Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kltzbüheler Anzeiger Samstag. 23. August 1960 geschnitten werden, weil dann mehr und jährlich 10 bis 15 dkg Volldünger zum heutigen Tage gearbeitet wurde. Jungtriebe nachkommen. Bei Sorten. (chlorfrei) pro Quadratmeter (zwei Drit- Jedoch kann gesagt werden, daß die die aus dem Wurzelhals keine Neu- tel im zeitigen Frühjahr und ein Drittel endgültige Belastung unter Einschluß triebe bilden, ist das alte Holz auf nach der Blüte). Vielfach tritt heuer der Eigenleistungen für den Gemein- einen jungen Trieb zurückzuschneiden. bei den schwarzen Johannisbeeren der schaftsstall und die Hütte einschließ- Zum Schnitt gehört auch die entspre- Säulchenrost stark auf (Blattunterseite lich der Schwemmentmistung und der chende Düngung: Alle zwei bis drei rotbraun). Eine baldige Spritzung mit Güllegruben etwa bei 3500 Schilling Jahre im Herbst eine Stallmistzugabe Dithane M 45 ist zu empfehlen. pro Kuhgras liegen wird. Das Alpge- bäude fand den ungeteilten Beifall nicht nur der Fachleute, sondern auch Alpwanderkurs,..in'den Bezirken Kitzbu **hel, Kufsteinaller anwesenden Alpbauern, die mit Am Sonntag, 3. August hatten sich etwa 200 Bauern aus dem Tiroler Un- terland auf der Kössener Karalpe zu einer gemeinsamen Alpwanderung zu- sammengefunden. Aus allen Gebieten und Talschaften des Unterlandes wa- ren sie gekommen und haben hiermit - dem einzelnen sicher unbewußt - eine eindringliche Demonstration für den Fortschritt gebildet. Niemand hat- te eine derart hohe Beteiligung für den alljährlich stattfindenden Alp- wanderkurs erwartet, da doch be- kannt ist, daß heutzutage auch in den Landesgemeinden duchaus kein Man- gel an Veranstaltungen jeglicher Art herrscht. Umso mehr war jeder über- rascht und erfreut, sich in einer so großen Gesellschaft Gleichgesinnter zu befinden, die alle die gleiche Mei- nung vertreten, nämlich, daß die Alp- wirtschaft in Tirol ein wesentlicher Bestandteil der Landwirtschaft und der Volkswirtschaft ist und daß sie bereit sind, alles daranzusetzen, die Alpwirtschaft aus den alten, teilweise überlebten Formen hinüberzuretten in die Zukunft, in der die Bedeutung der Alpwirtschaft keineswegs abneh- men wird. Am Beispiel der Kössener Karalpe konnte man einen Blick in die Zukunft werfen und erfahren, wie etwa die Alpwirtschaft der Zukunft aussehen wird. Der Obmann des „Tiroler Almwirt- schaftsvereines", Bezirkskammerob- mann LA Leonhard M a n z 1 begrüßte die vielen Anwesenden. Insbesondere den Bezirksbauernobmann von Kuf- stein LA G s t i r, den Bürgermeister von Kössen Oek.-Rat Stephan R ei t- s t ä t t e r, Altbezirksbauernobmann Oek.-Rat Michael R aß, der es sich nicht nehmen hatte lassen, trotz sei- ner 82 Jahre so wie alle Jahre auch heuer den Alpwanderkurs mitzuma- chen. Sein Gruß galt auch den Vertre- tern der Abteilung Almwirtschaft beim Amt der Landesregierung, denen die Planung und Bauaufsicht für das gemeinsame Alpgebäude oblag. Oberbaurat B r u g g e r wies in sei- nen Ausführungen darauf hin, daß die Kössener Karalpe aus zwei Gründen als Ziel des heurigen Alpwanderkur- ses ausgewählt wurde. Einmal sollte es Anerkennung für das besonders aufgeschlossene leistungswillige Team von Alpbauern bedeuten, die in bester Harmonie ein Gemeinschaftswerk ver- wirklicht haben, mit dem sie eine rechte Freude haben und auf das sie auch mit Recht stolz sein können. Der sachliche Grund war aber der, den Unterländer Alpbauern neuerlich vor Augen zu führen, wie wichtig eine strukturelle Verbesserung in der