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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Jänner 1969 1 Medizinalrat Dr. Toni Kaaserer - zum Gedenken Am Donnerstag, 19. Dezember 1968 starb im Krankenhaus Kufstein im 74. Lebensjahre Herr Medizinalrat Dr. To- ni Kaaserer. Dr. Kaaserer wurde am 15. Februar 1895 als Sohn eines Gendarmerieoffi.- ziers in Trient geboren. Dort besuchte er die Volks- und die Mittelschule. So- fort nach der Matura in Trient rückte er zu Beginn des ersten Weltkrieges als Freiwilliger ein und zwar zum 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger. Er kämpfte an vorderster Front als junger Fähnerich am Co! di Lana, dann als Kommandant der Hochgebirgskompa- nie Nr. 28 am Tonaiepaß, Passo Cercen und San Matteo. Von seinen Vorgesetz- ten wurde er mit folgenden Auszeich- nungen versehen: Militär-Verdienst- kreuz, Silberne Verdienstmedaille, Bron- zene Miiitärverdienstmedaiile, Silberne Tapferkeitsmedaille 1. und 2. Klasse, Karl-Truppenkreuz. Nach seine Ab- rüstung als Oberleutnant der Reserve inskribierte er sich sofort nach Kriegs- schluß im November 1918 an der me- dizinischen Fakultät der Universität Innsbruck. Die Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde erfolgt am 9. Februar 1924. Schon im Mai desselben Jahres wurde er von Univ.-Prof. Dr. Chvostek, dem Vorstand der 3. Med. Universitätsklinik in Wien angestellt. Dieser Universitätsprofessor stellte ihm folgendes Arbeitszeugnis aus: „Sowohl am Krankenbett als auch in der Am- bulanz und im Laboratorium hat Herr Dr. Kaaserer sich als äußerst gewissen- hafter und tüchtiger Arzt erwiesen. Den Kranken gegenüber war er immer sehr human und bei seinen Kollegen außer- ordentlich beliebt." Von dieser Klinik begab er sich an das Allgemein-öffentliche Krankenhaus in Krems a. d. Donau, wo er als Se- cundararzt und später als Assistent der chirurgischen Abteilung vom 1. Okto- ber 1924 bis 7. Februar 1929 Dienst machte. Der dortige Primarlus Dr. Fritz Gschmeidler schreibt in seinem Dienst- zeugnis vorn 11. Jänner 1929 u. a. wört- lich folgendes: .‚Ausgestattet mit einem gediegenen Wissen, von ernstem Stre- ben geleitet, arbeitete er sich in den Betrieb des Spitals ein und hat der Anstalt und ihren Kranken ausgezeich- nete Dienste geleistet. Mit den klini- schen Untersuchungsmethoden voll- ständig vertraut, ein guter Beobachter am Krankenbett, erwarb er sich ge- diegene Kenntnisse in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht sowie auch in der Indikationsstellung chirur- gischer und geburtshiLflicher Eingriffe. Durch sein humanes Benehmen, sein taktvolles Auftreten hat er sich die verdienten Sympathien der Kranken und Spitalsangestellten erworben. Er hat auch in administrativer Hinsicht stets ausgezeichnet entsprachen." In Krems hat Dr. Kaaserer auch eine geburtshJfiiche Abeilung im Kranken- haus geleitet. Von Krerns aus hat er Pho:c Rolf Kric,cLc, St Johann angesucht, damit er die Sirengelarzt-. stelle in St. Johan.n erhalten konnte Es zog ihn als Tiroler wieder in seine Bergheimat zurück. Dr. Kaaserer wurde mit 11. Februar 1929 als Sprengelarzt in St. Johann an- gestellt. Im Rahmen seiner sprengel- ärztlichen Tätigkeit hat Dr. Kaaserer bis zum Februar 1941 nicht nur die Sympathien aller Kranken d:eses Sani- tätssprengels erworben, scndern •auch in sozialer Hinsicht Großes geleistet. Er hat die Armen, die