteshauses in den Bau einbezogen. Pfarre und Gemeinde Westendorf haben heuer im Frühjahr die Innenrenovierung beschlossen. Pf ar- rer Thaler als Initiator hat eine Sam- melaktion in die Wege geleitet, die jetzt schon fast 800.000 Schilling ge- bracht hat. Als Restaurator wurde der LH. WolInöfer im Bezirk Kitzbuhel Blitzbesuche in Westendorf, Brixen, Kirchberg, Oberndorf, Kitzbüheler Horn und St. Johann
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