Alp- wirtschaft ist. Die alte Splitterwirt- schaft, bei der die einzelnen Höfe an den Gemeinschaftsalmen nur Anteile im Ausmaß von 6, 10 oder 12 Kuhgrä- sern haben und wo jeder Bauer sepa- rate Hütten und Ställe und separates Personal hat und bezahlen muß, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ob- wohl die Unterinntaler Almen pro- duktionsmäßig in Tirol an der Spitze stehen, leiden viele von ihnen unter dieser inneren wirtschaftlichen Zer- splitterung. Es war daher auch für die zuständigen Beamten eine echte Freude, als es nach längerem Bemü- hen gelang, für fünf Bauern der Kös- sener Karalpe die alte Splitterwirt- schaft aufzulösen und ein gemein- schaftliches neues Alpgebäude mit Stall und Hütte zu errichten. Der Stall hat eine Größe für 90 Kühe und ist mit Schwemmentmistung und mit zwei Güllegruben von je 36 m 3 aus- gestattet. Mit dem Bau wurde vor mehr als zwei Jahren begonnen und dank des besonderen Fleißes der Alp- bauern wurden die Kosten hiefür auf- fallend niedrig gehalten. Wenn man bedenkt, daß das ganze Material über einen 7,5 km langen Weg, der einige Jahre vorher angelegt wurde, mit Uni- mog angeliefert werden mußte, wobei z. B. jeder der notwendigen 1600 m3 Sand an reinen Transportkosten 200 Schilling ausmachte, erscheinen die gesamten Barkosten von rund 200.000 Schilling, d. s. gut 2000 Schilling pro Kuhgras, als ausgesprochen niedrig. Die Höhe der Eigenleistungen ist noch nicht genau zusammengestellt, da an der Fertigstellung des Baues bis 2,weckmajohigkeit, uiein uw des Baukörpers, sondern auch aller Ein- zelheiten genau verfolgten, der in deni Ausruf eines Alpbauern gipfelte: „Die- sen Stall möchte ich mitnehmen und auf meine Alpe hinüber verpflanzen!" Es soll hier aber nicht verschwiegen werden, daß dieses gemeinsame Alp- gebäude nur einen Anfang darstellt und daß die Freude an dem gelunge- nen Werk sich nun auch in der besse- ren Bewirtschaftung der Alpe selbst fortsetzen muß und fortsetzen wird. So fehlt dem Alpgebäude derzeit noch die Melkmaschine, die in Verbindung mit der arbeitssparenden Schwemm- entmistung die Hälfte des bisherigen Alppersonals einsparen läßt. Die ge- samte Kössener Karalpe hat ein Aus- maß von rund 152 ha Alpfläche und 8 ha Eigenwald, auf der 179 Kuhgrä- ser bestehen. Mit der Alpe ist das Ei- genjagdrecht verbunden, aus dem ein recht erheblicher Jagdpachtschilling resultiert. Die Zusammenfassung aller elf Alpbauern bzw. aller 179 Kuhgrä- ser in einem einzigen Gemeinschafts- stall ist jedoch nicht zweckmäßig, da sonst das Vieh einen zu weiten Weide- gang hätte. Vielmehr wird angestrebt, daß auch die restlichen Alpbauern der Kössener Karalpe an einem anderen Standort ein ähnliches gemeinsames Alpgebäude errichten und daß die Al- pe entsprechend nutzungsgeteilt von zwei Zentren aus bewirtschaftet wird. Eine rege Debatte der Alpbauern be- inhaltete die Zweckmäßigkeit ver- schiedener Einrichtungen und Details dieses Alpgebäudes und immer wie- der drückten die Teinehmer ihre Ueberraschung aus, hier in einem so abgelegenen Winkel unseres Landes weit ab vom Dorf und den Verkehrs- wegen ein so schönes Gemeinschafts- werk sehen zu können. Als Haupt- initiatoren dieses vorbildlichen Ge- meinschaftswerkes gelten der jetzige Obmann Josef Koidl, „Kantusbauer", der frühere Obmann Simon Schlech- ter, „Edernbauer" beide in Kössen. Bürgermester Oek.-Rat Reitstätter von Kössen begrüßte die zahlreichen Gäste und drückte seine Freude aus, schicke 1 Umstandskleidung St. Jo ; hann
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