Pfründner und sonstigen Insassen des Armenhauses bzw. Altersheimes der Gemeinde St Johann immer kostenlos betreut; eben- so galt seine Obsrge kostenlos auch. den Armen der anderen Sprengel- gemeinden Going und Oberndorf. Bei der Freiwilligen Feuerwehr von St. Jo- hann und Going hat er regelmäßig Rot- Kreuz-Kurse zur Schulung des Perso- nals für die Erste Hilfe kostenlos ge- leitet. Es wurden auch in anderen Rot- Kreuz-Kursen freiwillige Hilf er für den Rot-Kreuz-Dienst zur Ersten Hil- feleistung von ihm ausgeb:ldet. Vor! 1930 bis 1935 leite-,e Dr. Kaaserer als Bezirksdelegierter der Aerztekammer für Tirol die Interessen der Aerzte- schaft vcrn Bezirk Kitzbühel. Von 1936 bis 1938 war er auch als Vorstands- mitglied der Tiroler Aerztekammer tä- tig. Während des zweiten Weltkrieges war er von 1941 bis 1945 als Sanitäts- offizier Leiter verschiedener Reserve- lazarette und rüstete als Stabsarzt ab. Seine Arbeit als Sprengelarzt der Marktgemeinde St. Johann hat er im Jahr 1949 wieder aufgenommen. Leider mußte Dr. Kaaserer bereits am 31. Jän- ner 1959 krankheitshalber etwas vor- zeitig in den Ruhestand gehen, da er sich im Zusammenhang mit dem spren- gelärztlichen Dienst im Sinne einer richtunggebenden, wesentlichen Ver- schlimmerung ein schweres Asthma- leiden zugezogen hat. Der Sanitätssprengel St. Johann hat mit Medizinalrat Dr. Toni Kaaserer ei- nen Mann verloren von edlem Charak- ter, steter Hilfsbereitschaft, aufrechter Haltung und gewissenhafter Dienst bei lissenheit. Da Dr. Kaaserer, beschei den wie er war, schon vor dem ersten Weltkrieg selbst Vollwaise wurde, s hatte er ständig ein schicksalsbedingtes Einfühlungsvermögen für die wirt- schaftliche Lage seiner Kranken. Unter härtesten finanziellen Bedingungen mußte Dr. Kaaserer als Ausländer in Innsbruck sein Medizinstudium bestrei- ten. Alle seine hohen dienstlichen und je'sönlichen Charaktereigenschaften ge- hen bereits aus den Auszügen seiner v e--,-sch edenen Dienstbeschreibungen hervor. Wegen seiner Verdienste in so- zialer Hinsicht wurde ihm auch vorn Herrn Bundespräsidenten der Titel ei- nes .,Medizinalrates" verliehen. Die Ge- meinde St. Johann ehrte ihn durch die Verleihung des Goldenen Ehrenringes. Auf Grund seiner hohen Dienstauffas- sung und seines sozialen Einfühlungs- vermögens für die Kranken, ist Dr. Kaaserer nicht nur uns Aerzten ein lieber, aufrechter Kollege gewesen, sondern auch über die Grenzen sei- nes bestens betreuten Sanitätssprengels hinaus eine bekannte ärztliche Persön- lichkeit im Unterland seiner lieben Heimat Tirol geworden. Wir werden alle, ob wir nun dem Heilpersonal angehören oder nicht. o1 wir arm oder reich sind, dem lieben: guten Dr. Toni Kaaserer ein immer ehrendes Andenken bewahren. Gleich- zeitig gilt unser Dank nicht nur dem verstorbenen tüchtigen Sprengelarzt von St. Johann, sondern auch seiner Familie für alle gemeinsam mit ihm gebrachten Opfer. Medizinalrat Dr. Toni Kaaserer hat weder Haus, noch Hof, noch Geld hin- terlassen, wohl aber als Erbe für uns alle einen Sohn, der ebenfalls wie sein Vater mit Leib und Seele Arzt ist. KÖS SEN - Ehrung. Im Rahmen des Bezirks- bäuerinnentages in Kitzbühel wurde Frau Margaret Hörfarter, Küssen, von der Landesbäuerin Anna Hechcnberger mit einem Ehrengeschenk bedacht. Frau 1-Törfarter ist stets als Hilfe für die Bäuerinnen tätig,
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